78. Tian (All die Zeit)

~Jan

I hate my life! Seit 4 Jahren ist nun mein Abi vorbei. Seit 4 Jahren habe ich IHN nicht mehr gesehen. Und seit 4 beschissenen Jahren blutet mein Herz.

Auf dem Abi-Ball, vor 4 Jahren, musste ich mir eingestehen das ich in meinen besten Freund verliebt war. Nicht dass das jetzt nicht mehr so wäre. Nein! Ich liebe Tim! Und ja ich war bzw. bin schwul. Aber dieser bescheuerte Arsch hatte direkt nach dem Abi-Ball den Kontakt abgebrochen.

Aus all meinen Klassenkameraden ist etwas geworden. Dia ist berühmte Schriftstellerin und hat vor 6 Monaten ihren 1. Teil der Reihe „NMS" rausgebracht. Momentan arbeitet siehe am 2. Teil. Dies tut sie aber nicht alleine. Nein.

Sonja, auch aus meiner alten Klasse, ist ihre Geschäftspartnerin. Die beiden haben einfach die unterschiedlichsten Fantasien die man haben könnte. Vermischt man diese wird es zum absoluten Knaller. Das zeigen auch die Verkaufszahlen.

Johannes ist Architekt und hat vor 2 Tagen seinen bisher größten Auftrag bekommen. Emelie ist Logo-Reporterin geworden und hat einen riesen Spaß an ihrer Arbeit, während Max Computerspiele programmiert.

Lia und Clara sind zum Sport übergegangen. Während Clara ein Springturnier nach dem anderen gewinnt und nur noch kurz vor der Weltmeisterschaft steht, hat Lia gestern beim Wettkampf den Einzug nach Olympia geschafft. Tja, Sport ist halt die Welt der beiden.

Alexander ist Dolmetscher geworden, aufgrund seiner 4 Sprachen die er kann, und Lenard Rechtsanwalt. Alles in Allem haben alle meine Klassenkameraden einen coolen Job oder wahnsinnig viel Erfolg.

Nur ich nicht. Ich bin Kundenberater bei der Telekom und halte mich gerade so über Wasser. Ein Freund wollte mir schon öfter mal was leihen, aber ich lehne immer ab.

Einzig und allein von Tim, Jakob und Julien weiß ich nicht was sie geworden sind.

„Hey, Jan! Bleib bei der Arbeit! Nur weil du in 5 Minuten Schluss hast heißt das nicht das du in Gedanken sein kannst! Verdammt geh an dein bescheuertes Telefon! Das klingelt!“, riss mich Lukas, ein Arbeitskollege und Freund von mir, aus den Gedanken. Jetzt nahm ich auch das klingen wahr.

Schnell nahm ich den Hörer in die Hand und leierte meinen Text herunter: „Herzlich Willkommen bei der Telekom-Beratungsstelle. Was kann ich für sie tun?“

Nachdem ich das Telefonat auch beendet habe schaue ich auf die Uhr. Noch eine Minute bis ich Schluss habe. Genervt lasse ich mich nach hinten in meinen Stuhl fallen.

„Was ist den mit dir in letzter Zeit los, Jan? Wenn das der Chef rausbekommt bist du Wort wörtlich am Arsch! Dann wirst du gefeuert und ich habe keinen mehr zum heimlichen quatschen!“, meint Lukas als er mich beäugt. Ich muss lachen.

Als er mich fragend ansieht, fragte ich mit einem Grinsen auf dem Gesicht: „Bist du sicher das ich nicht der einzige bin, welchem du mit deinen Schwärmereien über Clara volltexten kannst, nur um danach wieder zu fragen ob ich mal mit ihr geschrieben habe!?“ Ertappt schaut er nach unten.

Als ich einen leichten roten Schimmer auf seinen Wangen wahrnehme fange ich wieder an zu lachen. Durch mein lachen schaut er auf und schaut mich mit einem Blick an, welcher garantiert ganze Kolonien von Menschen auslöschen könnte. Beschwichtigen hebe ich die Hände.

„Wo wir gerade beim Thema sind… Hast du in letzter Zeit etwas von ihr gehört?“, fragt er neugierig. „Du meinst das sie wieder ein Turnier gewonnen hat?“, stelle ich mich dumm. „Nein! Etwas was die Öffentlichkeit nicht weiß. Wie zum Beispiel: Hat sie einen Freund?“, bohrt er weiter nach. Seine Neugierde sprüht förmlich aus seinen Augen.

Ich muss mir ein Grinsen verkneifen und meine entschuldigen: „Sorry, Bro! Aber ich habe jetzt Arbeitsschluss und werde gehen!“ Geschockt schaut er mich an. Das ignorierend fahre ich meinen Rechner runter und packe meine Sachen zusammen.

„Also dann. Wir sehen uns am Montag!“, meine ich zum Abschied. Er will wieder sprechen, doch ich unterbreche ihn mit einem: „Tschau, Lukas!“ und gehe.

Schnell verschwinde ich aus diesem Gebäude. Steige in die Bahn und fahre weg von meiner Arbeitsstelle nur um in 2 Tagen wieder dort zu sein. Da ich unter der Woche mehrere Überstunden gemacht und Schichten anderer übernommen habe, habe ich jetzt das komplette Wochenende frei. Lukas hat zum Beispiel nur am Sonntag frei.

Nachdem ich zu Hause angekommen bin esse ich etwas kleines. Seit 4 Jahren habe ich keinen richtigen Hunger mehr. Ich vermute das es daran liegt, dass Tim den Kontakt abgebrochen hat.

Ich hatte nach dieser Tat seinerseit's einen kompletten Ausfall. Mein Gehirn wollte diese Info nicht aufnehmen. Zum wiederholten Male in den letzten 4 Jahren hole ich mein Handy raus und schaue mir Tim letzte Nachricht an: ,Lass mich in Ruhe. Ich will nichts mehr mit dir zutun haben!‘

Wie jedes Mal wenn ich mir das durch lese spüre ich einen Stich im Herzen. Tim warum hast du das nur getan? Ich spüre wie Tränenwasser in meine Augen steigt. Schnell unterdrücke ich sie esse den letzten Happen. Um mich danach abzulenken setzte ich mich vor den Fernseher und schalte ihn an. Es kommt einfach nichts was mich interessiert, weshalb ich von Programm zu Programm schalte.

Plötzlich leuchtet mein Handy auf und es wird eine WhatsApp angezeigt. Die Nachricht ist von... vom Klassenchat? Wer aus unserer alten Klasse schreibt den da bitte noch rein? Ich öffne die Nachricht und sehe das Susen wieder alle in den Klassenchat eingefügt hat. Dies war zurück zu führen auf die bitte von TIM?! Was?! Sascha schrieb gerade. Was sollte das?

Mein Handy blinkte wieder und Saschas Nachricht erschien: ‚Hey, was soll das werden wenn es fertig ist?‘ Sascha war mit ihrem Freund eine berühmte Fotografien geworden. Niemand hätte das von ihr erwartet, aber ihre Bilder waren der Hammer.

Susen schrieb auf Saschas Nachricht: ‚Tim hat mich gebeten dies zu tun. Ich habe keine Ahnung wieso! Tim?!‘ Oben in der Leiste wurde angezeigt das er schrieb.

Oh mein Gott! Das wäre die erste Nachricht seit 4 Jahren von ihm! Wusste er das auch ich diese sehen würde? Ich war so in Gedanken darüber ob er wusste das ich die Nachricht auch lese, dass ich aufschreckte als ich mein Handy blinken sah. Tim hat geschrieben.

Mit klopfendem Herzen las ich mir die Nachricht durch. ‚Hey Leute. Jakob, Julien und ich laden euch alle herzlich zu einem Klassentreffen am anstehenden Sonntag ein. Wir hatten die Idee VIP-tickets für das Fußballspiel an diesem Tag zu besorgen. Wenn ihr Bock drauf habt sagt mir, Jakob oder Julien Bescheid. Am besten schreibt ihr es einfach hier rein. Wenn ihr jemanden mitbringen wollt, sollte das kein Problem sein. Ihr müsstet es im voraus nur sagen. Wenn kurzfristig doch noch jemand mitkommen möchte kommt er einfach zum Stadion. Das werden wir schon hinbekommen. Ich hoffe ihr findet die Idee cool.‘

Ich starrte auf die Nachricht. Tim lud alle aus der Klasse zu einem Klassentreffen ein. Also auch mich! Aber er wollte doch nichts mit mir zu tun haben, oder!? Ich war verwirrt. Während ich auf das Display starrte kamen die Einverständnisse. So gut wie alle wollten kommen. Nur Johannes und meine Zustimmung fehlte noch.

Julien fragte deswegen: ‚Jan? Johannes ? Seit ihr dabei?‘ Von Johannes kam auch ein ‚Ja' er müsse nur eher weg, wegen seinem Auftrag. Jetzt fehlte nur noch ich.

Jakob fragte auch nochmal mit einem ‚Jan?‘ nach. Ich zögerte. Sollte ich oder nicht? Ich überlegte bestimmt 5 Minuten bevor ich mich entschloss folgendes zu schreiben: 'Ich komme und werde jemanden mitbringen.'

Jetzt ist es schriftlich ich werde am Klassentreffen teilnehmen. Ich werde Tim wiedersehen. Scheiße! Was habe ich getan? Vielleicht kommt er jetzt nicht mehr, wegen mir! Oh nein! Und wenn er doch kommt wie soll ich mich ihm gegenüber verhalten? Verdammter Mist! Wieso muss ich auch immer erst hinterher denken? Jan du wirst es nie lernen!

Genau in diesem Moment kommt eine Nachricht von Tim. Ich will sie eigentlich gar nicht lesen, aber ich habe meinen Namen gesehen. Also überwinde ich mich und lese: 'Also kommen alle und Jan, Lia, Sascha, Luis, Finja und Taylor bringen noch jemanden mit. War das so richtig?'

Als ich das lese fehlt mir ein Stein vom Herzen. Er will anscheinend doch kommen. Aber die denken doch jetzt bestimmt das ich meine Freundin mitbringen werde. Dabei will ich nicht mal was von Mädchen. Ach komm schon, ich muss mir auch immer alles verbocken!

Naja, jetzt muss erstmal Lukas zustimmen, aber ich denke das wird kein Problem. Ihn hat es nämlich ähnlich wie mich erwischt. Er konnte sein Studium nicht beenden. Anders als ich wollte er Schiedsrichter beim Fußball werden. Ich selbst wollte Fußballer werden, allerdings als Grundlage ein Studium im Trainer für Fußball haben. Ich hätte nur noch ein Semester gebraucht als das Geld meiner Familie knapp geworden ist, da meine Schwester auch mit dem Studium anfangen wollte. Wegen ihr habe ich mein Studium aufgegeben und bin Berater für Telekomkunden geworden. Tja, das Leben wollte es so.

Meine Schwester studiert momentan und ist in ihrem letzten Semester. Ich hoffe für sie, dass sie nicht so endet wie ich. Das hat sie nicht verdient. Ich kann schon kaum die Miete zahlen und wenn ich richtig liege fehlen mir noch 100€ für den Monat und sie ist in 7 Tagen fällig. Ich seufzte und konzentrierte mich wieder auf die Nachricht die ich Lukas schicken wollte.

Sie lautete: 'Hey Lukas, hättest du Bock mit mir am Sonntag zu nen Fußballspiel zu kommen. Wir hätten VIP-tickets und Clara wäre auch da.'

Das Clara  da war hängte ich absichtlich mit dran, da ich wusste das ich ihn so überzeugt hatte. Anders als gedacht kam nicht die Einverständnis sondern folgende Frage: 'Du kannst dir VIP leisten?'

Ich verdrehte die Augen und schrieb zurück: 'Das ist ein Klassentreffen und Tim, Julien und Jakob wollen das organisieren. Ich habe gesagt das ich komme und noch jemanden mitbringen werde, da ich mir dachte das du Clara  jetzt endlich mal selber kennenlernen sollst!'

'Hm... ok. Ich bin dabei!', kam als Antwort. Und hintendran hang er noch: 'Du hattest mich schon als du Clara  geschrieben hast.'

Ich grinste und schrieb 'Tja' zurück. Ich wusste womit ich ihn überzeugen konnte. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen ging ich schlaffen

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Am Sonntagvormittag wartete ich auf Lukas. Gestern wurde im Klassenchat ausgemacht das wir uns vor Ort so gegen 20 Uhr treffen. Mit Lukas hatte ich ausgemacht das wir uns schon um 10 Uhr treffen damit ich ihn mental darauf vorbereiten kann Clara und den Rest meiner Klasse gegenüber zu stehen.

Da klingelt es und ich stehe auf um zur Tür zu gehen. Als ich die Tür aufmache und Lukas sehe kann ich nicht anders als los zu prusten. Er hat glattgegellte Haare und steckt in Hemd und Anzughose. Er schaut verwirrt. Ich vermute durch meine Reaktion auf ihn.

Ohne ein Wort zu sagen ziehe ich ihm am Arm in meine kleine Wohnung, die ich wahrscheinlich in 5 Tagen nicht mehr besitzen werde, wegen Miete und so, und setzte ihn auf mein Sofa bevor ich mich vor ihn stelle und versuche mich zu beruhigen. Ich habe nämlich während dieser Aktion nicht aufgehört zu lachen.

Mit jeder Minute die verstreicht und ich weiter lache wird sein Schmollmund größer. Das bringt mich dazu noch weiter zu lachen. Am Ende habe ich denke ich 10 Minuten durchgelacht. Davon habe ich jetzt Bauchschmerzen.

Als ich aufgehört habe zu lachen fragt Lukas schmollend: "Bist du fertig?" "Ja, dass bin ich!", antworte ich frech. "Aber um zu dem Grund zu kommen warum ich gelacht habe. Das ist doch viel zu untypisch für dich! Clara  steht bestimmt nicht auf so etwas."

"Aber..." "Kein aber! Ich fahre jetzt zu dir nach Hause und suche dir passende Kleidung, währenddessen gehst du hier duschen! Du stinkst nämlich nach Parfüm! Die Wasserrechnung habe ich noch zusammen bekommen. Also müsste Wasser noch laufen."

"Hä hättest du das nicht gestern merken müssen? Und ich stinke gar nicht! Ich dufte!" "Zur ersten Frage: Ich habe die Rechnung heute morgen bezahlt nachdem ich mich gewaschen und Zähne geputzt habe. Also weiß ich nicht ob das durchgegangen ist oder nicht. Und zu deinem 'duften'. Jeder empfindet anders!"

Und mit diesen Worten fischte ich mir den Ersatzschlüssel für seine Wohnung, welchen ich habe, aus meiner Schale mit Schlüsseln und verschwinde durch die Haustür.

Bei Lukas Wohnung angekommen, schließe ich auf und gehe direkt in sein Schlafzimmer. Seine Wohnung ist nicht viel größer als meine. Ein kleines Schlafzimmer wo Schrank, Bett und ein Stuhl rein passen. Ein kleines Badezimmer mit Dusche, Toilette, Waschbecken und einem kleinen Schrank. Eine Miniküche mit einem kleinen Tisch zum Essen. Und ein kleines Wohnzimmer mit Fernseher, Sofa und Bücherregal. Das war's. Mehr brauchen ich und auch Lukas nicht.

Als ich bei seinem Schrank ankomme öffne ich ihn nur um fest zu stellen das dort nur noch eine lange Hose liegt. Diese ist schwarz, schlicht und ziemlich locker. Ähnelt einer Jogginghose ist aber vom Stoff her eine Jeans. Bei seinen T-Shirts gibt es doch etwas mehr Auswahl. Zum Schluss entscheide ich mich für ein Fan T-Shirt von Dynamo Dresden. Ich meine passt ja, da wir eh zu einem Spiel von dieser Mannschaft gehen. Schnell nehme ich noch einen grauen Gürtel und laufe dann wieder zu mir.

Wieder bei mir zu Hause bin ich ganz aus der Puste, da ich gerannt bin. Vor der Haustür krame ich nach meinen Schlüssel und bemerke das ich diesen vergessen habe. Seufzten drücke ich auf den Klingelknopf und warte das Lukas mir meine Tür aufmacht. Wenige Sekunden später erscheint eben genannter an der Tür.

Er grinst mir entgegen und fragt schelmisch: "Na, haben wir was vergessen?" Ich verdrehe meine Augen und drängeln mich an ihm vorbei. An seinen Haaren, welche noch leicht nass sind, merke ich das meine Dusche noch geht. Ich drücke ihm sein Zeug in die Hand, Befehle ihm diese anzuziehen und laufe selbst ins Badezimmer nur um 2 Minuten später unter die Dusche zu hüpfen.

Nachdem auch ich geduscht und angezogen bin schaue ich auf die Uhr. Wir haben es tatsächlich schon 15 Uhr durch. Nur noch 5 Stunden und davon muss ich noch 1 Stunde Hinweg abziehen, also knapp 4 Stunden um Lukas auf das vorzubereiten was ihm bevorsteht. Seufzten gehe ich in mein Wohnzimmer und setzte mich zu Lukas welcher nun viel glücklicher in seinen normalen Klamotten wirkt.

"Also, bevor wir zum Spiel gehen solltest du wissen worauf du dich eingelassen hast. Meine alte Klasse ist, sagen wir mal, einzigartig. Wir halten zusammen und sind eine Einheit, aber auf unsere Weise. Und die ist ziemlich schwer zu erklären. Naja, ich versuche es.", meine ich und er nickt bevor ich weiter erkläre:

"Im Grunde gibt es bei uns die normalen Klischees. Jungs halten zu Jungs und Mädchen zu Mädchen. Das sieht zumindest von außen so aus. In Wirklichkeit sind wir eine große Familie die immer dem anderen hilft. Ich habe in den 4 Jahren öfters Hilfe angeboten bekommen sie aber immer wieder abgelehnt. Aber das tut nichts zur Sache. Jeder hat seine Macken und wir machen uns auch gerne mal über einen anderen aus der Klasse lustig, aber nur zum Spaß. Wir Jungs haben um manche Mädchen im Sport gerne mal duelliert wer sie in seinem Team hat."

Bei der Erinnerung muss ich Lächeln.

"Julien hat damals in der 8. Klasse Lia als erstes gewählt, weil sie eine der sportlichsten war. In Sprachen wollten einige immer mal wieder mit Dia oder Sonja machen, da die beiden Sprachenbegabt waren. Sind sie natürlich immer noch. Im großen und ganzen solltest du nicht alles Ernst nehmen was meine Klasse und ich heute Abend sagen werden. Aber bevor du denkst das wir nicht wissen womit man keinen Spaß macht kann ich dich besänftigen. Wir wissen wo die Grenzen liegen. Noch irgendwelche Fragen?"

"Tatsächlich ja. Gehört zwar gar nicht zu deinem erzählten, aber die Frage plagt mich schon seit du mich eingeladen hast und das Klassentreffen erwähnt hast. Also, wie denkst du wirst du auf Tim reagieren?"

Kurz wunderte ich mich über die Frage. Natürlich wusste er Bescheid. Ich musste es einfach jemanden sagen. Es meinen Eltern zu erklären traute ich mich nicht und meine Schwester wollte ich nicht belasten. Wer bleibt den da? Lukas! Naja ich hatte eher mit einer Frage zu Clara  gerechnet, aber er überrascht mich immer wieder.

"Ehm... Also... Ich weiß es ehrlichgesagt nicht.", meinte ich beschämt und blickte auf den Boden. Er seufzte und schüttelte den Kopf. "Jan! Du wirst ihn nach 4 Jahren Wiedersehen und weißt nicht wie du dich verhalten willst?", fragte er ungläubig.

Ich zuckte mit den Schultern und meinte: "Vielleicht ignoriere ich die letzten 4 Jahre." "Genau das ist der falsche Weg. Du musst ihn darauf ansprechen. Versprich mir das!", er sah mich eindringlich ein. Das konnte ich spüren. Da ich wusste das Diskutieren mit Lukas nichts bringt nickte ich mit dem Kopf.

Die restliche Zeit bis zum Aufbruch löcherte mich Lukas mit Fragen über Clara .

Als wir an der Haltestelle gegenüber des Stadions ausstiegen, sah ich schon ein paar aus meiner Klasse reden. Auf einen Blick sah ich das Luis, Johannes, Alex, Sascha, Lena, Dia, Sonja, Max und Lenard schon da waren. Ich packte Lukas am Arm und schleppte ihn zu der Gruppe.

Als sie mich sahen gab es ein großes Hallo und ich würde von allen einmal gedrückt. "Hey, Jan. Lange nicht gesehen. Wer ist das? Ist das dein Freund? Hatte ich etwa recht mit dem 'Ha Gay'?", überschüttete mich Dia gleich mit Fragen. Auch die anderen sahen neugierig aus.

"Ähm... Nein! Das ist nicht mein Freund sondern mein Kumpel Lukas. Er ist ein Arbeitskollege und wollte unbedingt mal meine Klasse kennenlernen. Naja eigentlich ja nur Clara , aber egal!", erklärte ich. "JAN!", brauste Lukas auf und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.

Sascha rettete mich indem sie sagte: "Ist doch nicht so schlimm verliebt zu sein. Und ich mein du kannst ja gleich mal mit ihr reden. Da kommen nämlich Lia, Clara und wer auch immer zusammen an gejoggt!"

Ich drehte mich um und sah tatsächlich Clara  und Lia heran joggen. Der Typ lief genau hinter ihnen und sah im Gegensatz zu den Mädels völlig fertig aus.

"Hi, Leute. Na wie geht's?", fragte Lia als sie neben mir zu stehen kam. Clara  blieb neben Lukas stehen welcher sich sofort anspannte. "Gut, aber wer ist das da neben dir, Lia? Etwa dein Freund?", fragte Sascha. Lia lachte auf und meinte: "Nein! Nach wie vor kein Mann in meinem Leben und auch keine Frau! Das ist mein Bruder. Er ist Dynamo-Fan und wollte unbedingt mit. Sein Name ist Jacob. Jan? Wer ist das da neben dir?"

"Das ist mein Arbeitskollege und Kumpel Lukas.", antworte ich auf ihre Frage. "Ah, dein Name ist also Lukas. Ich bin Clara . Wie...", fing Clara  ein Gespräch mit ihm an. Ich hörte nicht zu und widmete mich meinen Gedanken während die anderen wieder anfingen zu reden.

Ab und zu kam noch jemand dem ich 'Hallo' sagte. Die ganze Zeit über fragte ich mich aber wo Tim, Julien und Jakob waren. Ich schaute auf mein Handy damit ich wusste wie spät es ist. 20 Uhr. Alle waren da bis auf die drei. Ich wollte gerade fragen ob jemand wüsste wo die drei waren als ein Angestellter vom Stadion kam.

Dieser führte uns dann an den Menschenschlangen vorbei zum Eingang. Dort wurden wir durchgelassen und schließlich zu den VIP Sitzen gebracht.

"So sie haben diesen Teil für sich alleine. Die drei Jungs werden nach dem Spiel dann zu euch stoßen.", erklärte er kurz und verschwand dann wieder? Hatten die drei nicht das Treffen organisiert? Und jetzt kamen sie nicht?

"Jan? Du siehst aus als würdest du nur Bahnhof verstehen. Stimmt was nicht?", fragte Jana. Sie ist zu aller Überraschung zur Polizei gegangen und Hauptkomisarin. Wir dachten sie würde wie Lia und Clara  zum Sport übergehen, aber dem war nicht so. Auf ihre Frage antwortete ich mit einem nicken.

Sie hackte noch weiter nach: "Was jetzt? Du verstehst nur Bahnhof oder dir geht's nicht gut?" "Nein. Ich versteh nur Bahnhof. Wo sind Julien, Tim und Jakob? Wollten sie das nicht organisieren und jetzt sind die nicht da. Ich verstehe es nicht!", meine ich verzweifelt.

Sie lacht auf und fragt: "Weißt du denn nicht was die drei sind? Oh man Jan, das ist schlecht!" "Wie soll ich den wissen was die drei sind wenn sie den Kontakt abgebrochen haben? Ok mir Julien und Jakob habe ich ab und zu geschrieben, aber das Thema Job kam nie vor!", meinte ich schmollend.

"Und was ist mit googeln? Ist du mir auf die Idee gekommen?", fragte sie weiter. Ich schlug mir mit der Hand gegen die Stirn. "Aber natürlich googel! Wie blöd kann man auch nur sein?“, ärgerte ich mich über meine eigene Dummheit. Jana lachte und meinte: "Du wirst es heute erfahren. Glaub mir!"

Und damit war das Gespräch beendet. Was sie wohl meint? Warum müsse mich immer alle auf die Folter spannen! Ich find das scheiße! Aber ich werde es wohl aus niemanden raus bekommen. Dafür kannte ich meine Klasse zu gut!

Verärgert schloss ich mich einen Gespräch zwischen Sascha, Dia und Jacob an. Diese Diskutieren gerade darüber was Jacob jetzt am besten machen sollte. Sascha und Dia waren der Meinung das er auch Richtung Sport gehen sollte, er aber meinte das er lieber zur Feuerwehr gehen wollte. Meiner Meinung nach sollte er seinen Traum verwirklichen.

Wir diskutierten bis das Spiel anfing. Der Kommentator begrüßte alle und wünschte uns viel Freude und Spaß. Dann begab der Einlauf. An der Spitze von Dynamo Dresden lief... Julien? Er war Fußballer geworden und spielte bei Dynamo? Meine Güte hat er ein Glück in der Vergangenheit gehabt. Und da er ganz vorne lief muss er wohl Kapitän sein.

"Hey halte dich nicht so sehr an Julien auf. Schau da ist Jakob.", flüsterte Jana mir zu. Ich schaute in die gezeigte Richtung und sah Jakob mit Torwart-Handschuhen. Er spielte nicht wie Julien für Dynamo sondern für die heutigen Gegner. Der FC Köln.

Ich wollte gerade wieder Julien müssten als mir ein brauner Lockenkopf ins Auge fiel. Ich starrte auf diese Locken. Kamen sie mir doch nur zu bekannt vor. Das waren Tim Locken. Diese Locken in die ich mich verliebt hatte. Ich versuchte sein Gesicht zu erkennen, doch er war zu weit weg.

"Hey, Jan. Starr unauffälliger.", lachte Jacob neben mir. "Nicht das es noch Tim auffällt! Wäre doch schade wo er dich doch...", meinte er weiter würde aber von seiner Schwester unterbrochen indem sie ihn erst den Mund zu hielt, dann böse anschaute um in schlussendlich einen Klaps auf den Hinterkopf zu geben.

"Was denn?", fragt er sie. "Du bist so ein Idiot, weißt du das?", fragt sie. "Jap!", meint er darauf frech grinsend. Ich kann nicht anders als loslachen. "Ruhe es geht los. Wir müssen anfeuern!", platzt Dia dazwischen. Ich grinste weiter und schaute wieder auf das Spielfeld.

„Wenn feuern wir eigentlich an?“, fragt Lukas neben mir. Von Clara  kommt: „Beide! In jeder Mannschaft sind alte Klassenkameraden. Naja noch, Jakob will wechseln. Das ist sein Abschlussspiel.“ „Du weißt ganz schön viel über Jakob. Läuft da was?“, fragt Lukas angespannt. „Nein. Er hat ne Freundin.“, meint sie.

Und schon schalte ich wieder auf Durchzug. Ich möchte nämlich  keine einzige Bewegung von Tim verpassen. Das wird spannend.

Es ist Halbzeit. Dynamo liegt mit 3:0 hinten. Tim und Julien haben gekämpft, aber Jakob ist ein super Torwart. „Die gehen mit der falschen Taktik vor! Sie dürfen nicht zusammen bestürmen, so das es auffällig ist. Tim und Julien müssen sich mehr in der Defensive halten! Dann wird das was!“, meine ich kopfschüttelnd.

„Oha, Jan. Hast du das etwa studiert?“, fragt Sascha. Ich nicke nur. „Na dann. Komm!“, meinen Dia und Lia. Die beiden ziehen mich von unserem Platz weg und runter in die Umkleidekabinen der Fußballer.

„Leute! Da dürfen wir nicht rein! Außerdem will ich wissen was das wird!“, meine ich aufgebracht und versuche mich zu wehren. Allerdings komme ich nicht gegen die beiden an. Während Lia zu einem der Wachmänner geht erklärt mir Dia was los ist: „Du kannst der Dynamomannschaft Tipps geben. Wir haben alle nichts gegen Jakob, aber ich glaube sogar er will das Dynamo gewinnt. Also, verstanden?“

Ich nickte perplex. Ich sollte der Mannschaft helfen? Das bedeutet das ich Tim eher wiedersehe! Nein! Nein! Nein! Gerade wollte ich protestieren als Dia mich schon weiterging und ich keine 3 Minuten später in der Umkleide stand. Mein Blick schweifte durch den Raum. Als ich Tim erblickte versteifte ich mich augenblicklich.

Julien nahm uns als erstes wahr und fragte: „Jan? Mädels? Was macht ihr hier?“ „Eeurn Co-Trainer abgeben. Jan hat ein paar gute Strategien oben geäußert. Also dann, wir gehen. Hoffen wir das ihr die zweite Halbzeit für euch entscheidet!“, erklärte Dia und verschwand mir Lia wieder. Alle starrten mich an. Ich begann noch nervöser zu werden, fals das ging.

Einer der Männer kam auf mich zu. Er war älter als die ändern und hatte schon leicht graues Haar. Vermutlich der Trainer. Dieser sprach zu mir: „Also, die beiden haben sich noch nie geirrt. Also lass mal hören.“ Er klang freundlich und neugierig.

„Ähm…“, fing ich an zu stottern. Schnell atmete ich einmal tief aus und begann zu erklären: „Tim und Julien spielen meiner Meinung nach zu offensiv. Ich würde sagen das die beiden mehr in die Defensive gehen und dafür zwei anderen mehr in die Offensive. So könnten zum Beispiel die beiden da hinten…“, damit zeige ich auf zwei der andern Jungs, „…die Vorarbeit auf die Tore machen und Julien oder Tim dann übernehmen wenn es ans Eingemachte geht. Ich kenne Jakob und habe in während der ersten Halbzeit beim halten beobachtet. Das eine mal als Julien geschossen hat wahr es eindeutig nur Glück das er gehalten hat!“

„Also du meinst das Julien und Tim die Tore schießen sollen, weil der Torwart der ändern da Probleme hatte?“, fragt der Trainer nach. Ich nicke hänge aber noch hinten dran: „Ich habe ‚oder‘ gesagt. Ich weiß nicht wer die bessere Verteidigung ist, aber man sollte jeden nach seiner Stärke einteilen. Ich bin sicher das ihr das schon gemacht habt, aber vielleicht seid ihr ja in einer anderen Position doch stärker.“

„Das klingt irgendwie…“, will einer der Spieler seine Meinung sagen, wird aber von Tim unterbrochen: „…genial! Leute überlegt doch mal, er hat recht. Julien und ich waren in der ersten Halbzeit zu durchschaubar. Ich bin für eine Umstellung!“ „Ich auch!“, meint Julien.

„Ok, wer ist dafür?“, fragt der Trainer. Über die Hälfte der Spieler hebt die Hand. Die andern sehen etwas skeptisch aus. „Ok, da die Hälfte dafür ist machen wir es. Ich bin ehrlich gesagt auch dafür. Also… wie hießt du?“ „Jan.“, sage ich freundlich. „Also Jan. Du stellst zusammen mit mir neu auf. Wenn das okay für dich ist!“, meint der Trainer. Ich nicke und fange sofort an.

Wir werden gerade so fertig, als es auch schon wieder heißt: „Die Halbzeitpause ist zu Ende! Spieler kommt zurück auf's Feld!“ Schnell wünsche ich allen viel Glück und Sprinter zurück zu unserer Tribüne.

„Und?“, fragen mich alle als sie mich sehen. Ich grinse und sage: „Wartet es ab.“ Ich setzte mich auf meinen Platz uns sehr dabei zu wie alle wieder ihre Plätze einnehmen.

Anders als in der ersten Halbzeit steht Julien jetzt hinten bei der Verteilung und Tim immer noch im Sturmbereich. Diesmal allerdings ganz außen.

„Was sehe ich den da?“, fragt der Kommentator durch das Stadion, „Dynamo hat eine neue Aufstellung! Mal sehen ob diese besser ist als die erste! Ich erinnere daran das sie 3:0 im Rückstand sind! Das verspricht spannend zu werden!“

„Du hast die Aufstellung verändert?“, fragt Lukas ungläubig und ich nicke. Danach konzentriere ich mich wieder auf das Spiel. Man sieht noch ein paar kleine Schwierigkeiten bei einigen die Umgestellt wurden, aber im Grunde klappt die Aufstellung ganz gut.

Wir müssen auch nicht lange warten, da schießt Tim schon das erste Tor für Dynamo. Wir jubeln und ich bestimmt am aller lautesten. Er sieht in meine Richtung und zeigt einen Daumen nach oben. Mein Herz beginnt zu hüpfen. Anscheinend mag er mich doch noch.

Ob er die Nachricht wirklich ernst gemeint hat, aber ansonsten hätte er sich doch gemeldet! Ich mache mir schon wieder viel zu viele Gedanken! Schnell konzertiere ich mich wieder auf das Spiel nur um zu sehen das der FC Köln gerade am Ball ist.

Jetzt kommt der Test für die Verteidigung! Nervös schaue ich zu. Hoffentlich klappt es! Und… Julien nimmt ihnen den Ball weg! ‚Super gemacht, Alter!‘, sage ich in Gedanken zu mir. Und so geht die zweite Halbzeit weiter. Julien nimmt die Bälle den Gegnern weg und Tim schießt noch zwei Tore.

3 Minuten vor Schluss steht es immer noch 3:3. Es ist ein hin und her. Der FC Köln hat mittlerweile die Taktik der Dynamos verstanden und hält dagegen.

Nur noch 2 Minuten. Ich und auch die anderen aus meiner Klasse werden immer hibbeliger. „Komm schon Tim, mach ein Tor!“, feuert Lena Tim zum wiederholten Male an.

Nur noch 60 Sekunden. Langsam wird die Zeit knapp.

30 Sekunden. Ich schließe schon damit ab das 3:3 bleibt, als Julien gefoult wird. Das gibt einem 11-Meter vom Schiri.

Das ist die Chance für Dynamo hier den Sieg zu ergattern. Julien selbst wird den Schuss machen. Als er sich bereit macht um zu schießen wird es augenblicklich Still im Stadion. Selbst der Kommentator hält mal seine Klappe. Ich drücke beide Daumen für ihn. Sekunden werden zu Stunden. Wie in Zeitlupe sehe ich das Julien anläuft uns schießt. Und…der war drin!

Alle Dynamo-Fans, mich und meine Klasse mit eingeschlossen, sprangen auf und jubelten. Die letzten 30 Sekunden liefen wieder. Der FC Köln versuchte nochmal anzugreifen hatte aber dieses mal die Rechnung ohne Tim gemacht, welcher sie nicht mal ansatzweise zum Tor vordringen ließ.

Er wollte gerade wieder auf die andere Spielfeldseite als Abgepfiffen wurde. Alle aus dem Team jubelten und umarmten sich untereinander. Auch auf den Tribünen war die Freude nicht zu stoppen. Überall wo Dynamo-Fans sind würde geschrien, bejubelt, gekreischt und Lärm gemacht. Bei uns war es nicht anders.

Nach einer halben Stunde, in der das Team von Dynamo sich feiern lassen hatte und Autogramme gab, kam wieder ein Angestellter des Stadiums um uns in einen Raum zu bringen. Dort standen Getränke und kleine Speisen auf mehreren kleineren Tischen.

5 Minuten in den wieder Gespräche geführt worden waren stieß Jakob zu uns. Er wurde begrüßt und zu seinem Job als Torwart beglückwünscht. Als er bei mir an kam meinte er: „Deine Aufstellung war echt gut durchdacht!“

Verwirrt schaute ich ihn an woraufhin er meinte, dass er mit dem Trainer von Dynamo gesprochen habe um seinen Wechsel handfest zu machen. Dabei habe er von mir geschwärmt und das er mich gerne als Co-Trainer haben würde.

Ich starre ihn ungläubig an und meine: „Der hat doch nur geblufft. Ich meine so gut war sie dann auch wieder nicht!“ „Einspruch!“, kam es da plötzlich von einer Person hinter mir. Ich zuckte zusammen und drehte mich zu der Person um. Es war Julien. Ich konnte nicht mal den Mund aufmachen um ihn anzuschnauzen was das den soll, als er auch schon weiter redete: „Das war die beste Aufstellung die wir seid langen gegen solche Gegner hatten. Als wenn der Trainer dich jetzt nicht als Co-Trainer haben will, weiß ich auch nicht! Hast du das studiert?“

Bei der letzten Frage würde jetzt auch Jakob neugierig. Ich nickte setzte aber wegen der Ehrlichkeit noch hinten dran: „Mir fehlt aber ein Semester.“ „Echt?“, fragte jetzt Tim, welchen ich vorher nicht bemerkt hatte. Betreten schaute ich zu Boden und nickte leicht. „Merkt man gar nicht!“, meinte er lässig. Ich merkte wie ich Rot würde und blickte daher weiter stur auf den Boden. Dieser Beton sah aber auch interessant aus!

„Naja, ich glaube wir gehen mal den anderen ‚Hallo' sagen. Komm Tim!“, rettete mich Julien und zog Tim mit. Ich murmelte eine Entschuldigung und entfernte mich von Jakob. Mein Blick streifte durch den Raum. Lukas war nirgends zu entdecken. Da ich so nicht weiter kam suchte ich nach blonden Haaren.

Als ich Clara gefunden hatte lief ich zu ihr und wer hätte es gedacht? Lukas stand neben ihr. Die beiden waren in ein Gespräch vertieft in welches ich mich mit einmischte. Lukas warf mir einen besorgten Blick zu, doch ich winkte nur ab.

So ging das noch Stunden weiter. Ich glaube es war mittlerweile 2 Uhr Nachts durch. Es war eigentlich nichts erwähnenswertes passiert. Ok, außer das Tim etwas komisch auf Lukas reagiert hatte, aber mehr wirklich nicht. Lukas war schon vor einer halben Stunde gegangen. Clara keine 10 Minuten später. Ich vermute das die beiden sich noch irgendwo treffen.

Gerade wollte auch ich gehen, nachdem ich mich verabschiedet hatte, als ich Stimmen im Gang neben an hörte. Ich blieb stehen. Ja ich weiß das man nicht lauschen sollte, doch die Stimmen gehörten eindeutig Tim, Julien und Jakob.

„Jungs was soll das? Ich wollte gerade mit Luis reden!“, fragt Tim „Bor Junge! Er hat sich gerade verabschiedet!“, antwortet Julien genervt. „Ja und? Vielleicht ist er müde.“, meint Tim nur. Ich könnte schwören er hat mit den Schultern gezuckt.

„Sag mal tust du nur so blöd öder bist du es? Das heute ist die perfekte Gelegenheit ihm deine Gefühle zu gestehen.“, spricht nun Jakob. „Welche Gefühle?“, fragt Tim unschuldig. „Man Tim! Du bringst uns noch im den Verstand! Deine Gefühle für Jan!“, rief Julien wütend.

Konnte das sein? Hatte Tim wirklich Gefühle für mich? Ein kleiner Hoffnungsschimmer machte sich in meinem Herzen breit. Dieser wurde aber sofort wieder zerstört mit folgenden Worten, welche von Tim kamen: „Ich habe keine Gefühle für ihn. Wenn ich es mir so recht überlege, war es gar nicht so dumm damals den Kontakt zu ihm abzubrechen! Immerhin will ich ja gar nichts von ihm!“

Ein Schock durchfuhr mich. In meinem Kopf halten die ganze Zeit folgende Worte wieder: ‚Immerhin will ich gar nichts von ihm!‘ Es tat weh. Und zwar sehr. Mein Herz, welches im Laufe des Tages geflickt worden war, sprang nun endgültig in zwei.

Ich hörte nur noch gedämpft das Gespräch. Auch hörte ich nur gedämpft, dass sie sich in meine Richtung bewegten. Und schon Bogen sie um die Ecke und erstarrten.

Julien fragte: „Hast du das gerade eben gehört!“ Ich nickte. Tim wollte gerade etwas sagen als die Wut der letzten 4 Jahre in mir hoch kam.

„Du bist so ein verdammtest Arschloch, Tim! Weißt du eigentlich wie weh das tat als du mir diese beschissene Nachricht geschrieben hast von wegen las mich in Ruhe? Hast du auch nur eine Ahnung wie stark mein Herz geblutet hat? Ich hätte einen Ausfall! Ich musste sogar fast ins Krankenhaus! Ich habe die Fehler bei mir gesucht! Du hast keine Ahnung was ich alles durchstehen musste wegen deiner einen beschissenen Nachricht! Aber ich verstehe! Du willst nichts mit mir zu tun haben! Schön! Also würde es dich auch nicht interessieren wenn ich jetzt gehe und dich nie wieder belästige! Wer weiß ob ich überhaupt wiederkehren werde!“, schrie ich ihnen entgegen.

Mit diesen letzten Worten drehte ich mich um und lief davon. Ich wusste tatsächlich nicht ob ich nicht einfach sterben wollte oder ob ich weiter leben sollte. Ich rannte zum Ausgang und nach draußen. Ich rannte ohne zu schauen ob etwas kommt auf die Straße zu und wollte gerade drüber rennen als ich ein quietschen neben mir wahrnahm und keine Sekunde später zwei Hände die mich zurückzogen. Ich landete in Armen und sah ein Auto vorbeifahren.

„Du kannst doch nicht einfach abhauen!“, kam es von der Person die mich in den Armen hielt. TIM!? Schnell befreite ich mich aus seinem Armen und gab ihn eine Backpfeife. Danach rannte ich nach Hause.

Bei mir zu Hause angekommen, war ich so aus der Puste das ich im Flur zu Boden ging. Wieso war ich auch auf die Idee gekommen einfach mal so 6 km zu rennen? Ich lag auf dem Boden und sah alles doppelt. Nach gefühlten Stunden kam die erlösende Schwärze.

„Jan? Bist du zu Hause?“, drang es ganz leise an mein Ohr. „Jan? Ich komme jetzt rein!“, rief die Person wieder. Wer war das? Ich hörte ein leises klicken und keine Minute später ein leises auf keuchen.

„Jan? Jan? Jan, hörst du mich? Ich bin’s Lukas! Mensch, Junge antworte doch?“, kam es in meinem Ohr an. Die Stimme wurde zum Ende hin lauter. Lukas? Lukas! Was machte er den hier?!

„Lukas?“, hauchte ich kaum hörbar. Ich spürte wie er mich hoch hievte und in eines meiner Zimmer schleifte. Dort hob er mich auf etwas drauf. Es war warm und weich. Ich hörte noch wie er wieder aus dem Zimmer ging und versuchte meine Augen zu öffnen. Einen klitzekleinen Spalt könnte ich sie offen halten. Mehr nicht. Lukas kam wieder und legte mir etwas kaltes und nasses auf die Stirn.

„Oh, Jan? Was machst du für eine scheiße?“, fragte er. „Ich… Ich hab…“, will ich erklären werde aber von ihm unterbrochen: „Sht! Du bist jetzt mal ruhig und ruhst dich aus. Ich hab mir Sorgen um dich gemacht als du heute nicht zur Arbeit kamst! Ich könnte dich beim Chef rausreden indem ich sagte du wärst krank und hättest wahrscheinlich vergessen dies zu sagen. Du siehst echt nicht gut aus! Soll ich deine Mutter anrufen, denn ich habe gar keine Ahnung was ich jetzt tun sollte!“

Ich nickte leicht mit dem Kopf und er nahm mein Handy. „PIN?“, fragte er. „2072018.“, flüstere ich. Ich höre wie er die Zahlen eintippt und danach das Zimmer verlässt. Ich blieb liegen und rief mir die Situation gestern wieder ins Gedächtnis. Ich hätte Tim eine Ohrfeige gegeben. Ob das zu viel war? Aber eigentlich hat er es ja verdient! Oder?

Ich wollte nicht länger darüber nachdenken und malte mir daher die Reaktion meiner Mutter aus, wenn sie erfährt warum es mir so scheiße geht. Ich höre eine Tür aufgehen und merke wie sich das Ding auf dem ich liege etwas senkt an einer Seite.

„Jan, mein Schatz!“ Mama! „Was ist den los?“ Ich will antworten als sie meine Stirn fühlt und sagt: „Du glühst ja! Du kommst jetzt mit zu mir und dann werde ich mich um dich kümmern! Komm Lukas hilf mir mal ihn ins Auto zu befördern!“

Ich merke wie Lukas und Mama mich zusammen auch die Beine ziehen und mich stützend nach draußen laufen. Draußen muss ich meine mittlerweile halb geöffneten Augen zusammen kneifen da es mir zu hell ist.

Im Auto muss ich wohl weggedöst sein, denn als ich das nächste Mal meine Augen öffne liege ich in einem Bett. Langsam schaue ich mich um, nur um dann festzustellen das dass mein altes Zimmer ist. Ich setze mich etwas auf und der Lappen, welcher bis gerade eben auf meine Stirn lag fehlt von dieser herunter.

„Hallo?“, rufe ich halblaut mit einer ziemlich dünnen Stimme. Mein Hals ist trocken und schreit geradezu nach etwas zu trinken. Mama steht 5 Minuten später mit Brühe und Tee in der Tür. Außerdem hat sie mir noch eine Tablette und Wasser mitgebracht.

„Die Tablette ist gegen Kopfschmerzen, falls du welche hast.“, erklärt sie mir auf meinen Blick hin. Sie stellt das Tablett auf meinem alten Nachttisch ab und setzt sich auf die Bettkante.

„So Jan. Jetzt erklärst du mir warum es dir so schlecht geht!“, meint sie. Ich greife nach dem Glas Wasser und lehre es in einem Zug. Danach fange ich an zu erzählen.

Von meinem Eingeständnis am 20.7.2018, dass ich Tim liebe. Von meiner Angst es ihnen zu erzählen. Von meinem blutenden Herzen wegen der Nachricht am nächsten Tag. Davon das ich die Miete meiner Wohnung nicht mehr zahlen kann und wahrscheinlich bald auf der Straße übernachten muss. Vom gestrigen Spiel und das ich dem Trainer geholfen habe. Von der Party danach und von dem Gespräch zwischen Tim, Jakob und Julien. Von der Situation mit den Auto und der Ohrfeige. Und zu guter letzt das ich die 6 km nach Hause gerannt bin.

Sie hört zu und unterbricht mich kein einziges mal. Nachdem ich geendet habe nimmt sie mich in den Arm und wiegt mich hin und her.

„Ach Jan! Warum hast du uns nichts gesagt? Wir hätten dir helfen können! Du könntest zum Beispiel bei uns wohnen!“, meint sie. Ich merke das ich angefangen habe zu weinen.

„I-Ich wollte e-euch nicht zur Last fallen.“, schluchze ich. „Ach mein Spätzchen! Du würdest uns nie zur Last fallen. Hörst du? Nie! Ich sage deinem Vater das er deine Wohnung kündigen soll und du ziehst zu uns. Verstanden?“, fragt sie. Ich nicke und lasse sie los.

Sie geht zur Tür dreht sich nochmal um und beschwichtigt mir: „Wir werden das schaffen!“ Damit geht sie und ich nehme mir mit zitternden Finger die Brühe um sie zu essen. Jetzt wird bestimmt alles gut!

1 Monat ist das Klassentreffen jetzt her. Lukas ist mit Clara zusammen gekommen und redet auf der Arbeit nur noch von ihr. Zu meinen Klassenkameraden habe dieses mal ich den Kontakt abgebrochen. Mama, Papa und ich Leben zusammen und die beiden helfen mir wo sie nur können. Ich habe die besten Eltern der Welt.

Nachdem ich meiner Mutter alles erzählt hat, hat sie mit mir immer Abends darüber geredet wie es mir geht. Heute habe ich nach langer Zeit mal wieder einen kompletten Tag frei. Bis jetzt war es so das immer jemand krank geworden ist und ich einspringen musste.

Um diesen Tag zu genießen laufe ich durch den Großen Garten. Ich lasse mich vom Wind irgendwohin treiben und habe kein klares Ziel.

Als mir eine bekannte Person entgegen gejoggt kommt. Sie hat Kopfhörer im Ohr u d schaut auf den Boden. Ich bleibe erstarrt stehen und schaue ihn an. Er kommt näher. Ich bete zu Gott das er nicht aussieht, doch auch mein Glück ist irgendwo zu Ende.

Tim schaut auf und bleibt stehen als er mich erblickt. Wir schauen uns an. Ich in seine braunen Augen er in meine grün-blauen Augen. Plötzlich sprintete er auf mich zu und umarmte mich stürmisch. Ich spannte mich in seinen Armen an.

Er ließ sich davon nicht beeindrucken und flüsterte: „Oh, Jan! Es tut mir so unendlich leid! Ich wollte dich nie verstoßen, aber mein Vater meinte das du mich zu sehr vom Sport ablenkt und hat mir deswegen jeglichen Kontakt mit dir verboten. Ich habe in den vergangen 4 Jahren nur an dich gedacht und gehofft das es dir gut geht. Das was ich letztens gesagt habe, habe ich nur gesagt weil ich es nicht zugeben wollte. Bitte Jan! Verzeih mir, dass du wegen meiner Dummheit leiden musstest. Bunte! Ich würde alles dafür geben, das du mir verzeihst auch wenn ich dich dann in Ruhe lassen müsstest. Es wäre mir egal solange du mir verzeihst. Jan, sag doch bitte etwas! Bitte?“

Ich hörte aufmerksam zu und entspannte mich nach und nach in seinen Armen.  Zu erwidern traute ich mich nicht. „Ich… Ich verzeihe dir.“, antwortete ich. „Unter einer Bedingung…“ „Ich soll dich in Ruhe lassen. Schon verstanden.“, unterbrach mich Tim und löste sich.

Er drehte sich um und lief langsam Bon mir weg. Nein! Mein kompletter Körper wollte ihm hinterher um ihn zu küssen. Er hätte mir ein Liebesgeständnis gemacht und ich Vollpfosten ließ ihn gerade ziehen. Ich weiß nicht woher ich den Mut hatte ä, doch ich rannte ihm hinterher. Bei ihm angekommen drehte ich ihn zu mir um und zog ihn dann zu mir runter.

„Wegrennen ist keine Lösung, Tim!“, hauchte ich gegen seine vollen Lippen. Danach verbinde ich sie zu einem schüchternen Kuss. Tim ist zuerst geschockt erwidert dann aber. Ich spüre wie er mich an meiner Taille zu sich zieht um mir noch näher zu sein. Ich schlinge währenddessen meine Arme um seinen Hals und vertiefe den Kuss.

Als wir uns lösen hauchte ich wieder gegen seine Lippen: „Ich liebe dich!“ Tim antwortete mit einem weiteren Kuss.

Das unsere Klassenkameraden all das geplant und gesehen haben, lassen wir an der Stelle mal außer Betracht.

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Ist ein OS den ich für eine *hust* Freundin *hust*, die mich auch gar nicht weggeschmissen hat wie ein Taschentuch, geschrieben....

Ich lade ihn einfach hier hoch.

Gibt noch ne Fortsetzung dazu. Wollt ihr die auch?

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