Epilog
"Engel, wach auf," Sein warmer Atem kitzelt an meiner Wange und ich drehe mich schnell weg, um ihm zu entkommen. Aber er lässt nicht locker. Er schmunzelt an meinem Hals, während ich mich ergeben an ihn kuschle. "Weißt du, was heute für ein Tag ist?"
Für einen Moment halte ich geschockt inne, aber dann atme ich erleichert auf und schlängle meinen Arm unter ihm durch, um ihn richtig umarmen zu können. "Heute ist unser Tag." Flüstere ich ehrfürchtig und Drake nickt. "Weißt du, was ich dir schon immer erzählen wollte?" Frage ich leise und streiche durch seine dunklen Strähnen. Sie sind nur ein bisschen länger als damals zu unserer Hochzeit.
"Was denn?" Er schiebt mich ein kleines Stück weg, um mir in die Augen sehen zu können und wie schon so oft, haut mich dieses intensive smaragdgrün einfach um. "Babe," er ruckelt ungeduldig an meinem Arm und ich lächle ihn an.
"Berta hat mal zu mir gesagt, dass es mutig ist, dich zu lieben, dabei war es schlicht unumgänglich. Ich hatte keine andere Wahl. Die Liebe zu dir ist ein Teil von mir, so war es vom ersten Augenblick." Er streicht mir zärtlich über die Wange, dann grinst er kopfschüttelnd.
"Du hättest es mir aber einfacher machen können. Du hast mich schließlich abgewiesen, als ich dich nach einem Date gefragt habe!" Protestiert er und schiebt seinen Oberkörper bedrohlich über meinen.
Ich kichere nur und lege meine Hände auf seine Brust. "Als hätte dich das gekränkt, dein Ego war viel zu groß dafür!" Er lacht schulterzuckend und seine entzückenden rosa Lippen legen sich für einen köstlichen Moment auf meinen.
"Das stimmt so nicht ganz. Ich war ziemlich verzweifelt." Wirft er zähneknirschend ein und ich pruste los. "Stimmt, du hast angefagen mich zu stalken, das war echt beunruhigend. Und widersprich mir jetzt blos nicht, du hast mir vor Toiletten aufgelauert. Und im Flur!" Triumphierend setze ich meine Fingerspitze auf seine Nase.
"Es hat ja schlussendlich funktioniert." Gluckst er und verteilt dann ein paar Küsse auf meinem Gesicht. "Ich habe so sehr gehofft, dass du nicht eins dieser Mädchen bist, die sich andauernd verlieben. Und ich hatte Glück." Ich lächle ihn an und er beißt nun nachdenklich auf seiner Unterlippe herum. "Wo wir gerade bei Dingen sind, die wir uns schon lange sagen wollten. Damals im Flur in der Uni, wo ich dich, ohne Absicht versteht sich," er zwinkert mir zu," umgerannt habe und du auf dem Hintern gelandet bist, habe ich deinen Kaffee in meiner Tasche verschwinden lassen."
Einen Moment lasse ich die Szene in meinem Kopf Revue passieren, dann stürze ich mich kreischend auf ihn. Er wirbelt mich umher und ich liege schließlich auf ihm und versuche ihn dabei mit meinem Gewicht zu zerquetschen, was er natürlich nicht einmal bemerkt.
"Was hätte ich sonst machen sollen?" Versucht er sich zu verteidigen, obwohl jegliche Ausreden defitniv inakzeptabel sind. "Ich konnte dich doch nicht auf einen Kaffee einladen, wenn du einen in der Hand hast. Wie blöd wäre das denn?"
"Achso. Mich umrennen und mir den Kaffee zu klauen war also die einzig logische Lösung?" Frage ich spitz und er nickt mit ernster Miene und zusammen gepressten Lippen. "Jep." "Wollen wir mal schauen, wie sehr du das gleich bereuen wirst." Wispere ich in sein Ohr, dann brülle ich "T-Rex fass!"
Unser süßer Schatz kommt in atemberaubendem Tempo die Treppe hochgejagt und da Türklinken für ihn auch kein Problem sind, denn er geht mir fast bis zur Hüfte, steht er nur wenige Sekunden später neben dem Bett. "Komm her mein Junge." Er fiebt während Drake ihn krault und ich versuche ihn böse zu muster, nur misslingt mir das total.
Seine riesigen Pfoten hätten uns eine Warnung sein sollen, aber jetzt haben wir einen einfach einen ziemloich große, tollpatschigen und sanften Hund, der dem Tyrannosaurus Rex von der Größe her garnicht mehr unähnlich ist. Entweder haben die im Tierheim sich bei der Namensgebung einen Scherz erlaubt oder sie wussten etwas, was wir damals nicht wussten.
T-Rex schnüffelt zärtlich an meinem Bauch, der unter meine Shirt heraus guckt und ich schüttle nur fasziniert den Kopf. Letzte Nacht war seit langem mal wieder richtig erholsam und Drake und ich haben die gemeinsame Zeit sehr gut investiert. Schmunzelnd werfe ich ihm einen kurzen Seitenblick zu, was der Mistkerl natürlich sofort bemerkt.
"Ich liebe es, dass du immer noch rot wirst, wenn du an schmutzige Sachen denkst. Auch wenn der Einzige, der das mitkriegt unser Hund und unser ungeborenes Baby sind." "Pah, denk bloß nicht, ich habe vergessen, was du gestern zu Chloe und Amber gesagt hast!" Er versucht schuldbewusst drein zu schauen, grinst dabei aber trotzdem.
"Hast du inzwischen eigentlich eine Idee?" Fragt er, und hält mich damit zielsicher davon ab, mir eine Strafe für ihn auszudenken. Nachdenklich kraule ich T-Rex hinter seinem Ohr. Er hat seinen Kopf auf dem Bett abgelegt und das obwohl es so hoch ist, das ich rauf klettern muss.
"Ich kann dir aufjedenfall helfen, was ist mit Kyle, Jason oder Philipp?" Wirft Drake ein und muss anscheinend schon von meinem wütenden Gesichtsausdruck anfangen zu lachen. Er hebt abwehrend die Hände. "War nur Spaß," japst er. "Das sind scheiß Badboy Namen," sagen wir ihm Chor und ich knuffe ihn fest in die Seite. "Du Arsch," fluche ich leise und krabble dann vom Bett runter.
"Bleib liegen, Süße. Ich hole uns Frühstück rauf. Das gehört sich schließlich so am zweiten Hochzeitstag oder?" Ich nicke demonstrativ und lehne mich ans Kopfende. Dann streiche ich behutsam über die kleine Kugel unter meinem Shirt und lächle Drake zu als er sich am Türrahmen umdreht und mich mit einem glückseligen Ausdruck bedenkt.
T-Rex schummelt sich Zentimeter für Zentimeter mehr aufs Bett. Gerade waren es nur der Kopf, jetzt sind es Kopf und Vorderpfoten und ich schwöre sobald ich eine Sekunde nicht hinschaue, biegt sich die Matratze weiter unter seinem Gewicht.
Und ich hatte Recht. Nur kurze Zeit später streichle ich mit einer Hand ihn und mit der anderen meinen Bauch, während er seinen Kopf auf meinem Oberschenkel liegen hat. Als er aufspringt und mit einem federleichten Sprung auf dem Fußboden landet und ich wenige Augenblicke später Schritte auf der Treppe höre, flüstere ich ihm schnell ein "gut gemacht" zu.
Dann ist die beruhigende Stille plötzlich mit einer unglaublich schrillen Kreischen gefüllt. Gerade als ich mich aufrappeln will, verstummt es und ich höre Drakes Stimme im Nebenzimmer.
"Guten Morgen Prinzessin, Mama und Papa sind schon wach. Und sie haben dich nicht vergessen. Aber gut, dass du uns erinnert hast." Sie gibt ein begeistertes Giggeln von sich, wahrscheinlich hebt Drake sie gerade im Flugzeug Modus aus ihrem Bettchen und dann seufzt sie zufrieden als Drake sie im Arm hat.
"Schau mal, Leni, Mama und T-Rex sind auch schon wach." Sie strahlt und streckt ihre kleinen, speckigen Ärmchen in meine Richtung. Sie schmiegt sich an mich und ich küsse sie zärtlich auf ihr leicht behaartes Köpfchen. "Guck mal Leni, jetzt ist für uns alle Essenszeit. Mama und Papa essen und du auch." Wie aufs Stichwort fängt sie an ungeduldig ihren Kopf an meiner Brust hin und her zu schieben.
Als ich sie anlege und sie beginnt zu trinken, holt Drake unser Frühstück, dass er ebend im Flur stehen gelassen hat und gesellt sich dann wieder zu uns. Drake schmunzelt und reicht mir meinen Tee, den ich leicht grummelig annehme. Berta hat es doch noch geschafft mich auf Koffein Entzug zu setzten, oder eher Drake. Wie mann es nimmt.
"Wenn jemand mir vor zwei einhalb Jahren gesagt hätte, dass ich heute mit meiner schwangeren Frau und einem Baby im Bett sitze, hätte ich laut gelacht. Aber jetzt könnte ich mir nichts Schöneres vorstellen." Er lächelt mich zärtlich an und ich kann nur daran denken, wie glücklich mich dieser Mann macht.
Ich nicke besonnen, denn ich kann ihm nur zustimmen und lehne mich für einen Kuss leicht nach vorne. "Ich auch nicht. Und um zu deiner Frage zurück zu kehren, ich glaube, ich habe einen Namen. Lio."
Drake strahlt und obwohl er noch kurz darüber nachdenkt, weiß er genau, dass das der richtige Name für unseren Sohn sein wird. "Ich liebe dich."
"Ich liebe dich auch."
Manche Dinge kommen nicht erst, wenn man bereit für sie ist oder wenn man sie sich wünscht. Sie kommen ungeplant, zu früh, zu plötzlich und trotzdem können sie das Beste sein, was dir im Leben jemals widerfahren wird. Man denkt es gibt keinen perfekten Zeitpunkt und im Nachhinein fällt einem dann auf, dass es genau so war. Perfekt.
Unwillkürlich schießen mir die Worte, durch den Kopf, die ich in einem Buch gelesen habe.
Oh continue to love me, never misjudge the most faithful heart of you beloved.
Ever thine
Ever mine
Ever ours- Ludwig van Bethoven
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