Glesterra
Trotz des Regens bewundert Ashura die alten Häuser Gelsterras, während sie die östliche Hauptstraße entlang gehen, auf der ein reger Betrieb herrscht. Da die drei zu Fuß unterwegs sind, müssen sie immer wieder den Karren, welche von Pferden, Eseln und sonstigen Tieren gezogen werden, oder den LKWs ausweichen, die in die Stadt hinein oder heraus wollen. Meist sind dies Bauern in ihren zerschlissenen Kleidern, die ihre Waren auf den Märkten verkaufen wollen.
Blickt man nur etwas über die Dachkanten, erkennt man die immer höher wachsenden Gebäude und die Stadtmauern der einzelnen Ringe, aber auch weitere Straßen, da der Stadtkern auf einem Hügel erbaut wurde.
„Dafür, dass es regnet, ist diese Stadt sehr Schön. Man kann schon von außerhalb der Stadt einen Park im inneren sehen!", staunt Ashura und zeigt mit ihren Finger in die Ferne. „Früher hieß der Park mal ‚Park des Beginns'. Hätte mich aber auch gewundert, wenn die ihn umbenannt oder gar entfernt hätten.", lächelt Zenobia beim Gähnen, während sie in alten Erinnerungen schwelgt.
„Fassade.", bricht es leise aus Lucifer heraus und sofort drehen die beiden sich zu ihm. Bevor er weiter spricht, wartet er kurz ab, das eine kleine Kolonne aus LKWs an ihnen vorbei fährt, damit er nicht jeder Passant ihr Gespräch mitbekommt. „Seitdem wir auf der Hauptstraße sind, ist mir aufgefallen, dass viele arme Bauern mit ihren Karren unterwegs sind, auf denen sie nicht viel haben. LKWs hingegen schienen immer voll zu sein, weshalb ich vermute, dass Firmen den Bauern alles abkaufen, für Spottpreise. Das erkennt man an der Kleidung der Bauern, den Zustand des Viehs und der Wägen." „Was?!", zeigt Ashura ihre Verwunderung. „Wie kannst du bitte durch die Wände der Transporter blicken? Die sind doch völlig verschlossen!" „Sie sind gekühlt, weshalb sich ein leichter Nebel in ihnen gebildet hat. Den fühle ich, so kann ich auch sagen, wie voll die sind.", lacht Lucifer ernst. „Das ist aber noch nicht alles. In den engen Gassen halten sich viele Kinder auf, aber keine Normalen." „Du meinst solche, oder?", fragt Zenobia nach und blickt in die Dunkelheit zwischen zwei Häusern hindurch. „Genau solche wie im Tempel. Nur das die hier um ihr Überleben Kämpfen und den Müll essen, den andere zurück lassen." „Grauenvoll!" Entsetzen unterstreicht Ashuras Stimme.
In etwas Entfernung erblicken die Drei, wie aus einer weiteren Gasse zwei Kinder heraus gerannt kommen, die Köpfe unter alten Umhängen verborgen. Leichtfüßig, routiniert und präzise rennen sie hinter den Leuten vorbei, über die Straße und verschwinden wieder in der Dunkelheit der nächsten Gasse, mit dem Portmonee ihrer Opfer in den Händen.
„Und wieder einmal diese Gassenbälger!", flucht eine Personen kurz vor ihnen, die das Treiben ebenfalls beobachtet hat.
„Wir müssen ein wenig auf unsere Taschen aufpassen.", lächelt Lucifer zu den anderen beiden. „Zumindest bis wir ein Haus haben, in dem wir das Wertvollste verstauen können." Ein langgezogenes Gähnen ertönt von Zenobia: „Dann kann ich wenigstens auch wieder schlafen. Ich wüsste sogar noch wo ein Makler seinen Platz hat, doch es kann sein, das es den nicht mehr gibt." „Ein Versuch ist es wert. Ich will ungern Geld für ein Gasthaus ausgeben." versucht Lucifer seine Methode des Sparens zu erläutern.
„Wir danken ihnen wirklich sehr, Miss Warmut. Seit Monaten haben wir versucht dieses Haus zu verkaufen, doch niemand wollte es wirklich haben wegen den Geräuschen im Keller, die nachts auftauchen." Der Makler ist sichtlich erfreut, als er den Schlüssel und eine Karte mit der Position des Hauses übergibt. „Ich werde sowieso fast nur Arbeiten, und da brauche ich nur einen Platz zum Schlafen. Dafür wird das Haus ausreichen.", versucht die Vampirin munter zu klingen während sie das Geld von Lucifer übergibt und den kleinen Laden im größten Marktplatz von der Stadt wieder verlässt.
Schlagartig hallen wieder die Rufe der Verkäufer an den Ständen in ihre Ohren. „Nur hier, die frischesten Fische vom Fischer Fritz aus Chrono." „Die saftigsten Äpfel Glesterras gibt es nur bei uns. Jetzt kaufen!"
Unter eine Laterne erkennt sie wie Lucifer mit seinen finsteren gelblichen Augen über die Stände zu einem Gebäude blickt, Ashura neben sich, die seinen Arm umklammert. Schon beim Nähern merkt sie ihm an, dass etwas nicht stimmt.
„Ich habe ein Haus außerhalb der Stadtmauern für sogar wie nichts bekommen, samt Ausstattung. Strom- und Wasserrechnungen werden über die Steuern abgezogen." „Miete?" Lucifers stimme strahlt nur so vor stiller Wut. „Keine. Das Haus gehört uns." Ohne weitere Worte nimmt Lucifer die Karte mit seiner Freien Hand entgegen, schaut kurz drauf wo das Haus liegt und dreht sich sofort mit Ashura zum Gehen um.
„Was ist passiert?", ist Besorgnis in Zenobias müder Stimme zu vernehmen. Ängstlich antwortet Ashura für ihn: „Lucifer hat Tode gesehen." „Wie?" kommt es verwundert zurück.
Am ersten Stock eines Gasthauses an dem Marktplatz hier hängt das Schild mit dem Namen des Betriebs: ‚Old Rifa'." erklärt Lucifer ernst und biegt in eine Seitenstraße, die vom Platz weg führt, ein. „Alleine das kotzt mich an, doch die Person, die zeitgleich an dem Fenster vorbei gelaufen ist, hat meine Wut nur so entfacht. Er wird sie ALLE belogen haben! Ich werde ihn wie ein Tier ausweiden und zur Schau stellen, wobei das schon zu schön für ihn ist.", faucht Lucifer und greift sich mit der Rechten an den linken Unterarm, wobei sich seine Hand verkrampft.
„Wen hast du dort im Fenster gesehen?" fragt die unwissende Vampirin nach. „Jemanden aus seinem Dorf, das vernichtet wurde." kommt es flüsternd von Ashura zur Antwort, wobei Lucifer den Namen ausspricht: „Ai"
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