Kein Ausgang
Nur mit kurzen Pausen sind Lucifer und Ashura bis zum Abend durch gefahren. Hin und wieder haben sie in Dörfern gehalten und sich als Abenteure ausgeben, die auf der Durchreise sind. Man zeigte ihnen darauf hin in den Gasthäusern immer wieder eine Karte. In einem Dorf nannte man ihnen auch, das sie schon in dem Land Kasey seien. Auf Nachfrage hin, wer der Herrscher des Landes sei, meinten die Bewohner nur, das der Herrscher Kenjiro heiße, man ihn aber noch nie persönlich gesehen habe.
„Der Karte nach zu Urteilen, liegt dort vorne Stecro." blickt Lucifer bei einer Pause auf die Karte, die er jemanden abgekauft hat. „Meinte die nicht, das es dort eine Mechanikerwerkstatt gibt, bei der wir tanken könnten?" fragt Ashura nach, als sie eine Flasche Wasser in ihren Hals entleert. „Jap." bestätigt Lucifer. „Etwas weiter sollte dann auch die Hauptstadt kommen, Glesterra, oder irgendwie so." Lucifer faltet die Karte wieder zusammen und steigt auf sein Motorrad wieder auf. „Können wir weiter? Ich würde gerne noch am Nachmittag in Stecro ankommen um aufzutanken." „Sofort." gibt Ashura zurück und packt die Flasche in ihren Rucksack.
Viele Blicke richten sich auf Lucifers Motorrad, als sie durch Stecro fahren, auf der suche nach einem Gasthaus für die Nacht. Viele der Kinder zeigen mit großen Augen auf sie während sie vorbei langsam vorbeifahren. Was Lucifer jedoch sofort auffällt sind die Männer in dunkelblauer Uniform, die immer zu zweit auftauchen. Wie auch in vorherigen Dörfern marschieren sie durch die Straßen, Schwerter in Scheiden an ihren Hüften. Nach dem dritten Dorf war ihm schon klar, das dies Wachsoldaten des Landes sein müssen.
Dennoch hält er bei zwei dieser Soldaten an, um nach dem Weg zu dem nächstgelegene Gasthaus zu fragen. „Dritte Straße links, zweite rechts, dann finden sie es auf der rechten Seite." wird Lucifer freundlich erklärt. „Danke." springt er wieder auf Motorrad und fährt weiter unter den Blicken der Soldaten.
Das Gasthaus selber ist schon älter. Die Holzböden knarzen bei jedem Schritt und man sollte durch die ganzen Splitter nicht ohne Schuhe herumlaufen. Mit der Landeswährung, die Lucifer sich schon vorher umtauschen lassen hat, bezahlt er schließlich schon einmal ein Zimmer für Ashura und sich. Jedoch nur eins mit zwei Betten, damit sie ein wenig Geld sparen. „Man sagt sich, hier im Ort gibt es einen Mechaniker. Ich bin mit einem Motorrad hier und ich würde gerne etwas Benzin dort kaufen." „Das ist einfach zu finden." beginnt der Wirt zu erklären.
Den Zimmerschlüssel steckt Lucifer sich in de Jackentasche und bedankt sich für die Informationen des Wirts, bevor er wieder zu Ashura hinaus geht.
In Lucifers Augen könnte sogar ein Blinder erkenne, das hier die Werkstatt steht. Neben einem normalen Wohngebäude wurde eine kleine Halle mit einem Rolltor aufgebaut. Lediglich kleine Fenster im Rolltor und eine Tür lassen etwas Licht hinein, was man schon von außen erkennt.
Er hält auf dem breiten gepflasterten Hof vor dem Gebäude und klappt das Standbein des Motorrads herunter. „Mal sehen ob die uns etwas verkaufen werden." fragt sich Lucifer laut, als beide absteigen und zusammen gehen sie zur Tür im Tor. Ashura blickt verwundert zu Lucifer, als dieser die Tür einfach öffnet und hineingeht. „Sollten wir nicht zuerst Klopfen?" „Warum? Wenn die dort arbeiten hören die das eh nicht." Noch nicht einmal richtig in der Halle ertönen schon die ersten Flüche der Arbeitenden: „Wer hat so ne Scheiße überhaupt gebaut!" Während Lucifer strickt zu einem pink-rostigen Van geht, der in der Mitte der großen Halle steht, blickt Ashura sich verträumt umher.
Der Boden ist mit glatten roten Ziegeln gepflastert. Diese werden in der Halle durch ein verschmutzten Gitterstreifen unterbrochen, der eine Kuhle überdeckt, in dem Flüssigkeiten ablaufen können. An den Wänden hänge unzählige Werkzeuge, teils auch mehrfach das selbe nur in einer anderen Größe. Davor stehen Werkbänke, einige leer, andere Wiederum mit Bauteilen von Motoren belegt. An einer weiteren Wand hingegen stehen viele Tanks in unterschiedlichen Größen. Zwischen zwei von ihnen ist jedoch eine Tür versteckt, die vermutlich in das Haus der Familie führt.
Von der hohen Decke hängen zuletzt noch Lampen herunter, da sonst zu wenig Licht vorhanden wäre um arbeiten zu können.
„Wie konnte man so ne Scheiße nur damals reparieren?" faucht die blonde Frau herum, als Lucifer an dem Van vorbei geht und sie auf dem Motorblock liegen sieht. Er erkennt sofort, das die Frau grob in seinem Alter sein musste. Obwohl ihr Oberteil schwarz ist, erkennt man sofort das Öl an ihm kleben. Nur auf der blauen Arbeitshose ist dies noch deutlicher zu erkennen. Einer ihrer Arme mit gut gebräunter Haut verschwindet zwischen den Kabeln und Schläuchen des Motors. Ihre leicht zotteligen Haar unterstreichen ihre roten Augen schließlich noch beim fauchen und Fluchen, als sie Lucifer anblickt. „Warten sie kurz. Der Beschissene Ölfilter will nicht rein." „Kein stress." lächelt Lucifer freundlich die Mechanikerin an und blickt zu Ashura, welche noch immer Ihre Blick durch die Halle wirft.
Kurz darauf ertönt auch schon ein „Endlich!" von der Frau, die ihren Arm wieder aus den Motor zieht und einen Lappen aus ihrer Hosentasche holt, mit dem sie das Öl von ihrer Hand entfernt, bevor sie sich an Lucifer wendet. „So." lächelt sie auf einmal freundlich. „Entschuldigen sie das Warten. Manchmal sind die Motoren so beschissen verbaut, das man nicht überall so einfach ran kommt." Sie reicht Lucifer die Hand zum Gruß. „Macht nichts. Wir haben sowieso alle Zeit der Welt als Abenteurer." lächelte er, wobei Ashura ihn kurz überrascht anschaut, bevor sie versteht warum Lucifer dies sagt. „Dann ist ja gut." lacht die Frau zurück, bevor sie zum Geschäft kommt, „Was für ein Problem haben sie." „Ich brauche Treibstoff für mein Motorrad, normales Benzin." „Wo steht das gute Stück gerade?" „Vor der Halle. Soll ich es rein holen." „Sicher. Dann tanken wir es hier schnell auf und rechnen danach ab." „Gut." macht Lucifer den Deal klar und holt das Motorrad rein, während die Mechanikerin das Rolltor an einer Kette aufzieht.
Ihre Augen weiten sich als sie die Yamaha von Lucifer sieht, der sie an den ihn angewiesenen Tank schiebt.
„Eine YZF R1M. Ich habe noch nie eine zuvor gesehen." staunt die Mechanikerin, als sie das Motorrad begutachtet. „Das gute Stück ist schon seit Generationen in dem Besitz meiner Familie. Wir haben immer unser bestes gegeben um es rostfrei zu halten." Die Mechanikerin kniet sich auf den Boden, um den Motor unter der Verkleidung zu sehen. „Ich entdecke auch nirgendwo welchen." ist sie sichtlich erstaunt. „Achja, auftanken." fällt ihr schnell wieder ein und sie nimmt den Zapfhahn von einem der Tanks, um das Motorrad zu betanken.
Während das Rad weiterhin gefüllt wird, lobt die Mechanikerin ununterbrochen den Zustand der R1M.
„Ich würde gerne mal den Motor aufheulen hören. Wäre das möglich?" bettelt die Frau schon förmlich, als der Tank voll ist und sie den Zapfhahn wieder zur Säule steckt. „Wenn wir morgen weiter fahren, werden wir kurz vorher noch mal vorbei kommen, so das sie ihn hören können. Wie viel kostet mich das?" „Das macht insgesamt fünfzig. Sagen wir davon zehn sind Pfand, das sie morgen auch wirklich kommen. Die bekommen sie dann wieder." Lucifer holt aus seiner Tasche die besagten fünfzig Jol und übergibt sie. „Dann wäre das abgemacht."
Lucifer erntet ein paar überraschte Blicke von der Frau, als er ohne zu feilschen den Preis akzeptiert.
Zeitgleich wird die Tür im Tor von einer älteren Dame aufgerissen, die direkt panisch beginnt zu rufen: „Yuna, die Soldaten haben gerade eben an der Kirche einen Befehl ausgerufen: Niemand mehr darf das Dorf verlassen, weder Bewohner noch Fremde." Mit Verwirrung im Blick schaut die Mechanikerin die Dame an. Auch Lucifer und Ashura haben ihr Interesse an dem gefunden, was die Dame panisch erklärt.
„Was für einen Grund haben die bitte dazu, Mutter?" fragt die Mechanikerin nach, ihre Wut versucht sie dabei zu verstecken. „Die Soldaten meinen, das es im Dorf einen Informanten des Wiederstands gibt. Der Bürgermeister bestreite dies jedoch, weshalb wir jetzt in der Lage sind. Und solange wie der Widerstandskämpfer nicht ausfindig gemacht wurde, kommt niemand rein oder raus!"
Lucifer stöhnt innerlich und flucht leise: „Kann denn heute nichts richtig laufen?"
„Danke für die Info, Mutter." verabschiedet sich die Mechanikerin von der Dame und wendet sich an Lucifer. „So wie es aus sieht, müssen sie wohl noch ein wenig bei uns im Ort bleiben." „Hm." stört es Lucifer. „Kann ich meine Yamaha hier lassen, solange wie wir den Ort nicht verlassen dürfen. Will nicht, das irgendwelche Teile geklaut werden. Von mir aus können wir die Zehn Jol dann auch wieder als Lagerungskosten drauf rechnen." „Ist für mich ok. Das so eine Sperre kann aber auch mehrerer Wochen dauern." meint die Mechanikerin zu Lucifer, der nur kopfschüttelnd in Ashuras besorgte Augen blickt. „Ich schaue mir das zwei Tage an, danach hauen wir einfach ab." Mit geschocktem Gesicht versucht die Frau Lucifer das Auszureden: „Die Soldaten zögern nicht sie einfach zu erschießen, sollten sie gegen ihren Willen ankämpfen." Lucifer lacht darauf hin. „Und was wollen die den bitte gegen dreihundert Kilometer pro Stunde anrichteten. Ich habe deshalb keine Angst vor dem Tod und Ashura hier auch nicht."
Lucifer zieht die unsicher wirkende Ashura an sich. „Naja, wir gehen dann mal zum Gasthaus wieder. Sobald die Sperre wieder aufgehoben wurde werden wir wieder kommen und dann lass ich den Motor nur für dich Aufheulen." versucht Lucifer zu lächeln und verabschiedet sich mit einem letzten Händeschütteln. „Dann hoffen wir mal, das es schnell geht." lächelt auch die Mechanikerin.
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