34 - Verfolgungswahn


POV Tiano

Draußen war es stockdunkel, da die Straßenlampen ausgerechnet hier, wo ich stand kaputt waren.

Unauffällig griff ich nach der Waffe, welche immer noch auf meinem Schoß lag, während mein Herz das Adrenalin durch die Adern pumpte.

Als es ein weiteres Mal an der Scheibe klopfte.

Geistesgegenwärtig schlug ich die Tür auf und rammte sie dieser Gestalt gegen den Körper.

Blitzschnell sprang ich mit geladener Waffe aus dem Wagen und richtete sie auf die am Boden liegende Person.

„Fuck! Verdammte Scheiße, läufst du noch ganz rund?", nahm ich in meinem Wahn die Stimme einer jungen Frau wahr.

Sie schien ziemlich sauer. Erst als ich genauer hinsah, konnte ich erkennen, wie sie sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Bauch hielt.

„Ttut ... mir ... leid", stotterte ich nervös, während ich immer noch wie angewurzelt vor ihr stand.

„Könntest du bitte die Waffe runter nehmen", rollte sie mit den Augen.

„Klar. Sinto muito", entschuldigte ich mich bei ihr und steckte sie in den Hosenbund meiner Rückseite.

Dann reichte ich ihr die Hand, welche sie nach einem kurzen Zögern nahm.

„Warum so misstrauisch? Leidest du unter Verfolgungswahn oder so?", zickte sie immer noch rum, während sie mich skeptisch musterte und gleichzeitig ihr Kleid glatt strich.

„Sowas in der Art", erwiderte ich fast ehrlich.

„Hast du mal Feuer?", bat sie mich und steckte sich eine Zigarette zwischen ihre Lippen.

„Was wolltest du eigentlich von mir?", hakte ich nach, während ich ein Feuerzeug aus der Hosentasche zog.

Schützend hielt ich meine Hand um die Flamme und sie nahm einen tiefen Zug, während sie mir dabei fest in die Augen sah.

„Genau das", erwiderte sie und lehnte sich neben mich an den Wagen.

„Du hast an meine Scheibe geklopft, wegen Feuer?", wiederholte ich ungläubig schnaubend ihre Aussage und rieb mir verzweifelt die Stirn.

„Tja, nicht jeder Mensch will gleich was schlechtes. Gesundes Misstrauen ist gut, aber ich denke du übertreibst ein bisschen", gab sie mir zu verstehen. Allerdings lächelte sie dabei, was mich beruhigte.

„Schwierig momentan", erwiderte ich.

„Auch eine?", hielt sie mir ihre Schachtel entgegen.

Wortlos zog ich mir eine heraus.

„Was suchst du hier um diese Uhrzeit? Ich meine, ist keine ungefährliche Gegend", redete ich ohne sie dabei anzusehen.

„Ich arbeite ein paar Straßen weiter. In der Avenida Atlântica", erklärte sie daraufhin trocken.

Erst wenige Sekunden später wurde mir bewusst was sie meinte, woraufhin ich sie nun doch ansah.

„Ich bin eine Prostituierte, wie unschwer zu erkennen ist", gestikulierte sie mit den Händen und presste ihre Lippen zu einer schmalen Linie.

Sie war hübsch, mit ihren langen, dunklen Locken - aber auch sehr jung. Und ich fragte mich, ob sie diesen Job wirklich freiwillig machte.

Nachdenklich zog ich an meiner Zigarette und starrte dann auf das Graffiti an der Mauer vor uns.

„Du kommst mir irgendwie bekannt vor, als hätte ich dich irgendwo schon mal gesehen", stellte sie grübelnd fest und ich spürte ihre Blicke von der Seite, was mich dazu veranlasste meine Kapuze noch tiefer ins Gesicht zu ziehen.

Zum Glück trug ich sie immer, egal wo ich war.

„Warst du mal ein Kunde von mir?", mutmaßte sie weiter und langsam wurde mir dieses Gespräch unangenehm.

„Mit Sicherheit nicht", gab ich ihr mit gefestigter Stimme zu verstehen und schnippte die Zigarette auf den Boden.

„Ich muss jetzt los", fügte ich noch hinzu und öffnete die Tür.

„Hab ich was falsches gesagt?", meinte sie leicht perplex und erhob sich ebenfalls von meinem Wagen.

„Nein, alles gut. Ich hab's nur ziemlich eilig", sah ich sie ein letztes Mal flüchtig an, bevor ich einstieg.

„Schade, wollte dich grad fragen, ob du Bock auf eine kleine Nummer hast. Hättest auch Rabatt bekommen - für gutes Aussehen", zwinkerte sie mir verführerisch am offenen Seitenfenster zu und wandte sich dann zum Gehen ab.

„Ach, warte, das hab ich ja ganz vergessen", kam sie zurück.

„Den hier soll ich dir von Jesús geben."

Mit zusammengekniffenen Augen fixierte ich sie, während ich ihr schweigend den Zettel aus der Hand nahm.

„Dein übertriebenes Misstrauen solltest du wohl besser beibehalten", erklärte sie mir mit einem höhnischen Grinsen. Dann verschwand sie in der Dunkelheit der Straße und ich faltete das Papier auseinander.

Heute scheint dein Glückstag. Kannst dich bei den Bullen bedanken. Aber beim nächsten Mal lasse ich dich nicht einfach so davon kommen.

。☆✼★━━━━━━━━━━━━★✼☆。

POV Gio

Die Stunden vergingen und von Tiano war weit und breit nichts zu hören oder zu sehen.

Mittlerweile machte ich mir ernsthaft Gedanken, da konnte mich auch das Wiedersehen mit meiner Familie und Triana nicht mehr ablenken.

Zum wiederholten Male lief ich nun schon den Weg runter an die Straße, in der Hoffnung die Scheinwerfer eines Wagens zu sehen.

Nervös kaute ich auf meinen Nägeln, als ich Katalina plötzlich neben mir wahrnahm.

„Mach dir keine Sorgen, er wird kommen. Wahrscheinlich ist er sogar schon unterwegs."

Sie legte einen Arm um meine Schulter und zog mich an sich heran.

„Glaubst du Tiano tut das richtige? Ich meine, du bist doch auch schwanger. Wie würdest du dich fühlen, wenn João dich für eine andere verlassen würde?", brachte ich leise und mit brüchiger Stimme hervor, während ich meinen Kopf nachdenklich an ihre Schulter lehnte.

„Vergleich bitte unsere Beziehung nicht mit deren. Tiano und Veronique haben noch nie zusammen gepasst. Schon das erste Aufeinandertreffen war doch von ihren Eltern von vorne bis hinten geplant. Und Vero ist einfach eine verdammt gute Schauspielerin. Die macht absolut nichts ohne Berechnung.
Ich hab keine Ahnung wie Tiano das so lange mit der aushalten konnte. Aber ich bin froh, dass das jetzt ein Ende hat", erklärte sie mir und ich konnte Katas Abneigung ihr gegenüber deutlich spüren.

„Wenn er es auch wirklich schafft", zweifelte ich weiter.

„Das wird er. Da mach ich mir keine Sorgen und das solltest du auch nicht", strich sie mir über die Haare.

„Ich habe ihn schon lange nicht mehr so glücklich gesehen, wie heute Mittag, als ihr aus dem Schlafzimmer kamt", redete sie mit sanfter Stimme weiter und man konnte ihr Lächeln dabei hören.

„Na ja - dass lag vielleicht auch an was anderem", meinte ich kleinlaut und spürte wie meine Wangen ganz heiß wurden.

„Das vielleicht auch", lachte sie kurz auf.

„Aber glaub mir. Du bist das beste was ihm passieren konnte, damit er endlich aufwacht. Und das weiß er auch. Er hat dich tagelang gesucht und ist dir verdamt nochmal nach Kolumbien hinterher gereist", machte sie mir nochmals deutlich.

„Er wird mit Veronique Schluss machen. Vertrau ihm", legte sie ihre Hände auf meine Schulter um mir fest in die Augen zu schauen.

Dann verschwand sie zwischen den Bäumen in Richtung Haus.

Ihre Worte taten gut, aber konnten meine Zweifel trotzdem nicht ganz beseitigen. Es waren einfach zu viele Dinge die plötzlich zwischen uns standen. Und je länger wir voneinander getrennt waren, desto größer wurden meine Bedenken.

Vielleicht sollte ich einfach mit meiner Mom, Danilo und Triana von hier weggehen - in irgendein anderes Land. Nach Costa Rica, Panama oder in die USA, da wollte ich schon immer mal hin.

Wir könnten dort ein neues Leben anfangen, weit weg von all dem hier.

Müde von meinen eigenen Gedanken blickte ich in den von Sternen bedeckten Himmel, als mich plötzlich jemand von hinten packte und mir die Augen zu hielt.

„Schh ... nicht schreien." ...
....................

Sorry 🤷‍♀️

Aber wenn euch das Kapitel trotzdem gefallen hat, lasst doch gern ein Like da ⭐️ 🥰

Das Kapitel heute war ein bisschen kurz und relativ ruhig. Ich mag solche Übergänge auch nicht wirklich, aber sie müssen leider hin und wieder sein 🙈

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top