Kapitel 23
Als ich mit den Augen blinzle und beginne die unbekannte Umgebung wahr zu nehmen, bemerke ich sofort das ungewohnte Gewicht auf meinem Bein und meiner Taille. Die Vorhänge sind geschlossen und ich betrachte im Dämmerlicht meine Hand. Sie sieht groß. Zu groß. Man, was für komische Komplexe habe ich eigentlich?
Ich strecke mich und schiebe meine Hand nach oben, dabei fällt mir auf, dass das nicht meine Hand ist. Erschrocken zucke ich zusammen und gebe dann ein amüsiertes Lachen von mir. Gott, bist du dumm. Und hallo Restalkohol.
Drake hat seinen Arm um mich gelegt und meine Hand war mit seiner verknotet. Sein Bein liegt auf meinem und sein Oberschenkel befindet sich nur wenige Zentimeter von meiner überaus empfindlichen Mitte entfernt. Ohne mich zu bewegen, spüre ich schon die Nachwirkungen von letzter Nacht. Es war so gut und noch viel mehr als das, es war einfach atemberaubend.
Ich bin in seinen Armen eingeschlafen und kuschle mich jetzt noch ein Stück näher an seine Brust. Vorsichtig schiebe ich meine Hand wieder in seine und schließe genießerisch die Augen. Ich habe seit Wochen nicht mehr so ruhig geschlafen und mich beim Aufwachen noch nie so gut gefühlt, wie heute.
Zärtlich streiche ich mit einer Fingerspitze über seinen Arm. Er trägt kein Shirt, weil ich es habe und nur eine von diesen schwarzen, engen, unverschämt heißen Boxershorts. Ich spüre seinen Atem in meinem Nacken und seine Brust an meinem Rücken.
So viel Nähe und Intimität, die Verbindung, die gestern zwischen uns entstanden ist, verfestigt sich mit jeder Sekunde. Und das macht mich unfassbar glücklich.
"Guten Morgen meine Süße." Seine Morgenstimme hört sich noch viel besser an als in meinen Erwartungen. Rau, dunkel und einfach nur männlich. Er zieht mich noch näher an sich ran und streicht über meine Seite.
"Guten Morgen." Ich lächle selig vor mich hin und schmiege mich an ihn.
"Wie trinkst du deinen Kaffee?" Er haucht kleine Küsse auf meinen Nacken und meinen Hinterkopf und ich seufze wohlig.
"Milch und Zucker." Sage ich, drehe mich zum ihm um, streiche ihm eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr und betrachte seine geschwollenen Lippen. Unwillkürlich presse ich mich an ihn und streiche sanft über seinen Rücken.
"Wie fühlst du dich?" Fragt er vorsichtig und ich bilde mir ein, einen merkwürdigen Unterton in seiner Stimme zu hören. Zweifel? Angst?
"Sehr gut." Ich werde leicht rot und streiche ihm durch das, zu allen Seiten abstehende, Haar. "Vielleicht etwas empfindlich." Füge ich noch hinzu und vergrabe mein Gesicht an seiner Schulter. Ich spüre sein Lächeln an meinem Kopf.
"Und du?"
"Es geht mir besser als es sollte. Wenn ich ehrlich bin, ging es mir Monate nicht mehr so gut wie jetzt." Er seufzt und irgendwie habe ich das Gefühl, dass das nichts Gutes bedeutet. Er steht auf und drückt mir vorher noch einen sanften Kuss auf den Mund. "Kuschel dich nochmal ein, ich hole Kaffee."
Keine zehn Minuten ist er wieder da und reicht mir einen Becher. Ich lächle ihm dankbar zu, setze mich auf und lehne mich an die Wand. Er lässt sich auf die Bettkante nieder und schaukelt seinen Kaffee hin und her.
Jetzt wird es also unangenehm. So fühlt sich das an, dieser Moment, wenn du merkst, dass du unerwünscht bist. Ich sollte gehen.
Ich rapple mich auf und klettere an ihm vorbei aus dem Bett.
"Was machst du?" Fragt er vorsichtig und greift nach meinem Oberschenkel. Er zieht mich an sich ran und legt seinen Kopf an meinen Bauch. "Baby." Er klingt verzweifelt, seine Stimme ist leise und irgendwie resigniert.
"Was ist denn los?" Ich streiche über seine Haare und versuche gleichzeitig ruhig zu bleiben und nicht auszurasten. Trotzdem breitet sich die Panik sofort in mir aus. "Habe ich was falsch gemacht?" Wispere ich leise und beiße mir auf die zitternde Unterlippe. Woher kommt plötzlich diese Unsicherheit? Erschrocken schiebt er mich ein Stück weg, steht auf und legt seine Hände auf meine Wange.
"Baby, du hast überhaupt nichts falsch gemacht. Es ist.. schwierig zu erklären." Seine Stimme klingt brüchig und ich streiche beruhigend über seinen Nacken.
"Du musst mir nichts erklären." Erwidere ich leise und er streicht zärtlich über meine Lippen. "Soll ich gehen?" Ich wende den Blick ab und schaue gedankenverloren auf das Bett.
Das war die beste Nacht meines Lebens, sogar noch besser als die auf meiner Party. Aber ich werde mich nicht, wie ein kleines Mädchen an ihn klammern und um seine Aufmerksamkeit buhlen.
"Ich möchte nicht, dass du gehst." Doch seine Stimme verhindert, dass ich lächle. Sie klingt nach einem 'Aber' und da kommt es auch schon.
"Aber es ist schon vier Uhr und ich bekomme noch Besuch."
"Es ist vier Uhr?" Frage ich entsetzt und ignoriere schmerzlich den anderen Teil seines Satzes. Bekommt er Damenbesuch? Hat er doch eine Freundin? Wir haben nie genau darüber geredet.
Er brummt zustimmend und ich lege meine Lippen nochmal auf seine. Einfach nur, weil ich nicht anders kann. Sie sind so weich und er küsst mich so hingebungsvoll, dass mir die Luft weg bleibt. Als wir uns voneinander lösen, starre ich atemlos in seine strahlenden Augen. Mit viel Überwindung löse ich mich aus seinem Arm und ziehe mir meinen Rock an. Die Strumpfhose ist zerrissen, ich werfe sie in den Müll und mein Top knülle ich zusammen und stecke es in meine Tasche.
Ich finde meinen BH am Fenster und ziehe ihn an.
"Hier." Er reicht mir einen Pulli und ich starre ihn verwirrt an.
"Ich habe doch schon dein Shirt an."
"Es ist kalt draußen." Er zuckt mit den Schultern und stülpt mir den Pullover über den Kopf. Wann braucht man in Malibu einen Pullover? Ich kichere und meine Haare sind noch mehr durcheinander als davor. Nervös streiche ich sie runter und rieche an seinem Oberteil. Es riecht nach Waschmittel, aber ein kleines bisschen auch nach ihm. Er schaut mich irritiert an und ich grinse nur beschämt. Das kann doch nicht sein, das er mich gerade dabei erwischt hat, wie ich an seinem Pulli schnüffle? Muss er so aufmerksam sein?
"Ich gehe jetzt." Ich lege mir die Umhängetasche auf die Schulter und drehe mich nochmal zu ihm um.
"Komm her." Er breitet seine Arme aus, ich schmiege mich an seine Brust und atme ihn nochmal tief ein.
"Bis dann." Ich drücke ihm einen Kuss auf den Mund und gehe dann ohne mich umzudrehen.
Und das schlimmste ist, es fühlt sich dumm an ihn zu verlassen. Es fühlt sich richtig scheißen an. Und falsch. Aber ich habe keine Wahl.
💠💠💠
Am Abend laufe ich mit Chloe durch die Stadt und erzähle ihr von Drake. Ich trage ein pinkes Etuikleid von Prada und einen weißen breiten Gürtel. Ich habe so gute Laune, wie lange nicht mehr und deshalb stört es mich auch nicht, dass Chloe mal wieder die ganze Zeit abwesend ist und mir überhaupt nicht richtig zuhört.
"Ich finde Leo scheiße." Provoziere ich sie, aber sie macht nur "Mhm" und schaut weiter auf ihren Bildschirm. Obwohl ich mir vorgenommen habe, nicht sofort aufs Handy zu gucken, weil ich nicht enttäuscht sein will, wenn er mir nicht geschrieben hat, kann ich mich nicht länger zurück halten und schaue nach.
Erleichtert atme ich auf, als ich tatsächlich eine SMS bekommen habe. Und in dem Moment weiß ich einfach ganz genau, dass Drake hinter den SMS steckt. Es passt ebend alles. Er denkt an mich, schreit mein innerer Teenie und ich muss einfach lächeln.
You're the best thing ever happen to me.
Aus welchem Lied hast du das geklaut?
Antworte ich, obwohl es mir im Prinzip egal ist. Hauptsache er schreibt mir. Mein Handy vibriert nochmal, aber diese Nachricht ist nicht von Drake und plötzlich sieht die Welt um mich herum nicht mehr so bunt und fröhlich aus.
Habt ihr ne Idee was als nächstes passiert?
Wünsche euch ein schönes Wochenende 💖
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