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Noch immer lag der metallene Geruch nach Blut in der Nase des Schwarzhaarigen. Es klebte fast schon an ihn. Seine Hände waren wieder sauber und doch roch er das Blut, was vor Stunden noch daran geklebt hatte. Der blutige Handabdruck auf dem Auto Jihuns war ebenfalls verschwunden und doch sah Jungkook diesen jedes Mal, wenn er den Wagen durch die gläserne Tür des Krankenhauses erblickte.

Hinzu kam neben dem Blut der unangenehm stechende Geruch nach Desinfektionsmittel, was ihn des ein oder andere Mal zum Würgen brachte. Die Schwestern im weißen Kittel hatten ihm bereits Wasser gebracht und eine Spuckschüssel stand auch neben dem Jungen, wobei er nicht derjenige war, um den man sich Sorgen machen musste.

Kurz die Augen schließend, da sein Kopf immer mehr zu pochen begann, erblickte er sofort den blutenden Körper des Blauhaarigen, wodurch er schreiend hochschreckte und sich würgend über die Schüssel beugte. Inzwischen kam nur noch Magensäure und etwas Galle nach oben, was einen durchaus widerlichen Geruch verbreitete, den alle Anwesenden außer er selbst rochen.

Für ihn gab es nur den Geruch nach Blut.

„Jungkook." – Hoseok, der neben dem Älteren saß, strich ihm beruhigend über den Rücken, nachdem dieser sich von dem Erbrechen schwer seufzend nach hinten an die Stuhllehne fallen ließ. – „Du solltest echt nach Hause gehen. Dich etwas ausruhen oder so."

Kopfschüttelnd stieß er die Hand vom Weißhaarigen weg. – „Ich warte und wenn es Wochen sind."

„Du machst dich doch nur kaputt."

„Was interessiert es dich." – es lag ihm auf der Zunge, ihm zu sagen, dass es die Schuld seiner Schwester war, dass sie alle hier saßen, doch war er einfach zu schwach, sich zu streiten.

Seufzend beließ der Jüngere es dabei, wobei er die teils besorgten und teils tadelnden Blicke der restlichen Jungen auf sich spürte und irgendwie wurde ihm doch klar, dass er dem Schwarzhaarigen Unrecht getan hatte.

„Ich hole Kaffee. Will sonst noch jemand etwas?" – Jimin hatte sich erhoben. Er fühlte sich deutlich unwohl, zumal er nicht mal etwas dazu beitragen konnte, damit sich die Stimmung irgendwie besserte.

„Ich."

Alle außer Jungkook und Hoseok hoben die Hände, wobei Taehyung auch aufstand. – „Ich komme mit."

Nach wenige Schritten waren die beiden Freunde verschwunden und es blieben nur noch die 4 Freunde sowie die Eltern des Blauhaarigen zurück.

Jihun sah besorgt aus, wobei er den 17 Jährigen auch nicht aus den Augen ließ. Er war zwar nicht überzeugt von ihm und er hatte seiner Tochter viel Schmerzen bereitet und doch war er der Grund, warum es ihr etwas besser ging. Somit hatte er keine andere Wahl, als ihn zu akzeptieren und sich um ich zu sorgen.

Jae hingegen saß mit einem neutralen Blick da. Sie hatte einen gewissen Abstand zu allen anderen, die hier in der Notaufnahme saßen und beteiligte sich an nichts. Seit sie die Vorladung vom Gericht erhalten hatte, war ihr Ex-Mann für sie gestorben. Der einzige Grund, warum sie auf die Anrufe reagiert und ins Krankenhaus gekommen war, war Yoongi. Sie hatte die Hoffnung, sein Leben noch in die richtige Bahn zu bekommen, die Um-Operation durch zu bekommen. Schließlich war sie Ärztin. Außerdem würde sie alles für einen Jungen tun. Auch wenn sie ihr Kind dann nie wieder bei sich haben würde. Sie wollte schließlich nur das Beste.

„Du wirst verlieren." – Jihun durchbrach die Stille, hatte sofort alle Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich.

„Das kommt darauf an, wie du verlieren definierst." – ihren Blick weiterhin nach vorne gerichtet habend, gaben ihr der Dutt und die dadurch streng hochgesteckten Haare eine gewisse Autorität und Strenge. Das Make-up saß noch immer an Ort und Stelle und ließ sie fast schon unantastbar wirken, da sie aus der Nachtschicht herausgeholt wurde.

„Du wirst sie nie wieder sehen." – seine Hände zu Fäusten ballend kochte der schwarzhaarige Mann von innen. – „Denn ganz ehrlich, wie tief bist du gesunken, dass du einen Penner beauftragt hast, sie und ihren festen Freund zu belästigen?"

„Also erstens war es taktisch. Zweitens war es sehr einfach. Er würde alles für eine angemessene Medizinische Versorgung tun." – noch immer sah sie niemanden an.

„Du wirst sie nie wieder sehen. Das verspreche ich dir."

„Versprich mir, was du willst. Ich habe gewonnen, sobald sie ein Junge ist."

Gerade als Jihun noch etwas erwidern wollte, trat ein Arzt auf sie zu. – „Sie sind wegen Min Yoonji hier. Stimmt das?" – ein einheitliches Nicken der 6 Personen ließ den Arzt fortfahren. – „Also sie ist so weit stabil und bekommt zusätzlich Blut und Medikamente, die mögliche Infektionen und Krankheiten erst mal von ihr fernhalten. Die Schnittwunden waren tief und haben ihrem Köper sehr geschadet."

Ein erleichtertes Seufzen ging durch die Wartenden, sobald der Arzt ihnen mitteilte, dass es Yoonji soweit gut ging, doch wurde die Freunde mit den nächsten Sätzen direkt wieder gedämpft.

„Ich würde gerne Yoonjis Hausarzt kontaktieren und gemeinsam mit den Erziehungsberechtigten bereden, wie wir weiter verfahren. Aufgrund der starken Genitalverstümmelung, die sie sich selbst angetan hat, und dem Vermerk, dass sie intersexuell war und eigentlich als letztes den Wunsch geäußert hat, ein Junge zu werden, müssen wir nun entscheiden, was wir machen. Es besteht nun aufgrund der Verletzungen die einmalige Möglichkeit, sie zu einem Jungen umzuoperieren, doch birgt das auch Gefahren und wir empfehlen dies eigentlich auch nicht. Schließlich würde dies ein großer Eingriff sein, ohne dass die Patientin sich noch mal dazu äußern kann. Wird sich gegen die Um-Operation entschieden, würden wir versuchen, ihr alles so wieder hinzurichten, wie es sich gehört und möglichst wenige Nerven dabei zu beschädigen. Außerdem muss sie in psychiatrische Behandlung. Ein solches Maß an Selbstverstümmelung muss behandelt werden."

Schwer schluckend blickte Jungkook nach der Ansage nach unten. Er durfte nicht für Yoongi entscheiden. Er konnte ihm nicht helfen. Alles hing an der Entscheidung der streitenden Eltern.

„Welche Gefahren sind das?" – Jihun, der sich zu Wort meldete, noch bevor seine verrückte Ex-Frau etwas fragen konnte, war nun in Aufruhe versetzt worden.

„Nun ja, erst mal wäre es ein etwa 6-stündiger Eingriff, den wir in einem solchen Zustand sowieso nicht befürworten. Außerdem müssten wir die inneren Geschlechtsorgane entfernen und Penis und Hoden operativ nachbilden. Dabei kann es zu Beschädigungen des Darms kommen, was zu einem meist zeitlich begrenzten Darmausgang führt. Außerdem gibt es eine Trombosegefahr, Infektionen und Nachblutungen, die bei ihrem ohnehin schon hohen Blutverlust tödlich enden könnten. Harnröhrenenge und Wundheilungsstörungen gibt es ebenfalls. Und das sind nur die Komplikationen, die aufgrund der Operation auftreten können. Wie sich das Ganze auf ihre Psyche auswirkt, kann man jetzt unmöglich vorhersagen."

„Machen sie die Operation."

„Sie bleibt ein Mädchen." – für den Vater war die Entscheidung schon gefallen, egal was seine Ex sagte. Er wusste zwar, dass er seiner Tochter ihren aktuellen Wunsch abschlug und ihr den Weg auf ewig verbaute, doch konnte und wollte er es nicht riskieren, sie zu verlieren.

„Wir überstürzen so erst mal nichts, Herr und Frau Min. Wir kontaktieren den Hausarzt und besprechen es gemeinsam. Wenn sie mir bitte folgen würden?" – der Arzt lief voraus, wobei die beiden Elternteile missmutig hinterherliefen, dabei hielten sie einen gewaltigen Abstand zueinander.

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<3

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