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„Und das ist okay für dich?"

„Ja." – müde lehnte Jungkook sich an die Sofalehne. Das Entspannen und Erholen, was Jihun vermutlich gemeint hatte, unterschied sich sehr von Namjoons Erholen.

Dieser hatte nämlich seinen Vater aus dem Bett geschmissen und dafür gesorgt, dass der Schwarzhaarige nun eine nächtliche Therapiestunde bekam. Die Rechtfertigung vom Silberhaarigen war die, dass es sowohl für ihn als auf für Yoongi von Vorteil wäre, wenn er seine Probleme und Sorgen teils aus der Welt schaffen könnte. Doch aktuell wusste der Teenager nicht wirklich, was sein bester Freund damit gemeint haben sollte.

„Und was ist aus dem Plan geworden?"

Gerade als der Teenager verwirrt nachfragen wollte, fiel es ihm wieder ein. – „Wurde nichts. Aber Yoongi kam auf seine Kosten." – sich daran erinnernd, wie befriedigt der Jüngste danach war, war Jungkook eigentlich recht zufrieden, doch würde es wahrscheinlich nicht auf ewig so befriedigend sein. Irgendwann wollte man immer mehr.

„Und wie fandest du es?"

„Das ist absolut nicht das, was ich mit ihnen besprechen will." – abwehrend verzog er das Gesicht. Er wollte das Erlebnis und wie er und der Kleinere sich bei dem Fingern gefühlt hatten, nicht teilen. Es war eine Sache, ein Erlebnis, das nur ihnen gehörte. Es war viel zu viel Wert, als dass er es teilen wollte.

„Sondern?" – interessiert beugte sich der Erwachsene nach vorne.

„Naja, wie es aussieht, brauch ich sie nicht mehr." – vollkommen überzeugt, nickte Jungkook sich selbst zu.

„Wie darf ich das verstehen? Hattest du mit ihm Sex."

„Nein, aber sie sind nicht weiter von Nöten. Ich liebe Yoongi und wenn er jetzt Yoonji bleibt, dann ist das so. Auch Schwule können sich in Frauen verlieben und ich denke, ich werde es ohne sie schaffen, mit ihr zu schlafen. Und wenn ich Bottom sein muss und wir ein Stap-on-Dildo nutzen, ist das so. Aber ich muss mit ihnen nicht mein Liebesleben thematisieren. Am Ende mache ich was kaputt, was so vollkommen okay ist."

„Woher kommt der Sinneswandel. Du sahst es doch immer als Problem, dass du vielleicht niemals mit ihr Sex haben kannst?" – die Sorge, dass der Teenager alles überstürzte bildete sich so langsam in dem Psychiater.

„Namjoon hat einfach zu viel Zeit mit ihnen verbracht. Er therapiert eine schon fast, zumindest sind die Ratschläge fast besser als ihre. Wie dem auch sei. Ich habe gegoogelt und es haben mir Menschen gesagt, dass ich trotz schwul sein, ein Mädchen lieben kann und das Beziehungen auch ohne Sex funktionieren. Vielleicht finden Yoongi und ich auch eine andere Lösung. Aber ich will nichts erzwingen. Und auch nichts überanalysieren wegen ihnen. Ich glaube, das tut jetzt nicht mehr gut. Am Anfang war es ganz hilfreich wegen der Frauen. Doch jetzt will ich mit meinem Partner gemeinsam diesen Weg gehen, ohne eine dritte Partei, die mich in unangenehme Situationen bringt und Sachen als Problem auffasst, die ich davor nicht hatte. Yoongi wird selbst in Therapie gehen und ich werde für ihn da sein. Und was den Sex angeht, da werde ich mit ihm gemeinsam schauen. Erst mal soll er die Operation überstehen und gesund werden." – Jungkook sagte es mit einer solchen Überzeugung, dass dem Mann die Sprache wegblieb. Der Jüngere hatte sich entschieden und er hatte ihn noch nie so gesehen. Der Schwarzhaarige wollte einen Weg gehen und den würde der Arzt ihm nicht verweigern.

„Okay."

„Okay?" – erstaunt blickte er auf. Er hatte mit Gegenargumenten gerechnet, dass er um seine ‚Freiheit' kämpfen müsste.

„Ja, okay." – lächelnd lehnte sich der Erwachsene zurück. – „Ich werde dich nicht aufhalten. Unsere Abmachung war, dass ich dir helfe, du aber jederzeit aufhören kannst. Solltest du aber irgendwann einen Rat brauchen, meine Türen sind offen, als Vater von Namjoon, wie als Psychiater."

„Danke." – noch immer perplex, aber mit einem durch und durch guten Gefühl stand der Teenager auf. Er war sich noch nie so sicher bei einer Entscheidung gewesen und sie fühlte sich auch noch gut an. Wenn er an den Blauhaarigen dachte, dann kribbele es und er wollte ihn nur glücklich sehen und dafür brauchte er keine Hilfe von anderen. Er würde sich nichts in ihre Beziehung reinreden lassen und sich keine Gedanken mehr um Stereotypen machen. Er wollte in seiner Welt leben und er war sich mehr als sicher, dass er es mit dem Jüngsten gemeinsam schaffen würde. Denn gerade jetzt brauchte dieser ihn mehr als je zuvor.

Als er sich noch mal bedanken wollte, klopfte es an der Tür und Namjoon streckte seinen Kopf durch diese, sein Handy in der Hand.

„Jihun hat angerufen. Wir können ins Krankenhaus, Yoongi sollte bald aufwachen."

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<3

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