Malle ist nur einmal im Jahr.

Neues Jahr, neues Label, neue Herausforderungen. Mitte Januar war ich gerade beim Einkaufen, als ich einen Anruf bekam. Schnell legte ich den Karton Milch in den Einkaufswagen und kramte mein Handy aus meiner Manteltasche. "Ja?", ging ich ran, ohne darauf zu achten, wer mich anrief. "Hey, Mia!", begrüßte mich Nico am anderen Ende der Leitung. "Oh, hey! Wie geht's dir?", gab ich fröhlich zurück. Ich hatte ihn zwar erst am Vorabend gesehen, weil wir uns zusammen mit ein paar Freunden in einer Bar getroffen hatten. "Müde und ich hab Kopfschmerzen. Und dir?", gab er ehrlich zu. Er war gut betrunken gewesen, sodass ich ihn nach Hause und ins Bett gebracht hatte. Ein Lächeln formte sich auf meinen Lippen, als ich an den sehr anhänglichen, liebesbedürftigen und betrunkenen Nico dachte. "Mir geht's gut, hab ja auch nicht so viel getrunken.", antwortete ich amüsiert. "Ich wollte dich eigentlich was fragen.", kam von ihm zurück und er wurde leiser als vorher. "Klar, was gibt's denn?", fragte ich interessiert nach. "Äh, also ich hab mir überlegt, naja, ich flieg doch nach Mallorca übermorgen und ich hab mich gefragt, ob du vielleicht mitkommen willst.", stammelte er vor sich hin. Ich musste kichern, weil ich sein Gestammel echt süß fand, außerdem war es verdammt nett, dass er mich einlud, nur leider war ich wegen der Arbeit nicht in der Lage wegzufahren. "Mega lieb, dass du fragst, aber ich kann leider nicht.", antwortete ich bedrückt. "Songs schreiben kannst du doch von Spanien aus auch.", erwiderte er enttäuscht. "Ich werd beim Label anrufen und fragen, okay?", schlug ich vor. Ich bezweifelte zwar, dass ich frei bekommen würde, aber ein Versuch war es wert. "Okay, ich hoffe es klappt.", sagte Nico hoffnungsvoll, bevor wir uns verabschiedeten und auflegten. Ich zögerte ein wenig, bis ich die Nummer des Labels wählte. Die Person, die mich angeheuert hatte, versicherte mir drei Mal am Telefon, dass es absolut kein Problem wäre, wenn ich nach Mallorca fliegen würde. Mein Abgabetermin für den Song, an dem ich arbeitete war erst zwei Wochen später und ins Büro musste ich auch nicht kommen, also hieß das nun wohl, dass ich Urlaub hatte. Glücklich bedankte ich mich bei ihr und legte auf. 

Nico 💞

Und?

Ich kann mitkommen, aber muss spätestens wieder da sein, wenn ich den Song abgeben muss.

Perfekt!

Zwei Tage später saß ich dann auch im Flugzeug Richtung Balearen, Nico neben mir am Fenster mit dem größten Grinsen der Welt im Gesicht. "Also, die Finca gehört eigentlich meinen Eltern, aber die wohnen die meiste Zeit in Palma, wir haben das Haus für uns.", erklärte er mir, als wir uns für die Landung anschnallen mussten. "Okay und hab ich da irgendeine Möglichkeit an dem Song zu arbeiten?", fragte ich interessiert. "Klar, wir haben ein Studio im Keller.", antwortete er fröhlich. Er war aufgeregt und hatte den ganzen Flug über nicht still sitzen können. Außerdem hatte er auch die Finger nicht bei sich behalten können. Die ganzen zweieinhalb Stunden lang hatte er immer wieder Körperkontakt gesucht, ob er nun meine Hand hielt oder seinen Kopf an meine Schulter anlehnen wollte. Es war schon ewig her, dass ich im Urlaub gewesen war, weswegen ich auch ziemlich aufgeregt war. Ich konnte es kaum abwarten, bis wir endlich standen und von unseren Plätzen aufstehen durften. Da neben uns jemand saß, mussten wir leider warten und es trieb mich in den Wahnsinn, denn ich wollte so schnell wie möglich ans Meer. Klar, es war Januar, aber trotzdem war es auf Mallorca trotzdem wärmer als in Berlin. Nach etwa 10 Minuten konnten wir endlich aussteigen und ehe ich mich versah, saß ich auch schon in einem Taxi Richtung Finca. Ich genoss die Aussicht auf das Meer, als wir anhielten. "Gracias.", hörte ich Nico zu dem Fahrer sagen, bevor ich die Tür hinter mir schloss. So schnell wie er unser Gepäck aus dem Kofferraum geholt hatte, konnte ich gar nicht reagieren. "Es ist wunderschön hier!", kam es begeistert aus meinem Mund, während ich ihm hinterher dackelte, wie ein verlorenes Hündchen. Als wir an der Tür ankamen, stellte er seinen Koffer ab und kramte mit der nun freien Hand seinen Schlüssel aus der Hosentasche. Die Finca war nicht groß, aber wunderschön. Nico nahm seinen Koffer wieder in die Hand und ging hinein, ich folgte ihm lächelnd. "Bienvenido á la casa Wellenbrink!", sagte er stolz, während er mich durch den Eingangsbereich führte. 

Nachdem ich meinen Koffer in meinem Zimmer ausgepackt hatte, klopfte es an meiner Tür. Wir hatten getrennte Zimmer, was ich eigentlich ziemlich doof fand. Nico stand an den Türrahmen gelehnt und beobachtete mich dabei, wie ich mein leeres Gepäckstück unter dem Bett verstaute. "Willst du was essen gehen?", wollte er wissen. Als Antwort nickte ich und lächelte ihn an. Das Haus lag direkt am Strand, an dem wir nun entlang schlenderten - natürlich Händchen haltend. Nico wollte mir unbedingt ein Restaurant zeigen, in dem er früher immer essen gewesen war, als er noch auf Mallorca gelebt hatte. Es hatte zwar nur 17 Grad und war bewölkt, aber besser als vier Grad und Schneeregen. Wir sagten kaum etwas auf dem Weg zum Restaurants und genossen einfach nur das Geräusch des Meeres. "Hola.", begrüßte uns ein Kellner, als wir unser Ziel erreichten. Er geleitete uns zu einem freien Platz und gab uns die Speisekarte. Da wir nicht in einem typischen Ferienort waren, wo viele deutsche Urlauber hinkamen, gab es auch kein deutsches Menü. Ich dachte, ich würde wenigstens ein bisschen was verstehen, war nicht das erste Mal, dass wir Spanisch essen waren, aber ich konnte nichts außer Wasser und Nudeln entziffern. "Kommst du klar?", fragte Nico, als ich eine gefühlte Ewigkeit mit verwirrtem Blick die Speisekarte angestarrt hatte. "Nicht wirklich...", gab ich ehrlich zu. Er lachte einmal kurz, legte seine Karte weg und beugte sich zu mir herüber. "Also, das hier ist Tapas, das sind Nudeln, das ist Pizza und arroz bedeutet Reis", fing er an zu erklären, "die vegetarischen Gerichte sind hier unten und das da oben sind alle Fischgerichte." fügte er dann noch hinzu, während er mit dem Finger auf die verschiedenen Überschriften zeigte. Aufmerksam hörte ich ihm zu, auch wenn ich wusste, dass ich mir mit Sicherheit nicht alles merken können würde. Bei den Getränken fühlte ich mich so als würde mein Kopf platzen, weil es so viele unbekannte Wörter waren. Mit der Aussprache haperte es auch ziemlich und Nico sagte mir, der Kellner würde wahrscheinlich kein Englisch sprechen, also sollte er für mich bestellen. "Wie lange bleiben wir eigentlich?", fragte ich, nachdem wir bestellt hatten. "10 Tage.", antwortete Nico, bevor er mir ein Lächeln schenkte. Auch wenn ich die Sprache nicht verstand und ich mich definitiv an die Stimmung in dem Restaurant gewöhnen musste, fühlte ich mich in diesem Moment einfach nur wohl und das lag einzig und allein an Nico. 

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