Kapitel 20
Wir schlendern durch das Einkaufszentrum, er hat meinen Milchskake in der Hand, weil ich noch gerne einen Kaffee haben wollte und er ihn austrinkt. Seine Miene ist immer noch ziemlich verschlossen und er redet nur, wenn ich ihn was frage und auch dann, antwortet er nur einsilbig.
"Wenn du keine Lust hast, hier zu sein, warum gehst du dann nicht?" Ich werde langsam wütend, doch er ignoriert meine Aussage und schaut weiter sturr geradeaus. Man, das nervt. Wieso kann er nicht einfach sagen, was er hat?
Ich nehme seinen Arm und stelle mich direkt vor ihn. "Eric?" Mir ist in dem Moment überhaupt nicht bewusst, wie nah wir uns gerade stehen. Ich schaue ihm in die Augen und versuche herauszufinden, was passiert ist.
Ich öffne den Mund, um ihn nochmal zu fragen und er bedenkt mich mit einem nachdenklichen Blick. Für einen kurzen Moment wirkt er verletzlich. Doch genau in dem Moment wird Eric gewaltsam von mir weg gerissen.
"Hi Kumpel." Von der Vertrautheit von eben ist nichts mehr zu sehen. Er grinst auf seine typische Weise, die ihn mir sofort unattraktiver macht.
Ich drehe mich, zu der Person um, die ihn weg gestoßen hat und höre auf zu atmen als ich ihn sehe. Drake würdigt mich keines Blickes, er ist auf Eric fixiert und an seiner Stirn hat sich eine zornige Falte gebildet. Der Kloß in meinem Hals wird immer größer und ich schlucke um ihn los zu werden. Eric grinst Drake auffordernd an und dieser ballt seine Hände zornig zu Fäusten.
Als wenn er sich prügeln will. Wieso muss er ihn immer so provozieren?
"Was ist hier los?" Frage ich und bemerke sofort, das Zittern in meiner Stimme. Endlich schaut Drake mich an und ich erschaudere als ich die brodelnde Wut in seinen Augen sehe. Es kann ihn nicht vollkommen kalt lassen, wenn er so ausrastet.
"Ja genau, sag es ihr." Drakes Hand deutet auf mich und Eric verlagert sein Gewicht von einem Bein aufs andere. Obwohl seine Miene verschlossen wirkt, ist er total unruhig. Als hätte er vor etwas Angst.
Ich gehe einen Schritt auf Eric zu. "Was ist hier los?" Momentan ist er mir vertrauter als Drake und allein die Tatsache, dass es weh tut, Drake zu sehen, obwohl ich mir die letzten Tage nichts sehnlicher gewünscht habe, versetzt meinem Herz kleine Stiche.
"Abi." Eric streckt die Hand nach mir aus, doch ich weiche zurück. "Ich wollte das nicht.." Sein Ton wird weicher und meine Miene härter. Was wollte er nicht? Was hat er getan?
Ein paar neugierige Menschen sind stehen geblieben und begaffen uns auffällig. Ein kleines Mädchen zieht an der Jacke von ihrer Mutter. "Mama, da ist Estelle!" Die Mutter folgt der ausgestreckten Hand und ihr Blick landet auf mir.
Ich lächle der Kleine kurz zu, drehe mich dann auf dem Absatz um und verlasse mit großen Schritten das Kaufhaus. Ich höre noch, wie jemand fragt, ob ich die Tochter von DEM Michael Dixon wäre. Ich schreibe Collin und warte an einer Ecke auf ihn.
Wer hätte gedacht, dass das Spielen einer Rolle in einer Kindersendung noch zehn Jahre später Auswirkungen auf mich hat? Mein Vater hat anfänglich alles daran gesetzt, damit ich in seine Fußstapfen trete. Während andere im Sommerurlaub waren und im Sand gespielt haben, war ich in stickigen, kleinen Räumen und habe gewartet, bis ich mit dem Vorsprechen dran war. Mehrere Jahre habe ich es nicht geschafft mich durchzusetzen. Erst als ich Amber und Chloe kennen gelernt habe, fand ich endlich den Mut um Nein zu sagen.
Es war nie mein Traum Schauspielerin zu werden, ich habe es nie gerne gemacht. Ich habe es getan, weil er es sich gewünscht hat und ich ihn zufrieden stellen wollte. Eine gute Sache hatte das Ganze jedoch ich war damals sogar halbwegs erfolgreich und das Geld wurde auf einem extra Konto angelegt, auf das nur ich Zugriff habe. Es ist mein Notgroschen.
Ich steige in die Limousine und in dem Moment, wo sie losfahren will, öffnet sich die Tür und Drake setzt sich neben mich. Sprachlos betrachte ich seine Silhouette und gebe Collins Bescheid, dass er trotzdem fahren soll.
Ich will wissen, was er hier macht! Ernsthaft, was ist mit den Kerlen los? Er muss es mir erklären und ich werde nicht den ersten Schritt machen. Auf keinen Fall.
Desto näher wir unserem Anwesen kommen, desto finsterer wird meine Miene. Als wir ankommen, reiße ich die Autotür auf und knalle sie geräuschvoll wieder zu.
"Bringen Sie ihn dahin, wo immer er hin will." Sage ich zu Collin und steuere auf die Eingangtür zu. Ich bin wütend und frustriert und das ist mir gerade einfach alles zu viel.
Ich nehme die Schritte hinter mir wahr und gehe noch schneller.
"Abi." Er greift meinen Arm, doch ich reiße mich sofort los. Nicht weinen. Nicht weinen! Rede ich mir ein und versuche mit aller Macht die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken.
"Was Drake?" Schreie ich und verschränke die Arme vor der Brust. "Was soll das alles?" Irgendwie hat er es geschafft meinen Panzer zu knacken, und das obwohl es gerade bei ihm wichtig gewesen wäre, ihn aufrecht zu erhalten. Ich hatte nie Probleme damit, Menschen aus meinem Leben auszuschließen. Also warum fällt mir das bei ihm so schwer?
Er hat mir viel mehr Gründe geliefert als andere und trotzdem klammere ich mich an die Hoffnung, dass er mich mag. So dumm kann man doch eigentlich nicht sein.
"Abi." Seine Wut ist verraucht und sein Blick betrachtet mich aufmerksam. Man könnte sagen zärtlich, aber dazu ist er vermutlich überhaupt nicht fähig.
"Ich wollte mich entschuldigen." Er räuspert sich und wendet den Blick ab. Seine Stimme ist belegt und ich höre, wie viel Überwindung ihn diese Worte kosten.
"Wofür?" Ich recke trotzig das Kinn und klopfe ungeduldig mit meinen Fingern auf meinen Arm. In meinem Kopf sehe ich immer wieder das Bild von ihm und der Tussi.
"Für das, was auf der Party war." Ich tue weiter verständnislos und zucke die Schultern. "Ich bin nicht mit zu ihr gegangen." Seine blauen Augen scheinen matt und sein Blick ist resigniert. "Ich wollte nur, dass du das weißt."
Ich kann die Erleichterung, die mich durchströmt nicht ignorieren und atme erleichtert aus. Erschrocken wende ich den Blick ab. Es sollte mich nicht freuen! Und er muss das erst recht nicht wissen.
"Wie kommst du darauf, dass mich das interessiert?" Ich hebe spöttisch die Augenbrauen und hasse mich gerade selbst für mein Verhalten. Aber ich kann nicht zulassen, dass er mir weh tut. Nicht noch einmal. Sein Blick liegt eindringlich auf mir, auf meinen zitternden Händen, die ich in meine Arme grabe, auf meine hohen Schuhe in denen ich unruhig hin und her rutsche und auf meinen Lippen mit dem hellroten MAC Lippenstift.
Er zieht mich in seine Arme, und ich ergebe mich nach kurzem, nicht ernst gemeinten Widerstand. Ich lasse die Berührung zu, genieße seinen heißen Atem auf meiner Haut, seinen vertrauten Duft eines exklusiven Herren Parfums und seine starken Arme, die um mich geschlungen sind.
Doch dann ist der Moment vorbei und die Realität bricht über uns herein. "Du solltest jetzt gehen." Ich schiebe ihn von mir weg, hebe die Tüte auf, drehe mich um und schließe die Tür hinter mir. Ich atme zitternd aus und lasse mich an der Tür herab sinken.
Während ich versuche meinen Atem unter Kontrolle zu kriegen, vibriert mein Handy. Ich brauche mehrere Versuche um die Clutch zu öffnen und die Nachricht zu lesen.
All we need is time
Er ist es. Er muss es einfach sein.
Während die eine Hälfte hofft, dass ich Drake nicht egal bin, redet die andere mit das genaue Gegenteil ein. Woher soll ich es wissen? Frustriert stöhne ich auf und lege meinen Kopf an die Tür.
Was macht ihr Vatertag? ❤ ich grille mit einer Freundin bei mir Zuhause und wir machen Cocktails 😍
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