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Gähnend lehnte sich die Teenagerin an eine ihrer Zimmerwände, um nicht direkt umzukippen, wenn sie einschlafen sollte. Ihr Vater hatte es natürlich geschafft, den frühesten Termin in den Ferien zu bekommen. Für sie war es einfach nur eine unmenschliche Zeit und sie hatte es schon fast für einen Witz gehalten, als sie um 7:30 Uhr geweckt wurde, indem ihr Vater die Decke wegriss und die Rollläden hochfuhr, sodass ihr Zimmer lichtgeflutet wurde. 

"Yoonji, ich habe dich schön länger schlafen lassen, jetzt fang bitte an dich anzuziehen." - das Klopfen riss sie aus ihrem tranceähnlichen Zustand. 

Ihr Gehirn arbeitete um diese Uhrzeit einfach viel zu langsam, da dieses noch irgendwo tief in ihrer Traumwelt feststeckte, sich dabei ausmalte, wie schön das Leben doch sein konnte, wenn die ganze Welt nicht so ein Drama um das Geschlecht machen würde. 

"Sicher." - die Augen reibend versuchte Yoonji irgendein nicht buntes Outfit zu finden. Aus einem nicht erklärlichen Grund war ihr Kleiderschrank fast nur mit pastellfarbenen Kleidungsstücken gefüllt. Etwas Schwarzes oder Weißes fand man selten bis gar nicht. - "Warum, warum, warum." - frustriert zog sie nun Stapel an Kleidung heraus, um die Stücke zu inspizieren, die weiter hinten im Schrank lagen und seit mehreren Jahren nicht getragen wurden. Einige von diesen Stücken hatte die Blauhaarige sogar noch nie in ihrem Leben getragen. Es gab einfach noch kein passendes Event für eben diese Exemplare und somit vergaß sie, dass sie diese überhaupt besaß, ganz davon abgesehen, dass die Zeit, in der sie ein Mädchen war, über das Jahr verteilt sehr überschaubar war. - "Schwarz,.. wo bist du. Es kann doch nicht sein..." 

"Yoonji... wi-..." 

"JA,.. verdammt einen Moment." - sich schon mal das Schlafshirt ausziehend und einen Büstiyer anziehend, auch wenn das eigentlich absolut nicht nötig wäre, viel ihr Blick auf die Tüte, die sie nach ihrer Ankunft einfach in die Ecke ihres Zimmers geschmissen hatte. Normalerweise wusch sie die Kleidung mindestens einmal, bevor sie sie selbst wirklich trug. Neben den noch übermäßig vorhandenen Farbstoffen, die die Blauhaarige ungern auf der Haut hatte, wollte sie auch überhaupt nicht wissen, welche vollgeschwitzten Menschen diese Kleidung schon alles anprobiert hatten. Und trotz ihrer Prinzipien kramte sie das 'Partneroutfit', das sie mit Juli hatte, aus der Tüte. 

Nun war sie vollkommen schwarz bis auf die Streifen. Es entsprach definitiv der Laune der 16-Jährigen. 

Schleunigst die Zettelchen abreißend, zog sie die Kleidung nicht gerade elegant an, zerrte etwas zu sehr an ihr, was dieses typische Knacken einer Naht verursachte. Normalerweise wäre sie darüber besorgt, doch gerade war es ihr egal. Und wenn die Kleidung kaputt gehen sollte, wusste sie, wo sie ein Ersatz herbekommen würde. 

Das Portemonnaie von der Kommode nehmend, auf der ihre Skincareprodukte und Make-up standen, die sie nur zur Deko da hatte und eigentlich nie nutzte, sprang das Mädchen die Treppen hinunter zu Jihun, der bereits ungeduldig auf seine Tochter wartete. 

"Da bist du ja." - ihr eine Jacke hinhaltend, die von der Blauhaarigen ignoriert wurde, öffnete er die Tür, nahm die Jacke dabei sicherheitshalber selbst mit. - "Ich habe deine Tabletten dabei, die nimmst du einfach später beim Arzt, bevor mir deine Mutter noch den Kopf abreißt." 

"Wenn ich sie vergesse und sie es nicht erfährt, kann sie auch nichts tun. Nicht so wie die peinliche Szene, die sie mir in der Schule gemacht hat." - in das Auto einsteigend, schmiss sie wie üblich die Autotür mit Schwung zu, sodass die ganze Straße nun wusste, dass Yoonji jetzt das Haus verlassen hatte und ins Auto gestiegen war. 

"Was habe ich dir zum Türknallen gesagt?" 

"Jaha. Aber das Auto hat bis jetzt noch nie 'Aua' geschrien." - die Augen verdrehend schnallte sie sich an, um gleichzeitig einen ihrer Kopfhörer in die Ohren zu stecken. Es war früh, viel zu früh, für Konversationen in den Ferien. Doch das sollte sie mal ihrem Vater erzählen, der viel Wert auf Konversationen legte, trotz das er den Hass seiner Tochter auf genau diese kannte. 

"Und deine Mutter hat dir eine Szene gemacht, inwiefern?" 

"Ach, eigentlich hätte sie es mir auch zu Hause erzählen können. Sie ist halt von ihrer Geschäftsreise oder Versammlung zurückgekommen, hat offensichtlich gesehen, dass ich, während ich Freunde zu Besuch hatte, die Tabletten vergessen habe und ist dementsprechend zur Schule gekommen. Anstatt mich in der Pause anzusprechen, ist sie auch noch in meinen Unterricht reingeplatzt. Wohl gemerkt war es ihre Idee, dass ich Freunde einlade. Also alles nicht meine Schuld, dass ich abgelenkt wurde." 

"Du weißt, sie meint, das die Tabletten wichtig sind." 

"Ja, aber für was erzählt sie auch keinem." - die Arme verschränkend, schaltete sie nun endlich ihre Musik ein. - "Auf jeden Fall war es verdammt peinlich. Zu ihrem Glück fanden meine Freunde sie ganz gut, und auch die Klasse, ansonsten hätte ich freiwillig die Schule gewechselt." 

"Deine Mutter meint es nur gut mit dir." 

"Ja, ich meine es auch gut mit ihr, wenn sie mich nicht blamieren soll. Ich hätte die paar Stunden auch ohne dieses mysteriöse Medikament ausgehalten." 

"Okay, aber seit wann ist es dir wichtig, was diene Klasse von dir hält?" 

"Ich will einfach nicht als der Außenseiter gelten mit der komischen Mutter." 

"Ah ja." - schmunzelnd richtete ihr Vater den Blick von seiner Tochter wieder auf die Straße, wissend, dass es nicht der einzige Grund sein wird. - "Dein Outfit steht dir übrigens, auch wenn ich kein Fan von schwarzen Sachen bin." 

"Danke, wie großzügig." - lachend, nun deutlich entspannter lehnte die Blauhaarige ihren Kopf gegen die Fensterscheibe. Normalerweise würde sie das Fenster öffnen, doch wegen der Klimaanlage im Auto ist dies zu Sommerzeiten untersagt. Man wolle schließlich nicht für draußen kühlen.

Aus dem Augenwinkel beobachtete Yoonji die ganzen parkenden Autos, die Häuser und die Menschen, die um 8 Uhr bereits beschäftigt durch die Straßen liefen. Als Kind hatte sie immer wieder den Finger an die Fensterscheibe gedrückt und ihn auf- und abbewegt, sodass eine Art mini Spiel entstand. Die Spielfigur, in dem Falle ihr Finger, musste dabei immer wieder über die Hindernisse springen. Gerade bei der Erinnerung an dieses Spiel viel ihr die kleinen Haargummis, die sie seit dem Teenageralter gemieden hatte, wieder auf. Ihr Vater hatte ihr immer kleine Zöpfchen gemacht, die dann zwar wild vom Kopf abstanden, dennoch sah es niedlich aus. Gerade neulich hatte sie eine Schülerin in der Schule gesehen, die genau das getan hatte, nur etwas extremer mit bunten Haargummis.

Sie war schon fast der Versuchung verfallen, als der Wagen in einem der Parkplätze vor der altbekannten Praxis zum stehen kam. Morgens um kurz nach 8:15 Uhr war Gott sei dank noch nicht so viel los, sodass sie direkt aussteigen konnten und in die Praxis hineinliefen. Und spätestens ab dem Augenblick hatte die Blauhaarige keine Lust mehr auf diesen heutigen Besuch. 

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Ich weiß es interessiert kein aber ich habe 150 Follower und ich bin irgendwie stolz darauf. ^^ Danke an alle die mich unterstützen. <3

<3

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