2 - Ein Jahr später
Die bunten Lichter der Copacabana funkelten durch die getönten Autoscheiben der schwarzen Limousine mit der ich meistens abgeholt wurde. Nervös zupfte ich den Minirock meines goldenen Paillettenkleides weiter über die Oberschenkel, während ich versuchte die letzten zwei Stunden irgendwie zu vergessen. Doch das war gar nicht so einfach.
Immer noch spürte ich seinen heißen Atem an meinem Hals, seine dreckigen Finger auf meinem Körper, während er wieder und wieder in mich hineinstieß bis er erschöpft und total verschwitzt endlich zum Höhepunkt kam und damit meine Qualen beendete.
Seit einem Jahr arbeitete ich nun schon für Jesús, aber daran gewöhnt hatte ich mich nie. Nachdem er mich damals vor diesen zwei Typen gerettet hat und meine dramatischen Lebensumstände mitbekam als er mich nach Hause brachte - hat er mir dieses Angebot unterbreitet.
Zuerst lehnte ich es ab, weil ich niemals in dieses Milieu hineingezogen werden wollte, außerdem war ich stolz auf meinen damaligen Job und das ich anders war als die vielen Mädchen aus den Favelas - ich dachte, ich würde es auf legalem Wege schaffen.
Doch als meine Mama immer kranker und die Arztkosten und Medikamente immer teurer wurden, hatte ich irgendwann keinen anderen Ausweg mehr gesehen. Und so tippte ich eines Tages die Nummer, welche er mir dagelassen hatte mit zittrigen Fingern in mein Handy.
Eine Stunde später saß ich dann in genau derselben Limousine wie jetzt und wir fuhren anschließend in einen seiner Clubs.
Es war ein verregneter, aber warmer Nachmittag, als wir die noch leere Disco betraten. Außer ein paar Barkeepern und einigen Mädchen, die ebenfalls für ihn arbeiteten, war niemand weiter da. Im Hintergrund spielte leise Musik und ich spürte die neidischen Blicke der anderen Frauen auf mich gerichtet.
Wir unterhielten uns eine ganze Weile an der Bar sitzend und er spendierte mir einen Cocktail. Nie zuvor war ich in so einem Etablissement gewesen und ich hatte es eigentlich auch nie vor.
Er erklärte mir dann wie ich mich den Kunden gegenüber zu verhalten hatte, wie das mit der Bezahlung funktionierte und gab mir viele weitere wichtige Informationen und Tipps, welche aber nur an mir vorbei rauschten wie Wind durch die Blätter. Wie in Trance starrte ich die gesamte Zeit auf das goldene Kreuz, welches um seinen Hals hing.
Als er fertig war, fragte er mich mehrmals, ob ich das wirklich machen möchte, was mir bis heute das Gefühl gab, das ich jederzeit damit aufhören könnte - das ich immer noch eine Wahl hatte.
Doch in Wirklichkeit hatte ich die schon lange nicht mehr.
Anschließend sind wir in sein Büro gegangen und eine der Frauen brachte mir ein schwarzes Minikleid. Dann befahl er mir mich vor seinen Augen umzuziehen. Ich weiß noch genau wie sehr ich mich schämte als ich nur noch in Unterwäsche vor ihm stand und mir die Tränen in die Augen stiegen, bevor ich mir das Kleid mit bebenden Händen überzog.
Wortlos erhob er sich von seinem Sessel hinter dem riesigen Schreibtisch und kam zu mir herüber. Sanft strich er mir die Haare von den Schultern, während sein Blick sich in mich hineinbohrte und schnell verstand er das ich noch nie zuvor mit einem Mann geschlafen hatte.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren nahm er meine Hand und führte mich in ein Nebenzimmer in dem ein großes Bett stand. Ich starrte regungslos auf seine tätowierten Finger, während er langsam sein weißes Hemd aufknöpfte. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, als ich seinen muskulösen Oberkörper mit den unzähligen Tattoos sah. Dann zog er seine Waffe aus dem Hosenbund seiner Rückseite und legte sie auf einen kleinen Tisch neben dem Bett, bevor er sich mir erneut zuwandte.
Zärtlich umschloss er mit seinen Händen mein Gesicht, während er mich mit seinem Blick fixierte. Ich war noch nie in meinem Leben so nervös wie in diesem Moment. Dann beugte er sich zu mir herunter und legte sanft seine Lippen auf meine.
Er war der größte Gangsterboss von Rio de Janeiro und ich zitterte am ganzen Körper als er mich Richtung Bett drängte, und trotzdem spürte ich ein merkwürdig angenehmes Kribbeln in der Magengegend als sich unsere Zungen das erste mal berührten.
Dann öffnete er mein Kleid und streifte es mir vom Körper, während sein lustvoller aber trotzdem kühler Blick auf meinen Brüsten haftete. Unerklärlicherweise fühlte ich mich nicht unwohl dabei, sondern irgendwie begehrt. Dann drückte er mich aufs Bett und schob sich zwischen meine Beine.
Entspann dich waren seine einzigen Worte als er seine Hose öffnete und sie sich abstreifte.
Eigentlich hatte ich mir mein erstes Mal ganz anders vorgestellt. Ich wollte verheiratet sein und verliebt.
Trotzdem hasste ich Jesús dafür nicht, denn er tat es für mich und ich hatte das Gefühl das er mich in dem Moment wirklich geliebt hat.
Seine Küsse waren zärtlich und er sah mir tief in die Augen als er langsam und behutsam in mich eindrang. Immer wieder hielt er inne und achtete auf meinen Gesichtsausdruck.
Natürlich wusste ich, dass er niemals aufgehört hätte, auch wenn ich ihn darum gebeten hätte, denn letztendlich war es die Vorbereitung für meine zukünftige Arbeit. Aber er gab mir zumindest in diesem Augenblick das Gefühl etwas besonderes zu sein und machte mir somit mein erstes Mal so angenehm wie möglich.
Und im Nachhinein war ich froh, dass er mir die Unschuld nahm und nicht der eklige, alte Typ mit dem ich wenige Stunden später in einem Hotelzimmer saß.
.......
Ich warf einen Blick auf den großen, schwarzen Mann welcher das Auto steuerte. Carlos Torres, auch el torre ( der Turm ) genannt. Er war der größte Mensch den ich je gesehen hatte und überragte selbst Jesús um einiges.
Ich mochte es am liebsten, wenn er mich von einem Kunden abholte, denn er redete nie, sondern hörte mir einfach nur zu - manchmal reichte er mir auch ein Taschentuch, wenn ich mal wieder in Tränen ausbrach. Er war ein sehr angenehmer Zeitgenosse, die rechte Hand von Jesús und viel weniger impulsiv.
Er trug immer einen dunklen Anzug mit einer schwarzen Sonnenbrille. Und ich bildete mir manchmal ein, ich wäre ein Filmstar und er mein Bodyguard. So war das ganze erträglicher und ich stieg meistens mit einem Lächeln aus, welches mir aber sofort wieder verging, sobald er mich an der Tür abgeliefert hat. Oft wartete er anschließend im Auto auf mich, was mir ein sicheres Gefühl gab.
Es war schon spät als wir an der größten Diskothek der Copacabana ankamen. Die Menschenschlange davor war immens, doch wie immer betraten Carlos und ich den Club am Hintereingang. Drinnen kam mir sofort die heiße, feuchte und verqualmte Luft entgegen.
Stripperinnen tanzten an ihren Stangen und an der Decke hingen Käfige mit leichtbekleideten Tänzerinnen und Trapeze an denen Akrobatinnen ihr Bestes gaben um die Menschenmenge zu animieren. An den unzähligen Bars floss der Alkohol in Strömen und niemand stand mehr still.
Ich warf einen Blick nach oben zu den verspiegelten Fenstern - dass Büro von Jesús, welches von niemandem ohne Grund betreten werden durfte und immer streng bewacht war.
Nur ich hatte das Recht jederzeit zu ihm zu kommen. Er verlangte es regelrecht, gerade wenn ich von einem Kunden zurückkam. Eine Sache wegen der ich von fast allen Frauen hier gehasst wurde.
Gemeinsam stiegen wir die letzten Stufen nach oben und bereits im Vorraum war es deutlich ruhiger. Doch als ich laute Stimmen aus dem Zimmer vernahm, zog ich meine Hand von der Türklinke zurück. Offensichtlich war Jairo mal wieder da.
Jairo de los Reyes, ein ziemlich gut aussehender Typ Ende zwanzig genauso wie Jesús. Sie kannten sich bereits seit ihrer Kindheit und haben sich gemeinsam dieses Imperium aufgebaut, wobei Jairo sich um die Drogengeschäfte kümmerte und Jesús für die Prostituierten und die Waffengeschäfte verantwortlich war.
Und wie es sich anhörte, gab es mal wieder Probleme.
Dann betrat ich den Raum und alle Blicke richteten sich kurz auf mich, bevor sie weiterredeten. Zigarettenqualm hing in der Luft und es lagen gefühlt mehr Waffen auf den Tischen als die gesamte Armee Brasiliens besaß.
"Und was soll ich deiner Meinung nach mit dem Spast machen? Ich kann ihn ja nicht ewig dort festhalten, außerdem hab ich noch andere Dinge um die ich mich kümmern muss", beschwerte sich der dunkelhaarige, der ohne Probleme als Tattoo Modell arbeiten könnte, wenn er nicht so extrem aggressiv wäre. Ich fragte mich, wie seine Frau es mit ihm aushält.
"Dann wird sich eben Calixto darum kümmern", entgegnete Jesús, welcher wie gewohnt hinter seinem Schreibtisch saß und offensichtlich keine Geduld mehr hatte, was ich an seinem Blick erkannte.
"Weißt du was, das ist mir scheißegal, ich bin raus aus der Sache", dann erhob er sich und stürmte aus dem Büro ohne noch ein weiteres Wort zu sagen. Auch die anderen vier Männer, welche zu Jairos Truppe gehörten, verließen den Raum, sodass ich nun als einzige neben Carlos an der Tür stand.
Nachdenklich rieb Jesús sein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger. Dann drückte er seine Zigarette aus und stand auf.
"Komm her, Baby", forderte er mit ruhiger aber gefestigter Stimme und lehnte sich an den Schreibtisch.
Zögerlich lief ich auf ihn zu, während er mich mit seinen Augen fixierte. Und obwohl er die anderen Mädchen oft fragte, wie es gelaufen ist, sprach er mit mir nie darüber.
"Du kannst gehen, Carlos. Ich brauch dich für heute nicht mehr", befahl er mit einem flüchtigen Blick Richtung Tür.
Dann legte er seine Hände um meine Taille und zog mich näher an sich heran. Behutsam strich er mir eine Strähne hinter das Ohr und begann mich zärtlich unter diesem zu küssen, woraufhin ich meine Augen schloss.
Sanft streifte er mit seiner Zunge an meinem Hals entlang, während er mit einer Hand in meine Haare griff um meinen Kopf leicht nach hinten zu ziehen und meine Wangen begannen sich vor Erregung zu röten. Anschließend liebkoste er mein Kinn und hielt dann wider Erwarten an meinem Mund inne.
Noch völlig berauscht von seinen Liebkosungen öffnete ich meine Lider und blickte in seine tief dunklen Augen.
"Geh dich duschen", sagte er leise an meinem Mund und ließ mich los.
Und auch wenn ihm das anscheinend reichte, konnte ich für mich die Spuren der vergangenen Stunden nicht einfach so mit Wasser und Seife beseitigen.
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