#5. Las Vegas
Meine Augen fielen mir immer und immer wieder zu, doch ich schlug sie jedes Mal wieder verkrampft auf.
Ich sollte nicht schlafen.
Dann würde ich sie wieder sehen, dann würde ich wieder einen schrecklichen Alptraum haben.
Früher hatte ich mir immer eingeredet, dass das doch nur ein Alptraum sei. Ein einfacher Alptraum. Doch wenn man jetzt sah, was aus mir geworden war, konnte man nicht mehr sagen, dass das ein einfacher Alptraum war.
Er verfolgte mich.
Er verfolgte mich jede Nacht.
Er war der Grund dafür, dass ich seit geschlagene acht Wochen nicht mehr schlafen konnte.
Er war verantwortlich dafür, dass ich jedes Mal leiden musste.
Und das Einzige, was ich wollte, war, dass dieser schlimme Alptraum irgendwann ein Ende hatte. Es fühlte sich mittlerweile so an, als wäre ich selber in einem Alptraum gefangen und würde nicht nur einen träumen.
Doch irgendetwas wollte mir dieses Mädchen sagen. Sie schrie wahrscheinlich nicht umsonst „Hilf mir." Irgendetwas musste ihr ja passiert sein, sonst würde sie in meinen Träumen nicht so... traurig aussehen.
Aber was konnte ich gerade denn dagegen tun? Sie war nur die Fabrikation meiner Fantasie. Meiner Träume.
Ich war mir zu 100 Prozent sicher, dass sie mir etwas sagen wollte. Eine Botschaft. Eine wichtige Nachricht. Irgendetwas.
Aber ich konnte ja nie fragen, mein Traum ließ es nie zu.
Wieso?
Wieso eigentlich immer ich?
„Niall, kommst du?", riss mich Liam aus meinen Gedanken und deutete auf die offenstehende Tür des Jets.
„Ähm...ja. Bin schon auf dem Weg."
Ich rappelte mich auf, schnappte mir meine Tasche und mein Handy - das Gott sei Dank noch heil war und nicht wie in meinem Traum einen Sprung im Display hatte und so nicht mehr funktionierte - und folgte Liam hinaus.
Warme, schwüle Las Vegas-Luft schlug mir entgegen.
Neben Dublin, London und New York war Las Vegas wirklich eine meiner Lieblingsstädte. Auch wenn es allgemein als Stadt der Sünde bekannt war, mich störte das nicht.
Wir liefen zu dem schwarzen Van und wurden von Paul hineinbugsiert. Harry hatte nicht einmal die Türe zugeschlagen, da trat der Fahrer auf's Gas.
Und NEIN, es war nicht Paul.
Dieses Mal nicht.
(Es gibt also noch mehr Verrückte mit dem Paul-Fahrstil auf dieser Welt. Uurgh, gar nicht gut. Ein Grund, weshalb die Menschheit irgendwann mal ausgestorben sein sollte...)
Wir fuhren auf dem Haiway vom Flughafen Richtung Innenstadt.
Louis und Harry hatten die ganze Zeit die Köpfe aus den Fenstern gestreckt. Sie fanden Las Vegas genauso spannend und interessant wie ich. Jede Reise hierhin war wie ein persönliches Abenteuer für mich.
„Uh uh, Harry, da ist das Caesars Palace! Paul, können wir nicht eine Nacht darin übernachten???", fragte Louis sofort und sah ihn mit seinem bettelnden Augen an.
„Damit ihr wieder die Zimmer demolieren könnt?"
„Ey, wir hatten unseren Spaß und Harry das Zimmermädchen. War das so schlimm?"
Harry stieß Louis warnend in die Seite. Dass Harry mal was mit dem Zimmermädchen aus dem Caesars Palace hatte, sollte Paul eigentlich nie erfahren...
...bis Plappertasche Louis es ausversehen gesagt hat.
Es sieht nicht gut aus für Harry.
„Wir sind dieses Mal auch ganz liiiiieb!!!"
Paul seufzte.
„Wenn ihr die Rechnung bezahlt-"
„UUUUUHHHH PAUL WIR HABEN DICH SO LIIIIEB DANKE DANKE DANKE DANKE DANKE!!!!!!!", schrie Louis schon ehe Paul den ganzen Satz zu Ende gesagt hatte.
„Und ja, wir bezahlen auch dir dein Zimmer, Paul", fügte Liam lachend hinzu.
Ich nickte beistehend und seit langem war in meinem Gesicht wieder ein Lächeln.
Ein Lächeln...was für ein Fortschritt!
Der Wagen hielt abrupt vor der kleinen Halle, in der wir dem Anschein nach unseren Live-Auftritt geben sollten.
„Welchen Song singen wir überhaupt?", fragte ich Zayn beiläufig als wir von Paul über den riesigen Parkplatz zur Halle gescheucht wurden.
„Ich glaube Little Things, ich bin mir aber nicht sicher", antwortete er.
Um ehrlich zu sein war es mir egal, welchen Song wir sangen. Hauptsache wir bekamen unsere "Ferien" und damit hatte es sich.
Lou war bereits vor Ort und stand vor uns mit einem riesigen Grinsen im Gesicht und Lux auf dem Arm.
„Hari!", rief die Kleine bereits und wollte von Harry auf den Arm genommen werden.
Der lachte natürlich und nahm sie auf seine Arme.
Dass Harry eine Liebe für Kinder hatte, bemerkte man auf den ersten Blick überhaupt nicht. Nur, wenn man den beiden zuschaute.
Just in diesem Moment wünschte ich mir, dass ich bei mir zuhause in Mullingar war und mit meinem kleinen Neffen Theo in dem Garten meiner Eltern spielte.
Ich sollte sie besuchen kommen.
Ich hatte sie schon so lange nicht mehr gesehen, vielleicht war er ja wieder ein ganzes Stück gewachsen!
Ich konnte jedoch nicht weiter darüber nachdenken, denn Lou scheuchte uns wie Hühner zu dem Ort, wo wir auftreten sollten.
Es standen fünf Höcker mit jeweils fünf Mikrofonständern und Mikrofonen vor einer Werbung-Wand. Wir setzten uns auf die Höcker, wurden von Lou noch ein letztes Mal überprüft, gepudert...was weiß ich.
Und dann begann auch schon unser kleiner Live-Auftritt.
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