20 - Vertrauen
Zwei Tage später...
Es gibt kein zufälliges Treffen. Jeder Mensch in unserem Leben ist entweder ein Test, eine Strafe oder ein Geschenk.
Nur war ich mir bei Jesús immer noch nicht sicher was er darstellen sollte. Er hatte so viel Gutes für mich getan - mich aber auch durch die Hölle geschickt.
Mittlerweile hatte er alle wichtigen Geschäfte erledigt, um den Rest kümmerten sich Jairo, Calixto und el Torre - sodass er nun die meiste Zeit mit mir verbrachte.
Nachdem ich die letzten zwei Tag entweder in meinem Zimmer geschlafen oder in einer Hängematte in dem riesigen Garten der Finca lag und gelesen habe, fühlte ich mich heute deutlich besser.
Was allerdings auch daran lag, dass wir diese Nacht zurück nach Rio fliegen werden.
Ich freute mich so sehr endlich meine Mamá und Danilo wiederzusehen, aber auch Triana hatte ich schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gesehen, sie machte sich mit Sicherheit bereits große Sorgen um mich.
Den letzten Tag verbrachte Jesús mit mir in Medellín. Wie typische Touristen liefen wir, die dunklen Sonnenbrillen auf der Nase, Hand in Hand durch die Altstadt.
Dadurch das er in Kolumbien nicht so bekannt war, konnten wir unbeschwert über den Plaza Botero schlendern.
Trotz alledem folgten uns unauffällig zwei Leibwächter Escobars.
Medellín war echt eine wunderschöne Stadt mit den unzähligen Parks und den vielen Blumen die überall wuchsen, ganz anders als Rio.
Als die Sonne langsam hinter den Häusern verschwand, spazierten wir zum Abschluss durch den Botanischen Garten, welcher gleich neben der Universität lag und anschließend führte mich Jesús ins Restaurant des Marriott Hotels.
Als wir durch die große Glastür herein kamen, begrüßte uns sofort ein Mann mittleren Alters. Er trug einen edlen dunkelblauen Anzug und seine schwarzen Haare waren perfekt nach hinten gekämmt.
Wie sich wenige Minuten später herausstellte, war das der Hotelchef, welcher uns höchstpersönlich zu einem der Tische in einen ruhigeren Bereich führte.
Die beiden Leibwächter blieben derweilen unauffällig in unserer Nähe.
"Woher kennst du ihn?", suchte ich das Gespräch, während ich die Karte studierte.
"Er ist ein Stammkunde und Geschäftspartner, ihm gehören die Marriott Hotels in ganz Latainamerika. Das in Rio kennst du ja bereits", erklärte er mir und erinnerte mich gleichzeitig an die vielen widerlichen Typen, mit denen ich mich bereits in diesem Hotel traf und daran, wer ich für ihn war - eine Prostituierte, die für ihn arbeitete.
Nach dem wunderschönen Tag hatte ich das fast vergessen.
"Worüber denkst du nach?", meinte er nach einigen Sekunden des Schweigens und sah von der Karte auf.
"Darüber was ich gleich essen werde", gab ich ihm zu verstehen ohne ihn anzusehen, woraufhin er die Karte zur Seite legte.
"Ich kenne dich, Gio. Mir kannst du nichts vor machen", erwiderte er daraufhin und fixierte mich mit seinem respekteinflößenden Blick.
"Sieh mich an, wenn ich mit dir rede", befahl er kühl, während er sich leicht über den Tisch beugte.
Zögerlich hob ich meinen Kopf. Dann trafen sich unsere Blicke.
"Du weißt, dass du mir immer alles sagen kannst. Und auch solltest", meinte er monoton ohne jegliche Miene zu verziehen.
Mit einer Hand griff er in meine Haare, wickelte sich eine Strähne um die Finger und zog mich daran sanft aber bestimmt über den Tisch, sodass unsere Gesichter nur noch wenig Zentimeter trennten.
"Ich vertraue dir, dass weißt du, oder?", meinte er - sein heißer Atem auf meinen Wangen bereitete mir eine Gänsehaut und ich nickte wortlos.
"Aber vertraust DU mir?", fügte er augenblicklich hinzu. Seine Pupillen weiteten sich, wurden immer dunkler, während er auf eine Antwort wartete.
Regungslos starrte ich ihn an. Das Licht der Kerze spiegelte sich in dem Schwarz seiner Augen wieder und ich hatte für einen Moment das Gefühl in das Tor zur Hölle zu blicken, sodass ich kein Wort heraus brachte.
Dann legt er seinen Kopf schief und holte mich gedanklich wieder zurück.
Immer noch wartend, hob er eine Augenbraue, während er meine Haarsträhne langsam weiter um seine Finger wickelte, sodass ich mich nun nicht mehr bewegen konnte, ohne das es mir wehtat.
"Ich vertrau dir", brachte ich zögerlich über meine Lippen, während sich unsere Blicke miteinander verschränkten.
"Dann zeig es mir", flüsterte er an meinem Mund, welchen ich automatisch leicht öffnete, als ich erneut seinen nach Minze riechenden Atem spürte.
Dann ließ er meine Strähne los und erhob sich.
"Komm mit", forderte er mich auf und nickte anschließend den beiden Leibwächtern unauffällig zu - deutete so an, das sie hier warten sollten.
Dann folgte ich Jesús einen langen Gang entlang bis zum Aufzug.
Kaum hatten wir ihn betreten, drängte er mich gegen die Wand. Seine beiden Arme rechts und links neben meinem Kopf abgestützt, schaute er mir erneut tief in die Augen.
"Möchtest du mir vielleicht irgendetwas sagen?", knurrte er nah an meinem Mund und ich verstand die Welt nicht mehr. Vollkommen überfordert mit der Situation hielt ich meinen Atem an.
Was war nur in ihn gefahren, dass er nach diesem tollen Tag plötzlich so kalt zu mir war - und was wollte er von mir hören?
Dann machte es 'Ping' und die Türen öffneten sich.
Ohne ein Wort zu verlieren, packte er mich am Arm und zog mich erneut einen Gang entlang bis er vor einer Zimmertür ganz am hinteren Ende stoppte.
Mit einer Karte öffnete er diese und forderte mich stillschweigend auf hineinzugehen - was ich nach kurzem Zögern auch tat. Eine Wahl hatte ich sowieso nicht.
Die Suit die ich dann betrat, sah extrem teuer aus. Wie versteinert stand ich mitten in dem riesigen Raum, ließ meine Augen über die edlen Möbel im Kolonialstil schweifen.
Durch die großen Panoramafenster leuchteten die Lichter der Stadt herein. Der Ausblick über Medellín bei Nacht war einfach atemberaubend.
Doch noch während ich fasziniert hinaus blickte, zog er die Vorhänge zu. Dann schritt er langsam auf mich zu, während er sich mit einer Hand die Krawatte lockerte und mich mit seinem intensiven Blick in seinen Bann zog.
"Zieh dein Kleid aus", forderte er mich auf, als er vor mir stand und strich mir mit seinem Zeigefinger über den Oberarm - schob sanft meine Haare von der Schulter um anschließend meine Träger vom Kleid nach unten zu schieben.
Mit gehobenen Augenbrauen nickte er mir zu - und ich gehorchte ihm, indem ich anfing den Reißverschluss auf der Rückseite zu öffnen.
Dann ließ ich das Kleid auf den Boden fallen und stand nur noch in schwarzen Spitzendessous vor ihm.
Seine Augen schweiften über meinen Körper, während er sein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger rieb - sodass ich begann mich unwohl zu fühlen.
Eingeschüchtert von seinem intensiven Blick, wie er mich musterte, verspürte ich den Drang mich verdecken zu wollen. Doch ich wusste, dass er das niemals duldete.
Also biss ich die Zähne zusammen und ließ seine Erniedrigungen über mich ergehen - auch wenn ich keine Ahnung hatte, warum er dies tat.
Verzweifelt suchte ich in meinen Gedanken nach dem Grund hierfür. Denn er wollte mich bestrafen, dass war offensichtlich.
Doch wofür?
"Du hast gesagt, du vertraust mir", flüsterte er dann an meinem Ohr und lief um mich herum.
Mit verschränkten Händen und bebenden Körper stand ich vollkommen hilflos in diesem riesigen Zimmer, was schon einer Wohnung glich und traute mich nicht einmal mehr zu atmen.
"Beweis es mir", hauchte er anschließend an meinem anderen Ohr und begann dann meine Schulter mit Küssen zu bedecken, während er mich langsam umrundete.
Dann griff er vollkommen unerwartet nach meinem Kinn, hob meinen Kopf, sodass ich ihn ansehen musste.
"Leg dich aufs Bett", meinte er nach wenigen Sekunden.
Unsicher schaute ich zu ihm auf. Doch er sagte nichts, sondern deutete nur mit dem Kopf in Richtung Bett.
Ich gehorchte ihm - ebenfalls wortlos.
Dann kam er zu mir herüber.
"Ich sagte - h-i-n-l-e-g-e-n", presst er zwischen seinen Zähne hindurch, während er am Bettende stand und mich mit seinem Blick fixierte.
Schwer atmend ließ ich mich nach hinten fallen und starrte anschließend in den Spiegel an der Decke über mir.
Diese Suit gehörte offensichtlich zu den Zimmern, welches nur für ausgelesene Kunden war. Wahrscheinlich vermieteten sie es stundenweise.
Mein Herz pochte so stark gegen meinen Brustkorb, dass dieser schmerzte.
Ich betrachtete das Mädchen über mir - wie sie regungslos in Dessous auf der roten Satindecke lag.
Dann sah ich Jesús dabei zu, wie er ihre Handgelenke mit Handschellen am Gitter des Bettes befestigte.
Das Klicken als er diese schloss, hallte durch die Stille des Raumes.
Als ich dann das kalte Metall ebenfalls an meinen Fußgelenken spürte, stockte mir für einen Moment der Atem.
Ihm so ausgeliefert zu sein, machte mir in Anbetracht seiner ruhigen und gelassenen Art - Angst.
Ich kannte ihn - und offensichtlich hatte ich irgendeine Grenze überschritten.
"Was habe ich getan?", fragte ich mit brüchiger Stimme und die ersten Tränen rollten an meinen Schläfen herunter und tropften auf die Satindecke.
"SSchh...", meinte er daraufhin nur und legte seinen Zeigefinger auf meinen Mund, nachdem er sich über mich gebeugt hatte.
Sanft strich er mit einer Hand über meine Haare, bevor er sich anschließend seinem Jackett entledigte und die obersten Knöpfe seines Hemdes öffnete.
Die Waffe, welche er immer bei sich trug, legte er auf den kleinen Tisch neben dem Bett.
Dann holte er ein schwarzes Seidentuch aus einem Schubfach und band es um meine Augen.
In vollkommener Dunkelheit orientierte ich mich an den Geräuschen um mich herum und ließ schließlich alles über mich ergehen - wie ich es schon so oft tat.
Doch bei Jesús war es dieses Mal .. das erste Mal ... das ich nichts weiter empfand außer Scham und Angst.
Ich spürte, wie er sich über mir bewegte, hörte, wie er seine Hose öffnete, sich ein Kondom überzog und dann ohne jegliche Vorwarnung in mich hineinstieß, nachdem er meinen Slip zur Seite schob.
Der stechende Schmerz ließ mich kurz aufstöhnen und ich versuchte mich irgendwie zu entspannen, damit es auszuhalten war.
Doch es war unmöglich auch nur einen Muskel in meinem Körper zu lockern, während er immer wieder gewaltsam in mich eindrang und mich zum ersten Mal seitdem ich ihn kannte - vergewaltigte.
Er mied jeden unnötigen Körperkontakt und machte mir mehr als deutlich, was ich in diesem Moment für ihn war - eine dreckige Hure, die er ficken konnte wann immer und wie immer er wollte.
Unter dem Tuch kniff ich schmerzvoll meine Augen zusammen und betete, dass es bald aufhören wird. Doch die Minuten kamen mir endlos vor.
Als er nach einer gefühlten Ewigkeit endlich zum Ende kam und sich mir entzog, begann ich wieder zu atmen.
"Warum hast du mir nicht schon früher vertraut?", flüsterte er anschließend an meinem Ohr und löste das Tuch von meinen Augen.
Noch alles verschwommen sehend, blinzelte ich mehrmals, als er sich erneut über mich beugte.
"Ich habe dir schon immer vertraut", gab ich ihm heiser zu verstehen.
"Lüg mich nicht an", wurde er plötzlich laut und schlug mit der Hand neben mich auf die Matratze, sodass ich unweigerlich zusammenzuckte.
"Mit wem warst du in der Nacht nach dem Rennen zusammen?", rückte er endlich mit der Sprache heraus und mein Herz blieb im selben Moment stehen.
"Hast du mit diesem Typ gefickt?", fragte er sofort weiter und mir war augenblicklich klar, dass er von Tiano sprach.
"Nein, habe ich nicht", gab ich ihm mit brüchiger Stimme zu verstehen und zitterte am ganzen Körper, als sich seine Miene zu verfinstern begann.
"Wieso glaube ich dir das nicht?", presste er seine Lippen zusammen und ich konnte sehen, wie sein Kiefer dabei zuckte.
"Gio, Gio, Gio... Was soll ich bloß mit dir machen?", redete er nickend weiter und wirkte plötzlich wieder ganz ruhig - was mir irgendwie mehr Angst machte, als wenn er mich anschrie.
"Du weißt, was mit Lügnern passiert?", erinnerte er mich an etwas, was ich die ganze Zeit über zu verdrängen versuchte.
"Ich habe dich nicht angelogen. Und ich hatte auch nichts mit ihm - das musst du mir glauben", flehte ich ihn, den Tränen nahe, an.
"Er hat mir nur geholfen, als ich verzweifelt nach dir suchte. Und dann war die ganze Stadt voller Polizei, sodass er mich nicht nach Hause bringen konnte", redete ich mich um Kopf und Kragen.
Doch an seinem Blick konnte ich erkennen, dass er mir absolut nicht glaubte.
"Und wie sind Triana und du damals von dieser Veranstaltung in dem Schloss, weit entfernt von Rio, nach Hause gekommen? Soweit ich weiß, fahren dort keine Taxis", folterte er mich weiter mit Fragen, die ich ihm nicht beantworten konnte.
"Seit wann hintergehst du mich schon mit diesem Bastard?", beschuldigte er mich für etwas, was eigentlich so nicht stimmte und brachte mein Herz damit förmlich zum Stillstand - denn ich hatte keine Chance mehr mich zu erklären.
Völlig entkräftet schloss ich daraufhin meine Augen und bereitete mich auf das schlimmste vor.
Doch er tat nichts, sondern erhob sich, schloss seine Hose, knöpfte seelenruhig sein Hemd zu und richtete die Krawatte.
Dann griff er nach seiner Waffe, steckte sie sorgfältig auf die Rückseite in seinen Hosenbund und versteckte sie anschließend unter dem Jackett, welches er sich überzog.
Anschließend kam er erneut zu mir ans Bettende und betrachtete mich kühl ohne jegliche Mimik.
"Es hätte so schön werden können mit uns. Doch jetzt muss ich leider jemanden töten", warf er nach einigen Sekunden in die Stille und presste kopfschüttelnd seine Lippen zusammen.
Dann wandte er sich von mir ab.
"Wo willst du hin? Du kannst mich nicht einfach in Kolumbien zurück lassen. Ich hatte nichts mit ihm. Ich hab dich nicht angelogen", rief ich ihm verzweifelt hinterher, während ich mit den Handschellen am Gitter des Bettes rüttelte.
Doch er ignorierte meine Worte und öffnete die Tür ohne sich noch einmal umzudrehen.
"Sie gehört euch", hörte ich ihn nur noch sagen und dann betraten zwei große, muskulöse Männer in schwarzen Anzügen und einer schwarzen Skimaske über dem Kopf den Raum.
"J-e-s-ú-s! Bitte nicht!", schrie ich ihm verzweifelt hinterher. Doch da fiel bereits die Tür ins Schloss...
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top