Kapitel 25

Den kompletten nächsten Tag verbringe ich in meiner Wohnung, Berta sorgt immer dafür, dass ich das wichtigste an Essen bei mir oben habe. Sie weiß einfach immer, was gemacht oder gesagt werden muss. Das sind Instinkte und ein Feingefühl, das nur die wenigsten besitzen.

Ich habe versucht ein paar neue Entwürfe zu skizzieren und es hat zum Glück auch ganz gut funktioniert. Allerdings nur wenn ich mich auf Drake konzentriert habe und alles andere ausblende. Ich habe einiges an Sport gemacht und die Musik den ganzen Tag laut laufen gehabt um das Geklopfe oder die Stimmen der anderen zu ignorieren.

Ich war so lange nur allein in dem Haus, dass mir die Geräusche vollkommen fremd und irritierend sind. Die Putzfrau ist immer so leise und eh immer den ganzen Tag hier, das ihre Existenz mir kaum auffällt.

Mein Handy habe ich fast den ganzen Tag ausgeschaltet gelassen, um mich zu konzentrieren. Und ich merke sofort, wie gut mir das tut. Die ersten Stunden war es schwer, ich habe immer wieder zum Handy gegriffen, aber bin standhaft geblieben.

Es ist jetzt gleich neun und ich werde mich raus schleichen, um spazieren zu gehen. Unbewusst hoffe ich irgendwie auf Drake zu treffen, so unwahrscheinlich es auch sein mag. Ich hoffe trotzdem.

Eine halbe Stunde später trage ich einen weißen Jeansrock und ein hellblaues kurzes Top. Auf dem Balkon habe ich mein Outfit getestet und da es ein ziemlich lauer Abend ist, wird es ohne Jacke gehen.

Vorsichtig und leise öffne ich die Tür, verschließe sie hinter mir und schleiche die Treppe direkt neben mir runter. Ich höre Stimmen aus dem Wohnzimmer und bewege mich schnell weiter. Die Haustür lasse ich ins Schloss fallen und gehe dann direkt über das Grundstück zum Strand runter. Auf mein Handy konnte ich dann doch nicht verzichten, und jetzt schalte ich es auch wieder an. Ich habe schließlich den ganzen Tag durchgehalten, da habe ich es mir verdient.

Chloe und Amber haben mir geschrieben, Drake aber nicht. Und obwohl ich versucht habe mich auf diese Möglichkeit einzustellen, verletzt es mich. Wahrscheinlich war das auch der eigentliche Grund dafür, dass ich mein Handy nicht an geschaltet habe. Mein Finger schwebt über den Anruf Button, während ich mich im Sand nieder lasse und die Beine ausstrecke.

Aber was kann es schon schaden? Nichts eigentlich. Oder etwa doch? Ich will ihm ja nicht hinter her rennen oder ihn nerven. Dann verliert er bestimmt das Interesse an mir und das darf ich nicht zulassen. Andrerseits hat er mich ja gestern angerufen und er will ja auch nicht immer den ersten Schritt machen.

Also ja. Ich rufe ihn an.

Es klingelt nur zwei mal und dann höre ich ihn. "Hallo?" Er klingt stumpf und irgendwie unfreundlich und ich alle tief durch. "Hey. Sorry, ich bins. Ähm.. Ich wollte nicht stören."

"Hey." Und schon hat er wieder seine normale Stimme, zärtlich und liebevoll und überhaupt nicht mehr abweisend. Ich höre, wie eine Tür geschlossen wird. "Ich wollte dich auch schon anrufen." Und schon weiß ich, dass es die richtige Entscheidung war.

"Wieso hast du nicht?" Frage ich neugierig und er verstummt einen Moment.
"Ich habe Besuch." Antwortet er schließlich und ich höre wieder eine gewisse Entfernung zwischen uns. Deshalb gehe ich nicht näher darauf ein. "Was hast du den Tag so gemacht?"

"Habe ausgeschlafen und war dann in der Stadt und du?"
"Habe mich in der Wohnung verkrochen und mich gerade erst raus geschlichen." Ich höre sein Grinsen bei meinen Worten.
"Wie ist dein Vater denn so?"

Einerseits freue ich mich, dass er fragt, jedoch rede ich sehr ungern über ihn. Es gab mehrere Vorfälle, bei denen meine private Meinung oder Erlebnisse in den Zeitschriften veröffentlicht wurden, ohne das ich davon wusste oder zugestimmt habe. Deshalb stocke ich einen Moment. Er bemerkt das, bleibt aber ruhig und wartet auf meinen Entschluss.

"Wo bist du?" Fragt er schließlich, als ich mich nicht dazu durchringen kann, etwas zu erzählen.
"Am Strand." Ich schließe genießerisch die Augen und lausche dem  Tosen der Wellen in. Das Meer hatte schon immer diese beruhigende Wirkung auf mich. Seit ich klein bin, liebe ich den Strand und das Wasser.

"Schick mir deinen Standort. Ich komme zu dir." Sofort macht mein Herz einen Hüpfer und ein breites Lächeln legt sich auf meine Lippen.
"Sehr gerne." Antworte ich und folge seinem Vorschlag.
"Ich brauche fünfzehn Minuten." Seine ausdrucksstarke, dunkle Stimme entfacht eine Gänsehaut auf meinen Armen.

"Bis gleich."
"Bis gleich Süße." Wie ein Volldepp lächle ich der untergehenden Sonne zu und lasse meinen Oberkörper in den Sand sinken. Ich summe eine Melodie und schließe die Augen.

💠💠💠

"Hallo Baby." Flüstert eine warme, angenehme Stimme in mein Ohr und ich öffne blinzelnd die Augen.
"Hallo mein Hübscher." Wispere ich, während er sich neben mir nieder lässt und ich mich an ihn kuschle.
"Wo ist mein Begrüßungskuss?" Gespielt schmollend schiebt er eine Unterlippe vor und ich betrachte sein makelloses Gesicht.

Keine Falte, kein Fleck. Alles ist da, wo es sein sollte. Er ist wirklich extrem hübsch. Er trägt eine helle Jeans, ein dunkles Shirt und eine Lederjacke, die ihm außerordentlich gut steht. Ich streiche über seine Arme und bleibe an einem Fleck an seinem Hals hängen. Ruckartig erstarre ich und gehe auf Abstand.

Er wirft mir einen merkwürdigen Blick zu und zieht fragend eine Augenbraue hoch. "Wer ist nochmal dein Besuch?" Meine Stimme ist abgekühlt und ich rutsche so von ihm weg, dass wir keinen Körperkontakt mehr haben.

"Was ist los?" Er klingt besorgt und mustert mich nachdenklich, aber er antwortet mir nicht auf meine Frage.
"Du hast da was." Ich deute auf seinen Hals und bemerke gleichzeitig, dass er es nicht sehen kann. Ich zücke mein Handy und schieße ein Foto, dass ich ihm dann anklagen vor halte.

Seine Mundwinkel zucken amüsiert und meine Miene wird immer finsterer. Er nimmt mich nicht ernst. Es ist ihm echt egal. Wütend will ich mich aufrichten, doch er hält mich fest. "Babe, du warst das."
"Bitte was?" Empört steigt meine Stimme einige Oktaven höher. "Als ob." Schnaube ich verächtlich und wende mein Gesicht von ihm weg.

Er greift nach meinem Kinn und dirigiert mich so, dass ich ihm in die Augen schauen muss. "Abi, glaub mir. Das ist ein sehr süßes Andenken von dir." Den letzten Teil betont er nochmal besonders und irgendwie glaube ich ihm. Beschämt will ich mich wieder von ihm entfernen, aber er zieht mich an sich.

"Kein Grund sich zu schämen." Ich schaue vorsichtig hoch und was sehe ich? Der Mistkerl grinst.

Gute Nacht ihr Süßen 💖

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