24 - Wahrheiten

POV Gio

Der Sprung aus  acht Metern Höhe ließ uns tief eintauchen und ich hielt Tianos Hand so fest ich konnte.

Meine Kleidung und vor allem meine Turnschuhe erschwerten mir das Schwimmen. Ohne Rettungsweste, wäre ich wahrscheinlich wie ein Stein im Ozean versunken.

Mit geschlossenen Augen strampelte ich mit den Beinen und versuchte irgendwie nach oben zu gelangen.

Dann spürte ich, wie mich jemand an der Rettungsweste packte, woraufhin ich meine Augen öffnete.

Draußen hatte bereits die Dämmerung eingesetzt, sodass ich in der Dunkelheit unter Wasser Tiano nur als dunkle Gestalt wahrnahm.

Erst als er näher an mich heran geschwommen kam, konnte ich ihn erkennen.

Seine dunklen Locken schwebten im Wasser, während er mir fest in die Augen sah und gleichzeitig genau wie ich gegen die Strömung ankämpfte.

Die Stille unter Wasser war so friedlich und gleichzeitig beängstigend - es fühlte sich an wie eine andere Welt, in der ich trotzdem gern geblieben wäre.

Dann begann er mit einer Hand das Bandana  abzumachen.
Und wenn ich nicht bereits die Luft angehalten hätte, hätte ich spätestens jetzt aufgehört zu atmen.

Doch noch bevor ich ihn genauer betrachten konnte, zog er mich an die Oberfläche.

Wieder in der irdischen Welt angekommen, schnappte ich augenblicklich nach Luft.

Die Strömung hatte uns einige Meter von der Yacht entfernt, sodass wir erneut schwimmen mussten.

Das kalte Wasser raubte mir all meine Energie und ich spürte, wie sich meine Muskeln zusammenzogen, sodass ich mich nur mit ganz viel Kraft fort bewegen konnte.

Tiano hielt mich immer noch an meiner Weste fest und zog mich neben sich her.

Die Wellen sahen von oben gar nicht so hoch aus. Doch jetzt - hier unten, schwappten sie über meinen Kopf, sodass ich mich ein paar Mal verschluckte. 

An der Bordwand der Yacht angekommen, wandte er sich mir zu.

"Ich erkläre dir später alles", meinte er augenblicklich leise, während er mir fest in die Augen sah.

Und in diesem Moment wusste ich, dass ich mich nicht verguckt hatte. Sondern das Tiano Salvatore de Loreto Vargas hier wirklich vor mir war.

Mein Herz begann zu stolpern, bei dem Gedanken daran, dass der Mann in den ich mich verliebt hatte  plötzlich  nicht mehr existierte.

Tränen bildeten sich in meinen Augen und ich hatte das Gefühl, das mir die Luft wegblieb.

Die Vorstellung, dass er in zwei Wochen heiraten wird, ließ mich augenblicklich in ein emotionales schwarzes Loch fallen. Und wenn ich nicht diese Rettungsweste umgehabt hätte, hätte ich mich untergehen lassen - so weh tat die Wahrheit. 

"Lass mich bitte los", forderte ich ihn mit brüchiger Stimme auf, während ich ihm flehend in die Augen sah und für einen Moment vergass, in was für einer gefährlichen Lage wir uns befanden.

Unsere Blicke trafen sich einige Sekunden bis er meiner Bitte zögerlich nachkam und seinen Griff von meiner Weste löste.

Ich sah ihm an, wie schwer es ihm fiel mich los zu lassen und ich wollte es eigentlich auch nicht. Doch ich konnte seinen Anblick einfach nicht ertragen. Daher wandte ich mich von ihm ab, noch bevor er meine Tränen sehen konnte.

"Es tut mir Leid, Gio", hörte ich ihn nach wenigen Sekunden hinter mir sagen.

Dann herrschte eine beängstigende Stille - nur die Wellen, welche gegen die Yacht rollten, waren zu hören.

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POV Tiano

Es war der beschissenste und gleichzeitig der beste Moment ihr meine wahre Identität preiszugeben, denn sie konnte nicht einfach abhauen, wie sie es, ihrer Reaktion nach zu urteilen, sonst mit Sicherheit getan hätte.

Und so hatte ich die Möglichkeit ihr hoffentlich alles zu erklären.

Doch gerade als ich mich ihr nähern wollte, gab es einen lauten Knall und erschrocken, wandte sie sich erneut zu mir.

"Das sind Escobars Leute", sah sie mich mit großen, verängstigten Augen an, woraufhin ich sie zu mir heranzog und sie schützend zwischen mich und die Yacht schob.

Ich konnte ihre bebenden Lippen sehen und ich wünschte ich hätte ihr sagen können, dass alles gut wird. Doch die Situation auf dem Schiff hörte sich alles andere als gut an.

"Sucht die ganze verfickte Yacht nach ihnen ab", schrie einer der Männer quer über das Deck und ich warf einen kurzen Blick nach oben.

Zum Glück war es mittlerweile dunkel genug, dass wir nur schwer zu erkennen waren. Doch darauf wollte  ich mich nicht verlassen!

"Wo sind die Zwei?" knurrte eine tiefe Stimme direkt über uns und ich presste mich noch näher an Gio, welche schon ganz blaue Lippen hatte und mittlerweile am ganzen Körper zitterte.

Immer noch mit großen Augen starrte sie mich an, wobei es sich eher anfühlte, als sähe sie durch mich hindurch.

"Es ist niemand weiter hier. Wir sind alleine unterwegs", log einer unserer Securities. Und kaum hatte er diese Sätze ausgesprochen, hörte ich sein Stöhnen während des ersten Schlags.

"Ich frage nochmal. Wo - ist  - diese - Nutte - und - der - Bastard?", presste er wütend aus seiner Kehle, woraufhin mein Blick abermals nach oben ging.

Dann  sah ich wie der Ältere von unseren Wachmännern mit dem Rücken bereits über der Reling hing.

"Ich habe doch gesagt, wir sind alleine hier", röchelte  er.

"Falsche Antwort", meinte der Typ daraufhin.

Dann gab es einen lauten Knall und ich presste meine Hand auf Gios Mund, als eine Sekunde später sein Körper neben uns ins Wasser fiel.

"Sschh... Sieh mich an!", befahl ich ihr, als ich merkte, wie ihre Augen immer wieder zu der Leiche schwankten, welche noch einige Sekunden neben uns trieb, bevor sie langsam unter ging.

"Ich will nicht sterben", schluchzte sie leise in meine Hand, während sie sich an mir festkrallte und ich sah, wie ihr die Tränen aus den Augen quollen.

"Das wirst du nicht. Das verspreche ich dir", versuchte ich sie zu beruhigen, indem ich ihren Blick auffing um sie irgendwie aus ihrem Schockzustand herauszuholen.

"Sie sind nirgends zu finden, Jefe. Wir haben die ganze Scheiß Yacht nach ihnen abgesucht."

"Die müssen aber hier irgendwo sein. Die können sich doch nicht in Luft aufgelöst haben. Also sucht weiter", schrie er ihn an. Anschließend begann er mit einer Lampe das Wasser abzusuchen.

Merda.

"Gio. Hör mir zu. Du musst jetzt nochmal die Luft anhalten. Und zwar so lange wie möglich. Kannst du das?", redete ich leise auf sie ein, woraufhin sie vollkommen aufgelöst mit dem Kopf nickte.

"Um, dois, três", begann ich zu zählen, dann nahmen wir so viel Sauerstoff wie möglich auf und ich zog sie ein weiteres Mal mit mir in die Tiefe.

Ich konnte nur ihren dunklen Schatten sehen, aber ich spürte, wie sie nach einer Weile versuchte an die Oberfläche zu gelangen.

Doch ich hielt sie fest.. auch als sie anfing sich gegen meinen Griff zu wehren, denn über unseren Köpfen sah ich immer noch das Licht eines Scheinwerfers kreisen.

Das war die schlimmste Minute meines Lebens - denn es fühlte sich an, als würde ich die Frau, die ich über alles liebte, gerade ertränken.

Dabei wollte ich nur ihr Leben retten.

Sie begann sich immer stärker zu wehren und ich konnte sie nur mit Mühe festhalten. Also zog ich sie mit letzter Kraft so nah an mich heran, dass ich ihr in die Augen sehen konnte um ihr die Panik, welche unheimlich viel Sauerstoff kostete, zu nehmen.

Doch es war zu spät.

Ich sah  nur noch wie die Luft aus ihren Lungen wich..

...und dann war sie plötzlich ganz ruhig.

Ich rüttelte einmal kräftig an ihr. Doch ihr Blick blieb starr.

Dann, ohne weiter darüber nachzudenken brachte ich sie an die Oberfläche.

Fuck!

Aber was hatte ich für eine Wahl...

.....

Werden Escobars Männer sie finden? 😳

Und was passiert dann mit Gio und Tiano?? 😱

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