Pure Arroganz.
Ich war immer noch auf dieser Party, wollte eigentlich nur noch nach Hause, aber ich wurde gerade einigen neuen Künstlern vorgestellt und das war eine gute Sache. Es waren auch Musiker da, die nicht bei Universal unter Vertrag standen und die mich in diesem Moment nicht interessierten, weil ich laut meines Anstellungsvertrages, solange ich dort arbeitete, nicht mit anderen Labels kooperieren durfte. Nachdem all die geschäftlichen Gespräche vorbei waren, konnte ich mich endlich einmal auf eine der Sitzecken im Tanzflächenbereich setzen. Normalerweise war das der VIP-Bereich des Clubs, aber nicht an diesem Abend. Alle Absperrungen waren weggeräumt worden und die Bar, die sich darin befand, war für alle frei zugänglich, ohne eine spezielle Karte zu haben, wie sonst. Ich setzt mich nicht weit von eben dieser Bar auf eines der Sofas und beobachtete die Menschen auf der Tanzfläche. Ein junger Mann fiel mir auf. Er hatte einen Drink in der Hand und ging geradewegs durch die tanzenden Menschen auf die Sitzecken zu. Sein weißes T-Shirt ließ ihn in dem Neonlicht richtig strahlen, sodass er herausstach. Es dauerte eine Weile, bis ich ihn erkannte bei den flackernden Lichtern, es war Nico Santos. Seit Wochen hatte ich sein Gesicht jedes Mal gesehen, wenn ich das Bürogebäude betreten hatte, denn er war Universals großer Newcomer des Jahres und wurde dementsprechend überall beworben. Irgendwie sah er aus, als würde er nach jemandem Ausschau halten, denn er scannte alle Sitzecken regelrecht. Kurz sah er zu mir herüber, wandte seinen Blick aber schnell ab, als eine der kleinen Künstlerinnen an die Bar ging. Jetzt verstand ich, er war auf Raubzug. Die arme Helena wusste noch nicht einmal, dass er sich anschlich. Gespannt beobachtete ich Nico weiter, denn ich kannte die Frau, auf die er sich konzentrierte. Sie war zum einen bereits vergeben, zum anderen reichte meistens ihr Blick, um Männer abzuschrecken. Gerade, als er sie an der Schulter antippen wollte, drehte sie sich um und stieß mit ihm zusammen, was ihn seinen Drink verschütten ließ, der dann auf beiden von ihnen landete. Geschockt sah Helena zu ihm auf, dann an sich hinunter, gab ihm einen bösen Blick und schob ihn dann zur Seite, sodass sie an ihm vorbeigehen konnte. Er hatte sich seine Tour selbst vermasselt und deswegen konnte ich mir ein Lachen nicht verkneifen. Nico bemerkte das und sah mich mit finsterem Blick an. "Nicht witzig!", sprach er mich direkt an und kam zu meinem Sofa hinüber. "Doch, schon ein wenig.", gab ich amüsiert zurück. "Du hast mich vorhin schon beobachtet, insgeheim freust du dich doch, dass das jetzt nicht geklappt hat.", kam es arrogant und etwas sauer aus seinem Mund. Ich musste noch mehr lachen, weil das absolut absurd war. "Glaubst du echt, wenn ich dich wollte, hätte ich dich nicht schon angesprochen?", fragte ich, als ich mich wieder gefangen hatte. "Jede Frau hier drin will mich, warum solltest du's also nicht?", stellte er die Gegenfrage. "Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, ich bin nicht, wie die anderen Frauen hier.", antwortete ich frech und zeigte dabei auf meine Schuhe. Er drehte sich kurz um, um sich umzusehen, dann sah er mich wieder an. "Ich mag Herausforderungen.", gab er darauf zurück. Ich konnte nicht fassen, wie arrogant dieser Kerl war. In seinen Interviews und bei jedem Liveauftritt, den ich gesehen hatte, schien er so normal und nett zu sein. "Du siehst mich also als eine Herausforderung?", hakte ich nach. "Ja, ich bekomme immer, was ich will.", gab er frech von sich, bevor er sich neben mich setzte. Er roch verdammt gut, sah gut aus und war talentiert, aber diese Arroganz widerte mich an. "Dann werde ich wohl das einzige sein, was du nicht bekommst.", entgegnete ich, nahm einen Schluck von meinem Drink und sah ihn dann an. Ein Lächeln formte sich auf seinen Lippen und ich konnte verstehen, woher diese Arroganz kam. Für einen kurzen Moment verlor ich mich darin, doch ich fing mich recht schnell wieder. "Wollen wir wetten?", fragte er selbstbewusst. Da ich mich kannte und genau wusste, dass er mich nicht um den Finger wickeln konnte, fing ich an zu lächeln. "Nein, danke. Ich wette nicht mit fremden Menschen.", antwortete ich, stand auf und bewegte mich Richtung Tanzfläche.
Ich bemerkte es erst nicht, aber Nico folgte mir. Erst als ich draussen im Raucherbereich stand, fiel es mir auf. "Stalkst du mich jetzt?", wollte ich etwas genervt wissen. "Nein, aber ich sagte doch, ich mag Herausforderungen.", antwortete er gelassen und ließ sich auf eine der Couchen fallen. Ich setzte mich ihm gegenüber ebenfalls auf eine Sitzgelegenheit und sah ihn ungläubig an. "Hast du Angst, dass ich gewinne?", hakte er amüsiert nach. "Angst? Ich sagte doch bereits, ich bin nicht interessiert und außerdem halte ich nicht viel von One-Night-Stands, ich lerne Menschen lieber kennen, bevor ich mit jemanden ins Bett steige.", gab ich gereizt zurück. Für wen hielt sich dieser Typ eigentlich? "Ach, du brauchst Gefühle dafür. Neuer Wettansatz: Ich wette, ich schaffe es, dass du dich in mich verliebst.", sagte er darauf so gelassen, als würde er so etwas ständig machen. "Ich mich in dich verlieben?", hakte ich ungläubig nach. Nico nickte, bevor er eine Schachtel Zigaretten aus seiner linken vorderen Hosentasche zog. Ich überlegte einige Sekunden, bis mir ein Gedanke kam. "Und was ist, wenn du dich in mich verliebst?", wollte ich neugierig wissen. "Mach dir da mal keine Sorgen, ich verliebe mich nicht. Hab keine Zeit für so'n Scheiß.", murmelte er, während er eine Zigarette aus der Schachtel zog, sie sich in den Mund steckte und sie anzündete. Er klang auf einmal so kalt, als wäre das ein Thema, das er auf gar keinen Fall besprechen wollte. "Okay, dann wetten wir. Wenn ich es schaffe, dass du Gefühle entwickelst, musst du einen Tag lang tun, was ich dir sage. Schaffst du es, werd ich einen Tag lang machen, was du willst, auch mit dir ins Bett steigen.", schlug ich vor. Wahrscheinlich war es der Alkohol, den ich getrunken hatte, der mich das sagen ließ, aber es konnte doch nicht so schwer sein. "Deal! Apropos, wie heißt du eigentlich?", gab er als Antwort, während er mir die Schachtel mit den Zigaretten hinhielt. Ich nahm mir eine und steckte sie mir ebenfalls in den Mund. Nachdem ich mir das Feuerzeug vom Tisch zwischen uns, das er dort abgelegt hatte, genommen und die Zigarette angezündet hatte, sagte ich:"Ich heiße Mia."
"Also, Mia, was machst du beruflich?", wollte Nico wissen, als wir bereits wieder nach drinnen gegangen waren. "Ich schreibe Songs für Musiker.", antwortete ich ihm ehrlich. "Ghostwriter oder öffentlich?", hakte er nach. "Beides. Hab schon für Sido, Apache und Alvaro Soler geschrieben.", gab ich ihm als Antwort. "Krass, das hab ich auch früher gemacht.", sagte er überrascht darauf. Ich schenkte ihm ein halbherziges Lächeln, bevor ich mich zur Bar umdrehte. Gerade, als ich bestellen wollte, fiel mir Nico ins Wort:"Zwei Tequila, bitte, einen Wodka-O und einen Captain Cola." Ich war überrascht, dass er bemerkt hatte, was ich getrunken hatte. "Äh, danke.", gab ich perplex von mir, als er mir den Tequila und den Wodka reichte. "Besiegeln wir den Deal mit dem Tequila.", schlug er vor. Ich nickte und hielt mein Glas zum Anstoßen in seine Richtung. Nachdem wir die Shots getrunken hatten, sah ich zum ersten Mal an diesem Abend auf mein Handy, es war bereits halb zwei. Hatte ich mich tatsächlich über eine Stunde mit Nico unterhalten? "Willst du tanzen?", zog seine Stimme wieder meine Aufmerksamkeit auf sich. Gegen Tanzen hatte ich nichts, also nickte ich zustimmend. Für den Rest der Nacht tanzten wir entweder oder betranken uns und ich fing an, Nico tatsächlich sympathisch zu finden. Er war unheimlich witzig und konnte wirklich nett sein, wenn er es wollte. Als ich nach Hause fuhr, hatte ich auch seine Nummer. Alles in allem, war es eine gelungene Nacht gewesen.
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