Kapitel 10

☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆~♡~☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆

Die Strömung lässt nach und wir steuern das Ufer an, um aus den Fässern zu kommen. Mit Beinschmerzen klettere ich aus dem Fass und setze mich auf einen Stein am Ufer. Ich reise etwas Stoff von meinem Oberteil ab und versuche mein Bein zu verbinden.
,,Wir müssen weiter", meint Thorin und will sofort weiter.
,,Dürfte ich mir vorher noch mein Bein verbinden?", frage ich nach und schaue ihn ernst an.
,,Du hast zwei Minuten", meint er.

Fili und Kili kommen besorgt zu mir gelaufen.
,,Geht es dir gut?", fragt Fili.
,,Ja, so doll schmerzt es nicht", versuche ich ihn zu beruhigen.
,,Irgendwie hast du die Veranlagung dazu dich in Gefahr zu bringen, kann das sein?", richte ich mein Wort an Kili.
,,Kannst du da kurz festhalten?", frage ich Fili und deute auf meinen provisorischen Verband.
Fili hält es kurz fest und ich knote die Enden fest, damit es nicht rutscht und die Blutung gestoppt wird.
,,Danke", sage ich zu ihm.
,,Nein, wir danken dir. Du hast meinen Bruder nun zum zweiten Mal gerettet", meint er.

Auf einmal wird Kili ein Stein aus der Hand geschossen und Thorin stellt sich schützend vor mich. Verwirrt schaue ich an ihm vorbei und erblicke einen Mann mit schulterlangen schwarzen Haaren, die zu einer halboffenen Frisur gebunden ist. Er hat einen gespannten Bogen auf uns gerichtet und trägt einen zerschlissenen Mantel sowie abgetragene Schuhe.
,,Macht das nochmal und Ihr seid tot", meint er Fremde und schaut uns ernst an.
,,Der Kahn dort, ist nicht zufällig Eurer?", fragt Balin den Fremden und hebt abwehrend die Hände hoch, als der Fremde auf ihn zielt.
Erst jetzt bemerke ich den Kahn, der hinter uns ist und ich weiß woraus Balin hinaus will.

Ohne uns zu antworten, senkt der Fremde seinen Bogen und fängt an, die Fässer auf den Kahn zu laden. Ich bin die Erste, die dem Fremden nachgeht. Den Schmerz und die Kälte ignorierend, stelle ich mich vor den Kahn.
,,Ihr seid also der Kahnführer, der die Fässer abholt", stelle ich fest und fange somit ein Gespräch an.

Verwundert hebt er seinen Blick und schaut mich an. Verwirrt zieht er seine Augenbrauen zusammen und mustert mich kurz, was daran liegen kann, weil ich nur ein schwarzes Oberteil ohne Ärmel, dazu eine blaue enganliegende Stoffhose und braune hohe Fellstiefel trage. Die meisten unserer Sachen haben wir in den Verliesen gelassen, da wir uns beeilen mussten und es nur Ballast gewesen wäre, wenn wir es mitgenommen hätten.

,,Was macht eine Frau bei einem Haufen Zwerge?", fragt er skeptisch.
,,Ich begleite meinen Vater und seine Kaufleute zu den Eisen-Bergen", flunkere ich etwas.

Die andern stoßen zu uns, Balin übernimmt das weitere Reden und ich stelle mich zu Thorin und Dwalin.
,,Eure Stiefel hatten schon bessere Tage, ohne Zweifel müsst Ihr hungrige Mäuler stopfen. Wie viele?", frage Balin mit einem Lächeln.
,,Zwei Mädchen und einen Jungen", antwortet der Fremde, während er weiter die Fässer auflädt.
,,Und Eure Frau ist eine Schönheit, nehme ich an", macht Balin weiter.
,,Ja, das war sie", sagt der Fremde niedergeschlagen.
,,Das tut mir leid", meinen Balin und ich gleichzeitig.
,,Ach hört doch auf mit der Gefühlsduselei. Was geht uns die Gefühle eines Menschen an?!", meint Dwalin herablassend und bekommt meinen Ellenbogen in die Seite gerammt.

Schmerzhaft stöhnt er auf und schaut mich wütend an, was ich mit einem Todesblick quittiere. Ich schnappe mir seinen Krage und ziehe ihn zu mir ran.
,,Willst du morgen hier noch stehen und den Orks als Willkommensgeschenk dienen, oder diesen verfluchten See überqueren?!", knurre ich ihn an, sodass nur er und Thorin es hören, da dieser genau hinter mir steht.
,,Ich weiß, woher diese Fässer stammen", richtet der Fremde meine Aufmerksamkeit auf sich und ich lasse Dwalin wieder los.
,,Ich weiß nicht, was ihr mit den Waldelben am Hut habt, doch wird der Bürgermeister euch eher in Ketten legen, als den Zorn von Thranduil zu spüren", erklärt er und mein Blick verfinstert sich, als der Name dieses Waldkobolds fällt.
,,Reicht es Euch als Antwort, wenn ich sagen würde, dass es eine Familiäre Auseinandersetzung gab?", frage ich und verschränkte meine Arme vor der Brust, da ich so langsam anfange zu zittern.

,,In die Stadt kommt man doch auch irgendwie ungesehen, oder?", fragt Balin.
,,Ja, dafür braucht ihr aber einen Schmuggler", antwortet der Fremde und macht den Kahn los.

Bevor Balin darauf irgendwie eingehen kann, komme ich ihm zuvor und stelle mich vor den Kahnführer.
,,Für den zahlen wir das Dreifache, wenn es sein muss", sage ich ernst und schaue ihm entschlossen in die Augen.
Von den Zwergen höre ich ein Protestieren, doch lasse ich sie mit einem Blick verstummen.
,,Haben wir einen Deal?", frage ich und strecke ihm die Hand hin, die wegen der Kälte zittert.
Der Kahnführer zögert noch einen Moment, bis er meine Hand ergreift und zustimmt.

Wir steigen auf den Kahn und der Fremde legt ab.
,,Das hast du toll gemacht, Naira", lobt Thorin mich und wuschelt mir durch die Haare.

Je näher wir der Stadt Esgaroth kommen, desto kälter wird es. Aber was habe ich auch erwartet, es ist bald Winteranfang und die Stadt ist mitten auf dem See.
,,Im Sommer ist es bestimmt sehr erfrischend, auf dem Wasser zu wohnen", rede ich vor mich hin und schaue die vorbei ziehenden Eisschollen an.
,,Wenn wir nicht gerade Überschwemmungen haben, dann ja", antwortet der Fremde mir.
,,Tja, das Wasser ist unberechenbar, es sucht sich seinen Weg. Auch wenn es dafür einen Berg spalten muss und einen Fluss zu einer Schlucht werden lässt", erkläre ich grinsend.
,,Wo kommt Ihr eigentlich her, wenn ich fragen darf?", fragt er.
,,Von weit weg. Meine Heimat wurde mir genommen, als ich 4 Jahre alt war. Mein Zuhause, wo ich aufgewachsen bin, liegt östlich der See und ist geschützt von einem Gebirge. Von dort kann man wunderschöne Sonnenauf- und -untergänge sehen. Das ganze Tal wird in einem wahrlich schönen Orangerot getaucht und bringt zusammen mit dem Rauschen der Wasserfälle und dem Singen der Bewohner eine harmonische Atmosphäre", erzähle ich und schaue dabei in die Ferne.
,,Das hört sich wirklich schön an", meint er und ich nicke.
,,Das ist es auch", lächle ich ihn an.
,,Ich bin übrigens Naira, wir hatten nicht die Möglichkeit uns vorzustellen", stelle ich mich vor.
,,Bard", sagt er nun auch.
,,Freut mich Euch kennenzulernen Bard"
,,Ebenso", meint er und ich gehe nach vorne zu den anderen.

,,Wir kommen doch niemals auf das Dreifache!", meckert Dwalin und die anderen nicken ihm zu.
,,Ich hoffe du hast einen Plan, sonst sitzen wir wieder in einer Zelle fest", meint Fili zu mir, als ich bei ihnen ankomme.
,,Jetzt macht euch doch nicht gleich in den Unterrock!", schnaufe ich und setze mich auf den Boden.

Mit leichter schmerzverzerrter Miene ziehe ich meinen rechten Stiefel aus, hole die Sohle heraus und dann einen kleinen Lederbeutel mit Gold drinnen und schmeiße ihn zu Balin rüber. Das Gleiche mache ich auch auf der anderen Seite und sie schauen mich überrascht an.

,,Glaubt ihr ernsthaft, ich wäre ohne Gold von Zuhause los?", frage ich sie ungläubig.
,,Ich habe mir schon was dabei gedacht, als ich sagte, dass wir das Dreifache zahlen. Adar wird mich dafür zwar köpfen, aber Bard kann es mehr gebrauchen als ich", erkläre ich ihnen.
,,Das ist sehr ehrenhaft von dir", meint Bofur.
,,Uns fehlen zehn Münzen", meint Balin, als er nachgezählt hat.
Thorin verschränkt die Arme vor seiner Brust und schaut Gloin eindringlich an.
,,Raus damit Gloin!"
,,Oh nein, diese Reise hat mich komplett ausbluten lassen", fängt er an zu meckern, doch richtet sich meine Aufmerksamkeit auf etwas anderes.

Langsam stehe ich auf, meinen Blick weiter auf das gerichtet, was immer mehr aus dem Nebel ragt. Ich zupfe an Thorins Ärmel und richte seine Aufmerksamkeit nun auf den Berg, der vor uns erscheint. Für ein paar Sekunden ist unser Blick auf den Berg gefesselt, bis wir von Bilbo unterbrochen werden und Bard zu uns kommt.
,,Schnell, gibt mir das Gold", meint er, doch wird er von den Zwergen nur komisch angeschaut.
,,Erst wenn wir unsere Waffen haben", meint Thorin.
,,Ich glaube auch, wir sollten ihm das Gold jetzt schon geben", mische ich mich mit ein und deute dann nach vorne.
,,Dort stehen Wachen", erkläre ich.

Wir geben Bard das Gold und die Zwerge klettern wieder in die Fässer.
,,Wir haben ein kleines Problem", sage ich, als ich die Anzahl der Fässer nachzähle.
,,Was denn?", fragt Thorin und streckt seinen Kopf aus seinem Fass.
,,Wir haben ein Fass zu wenig", antworte ich.
,,Könnt Ihr Euch wo mit reinquetschen?", fragt Bard.
,,Ich bin fünf Zentimeter größer als die Zwerge, weswegen ich mich fast einrollen müsste in dem Fass. Das wäre selbst bei Bilbo knapp", erkläre ich.
,,Dann nimm mein Fass", meint Thorin und will wieder herausklettern.
,,Vergiss es Vater! Weder du noch Bilbo sind hier häufig zu sehen. Es wäre zu verdächtig und wer weiß, ob Thranduil den Bürgermeister informiert hat", sage ich.
,,Und was machen wir dann?", fragt er leicht besorgt.
Ich überlege kurz, bis mir eine Haarsträhne ins Gesicht fällt und ich eine Idee habe.
,,Ich hab's", sage ich und öffne meine Haare.

Ich teile meine langen Haare hinten in zwei und lege sie mir über die Schultern, dann lege ich sie über meine leicht spitzen Ohren zurecht und werfe mir ein Stück Stoff um die Schultern, sodass ich nicht mehr so viel Haut zeige.
,,Tja Onkel Bard, schön mal wieder ein paar Tage bei dir zu verbringen", richte ich mich an ihn.
,,Das ist perfekt Naira", lobt Thorin mich und Bard hat es die Sprache verschlagen.

,,Da ich nur zur Hälfte eine Elbin bin, sind meine Ohren zum Glück nicht so spitz und ich kann sie mit meinen Haaren verdecken. Da ich nur 1,57 m groß bin, sehe ich für Erwachsene wie ein Kind aus", erkläre ich.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top