M+N.
Zwei Monate waren Nico und ich nun schon inoffiziell ein Paar. Abgesehen von unseren Freunden und Familien wusste es auch seine Band und sein Management. Ausnahmslos hatte sich jeder von ihnen für uns gefreut. Mittlerweile hatte ich auch seine Eltern und beiden Schwestern kennengelernt, was mich etwas überfordert hatte, weil ich Angst gehabt hatte, sie würden mich nicht mögen. Meine Angst war recht schnell verflogen, als sie mich sehr herzlich willkommen geheißen hatten. Nico hatte meine Familie ebenfalls kennengelernt und war immerhin akzeptiert worden. Meine Eltern waren ziemlich wählerisch, was meine Partner anging und machten daraus auch kein großes Geheimnis. Sie hatten immer gewollt, dass ich einen Arzt oder Anwalt mit nach Hause bringe und es war ihnen egal, ob Nico trotzdem ziemlich gut verdiente, verkehrte er nunmal nicht in den Kreisen, die sich meine Eltern gewünscht hätten. Mein älterer Bruder, Sandro, und meine jüngere Schwester, Helena, dagegen mochten und akzeptierten ihn und das hatte Besuche in meinem Heimatort deutlich angenehmer gemacht. Tatsächlich war Helena sogar ein Fan von Nico und dementsprechend hatte sie auch reagiert, als ich ihn an Ostern das erste Mal mitgebracht hatte. Sie hatte zwar gewusst, dass ich mit ihm gearbeitet hatte, aber das hatte sie mir nicht geglaubt.
Ich war auf dem Weg zu Nicos Wohnung, denn er hatte einen Filmabend mit selbstgekochtem Essen für uns geplant. Wie immer sah ich mir auf der Fahrt YouTube-Videos an. Normalerweise sah ich mir Interviews zur Recherche über Künstler an - auch in diesem Moment -, aber dieses Mal wurde mir eines von Nico vorgeschlagen. Nico Santos über sein Album, seine Schulzeit und über Beziehungen. Neugierig klickte ich darauf. Ein Lächeln zierte mein Gesicht, als er über das Album redete und dabei einfach nur glücklich aussah. Ich war stolz auf ihn und alles, was er erreicht hatte und es erfüllte mein Herz mir Freude, dass seine Musik so gut ankam. "Auf dem Album findet man ja überwiegend Liebeslieder, hast du denn aktuell eine Freundin?", wollte die Dame vom Radio wissen. "Nein, ich bin glücklicher Single.", antwortete Nico, bevor er sie anlächelte. "Hast du nicht einmal jemanden, der dich dazu inspiriert, solche Songs zu schreiben?", hakte die Frau nach. "Nein, ich konzentriere mich momentan sehr auf die Musik. Befreundete Pärchen sind oft meine Inspiration.", erklärte er ihr freundlich. "Alle deine Fangirls werden jetzt wahrscheinlich weinend vor den Bildschirmen sitzen.", scherzte die Frau, bevor sie ihm weiter Fragen über das Album stellte. Schnell drückte ich auf den Pfeil, der die Videobeschreibung nach unten klappen ließ, weil ich wissen wollte, wie alt dieses Interview war. Vor 2 Tagen. Niemand wusste von uns und das hatten wir ja auch so vereinbart, aber irgendwie störte es mich, dass er nicht wenigstens erwähnt hatte, dass er eine Freundin hatte. Für Rooftop war ich die Inspiration gewesen, das hatte er mir sogar ins Gesicht gesagt, 7 Days hatte er sogar über mich geschrieben. Außerdem war er derjenige gewesen, der nur meinen Namen nicht sagen wollte, nicht die ganze Beziehung verleugnen. Ich war geschockt, enttäuscht und etwas wütend. Für den Rest der Fahrt hörte ich Musik und sah aus dem Fenster, während ich überlegte, wie ich es ansprechen sollte.
Als ich endlich ankam, klingelte ich und wartete darauf, dass er mir die Tür öffnen würde. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch ging ich die Treppen zu Nicos Wohnung nach oben. Er wartete bereits in der Tür und begrüßte mich mit einem Lächeln im Gesicht. Ich drückte ihm einen Kuss auf die Lippen, bevor wir in die Wohnung gingen. "Warum die schlechte Laune?", fragte er, während wir ins Wohnzimmer gingen. Anscheinend konnte man es mir ansehen, dass ich nicht wirklich glücklich war. "Ich hab dein letztes Interview gesehen.", antwortete dich ehrlich und setzte mich auf die Couch. Sofort änderte sich sein Blick von entspannt zu ängstlich. "Oh...", war das einzige, was er darauf sagte. "Ich dachte wir hätten besprochen, du würdest unsere Beziehung öffentlich machen.", sprach ich weiter, während ich die Arme vor der Brust verschränkte. "Ich weiß...", murmelte er, seufzte dann und setzte sich neben mich, "es tut mir Leid, Mia.", fügte er noch leise hinzu. Es war das erste Mal, dass wir seit wir uns wieder vertragen hatten, eine Art Streit hatten, beziehungsweise ich wirklich sauer auf ihn war. "Mich stört ja nicht mal, dass du mich verschwiegen hast, sondern die Aussage du wärst glücklich allein.", erklärte ich ihm. "Ich hab aus Gewohnheit gesagt, ich wäre single und dann wollte ich nicht mehr zurückrudern.", antwortete er bedrückt, aber ehrlich. Ich verstand das und nickte deswegen, trotzdem war ich immer noch enttäuscht. "Beim nächsten Mal werd ich dran denken, versprochen.", sagte Nico, nachdem ich genickt hatte. Er griff nach meiner Hand und zog sie zu seinem Mund, um sie zu küssen. Ich sah zu ihm hinüber und musste mir ein Lächeln verkneifen. Egal, wie sehr ich versuchte weiterhin sauer zu sein, ich konnte nicht, weil er mich so traurig mit seinen Welpenaugen ansah. Als ich mir ein Grinsen nicht mehr verkneifen konnte, wusste er, dass ich ihm nicht mehr böse war, also erwiderte er es. Damit hatte sich dieses Thema damit erledigt und wir verbrachten, wie abgemacht den Abend mit Kochen und Filmen.
Eine Woche später hatte Nico einen Auftritt bei einer Fernsehshow, wo er ein Mini-Konzert geben sollte. Geplant waren vier Lieder alleine und ein Duett mit Lena. Ich war aufgeregt, denn ich war schon länger bei keinem seiner Auftritte dabei gewesen und es war das erste Konzert, das ich als seine feste Freundin erleben durfte. Eine hektische Stimmung herrschte hinter der Bühne, als der Moderator Nico ansagte. Er war nervös und fummelte an seinem Hemd herum, bevor er kurz zu mir kam, sich einen Kuss abholte und dann zu dem Moderator lief. Lächelnd sah ich ihm dabei zu, wie er Play With Fire, Safe, Like I Love You und dann Better mir Lena sang. Es machte mich immer glücklich, ihn auf der Bühne zu sehen, weil man einfach spüren konnte, wie viel Spaß es ihm machte. "Den nächsten Song hab ich über eine besondere Person geschrieben und ich glaub sie weiß das auch.", sagte Nico dem Publikum, bevor die Melodie von Rooftop anfing zu spielen. Ich spürte, wie ich rot anlief und sich ein Lächeln auf meinen Lippen bildete. Während des Singens sah er öfter zu mir herüber, er sang mich direkt an, ohne direkt zu mir zu kommen. Nach dem ersten Refrain ging er über die Bühne, bis er ziemlich genau vor mir stand und sich auch nicht mehr weg bewegte. "Was machst du denn?", fragte ich ihn verwirrt, während ich ihn ansah. Er hielt mir seine Hand hin, die ich langsam nahm. Hätte ich das mal nicht gemacht, denn er zog mich mit sich auf die Bühne. Sofort wollte ich wieder zurück gehen, aber er verstärkte seinen Griff um meine Hand, sodass ich gefangen war. Ich stand wie angewurzelt auf dieser Bühne und konzentrierte mich auf Nico, der weiterhin Rooftop sang. Erneut fragte ich ihn, was genau er da tat. "Ich mache was, was ich schon längst hätte tun sollen.", antwortete er, bevor er mich zu sich zog und mich küsste. Seine Backgroundsänger führten das Lied weiter und ich wusste ehrlich gesagt nicht, wie ich reagieren sollte. Natürlich erwiderte ich den Kuss, aber sehr zögerlich. Die ganze Situation überforderte mich, weswegen ich absolut nicht entspannt war. Als wir uns von einander lösten, vergrub ich sofort mein Gesicht in Nicos Halsbeuge, während er den letzten Refrain des Songs sang. Ich hatte die Reaktion des Publikums gar nicht mitbekommen und auch nicht, dass Nicos Fotograph ein Foto von diesem Kuss geschossen hatte, das später dann die Ankündigung zu unserer Beziehung werden sollte. Nachdem die letzten Töne von Rooftop verstummt waren, machte ich mich schnell auf den Weg zurück hinter die Bühne. Auf der einen Seite war ich froh, dass wir jetzt offiziell ein Paar waren, auf der anderen hatte ich Angst. Angespannt wartete ich darauf, dass Nico ebenfalls Backstage kommen würde. Er joggte auf mich zu mit dem größten Lächeln im Gesicht. Ich wurde mit einem langen Kuss auf die Lippen begrüßt. Wir setzten beide zum Sprechen an, als wir uns von einander gelöst hatten, also signalisierte ich ihm, dass er zuerst reden sollte. "Ich liebe dich.", sagte er froh. Ich wollte eigentlich fragen, was das gewesen war, aber nach diesen drei Worten war ich sprachlos. Hätte mir jemand an dem Abend, an dem wir uns kennen gelernt hatten, gesagt, dass ich das jemals aus seinem Mund hören würde, hätte ich wahrscheinlich angefangen zu lachen. Für einen kurzen Moment wusste ich nicht, was ich darauf sagen sollte, bis ich mich wieder gefangen hatte. "Ich dich auch.", antwortete ich glücklich, bevor ich meine Arme um seinen Oberkörper schlang und ihn fest an mich drückte.
Ende.
A/N: Ich bin ja schon ein wenig traurig, dass Mias und Nicos Geschichte hier endet. Vielen lieben Dank für's Lesen! Über Feedback freu ich mich natürlich immer, also schreibt es ruhig in die Kommentare. Einen guten Start ins Jahr 2021 wünsch ich euch und damit peace out! 😘
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