#13. Oakley Street

Niall's Sicht

Mit langsamem Schritten ging ich die Oakley Street entlang - natürlich möglichst unauffällig. Wie ich es jedoch von meiner Wohnung ins Auto, mit dem Auto hierhin zu fahren und die Straße jetzt entlang zu gehen, geschafft hatte, war mir noch immer ein Rätsel. Aber irgendwie schaffte ich es, die Betonung liegt auf irgendwie.

Ich zog meine Lederjacke enger um mich.

Mir war kalt, keine Ahnung wieso. Die Sonne schien wie sonst was, der Himmel war blau und wir hatten sommerliche 20 Grad. Und ich lief mit Jacke rum. War ja mal wieder klar.

Mein Herz schlug wie verrückt, meine Nervösität stieg. Normalerweise tat ich ja nicht solche Dinge, aber ein Arzt würde mir niemals welche verschreiben wegen lächerlichen Alpträumen...oder doch, vielleicht schon. Wahrscheinlich lag es an mir, weil ich nicht zum Arzt wollte.

Dann hatte Harry in einer Art und Weise doch recht mit seiner Behauptung, ich würde von Niemandem Hilfe annehmen. Nein, eigentlich hatte er vollkommen Recht. Ich wollte keine Hilfe, aber auch nur, weil ich die anderen nicht hineinziehen wollte.

Andererseits würde es auch wenig komisch rüberkommen, wenn ich in zwei oder drei Tagen wieder bei einem von den Jungs auftauche und ich wieder total glücklich bin, weil ich zwei Nächte oder so durchgeschlafen hatte.

Ich bog in die kleine Gasse ein, in der Daran und ich uns wegen dem gefälschten Rezept für die Schlaftabletten treffen wollten. Ich wusste, dass ihm nicht ganz wohl bei der Tatsache war, mir auf illegale Weise ein Rezept zu besorgen. Aber ich wusste nicht, wie ich sonst eins herbekommen würde.

Daran's schwarzer VW mit den getönten Gläsern stand bereits da als ich eintraf. Daran lehnte an der Fahrertür und bemerkte mich erst gar nicht. Erst als ich direkt vor ihm stand und ein „Hey, Daran" aussprach, hob er seinen Kopf und blickte mir geradewegs in die Augen.

„Hey, Niall, Kumpel." Er umarmte mich kurz brüderlich, dann holte er zögerlich ein Blatt Papier aus seiner Jackentasche - wenigstens war ich nicht der Einzige mit einer Jacke!

„Ich unterstütze deine Sache immer noch nicht, Niall. Das weißt du. Und das war auch das letzte Mal", sagte er ernst.

„Ich weiß, Daran. Und es war das letzte Mal, ich schwöre. Hier", ich holte aus meinem Portemonnaie das Geld heraus und drückte es ihm in offene Hand, „und ein bisschen Zuschlag für dich, Jenny und das Baby."

Er schaute auf seine Hand, auf der 500 Pfund mehr lagen als abgemacht waren, aber ich war ein guter Mensch - okay, ob ich das war, war eine andere Sache... - und teilte gerne mein Geld mit Freunden. Ich hatte schließlich davon mehr als genug.

„Niall, du weißt..."

„Nimm es einfach", unterbrach ich ihn und schloss seine Hand, „ob du es jetzt annehmen willst oder nicht, ich zwinge dich. Und jetzt komm nicht mit „Aber dann hast du ja nichts mehr." an, Geld hab ich genug, ja? Den Satz habe ich schon so oft gehört. Sonst reiß ich dir den Kopf ab, hast du gehört?"

Daran lachte kurz auf und verstaute das Geld in eine der Innentaschen seiner Jacke.

„Ja, ich hab gehört. Bau bloß keine Scheiße, Nialler. Die Welt ist gefährlich. Besonders für dich als Popstar. Hast du auch geguckt, ob hier irgendwelche Paparazzos in der Nähe sind?"

„Ja, hab ich. Wer würde auch an so einem Ort nach mir suchen? Also, ich kenne da niemanden. Du etwa?" Er schüttelte den Kopf, jedoch sah er mich immer noch mit diesem ernsten Blick an, mit dem er mich schon die ganze Zeit angeschaut hatte.

Daran sagte nichts, er umarmte mich noch einmal brüderlich und stieg dann wortlos in seinen VW. Ich winkte ihm noch hinterher als er um die Ecke fuhr und ich nun mutterseelenallein hier in dieser Gasse stand, das Rezept in der Hand.

Ich verstaute es in der Innentasche meiner Lederjacke und ging los. Während ich den Bürgersteig entlang ging, die Hände tief in meiner schwarzen Jeans vergraben, grübelte ich über alles Mögliche. Dabei tauchte auch der Gedanke auf, meine Familie in Irland zu besuchen. Ob ich jedoch momentan dazu in der Lage war, war ungewiss. Vielleicht schafften die Schlaftabletten mich auf Trapp zu bringen. Ich hatte eine ziemlich lange To Do-Liste, die ich während diesen Ferien abgearbeitet haben wollte.

Ich öffnete die Fahrertürmeines Range Rovers und stieg ein. Ich musste erst einmal ein paar Minuten still dasitzen, damit ich überhaupt noch Auto fahren konnte. Der Weg zur Gasse hin und wieder zurück war schon viel zu anstrengend für meine Knochen gewesen, wenn ich diese verdammten Schlaftabletten hatte, gab es für mich nur noch eine Sache, die ich tun heute tun konnte, und das war schlafen.

Ich fuhr die Straße entlang, vorbei an den verschiedenen Häusern, Läden und Kaufhäusern auf der Suche nach der Apotheke, die sich in der Nähe meiner Wohnung befand. Kurz darauf erkannte ich das Schild und parkte nicht allzu weit entfernt, damit ich nicht weit laufen musste und meine Knochen sich nicht überstrapazierten.

Die Apotheke befand sich genau an der Kreuzung zweier Straßen und war meist immer voll von alten Menschen, die sich die verschriebenen Medikamente holen wollte. Ein Arzt befand sich direkt darüber, aber ich würdigte dem Arzt-Hinweisschild nicht einmal einen Blick.

Zielstrebig ging ich zu einer freien Kasse und wartete, dass ein Angestellter endlich diese Kasse besetzen würde. Das tat auch jemand gefühlte Stunden später.

„Was kann ich für Sie tun?", fragte die ältere Dame freundlich.

„Ähm...", druckste ich ein wenig rum und kramte das Rezept hervor, „das hat mir...ähm...mein Arzt verschrieben." Zögerlich reichte ihr das Stück Papier. Die Dame las sich das Rezept aufmerksam durch, meiner Meinung nach viel zu lange.

Jetzt wurde ich doch schon etwas nervös. Hoffentlich war auch alles richtig so...

„Ah, Benzodiazepin. Schlafstörung?" Ich nickte schüchtern. „Das muss Ihnen nicht unangenehm sein. Die musste ich früher auch nehmen." Sie lachte und verschwand in dem Raum, wo die Medikamente nach dem Alphabet sortiert waren. Wenig später kam sie mit einer kleinen Dose wieder.

„Hat Ihr Arzt Ihnen erklärt, wie Sie sie einnehmen müssen?"

Überfordert schüttelte ich den Kopf, vielleicht lag es auch an der Tatsache, dass ich nicht einmal beim Arzt war und das Rezept gefälscht war.

Die Frau seufzte, erklärte sich aber bereits es mir ausführlich zu erklären. Ich stand sicherlich eine halbe Stunde da an der Kasse ehe ich verstanden hatte, wie ich sie einnehmen musste und der Frau die 10 Pfund in die Hand drückte.

Mit der Dose Schlaftabletten ging ich schnell zum Auto, in der Nähe hatte ich bemerkt, dass da einige Fans rumlungerten. Sie sahen mich auch schon mit großen Augen an. Ich achtete nicht auf sie und fuhr los.

In meiner Wohnung wartete bereits Colin sehnsüchtig auf mich. Er wollte raus, das wusste ich. Er sprang aufgeregt hin und her, jedoch musste ich ihn, schon wieder, enttäuschen.

Ich zog meine Jacke aus und warf sie achtlos auf die Couch. Verzweifelt versuchte ich irgendwelche bequemen Klamotten in meinem Schrank zu finden. Harry hatte saubere Arbeit geleistet, denn ich fand rein gar nichts mehr wieder. Da war mir ja mein Chaos hier lieber als dass Harry hier noch einmal aufräumte.

Schließlich fand ich sie ganz hinten in der Ecke - wie ist Harry nur darauf gekommen? - und schmiss mich hinein. Ich machte die Rollladen hinunter und schaltete das Licht an meinem Nachttisch an. Im Bad füllte ich mir ein Glas mit Wasser und setzte mich damit und einer Tablette auf die Kante meines Bettes.

Colin stand vor mir und sah mich mit schief an. Er hatte keine Ahnung, was das war. Naja, er war ja auch ein Hund. Woher sollte er das auch wissen, außer dass Gott es ihm persönlich gesagt hatte.

„Jaja, ich weiß. Ich sollte diese Dinger nicht nehmen, aber dann kann ich schlafen und wir können raus. Klingt doch nach einem Plan, oder Kumpel?"

Colin's Blick war immer noch derselbe.

Ich seufzte.

Wieso redete ich auch mit einem Hund, der sowieso keinen Plan davon hatte, was ich sagte? Du bist manchmal so dumm, Horan. Du hast dich schon als psychisch gestörten Verrückten abgestempelt, aber Dummheit muss jetzt echt nicht dazu, oder?

Ich legte mir die Tablette auf meine Zunge und trank das ganze Glas leer. Die Tablette war erfolgreich mitgerutscht und war jetzt nun irgendwo in meinem Magen.

Ich schaltete das Licht aus und deckte mich zu. Colin hüpfte neben mich auf's Bett und legte sich hin, sah mich jedoch aus seinen dunklen Augen an.

„Guck nicht so, ich geh heute halt früher schlafen...", murmelte ich und schloss meine Augen. Keine zwei Sekunden später war ich weggenickt....

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