Gewöhnungsbedürftig
„Nein."
„Doch."
„Nein."
„Doch."
„Kanan, das ist Unsinn."
„Ist es nicht. Ich habe dir schon mal gesagt, in Menschenmassen unterzutauchen ist wesentlich einfacher, als sich in komplett leeren Gassen zu verstecken und darauf zu hoffen, dass doch niemand findet. Gib doch einfach zu, dass ich recht habe."
„Ich halte meine Idee für mehr als plausibel. Wahrscheinlich will sie einfach nur allein sein, und da auf den Markt zu gehen wäre ineffektiv, meinst du nicht?"
„Und wenn nicht?"
„Oh, super. Also willst du jetzt, dass wir uns aufteilen, einer nach links, einer nach rechts, und wer sie findet, der darf recht behalten, oder wie?"
„Klar. Wenn du meinst."
Sie stöhnte.
„Na super. Und wie finden wir uns dann nachher wieder? Muss nicht sein, dass wir uns jetzt hier auch noch verlieren."
Ein wenig nervös schaute sie sich um. Er seufzte.
„Wir treffen uns in einer halben Stunde wieder bei der Ghost?", schlug er dann vor, und die Twi'Lek warf ihm einen mehr als verunsicherten Blick zu.
„Und wenn wir sie bis dahin nicht gefunden haben?"
Ein paar Sekunden lang wirkte der ehemalige Jedi etwas ratlos, dann kam ihm eine Idee.
„Wenn einer von uns sie findet, funkt er den Anderen an, und dann treffen wir uns alle wieder bei der Ghost."
Zwanghaft versuchte sie, nicht den Kopf zu schütteln.
„Meinst du nicht, dass sie uns gerade deshalb nicht anfunkt, weil es Probleme mit dem Empfang geben könnte, oder sowas?"
„Na ja, also... Schön, hast du eine bessere Idee?", erkundigte er sich skeptisch. „Du übst nur Kritik, aber bessere Vorschläge hast du keine, oder?"
„Sagte derjenige, der Schuld daran ist, dass wir Sabine überhaupt erst verloren haben.", gab Hera vorwurfsvoll zurück, und Kanan hob die Hände.
„Entschuldige, ich konnte ja nicht ahnen, dass sie so ausflippt, nur weil ich-"
„Du weißt, wie paranoid sie ist. Und da dachtest du allen Ernstes »hey, in ihr Zimmer einzubrechen um sie zu wecken wäre eine gute Idee«, oder was?!"
„Ich hab mir Sorgen gemacht, okay? Ich wollte doch nicht, dass sie-"
Die Pilotin nahm ihn in den Arm.
„Hey, schon okay. Sie ist noch neu hier, und das ist nicht alles immer so einfach für dich, das weiß ich. Aber jetzt sollten wir sie erst mal finden, und danach kannst du mit ihr über alles reden, okay?"
Er nickte.
„Dann also... in spätestens einer Stunde wieder bei der Ghost? Ich glaube übrigens ehrlich gesagt eher, dass sie uns nicht anfunkt, weil sie sauer ist, und nicht, weil der Empfang Probleme macht."
„Vermutlich hast du recht, aber sie weiß auch, dass es riskant ist, hier zu funken, weil das Imperium uns möglicherweise abhören könnte, und sie ist an die Sache mit dem Codenamen noch nicht so gewöhnt."
„Ach ja, sie wirft uns immer durcheinander.", murmelte Kanan und musste ein wenig schmunzeln. „Es irritiert sie, dass sie und Zeb hinter Chopper kommen, glaube ich. Und, dass Chopper überhaupt einen Codenamen hat, weil, ich zitiere »Chopper ist doch eigentlich auch schon ein Codename«."
Hera lachte.
„Ihr habt euch also doch ein wenig unterhalten, ja?"
„Ja. Nach der Sache mit der Akademie."
„Du meinst, nachdem ich euch schon wieder den Arsch retten musste?"
„Nein... also, ja, schon, aber..."
„Süßer, du weißt genau, dass ich dich nur ein wenig ärgern will. Und du hast es auch verdient, dafür, dass du dich beinahe hättest erschießen lassen."
„Meinst du nicht, wir sollten jetzt lieber nach Sabine suchen, als darauf noch herumzureiten? Mir gefällt dieser Planet nicht.", gab er zu denken.
„Corellia ist etwas belebter als unser letztes Ziel, aber die Mission ist auch eine völlig andere. Wenn du an Informationen kommen willst ist ein stark bewohnter Planet mit einer Menge Cantinas voller Tratsch eine sehr gute Option."
„Da werde ich mal nicht widersprechen. Aber auch nur deshalb, weil ich dir das beigebracht habe.", erwiderte er grinsend, und Hera verdrehte die Augen.
„Hau schon ab."
„Du kannst nur nicht damit leben, dass ich recht habe. Es war immer so, dass du die besten Infos in Cantinas gekriegt hast. Eine Freundin im Tempel hat mir sogar erzählt, dass es sie und ihren Meister auf einer ihrer Missionen in eine Bar in den unteren Ebenen von Coruscant verschlagen hat."
„Oh, so hat das alles also angefangen, ja?", erkundigte sich Hera lachend und hob eine Braue.
„Ach richtig, ich wollte ja gehen.", erwiderte Kanan schnell und verschwand in dem Strom aus Menschen und Aliens, die sich über den Markt drängten.
Hera hingegen schaute sich die unbelebtere Umgebung genauer an.
Kanan war es schließlich, der über die Mandalorianerin stolperte. Sie war an einem Stand stehen geblieben, der scheinbar Haarfarbe verkaufte, und bei Wunsch auch auftrug.
„Hör mal. Das mit vorhin-"
„Schon gut. Ich verzeih dir. Nenn mir zwei Farben.", unterbrach sie ihn grinsend.
„Bitte was?"
Er schaute sie irritiert an.
„Du hast mich schon gehört.", erwiderte sie, und er sah etwas verdattert die Farben auf dem Tisch durch.
„Ich schätze... Türkis und gelb?", murmelte er nach einer Weile zweifelnd, und es klang er nach einer Frage als nach einer Entscheidung.
„Hm. Ja, könnte gehen. Wartest du einen Moment?", erkundigte sie sich, verschwand allerdings, ohne auf eine Antwort zu warten, mit den beiden Farben in der Hand.
Eine gute halbe Stunde später stand sie dann wieder vor ihm, die Haare nass und neu eingefärbt, und grinste ihn an.
„Und? Wie findest du's?"
„Ich... ähm... nicht schlecht, schätze ich. Steht dir."
Sie grinste.
„Danke. Ich glaube, ich lasse die Haare wieder etwas wachsen. Ist einfacher, mit Farbe zu arbeiten, wenn mehr Material da ist.", erklärte sie. „Entschuldige, dass ich heute morgen so weg bin, es ist nur so, ich..."
„Du lebst dich noch ein. Schon klar. Ich hätte nicht so in deine Privatsphäre eindringen sollen, und das tut mir leid."
„Das war nicht das Problem.", sagte sie, die Erklärung, worin das Problem genau bestand, ließ sie allerdings aus.
„Okay... was auch immer es war, es tut mir leid."
Sie schwieg.
»Es ist nichts, was dir leid tuen sollte, Kanan. Es ist einfach nur so, dass es ewig her ist, seit mich zum letzten mal jemand geweckt hat. Ist irgendwie... schön. Nur... gewöhnungsbedürftig. Ich vermisse meine Eltern.«
„Lass uns zurück zur Ghost.", bemerkte sie nach einer Weile, und er nickte, wohl wissend, dass er die Stunde, die Hera ihm gegeben hatte, inzwischen mehr als ausgereizt hatte.
„Wir haben uns Sorgen gemacht.", war das Erste, was sie von der Twi'Lek zu hören bekam, als sie ins Schiff hinein lief.
„Ja ja, hab ich schon gehört. Schiebt die Standpauke bitte auf später, ich hab ein Date mit den Farben, die ich mir gekauft habe.", erklärte sie und deutete auf ihre Tüte. „Ich muss noch meine Rüstung überarbeiten. Rüstung und Haare muss ich zusammen verändern, sonst komme ich mit dem bemalen zu sehr aus der Übung."
„Denk an die-"
„Die Lüftung. Ja, ich weiß, Hera."
„Und-"
„Helm aufsetzen, damit die Dämpfe nicht in meine Lunge kommen. Und ich mache die Tür zu."
Inzwischen konnte sie fast auswendig, was Hera zu ihr sagte, wenn sie zum malen in ihrem Raum verschwand.
„Ich rufe dich dann nachher zum Essen." Sabine nickte. „Ach übrigens, nette Frisur."
Sabine grinste.
„Danke. Kanan hat die Farben ausgesucht.", lachte sie, und Hera wirkte ein wenig überrascht.
„Weißt du, sie war nämlich tatsächlich auf dem Markt.", erklärte er triumphierend, und die Pilotin verdrehte die Augen.
Die Mandalorianerin nickte.
„Hätte mich ja früher gemeldet, aber der Empfang hier ist extrem schlecht. Zu viele Interferenzen.", sagte sie noch, bevor sie in Richtung ihres Raums verschwand.
„Ihr versteht euch also inzwischen besser, ja? Schön, zu sehen, dass ihr langsam miteinander warm werdet."
Er lächelte.
„Ja. Und ich hatte recht."
„Genau genommen hatte ich auch recht.", warf Hera ein. „Nur in einem anderen Punkt."
„Du bist unmöglich.", lachte er, nahm sie in den Arm und gab ihr einen Kuss.
Sie kicherte.
„Ich liebe dich auch, Süßer." Dann warf sie einen Blick zu Sabines Kabine. „Zeb ist immer noch auf dem Markt und macht eigene Besorgungen, und jetzt, wo sie beschäftigt ist..."
„Wolltest du nicht Abendessen machen?", warf er ein, wobei er sie eigentlich nur aufzog.
Sie verdrehte die Augen.
„Es ist doch erst fünf Uhr."
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