09

Die äußeren Bezirke der Stadt bargen Orte, die von der Zeit vergessen schienen, und die Lagerräume am Stadtrand waren ein perfektes Beispiel dafür. Eine triste Ansammlung von Gebäuden, deren verwitterte Fassaden und zerbrochene Fensterscheiben kaum Schutz gegen die Elemente boten. Als Adrian und ich uns dem Eingang näherten, fühlte es sich an, als würden die Schatten der verlassenen Hallen wie kalte Finger nach uns greifen. Die Luft war schwer und roch modrig, und das einzige Licht, das diesen Ort durchdrang, kam von unseren schwach flackernden Taschenlampen, die gespenstische Schatten an die Wände warfen.

„Hier müssen wir sein", sagte Adrian mit einer Stimme, die in der stummen Umgebung fast zu laut erschien. Wir standen vor einer großen, rostüberzogenen Tür, die sich von den anderen, die wir auf unseren früheren Expeditionen gesehen hatten, unterschied. „Bist du sicher, dass du das durchziehen willst?", fragte er mit einem Blick, der sowohl Besorgnis als auch Entschlossenheit zeigte.

Ich nickte entschlossen. „Wir haben keine andere Wahl. Wenn es hier irgendwelche Hinweise gibt, die uns weiterhelfen können, dann müssen wir sie finden. Ich traue mittlerweile kaum noch jemandem, Adrian."

Mit einem tiefen, gemeinsamen Atemzug schoben wir die Tür auf. Sie quietschte und knarrte protestierend auf ihren Angeln, als würde sie uns vor dem warnen, was dahinter lag. Wir traten in einen großen Raum, der aussah, als wäre er seit Jahrzehnten nicht mehr betreten worden. Überall lagen verstaubte Möbelstücke, umgestürzte Kisten und Trümmer, die eine dicke Schicht aus Staub trugen.

„Wo genau sollen wir die Box finden?", fragte Adrian, während er sich vorsichtig umsah.

„Die Anruferin war nicht sehr spezifisch", antwortete ich, meine Stimme gedämpft unter der erdrückenden Stille. „Wir müssen wohl oder übel selbst danach suchen."

So begannen wir unsere Suche, jeder in eine andere Richtung, wobei das einzige Geräusch das Knirschen unserer Schritte auf dem dreckigen Boden war. Stunden vergingen, in denen die Dunkelheit in der Lagerhalle immer dichter wurde, und die einzigen Geräusche, die die Stille durchbrachen, waren das gelegentliche Knacken alter Holzbalken und das Rascheln von Papier, das wir bewegten.

Plötzlich durchschnitt Adrians Stimme die Stille. „Vika, komm schnell hierher!" Sein Tonfall war dringend, und ich spürte, wie mein Herzschlag sich beschleunigte. Ich eilte zu der Stelle, an der er stand, und fand ihn neben einer alten, verstaubten Truhe, die unter einem Haufen zerfetzter Stoffe und Decken verborgen war.

„Was hast du gefunden?", fragte ich, während ich neben ihm in die Hocke ging.

Adrian blickte zu mir auf, seine Augen im schwachen Licht unserer Lampen aufflammend. „Sieh selbst." Er hob den schweren Deckel der Truhe an, und ein Hauch von muffiger, abgestandener Luft strömte uns entgegen. In der Truhe, unter alten Dokumenten und persönlichen Gegenständen, lag eine kleinere, mit Leder überzogene Kiste, die mit komplizierten Schnitzereien verziert war.

„Das muss sie sein", sagte ich, kaum meinen Augen trauend. Adrian nickte, und wir beide spürten, wie die Bedeutung dieses Fundes langsam in unser Bewusstsein sickerte. Was auch immer in dieser Kiste verborgen war, es könnte das Rätsel lösen, das uns so lange geplagt hatte, oder uns tiefer in dieses Netz aus Geheimnissen ziehen, aus dem es vielleicht kein Entkommen gab.

„Sieht aus wie das, wonach wir suchen", sagte er und zog vorsichtig eine verstaubte Box hervor. Sie war aus Metall und hatte eine einfache, aber auffällige Gravur auf dem Deckel – ein stilisiertes Schlangen-Symbol, das mir vage bekannt vorkam. Ist das die Schlange, die wir finden müssen?

„Das ist sie", murmelte ich und nahm die Box in die Hand. Sie war schwer und die Gravur fühlte sich rau und uneben an. „Wir sollten sie öffnen."

Adrian nickte zustimmend, und wir ließen uns auf den staubigen Betonboden nieder, um die Box genauer zu untersuchen. Das Metall knirschte unter dem Druck unserer Hände, als wir vorsichtig den Deckel anhoben. Ein Hauch kalter, muffiger Luft schlug uns entgegen, als das Innere der Box zum Vorschein kam. Es war ein Sammelsurium aus Dokumenten, Notizen, und einigen merkwürdigen Gegenständen, deren Funktion uns auf den ersten Blick rätselhaft erschien.

Vorsichtig zog ich einen Stapel vergilbter Papiere heraus und begann, sie zu durchforsten. „Hier sind einige veraltete Akten", bemerkte ich, während ich die erste Seite überflog. „Sie beziehen sich auf vergangene Ermittlungen, scheinen jedoch nicht direkt mit unserem aktuellen Fall zusammenzuhängen."

„Versuch mal, die Notizen durchzusehen", schlug Adrian vor, während er weiter in der Kiste kramte. Ich folgte seinem Rat und fand bald handschriftliche Aufzeichnungen, die offensichtlich von einem Informanten stammten und die Aktivitäten von Volkov detailliert beschrieben. Die Schrift war krakelig und die Bemerkungen waren verschlüsselt formuliert, doch sie enthielten Hinweise auf mögliche Treffpunkte und Vertrauenspersonen, die mit Volkov in Verbindung standen.

„Das könnte tatsächlich hilfreich sein", murmelte ich und reichte ihm die zerknitterten Blätter. „Wenn diese Informationen authentisch sind, könnten wir eine Spur haben, die uns weiterbringt."

Adrian studierte die Notizen sorgfältig. „Sieht nach soliden Informationen aus. Aber wir müssen auf der Hut sein. Wenn Volkov wirklich hinter all dem steckt, dann wird er unsere Schritte genau beobachten."

Ich nickte zustimmend. „Wir sollten diese Informationen gut sichern. Und ich denke, es wäre klug, so bald wie möglich ins Büro zurückzukehren. Wir müssen jede Gelegenheit nutzen, die sich uns bietet."

Wir verpackten die Box wieder sorgfältig und machten uns auf den Rückweg zum Wagen. Die Spannung ließ nicht nach, und die wachsende Unsicherheit drängte sich zunehmend in den Vordergrund meiner Gedanken. Wer hatte uns diese Box zukommen lassen und warum? Und vor allem: Wem konnten wir noch vertrauen?

Zurück im Büro gingen wir daran, die gewonnenen Informationen zu analysieren und strategisch auszuwerten. Die Notizen könnten uns zu einer wichtigen Erkenntnis führen, doch es war entscheidend, dass wir korrekte Schlüsse zogen und keine wesentlichen Details übersahen.

„Hier steht etwas von einem Treffen heute Abend", sagte ich und hob eine Notiz hervor, die besonders vielversprechend aussah. „Eine Art Untergrundmarkt, an dem einige von Volkovs Vertrauten teilnehmen sollen. Es könnte unsere Chance sein, tiefer in sein Netzwerk einzudringen."

„Das klingt riskant", erwiderte Adrian, die Stirn in Falten. „Aber es könnte die Gelegenheit sein, die wir benötigen. Wir sollten sicherstellen, dass wir gründlich vorbereitet sind."

„Genau", bestätigte ich. „Wir brauchen einen soliden Plan. Wir müssen wissen, was wir tun, wenn wir dort ankommen, und dürfen keine unnötigen Risiken eingehen."

Wir arbeiteten bis in die späten Abendstunden hinein, bereiteten uns akribisch vor und überprüften jedes Detail. Als es schließlich Zeit war, zum Treffen aufzubrechen, war ich von Nervosität durchdrungen, spürte jedoch auch eine tiefe Entschlossenheit. Wenn wir erfolgreich sein wollten, mussten wir bereit sein, Risiken einzugehen.

Gemeinsam verließen wir das Büro und machten uns auf den Weg zum geheimen Treffpunkt, getrieben von der Hoffnung, dass die Informationen, die wir in der alten Lagerhalle gefunden hatten, uns dem Ziel, Volkovs Machenschaften aufzudecken, ein Stück näher bringen würden. Doch tief in mir wusste ich, dass jeder Schritt, den wir machten, uns nicht nur näher an die Wahrheit, sondern auch die Dunkelheit brachte, die uns umgab.

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A/N:
Ich würde mich über Feedback und Votes freuen, damit ich sehe, dass die Geschichte euch gefällt <3

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