#17. "Schicksalshafte" Begegnung

Niall's Sicht

Es war ein Tag wie jeder andere auch. Zumindest schien die Sonne und es war angenehm warm, nicht zu kalt und nicht zu warm. Genau richtig um in kurzer Hose und T-Shirt rumzulaufen.

Nachdem ich aufgewacht war, hatte ich es nicht lange nicht mehr ausgehalten, von den eigenen vier Wänden umgeben zu sein. Kurzer Hand hatte ich mich umgezogen und bin mit Colin nach draußen gegangen. Der freute sich natürlich wie sonst was und sprang aufgeregt die Treppe neben mir runter.

Vor dem Eingang des Wohnkomplexes steckte ich mir die Kopfhörer in die Ohren und schaltete die Musik auf meinem Handy ein. Dann fing ich an zu laufen, Colin natürlich, so brav wie er halt immer ist, neben mir her.

In der Nähe gab es einen kleinen Park - okay, klein war übertrieben. Aber er war nicht so groß wie der St. James, Hyde oder The Regents Park. Hier konnte man einfach besser diese herrliche Idylle genießen.

Ab und zu rannte Colin voraus, um schließlich zwei Sekunden später umzudrehen und begeistert auf mich zu zu rennen. Jedes Mal lachte ich, bei seinem abrupten Richtungswechsel fiel er meist auf die Nase, was zugleich aber auch unglaublich süß aussah.

An einem kleinen See machte ich halt und atmete einmal die frische Luft ein.

Colin kam neben mich getrabt, mit einem Stock im Mund.

Ich wusste jetzt schon, was er wollte. Und das bestätigte sich als er den Stock auf den Boden fallen ließ und mich mit großen Augen ansah.

Ich hob ihn hoch und warf soweit ich konnte. Colin bellte und jagte ihm hinterher, während ich ihm in einem gemütlicherem Tempo. Mit meinen Gedanken war ich mal wieder meilenweit entfernt.

Wieso war ich derjenige, der diese Stimme hörte? Ist ja nicht so, dass es auf der Erde über 7 Milliarden Menschen gab, neeeein.

Ich war ja immer derjenige, der die Arschkarte gezogen hatte.

Immer ich.

So langsam denke ich, dass ich wirklich schizophren bin. Ich höre Stimmen, die nicht da sind. Was sagt das über eine Person wie mich aus?

Wäre ich Arzt, hätte ich mich schon längst eingewiesen.

Ich war nicht normal, das war klar.

...okay, welcher Mensch war auch schon normal, kann mir das jemand verraten? Niemand war es, denn wenn man normal war, war man meines Achtens perfekt, und niemand ist perfekt, denn jeder hat Ecken und Kanten. Sogar ich.

Niall, du kommst vom Thema ab.

Wo war ich stehen geblieben...?

Ach ja, beim Thema Schizophrenie.

Manchmal spielte ich schon mit dem Gedanken, zu einem Psychiater zu gehen, aber niemand würde mir bei meinem Problem helfen können. Auch nicht irgendwelche Medikamente, die mir die Leute dann geben würden.

Nichts hilft dagegen.

Zumindest bei mir nicht, bei anderen wusste ich es nicht.

Colin fing an zu bellen, ich hatte gar nicht gemerkt, dass wir fast schon das andere Ende des Parks erreicht hatten. Jedoch bellte er nicht ohne Grund, er bellte eine für mich sehr bekannte Person an.

Ich holte mein Handy heraus und schaltete die Musik aus, mein Blick blieb starr auf das Display gerichtet.

Wir hatten uns getrennt und waren noch Freunde, trotzdem fiel es mir schwer, ihr in die Augen zu sehen.

Irgendwann beschloss ich doch, aufzusehen.

Geradewegs in ihre blaugrauen Augen.

Sie lächelte mich freundlich an, in ihrer Hand schlummerte ebenfalls wie bei mir ihr Handy.

„Ähm...hi", begrüßte ich sie schließlich zögerlich und fuhr mir einmal nervös durch eine verwuschelten Haare. Sie fing an zu lachen und umarmte mich, etwas überfordert erwiderte ich ihre Umarmung. „Was machst du hier in London? Deine Schwester besuchen?"

„Nein, wegen dem Job, mal wieder..." Sie runzelte die Stirn und sah dabei zu Colin, „und wie ich sehe, hast du Pause?"

„Ja, seit...vorgestern, oder so...hab die Tage nicht gezählt." Ich versuchte möglichst locker zu bleiben, was mir jedoch nicht so gelang.

Ich atmete kurz einmal tief ein und wieder aus.

Man, war diese Situation schwierig.

„Niall, du brauchst nicht nervös zu sein." - Sie lachte wieder. - „Ich bin ja niemand Fremdes. Nur weil wir getrennt sind, müssen wir uns ja nicht mehr in die Augen sehen..."

Ich nickte und steckte meine Hände in meine Hosentasche.

Trotzdem war mir das unangenehm...Wir hatten uns schon so lange nicht mehr gesehen (Ich glaube, es waren sechs Monate) und diese „schicksalshafte" Begegnung war dann ein wenig...überfordernd für mich.

„Hast du Hunger? Ich war gerade auf dem Weg zum Nando's hier in der Nähe", bot sie mir an, ich wollte schon nein sagen, aber Colin zwickte mich in mein Bein.

„Aua, Colin!...ähm, meinetwegen?" Es klang eher nach einer Frage als nach einer Antwort, aber Barbara, meine Ex, schien damit zufrieden zu sein.

Schweigend liefen wir nebeneinander her, Colin lief wie immer voraus.

Ich dachte an die Zeit zurück, in der wir ein glückliches Paar waren und genau in demselben Park waren wie gerade. Es war schon so lange her, dass es wie eine kleine Wolke am Himmel war und vom Wind weggeweht wurde.

Meine Augen huschten wachsam hin und her. Ich hatte keine Lust, dass mich jetzt irgendwelche Paparazzos sahen und irgendwelche Sachen verbreitet wurden, nur weil man mich EINMAL wieder mit Barbara gesehen hat.

Beim Nando's holte ich uns etwas, während sie sich schon einmal einen Platz für uns aussuchte. Normalerweise durften ja keine Hunde mit rein, aber da ich so ungefähr fast jeden Tag hier war und Stammkunde bin - zudem noch DER Niall Horan... - durfte Colin mit rein. Der legte sich direkt unter den Tisch und fing an zu Dösen.

„So, hier", ich reichte ihr ihre Sachen, von denen ich noch wusste, dass sie sie mochte, und setzte mich hin.

Barbara begann zu erzählen. Von ihrem Job, wie stressig er war, dass sich manche schon beschwert hatten, weil sie so wenig Freizeit hatten, und Dies und Das halt.

Ich hörte ihr die ganze Zeit zu.

Meinte ich das nur, oder war sie noch schöner geworden?

„Niall?", riss sie mich aus meinen Gedanken und lachte, als ich etwas erschrocken nach hinten zuckte. „In Gedanken versunken?"

Sie konnte einfach meine Gedanken lesen, das war manchmal echt unglaublich.

„Hm, ja, irgendwie schon..."

Eine unangenehme Stille breitete sich zwischen uns aus. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, deswegen stotterte ich ein kurzes „Ich...ähm....bezahl dann mal eben..."

Ich flüchtete regelrecht zur Kasse, obwohl ich ja schlecht flüchten konnte. Zur Kasse waren es nur fünf Meter, also konnte man es schlecht „flüchten" nennen.

Barbara wartete mit Colin bereits draußen.

Okay, Nialler, du schaffst das, redete ich mir ein. Wird doch wohl nicht so schwer sein.

Oder?

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