23 - La Isla


POV Gio

Als ich meine Augen öffnete, war es draußen bereits hell und für einen kurzen Moment beschleunigte sich mein Herzschlag, da ich Angst hatte, dass Tiano nur ein Traum war.

Doch dann sah ich mich im Zimmer um und atmete erleichtert auf.

Abermals schloss ich meine Lider  und ließ die vergangene Nacht wie ein Film vor meinem Inneren ablaufen.

Nur der Gedanke an seine zärtlichen Berührungen, die leidenschaftlichen Küsse und sein inniger Blick ließen die Schmetterlinge in meinem Bauch erneut fliegen.

Mit einem zufriedenen Lächeln, streifte ich mir instinktiv mit dem Zeigefinger über meine Unterlippe.

Irgendwie konnte ich das alles immer noch nicht realisieren. Vor zwei Tagen dachte ich noch, dass ich Tiano nie wieder sehen würde. Und jetzt lag ich hier in seinem Bett.

Die vergangene Nacht mit ihm war so unbeschreiblich schön, obwohl wir nicht miteinander geschlafen hatten.

Einfach nur in seinen Armen zu liegen, tat nach all dem was passiert war so unheimlich gut.

Etwas verloren tapste ich zum Balkon. Ich hatte keine Ahnung, wo sich Tiano aufhielt. Deshalb traute ich mich nicht dieses Zimmer zu verlassen.

Die Sonne stand bereits hoch am Himmel und ich genoss mit geschlossenen Lidern die Wärme auf meiner Haut.

„Wo habt ihr sie entsorgt?", wurde ich von einer Stimme aus meinen Gedanken gerissen.

"Diesmal im Norden, im  La Garcia. Aber keine Sorge, da wird man sie mit Sicherheit nicht finden."

"Sehr gut", erwiderte die andere Person, ebenfalls eine Stimme, die ich nicht kannte.

"Einer der beiden war Sanchez. Ein enger Vertrauter Escobars und sein Cousin. Das wird dieser Bastard nicht einfach so hinnehmen, das ist dir klar?", warf er diese Worte in den Raum.

"Auch wenn alle Spuren zu uns beseitigt wurden. Du weißt, egal welcher Vollidiot von denen ermordet wird - sie verdächtigen immer als erstes uns."

"Mach dir mal darüber keine Gedanken - Krieg gibt es schon seit über zwanzig Jahren zwischen dem Medellin Kartell und dem Cali Clan."

"Ja, aber irgendetwas sagt mir, dass es diesmal mehr ist als 'nur' ein Krieg", versuchte er ihm zu verdeutlichen - wahrscheinlich war dieser andere der Chef des Kartells.

Seufzend atmete ich tief ein, als ich das hörte. All diese Leute hier riskierten ihr Leben wegen jemand wie mir.

Und noch mehr verwunderte mich, wie Tiano die zweit größte Mafia Kolumbiens mobilisieren konnte.

Offensichtlich war er nicht nur der Typ aus Rio, welcher nachts illegale Rennen fuhr.

Nachdenklich schaute ich über das riesige Grundstück, welches, wie auch Escobars Finca, versteckt in den Bergen von Medellín lag. 

Wenige Minuten später sah ich Tiano zusammen mit dem Typ, der mich aus dem Hotelzimmer befreit hatte, die Einfahrt entlang laufen.

Unauffällig beobachtete ich sie durch den Vorhang hindurch, wie sie sich angeregt über irgendetwas zu unterhalten schienen.

Er trug immer noch sein Bandana und die schwarze Kapuze.

Ob hier irgendjemand seine wahre Identität kannte?

Warum machte er bloß so ein Geheimnis aus seiner Person. Je länger ich darüber nachdachte, desto merkwürdiger  wurde alles.

Trotzdem konnte ich das Kribbeln, welches ich bei seinem Anblick verspürte, nicht leugnen.

Instinktiv begann ich auf meiner Unterlippe zu kauen, während ich mich zwischen den weißen Vorhängen versteckte, um ihn weiter heimlich zu mustern.

Er war viele Meter von mir entfernt, aber mein Herz pochte, als stünde er direkt vor mir.

Dann schwenkte sein Blick zu unserem Balkon und ich wich erschrocken einen Schritt zurück.

Als ich erneut ins Zimmer ging, fiel mir die Kleidung über der Stuhllehne auf.

Für dich.

Stand auf einem kleinen Zettel, welcher auf dem Tisch daneben lag.

Ohne weiter darüber nachzudenken, zog ich die kurze Jeans und das T-Shirt an.

Dann entschloss ich mich nach unten zu gehen. Immerhin konnte ich mich nicht den ganzen Tag in diesem Zimmer verkriechen. Auch wenn ich das gern tun würde.

Nervös tapste ich die lange, breite Treppe herunter und folgte den Stimmen -  bis ich schließlich Tiano mit dem Rücken zu mir gewandt in einem Salon vorfand.

„Ahh - das ist also die Frau, für die man sich mit der größten Mafia der Welt anlegt", meinte ein Mann mittleren Alters, als er mich entdeckte und augenblicklich gingen alle Blicke in meine Richtung.

"Nur nicht so schüchtern", fügte er mit einem Lächeln hinzu, welches trotz alledem kühl wirkte, sodass ich nur zögerlich um die Ecke kam.

Hilfesuchend sah ich zu Tiano und verlor mich sofort wieder in seinen dunklen Augen, als sich unsere Blicke trafen. Magisch von ihm angezogen, schritt ich auf sie zu, während mir mein Herz bis zum Hals schlug.

Denn im Grunde waren es mal wieder alles fremde Personen die mich hier umgaben. Nur das ich mich, schon alleine wegen Tiano, viel wohler fühlte, als bei Escobars Leuten.

"Aber ich verstehe dich nur zu gut", meinte der Mann mit dem  dunkelgrauen Anzug, während er Tiano einen kurzen vielsagenden Blick zuwarf, bevor er mir ganz förmlich die Hand reichte.

"Soy Gilberto Rodríguez Orejuela. El jefe del cártel de Cali", stellte er sich vor, während sich sein Blick in mich hinein bohrte.

"Gio", antwortete ich zögerlich und sah abwechselnd  zu Tiano und ihm.

"Bienvenida a la familia", erwiderte er mit monotoner Stimme.

"Danke", brachte ich voller Ehrfurcht über meine Lippen, während ich nervös die Personen mit den Maschinengewehren auf der Terrasse beobachtete.

"Und vielen Dank für Ihre Hilfe", fügte ich anschließend hinzu und sah ihm nun abermals in die Augen.

"Das war das mindeste was ich tun konnte - denn ich stehe tief in Tianos Schuld. Nicht alle hätten ihr Leben für meinen Bruder riskiert", erklärte er mir, während er einen kurzen Blick zu dem Mann warf, welcher mich gestern aus dem Hotelzimmer befreit hatte. Offensichtlich handelte es sich dabei um diesen besagten Bruder.

"Escobar schöpft verdacht. Ihr solltet besser aus Medellín verschwinden", warf dieser dann ein und augenblicklich war meine Angst zurück.

"Aber wo sollen wir hin?", fragte ich, kaum das er die Worte ausgesprochen hatte und schaute zu Tiano auf, welcher nun neben mir stand und seine Finger mit meinen verschränkte.

"Es gibt da eine kleine Insel im Pazifik. Die existiert auf keiner Landkarte. Wir werden ein paar Tage dort verbringen, bis sich die Lage etwas beruhigt hat. Und dann werden wir weiter sehen", erklärte er mir den Plan, welcher offensichtlich gut durchdacht war und schon eine Weile feststand.

"Und wie kommen wir dahin?", hakte ich nach, denn das war einfach alles nur noch verrückt.

Irgendwie mutierten wir beide gerade zu Bonnie und Clyde.

Dann ging alles ganz schnell.

Mit einem gepanzerten Fahrzeug wurden wir auf einen Hügel in die Berge gefahren - wo bereits ein Hubschrauber und schwer bewaffnete Männer auf uns warteten.

Mit einem mulmigen Gefühl stieg ich aus dem Wagen. Doch Tiano wich mir keinen Millimeter von der Seite, sodass ich mich absolut sicher fühlte.

Dann verabschiedeten wir uns von dem Mann, dem  er damals in LA das Leben gerettet hatte, welcher übrigens Diego hieß und sich als ziemlich witziger Zeitgenosse entpuppte. Ganz anders als vergangene Nacht - aber da gab es auch nichts zu lachen.

Dann liefen wir Hand in Hand und leicht geduckt auf den Helikopter zu, welcher bereits startklar war und die Erde um uns herum aufwirbelte, sodass ich meine Augen zusammenkneifen musste.

Es war unheimlich laut und ich setzte mir schnell das Headset auf, worüber ich mit Tiano und dem Piloten kommunizieren konnte.

Dann hoben wir langsam ab und ich blickte wehmütig aus dem Fenster, sah wie Diego mit seinen Männern wieder in den Wagen stieg.

Als wir weit genug über den Bäumen waren, vollzog der Pilot eine Drehung, sodass es in meinem Bauch zu kribbeln begann und ich für einen kurzen Moment in mich hinein lächelte. Irgendwie fühlte es sich an wie auf einem Karussell.

Und für einen kurzen Moment vergass ich, dass wir eigentlich gerade auf der Flucht vor der größten Mafia der Welt waren.

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POV Tiano

Sie nach all dem was ihr angetan wurde so Lächeln zu sehen erwärmte mein Herz, und ich konnte nicht aufhören sie zu beobachten, wie sie fasziniert aus dem Fenster sah.

"Das Wetter ist heute ziemlich gut, Senhor. Wir werden in ungefähr dreißig Minuten da sein!", ertönte der Pilot über das Headset.

"Wohin fliegen wir eigentlich?", sah mich Gio daraufhin an und ich versank augenblicklich in ihren rehbraunen Augen.

"Nach Nuquí. Das ist ein kleines Fischerdorf direkt am Pazifik. Ein ziemlich sicherer Ort, man kann ihn nur per Boot oder kleinem Flugzeug erreichen. Es gibt dort allerdings auch kein Internet und nur ein sehr schwaches Mobilfunknetz", erklärte ich ihr, auf ihren fragenden Blick hin, ausführlicher, während sie meinen Worten mit großen Augen lauschte.

"Okay", sagte sie und lächelte mich an.

Das sie mir so sehr vertraute, obwohl sie mich nicht kannte, machte mich erneut nachdenklich.

"Alles wird gut", sprach diesmal sie mir Mut zu und drückte meine Hand fester.

Dann schaute sie erneut aus dem Fenster, beobachtete, wie die Wälder unter uns vorbeizogen.

Und ich  - beobachtete sie.

An dem kleinen Flughafen, welcher direkt neben dem Pazifik lag, angekommen, verabschiedeten wir uns von dem Piloten und liefen über die Rollbahn geradewegs auf den Bootssteg zu, wo bereits zwei Männer in Badeshorts und Hawaihemd auf uns warteten.

Sie führten uns zu einer ungefähr acht Meter langen Yacht.

Die Sonne hing bereits tief über dem Ozean, als wir ablegten und Gio machte es sich mit einer Zeitschrift, welche hier herum lag, auf dem Sonnendeck gemütlich, während ich mit den Männern noch einige Details durchging.

Anschließend legte ich mich neben sie auf das Deck und war einfach nur glücklich die nächsten Tage alleine mit ihr zu verbringen - als gäbe es keine Vergangenheit, sondern nur eine Gegenwart in der lediglich SIE drin vorkam.

"Und, gibts was interessantes?", hob ich meine Augenbrauen, denn ich hasste solche Zeitschriften. Neunzig Prozent darin waren eh gelogen oder irgendwie an den Haaren herbei gezogen.

"Nicht wirklich", blätterte sie gelangweilt durch die Seiten.

"Veronique del Castillo und Tiano Salvatore de Loreto Vargas heiraten in zwei Wochen", las sie dann vor und ihre Verachtung dabei war kaum zu überhören.

Ich schluckte, als ich ihren Namen hörte, denn Vero erschien mir plötzlich wie eine völlig fremde Person und genauso betrachtete ich mich auf den Fotos.

In zwei Wochen sollte also die Hochzeit stattfinden?! Warum plötzlich so eilig?

Vollkommen in Gedanken, konnte ich Gios Worten nicht ganz folgen.

"Keine Ahnung, wer von den beiden arroganter ist - aber ich kann die absolut nicht ausstehen", fuhr sie fort und ihre Mimik dabei schockierte mich.

"Du denkst er ist arrogant?", sprach ich sie trotzdem darauf an.

"Wer diese Frau heiratet kann nur arrogant und oberflächlich sein", erwiderte sie und sah mir dabei fest  in die Augen.

Und für einen Moment dachte ich, das sie etwas ahnte.

"Aber du weißt schon, dass in diesen Zeitschriften alles nur gestellt ist und viele Fake News verbreitet werden. Vielleicht ist der ja ganz anders als du denkst", redete ich unbewusst auf sie ein und stoppte erst, als ich ihren fragenden Blick bemerkte.

"Das glaube ich nicht. Ich könnte niemals mit so jemandem zusammen sein. Er ist ein reicher verwöhnter Schnösel - wie alle die mit viel Geld aufgewachsen sind. Die haben doch gar keine Ahnung vom Leben und wie hart das sein kann", setzte sie erneut an ihrer Kritik an, nachdem sie mich einige Sekunden streng gemustert hatte.

"Aber das kann uns egal sein", strahlte sie mich anschließend wie ausgewechselt an und klappte die Zeitung zu.

"Sollen die zusammen glücklich werden. Wahrscheinlich haben sie einander verdient", meinte sie augenrollend. 

Ich bin so froh das du bei mir bist", meinte  sie wenige Sekunden später leise, während sie näher an mich heran rutschte um ihren Kopf auf meine Schulter zu legen und den Sonnenuntergang zu beobachten - während ich innerlich seufzend  meine Augen schloss.

"Tiano!", rief einer der Männer zu uns herauf und riss mich aus meinen Gedanken.

"Ein Schnellboot nähert sich uns, ihr solltet da oben verschwinden", kaum hatte er die Worte ausgesprochen, sprangen wir auf und kletterten die Leiter herunter.

Dann schnappte ich mir ein Fernglas um mir selbst ein Bild zu machen.

"Vielleicht die Wasserschutz Polizei. Die werden uns wahrscheinlich nur nach Drogen kontrollieren", mutmaßte ich, während ich sie weiterhin aufmerksam beobachtete, wie sie auf uns zu kamen.

"Gut möglich. Aber trotzdem seltsam hier draußen", stellte er fest und verunsicherte mich mit dieser Aussage.

"Wer könnte es sonst sein, wenn nicht die Polizei?", meinte Gio darauf hin leise und ich konnte die Angst in ihren Augen erkennen.

Ich wusste, was sie dachte, denn ich hatte den selben Gedanken.

Aber wie sollten Escobars Leute so schnell herausgefunden haben, wo wir sind?

"Ihr solltet euch besser verstecken", schlug dann der andere Typ vor, während er sich das Fernglas schnappte um sich ebenfalls ein Bild zu machen.

"Aber wenn es seine Leute sind, dann werden sie die ganze Yacht nach uns absuchen", meinte Gio jetzt vollkommen aufgebracht und begann auf ihren Fingernägeln zu kauen.

"Komm mit", erwiderte ich geistesgegenwärtig -  griff nach ihrer Hand und zog sie hinter mir her.

Dann schnappte ich mir die einzige Rettungsweste die hier herum lag.

"Hier zieh die über", befahl ich ihr in einem strengen Ton, denn uns blieben nur noch wenige Sekunden bis sie hier waren.

"Was hast du vor?", sah sie mich panisch an.

"Was haben wir vor", korrigierte ich sie.

"Ich habe dir versprochen - ich werde dich keine Sekunde mehr alleine lassen", gab ich ihr zu verstehen und zog sie an mich heran um ihr  einen Kuss auf die Stirn zu geben.

„Ich habe Angst", flüsterte sie an meiner Brust  und ich konnte ihren starken Herzschlag spüren.

„Alles wird gut. Ich bin bei dir", versuchte ich sie zu beruhigen, während ich ihr eine Strähne hinter das Ohr strich.

Dann nahm ich ihre Hand und sie folgte mir ohne ein weiteres Wort zu verlieren an den Rand der Yacht.

Kurz bevor das Boot auf der anderen Seite eintraf, sahen wir uns ein letztes Mal tief in die Augen und  sprangen anschließend Hand in Hand in den dunkelblauen Ozean.

.............

Haben Escobars Leute sie wirklich verfolgt?😳

Wie lange werden Gio und Tiano im Wasser aushalten müssen? 😟

Und was passiert mit ihnen, wenn sie doch entdeckt werden? 😱

Wenn euch dieses Kapitel gefallen hat, dann lasst doch gerne einen Stern ⭐️ da 🥰

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