73. Tian (Nicht solange ich lebe!)
Tim
Mit Kopfhörern im Ohr laufe ich auf den Bahnsteig. Außer mir ist nur noch ein weiterer junger Mann auf dem Betonstück, welches als Bahnsteig funktioniert. Er hat dunkle Haare und sein Handy am Ohr. Außerdem trägt er eine Tasche, während er schnell, ja fast schon panisch, auf und abläuft.
Dies zur Kenntnis nehmend laufe ich an ihn vorbei und stelle mich ein paar Meter weiter weg so hin, dass ich ihm trotzdem noch im Blick habe. Mein Gefühl ist nämlich nicht gerade gut. Ich schalte die Musik aus und stopfe meine Kopfhörer in die hintere Hosentasche, welche nicht mit meinem Handy gefüllt ist.
Der Mann seufzt gequält und schmeißt die Tasche auf den Boden. Danach schaut er in meine Richtung und läuft auf die Gleise zu. Sofort renne ich auf ihn zu, da ich das pfeifen des näher kommenden Zuges gehört habe.
Er kommt nur einen Schritt über diesen weißen Streifen hinweg, da packe ich ihn und ziehe ihn wieder nach hinten. Natürlich stolpere ich und falle, woraufhin er auf mir landet. Keine Sekunde später rauscht der Zug an uns vorbei.
„Was sollte das man?“, rufe ich entsetzt und starre ihn an. Er starrt zurück.
„Ist alles in Ordnung?“, kommt ein Polizist an, welcher gerade wohl Dienst hat. „Ja, ja. Alles gut. – Bullen Fotze –“, antwortet der Mann erst in einer angenehmen und schließlich tiefen Stimme.
„Sie sind wohl der Tourette Betroffene der sich angemeldet hat.“, meint der Polizist. Der Mann nickt nur. „War das ein Tic?“, fragt der ältere Herr weiter, woraufhin der junge Mann wieder nickt. „Na dann.“, verabschiedet sich der Polizist schon wieder. Ich starre ihm nur geschockt hinterher.
„Wollen Sie mich verarschen? Tourette würde niemals das Leben gefährden! Sie sind von selbst dort hingelaufen!“, rufe ich aufgebracht. „Seien Sie leise! – Muss ja nicht jeder erfahren das es mir scheiße geht! – Und Sie geht das auch nichts an.“, sagt der Mann nur und hebt seine Tasche wieder auf.
„Sie wollten sich gerade vor meinen Augen umbringen! Natürlich geht es mich etwas an!“, meine ich entsetzt. „Was wollen Sie machen? Ich könnte es morgen einfach nochmal machen!“, antwortet mir der Mann schnippisch und verschränkt die Arme.
„Nicht solange ich lebe! Es sollte sich keiner umbringen, weil es immer einen Weg aus der Hölle gibt!“, sage ich und verschränke auch meine Arme.
Mein Gegenüber seufzt und hält mir die Hand hin. „Ich bin Jan.“, stellt er sich vor. „Tim.“, lächle ich und nehme seine Hand an.
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Mal wieder etwas kürzer...
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