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Es dauerte nicht lange, bis Doktor Jo in Alltagskleidung durch das Krankenhaus lief und in eben dem Zimmer verschwand, wo der Arzt mit den Eltern bereits drinnen war.

Mit Jungkook und den restlichen Freunden von Yoongi wurde kein Wort gewechselt. Sie saßen da, als wenn sie überhaupt nicht existent wären, was letztendlich dazu führte, dass sich Taehyung und Jimin verabschiedeten. Ersterer schlief schon halb auf dem Pinkhaarigen, der die Last so langsam nicht mehr halten wollte.

„Was glaubt ihr, wie sie entscheiden." – Jin, der inzwischen auf dem Schoß seines festen Freundes saß und sich an dessen Oberkörper kuschelte, genoss die sanften Berührungen auf seinem Kopf.

„Hmm." – Jungkook zuckte nur mit den Schultern. Er hatte nicht im Geringsten die Lust, geschweige denn die Energie, sich damit auseinander zu setzten. Er wollte nur seinen Yoongi zurück, ihn in seinen Armen halten und das alles, was in den letzten Stunden geschehen war, vergessen.

„Wir sollten uns darüber keine Gedanken machen." – Namjoon, der bemerkte, dass sein bester Freund kein Interesse hatte, irgendwie zu reden, gab Jin einen entschuldigenden Kuss auf die Wange, wobei er den Schwarzhaarigen damit nur noch mehr verletzte.

Es zeigte ihm, was er hätte haben können. Er hätte den Blauhaarigen jetzt auch gerne auf dem Schoß, würde mit ihm Kuschel und Küsschen geben. Stattdessen wartete er, dass irgendwelche Erwachsenen über das zukünftige Leben seiner festen Freundin oder festen Freundes entschieden. Aber wie würde er sich entscheiden. Es würde vieles vereinfachen, wenn er ein Junge sein würde, doch der Preis, den er vielleicht dafür zahlen würde, ist viel zu hoch. Er könnte es nicht verantworten, wenn er Yoongi verlor, wegen einer Entscheidung, die er für sich getroffen hatte, damit er es leichter hätte. - „Glaubt ihr, man kann sich als schwuler in eine Frau verlieben?"

Seufzend schloss der Silberhaarige die Augen. Jungkook zerbrach sich also trotz dessen, dass er nicht darüber sprechen wollte, seinen Kopf und das nicht das erste Mal.

„Hast du das nicht schon längst?" – Jin gähnte einmal herzhaft.

„Jin!" – Hoseok schlug dem Braunhaarigen auf den Hinterkopf.

„Kookie." – Namjoon ignorierte die beiden besten Freunde, die sich gegenseitig leicht anfingen zu ärgern. – „Ob du dich nun als Schwul, Pan oder bisexuell outest ändert doch nichts an deinen Gefühlen. Ich mein, manchmal ist das Labeln ja sogar kontraproduktiv. Man kann Gefühle nicht beeinflussen und du hast dich doch trotz, dass er weibliche Geschlechtsorgane besitzt, auf ihn eingelassen. Also, was lässt dich daran zweifeln. Nur weil du dich einmal entschieden hast, heißt das nicht, dass du den ‚Regeln' folgen musst. Es ist dein Leben und du machst deine Regeln. Egal, was andere sagen oder denken. Und wenn du Yoongi liebst, dann ist das so. Ich rate dir nur, dir nicht zu viele Gedanken zu machen. Manchmal muss man es einfach gut sein lassen, so wie es ist akzeptieren. Zu viel Nachdenken macht es manchmal nur kaputt, obwohl das, was du gerade mit der Person hast, alles ist, was du wolltest. Du solltest euch einfach all die Zeit der Welt lassen, das machen, worauf du gerade Lust hast und diese ganzen Sexualitäten sein lassen. Die Liebe hat kein Label."

Gerade als sich der Schwarzhaarige bedanken wollte, wurde er von dem Weißhaarigen unterbrochen, der sein Handy in der Hand hatte. – „Und, wenn es dich so sehr beschäftigt, dann google es. Der erste Eintrag ist eine Geschichte, wo ein Junge sich als schwul outete und eine Frau liebt und heiratet."

„Danke. Ich mache es aber glaube ich lieber wie Joonie sagte." – ein Schluck des Wassers trinkend, da sich so langsam Kopfschmerzen anbahnten, die durch den Desinfektionsmittelgeruch nur verschlimmert wurden, verschluckte er sich anschließend, als drei Männer in Uniform das Krankenhaus betraten.

Die Polizisten steuerten das Zimmer an, wo die Eltern des Blauhaarigen vermutlich noch immer diskutierten und verschwanden ohne Anklopfen hinter der geschlossenen Tür.

„Was glaubt ihr ist passiert." – Jin war wieder derjenige, der mit den Fragen anfing, wobei Hoseok diesmal die Schnauze voll hatte.

„Das werden wir gleich wissen und jetzt sei einmal still."

Lautere Stimmen drangen durch die Tür, jedoch waren die vier zu weit entfernt, um etwas zu hören. Doch lange mussten sie nicht warten, bis die Männer wieder den Raum verließen. Diesmal hatten sie jedoch Frau Min in ihrer Mitte, die an den Oberarmen jeweils von einem der Beamten festgehalten wurde. Der Dritte notierte sich offensichtlich kurz etwas, bevor er seinen Kollegen und der Frau nachlief und sie gemeinsam das Krankenhaus verließ.

Yoongis Mutter machte keinen Aufstand, versuchte sich nicht zu wehren und es sah fast so aus, als ob sie das alles bereits erwartet hätte.

Aufgrund dessen, dass die Freunde der Frau und den Männern noch hinterherblickten, bemerkten sie nicht, dass Jihun wieder vor ihnen stand, der mit einem Räuspern auf sich aufmerksam machte.

„Yoonji bleibt mein Mädchen. Sie werden jetzt tun, was sie können und ein Platz beim Psychiater wird auch organisiert. Ich werde hierbleiben und euch kontaktieren, wenn sich was ändert, aber ihr solltet euch nach Hause begeben und erholen. Besonders du, Jeongguk." – auf den festen Freund seiner Tochter blickend, duldete er eigentlich keinen Widerspruch.

„Aber ich muss bei ihm belieben." – wie ein übergossener Pudel blickte er verloren zum Erwachsenen, der nur den Kopf schüttelte.

„Du hast heute genug durchgemacht. Ich sage euch sofort Bescheid und dann kannst du zu ihr."

Gerade als der Teenager erneut den Kopf schüttelte, erhob Namjoon sich, der Jin zur Seite geschoben hatte. – „Herr Min." – einen Stift und Zettel herauskramend, notierte er seine Nummer. – „Rufen sie mich an. Ich werde Kook mit zu mir nehmen und dafür sorgen, dass er sich etwas entspannt."

„Okay, dann gute Nacht Jungs." – sich auf einen der frei gewordenen Stühle setzend, wo er für die nächsten Stunden warten würde, dass seine Tochter gut durch die Operation kommen würde, sah er den vier Teenagern noch hinter her, die sich langsam auf den Weg nach Hause begaben, wobei der Schwarzhaarige sich nach wie vor sträubte.

Vielleicht hatte Jihun Jungkook doch vollkommen falsch eingeschätzt und er ist doch das Beste, was seinem Kind je hätte passieren können.

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<3

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