SPECIAL TRACK 4; kiss me or leave me

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nach Kapitel 8; Minjis POV
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»Bitte entschuldige dich nicht nochmal«, flüstert Minji hektisch, als sie bemerkt, wie Minho zum Reden ansetzt. Sie stehen zu zweit vor der Wohnungstür ihrer Familie und Minji sucht gerade nur noch nach ihrem Schlüssel. »Es gibt ja nichts, wofür du dich entschuldigen musst ...«, fährt sie leise fort und sieht nach oben in seine Augen, die sie irgendwie schuldbewusst und verwirrt mustern. »Ich brauche einfach Zeit und die nächsten Wochen sind eh stressig. Für dich ja genauso. Aber ... ich melde mich bei dir, okay? Ich brauche einfach Zeit.«

Minho sagt nichts und kaum einen Augenblick später weicht er ihrem Blick aus. Das will sie doch nicht ... Minji fühlt sich, ganz ehrlich, selbst total dumm dafür, dass sie wegen einem objektiv ganz mickrigen Kuss so durchdreht. Hätte Minho sich doch nur eine andere Scheinfreundin ausgesucht – wahrscheinlich würde keine andere Drama machen wie sie. »Es tut mir leid«, nuschelt Minji so leise, dass sie nicht weiß, ob er sie überhaupt verstehen kann. Sie holt noch einmal Luft, da sie versuchen will, ihm ihr Gefühlschaos ein bisschen zu erklären – sie fühlt sich so schlecht, wenn sie ihn so niedergeschlagen sieht! –, doch ihr Kopf ist komplett leer. Minji hat ja selbst keine Ahnung, warum sie so komisch ist, und das alles nur wegen eines Kusses!

Es ist schrecklich unangenehm, wenn sie sich beide so anschweigen, also zieht Minji nun endlich den Schlüssel aus ihrem Rucksack, um irgendwas anderes zu tun, als nur mit einem schlechten Gewissen zu schweigen. Bevor sie den Schlüssel im Schloss umdreht, wirft sie nochmal einen Blick über ihre Schulter zu Minho. Sein Kopf hängt etwas nach unten und seine Schultern sind nicht ganz so gestrafft wie sonst. Er steht auch wie verloren ein Stückchen hinter ihr auf dem Treppenabsatz, statt sich wie sonst direkt neben ihr gegen die Wand zu lehnen. Fast so ... Minji kommt es fast so vor, als traue er sich nicht mehr so nah an sie heran, weil er genau eine ihrer Grenzen überschritten hat, und am liebsten würde sie ihm sagen, dass er sich nicht solche Gedanken machen muss. Aber wie? Sie weiß ja selbst, dass sie sich gerade verhält wie ein Kreuzworträtsel in der Zeitung, zu dem die falschen Fragen abgedruckt worden sind, doch es fällt ihr auch nichts mehr ein, was sie zur Beschwichtigung sagen könnte außer das, was sie schon gesagt hat. Deshalb wendet sie ihren Blick ab, schließt das Schloss auf und öffnet die Tür.

Natürlich ist Mama bei dem Geräusch auch gleich zur Stelle. Schon früher hat sie Minji meistens begrüßt, aber Minho mag sie so sehr, dass sie es mittlerweile gar nicht mehr zulässt, das nächtliche »Hallo« auch nur ein einziges Mal ausfallen zu lassen. »Minho! Danke, dass du meine Kleine nach Hause gebracht hast, du bist so ein Lieber«, legt Mama gleich los, dass Minji sich schnell an ihr vorbeischlängelt, um ihren Rucksack abzustellen und ihre Schuhe auszuziehen. Dabei tut Minji zwar etwas unbeteiligt, doch sie hört ganz genau zu, wie Minho mit Komplimenten überschüttet wird und wie er nur hin und wieder ein »Danke« herausbringt.

»Du gehst wahrscheinlich nach Hause, Minho, nicht wahr? Deine Eltern warten sicherlich«, erkundigt Mama sich und Minji stellt sich auch wieder aufrecht hin. Da sie selbst immer wieder zu Minho sieht, bemerkt sie, wie er ihr auch einen flüchtigen Blick zuwirft, bevor er Mamas Frage mit seinem lieben Lächeln bejaht. »Na dann, lasse ich euch mal alleine, dass ihr euch in Ruhe verabschieden könnt, ihr Süßen«, meint Mama breit strahlend und streicht bei den letzten paar Worten mit ihrem Handrücken über Minjis Wange. Typisch Mama, denkt Minji sich mit einem Lächeln auf den Lippen, an dem sie auch noch festhält, als sie wieder die Schuldgefühle ereilen, die sie seit dem Beginn der Scheinbeziehung verfolgen. Wenn Mama nur wüsste ...

Doch das tut sie nicht und Minji wird sich davor hüten, das Schauspiel auffliegen zu lassen, auch wenn heute ein ganz unguter Tag ist. Nur wegen heute mag sie Minho auch nicht weniger, eigentlich ganz im Gegenteil – sie mag Minho sehr. »Also dann, Minho«, sagt Mama schließlich und nimmt ihre Hand von Minjis Wange, »komm gut nach Hause. Und sag deinen Eltern einen lieben Gruß von uns!« Genau wie jeden Abend ... Und genau wie jeden Abend bedankt Minho sich, versichert Mama, den Gruß auszurichten, und wünscht ihr noch eine gute Nacht. Allerdings glaubt Minji, das ist mehr als reine Höflichkeit, denn Minho ist wirklich sehr lieb; wenn er nicht einen auf cool macht.

»Ich verspreche es, ja? Ich melde mich wieder, aber ... ich muss selbst erstmal alles ein bisschen sortieren«, flüstert Minji, als sie Minho umarmt. Es fühlt sich ganz komisch an heute – sie will gar nicht wissen, wie komisch es für ihn sein muss –, doch Mama schaut vielleicht nochmal um die Ecke, und wenn sie sich nicht umarmen, wird sie bestimmt misstrauisch.

»Na, wenn du mir das versprichst, dann brauch ich mir ja keine Sorgen machen«, erwidert Minho und lacht leise. Er lacht, doch so wirklich überzeugend ist das nicht, genau wie sein Lächeln, das Minji sieht, sobald sie sich von ihm löst.

»Nein, brauchst du nicht«, wiederholt Minji. Ihre Arme liegen noch locker um seinen Nacken und seine um ihre Taille, so wie immer, wenn sie sich abends verabschieden. Es fühlt sich aber nicht an wie immer, sondern irgendwie dauerhafter. So ist es ja auch irgendwie, denn mit den Ferien, die gleich nach dem Wochenende beginnen, sehen sie sich nicht in der Schule. Zum Tanzen wird Minji zumindest die ersten vier Wochen auch nicht gehen. Und schreiben ... Sie benötigt erstmal Zeit, bevor sie wieder normal mit ihm schreiben kann, da durch den Kuss heute mehr als nur eine Sicherung bei ihr durchgebrannt ist. Wenn sie Minho jetzt sieht, dann denkt sie sofort wieder daran und bekommt ganz schrecklich gemischte Gefühle. »Aber jetzt komm erstmal gut heim. Und schlaf dann gut. Du musst ausgeruht sein für das ganze Lernen«, sagt sie ein paar Augenblicke später und zieht dabei ihre Arme zurück.

»Ich pass schon auf mich auf. Aber danke«, meint Minho daraufhin und geht schon einen Schritt rückwärts, sodass er nun im Türrahmen steht. »Du aber auch. Hast dir ja ganz schön was vorgenommen mit deinen ganzen Zertifikaten.« Dann lässt er seinen Blick abschweifen und beginnt auf seinen Füßen vor und zurück zu wippen, während er immer mal wieder den Mund öffnet, als wolle er noch etwas hinzufügen.

Minji beobachtet ihn dabei und wartet geduldig ab, ob er wirklich etwas sagen möchte oder ob er einfach Probleme hat, wirklich zu gehen, weil der Abschied sich heute so anfühlt wie ein Ende. Einmal noch öffnet und schließt Minho seinen Mund, danach nuschelt er endlich das, was ihm solche Schwierigkeiten bereitet hat, es auszusprechen, und Minji meint, ihr verwirrtes Herz zerbricht endgültig. »Ich werde dich vermissen«, das ist es, was Minho solche Überwindung gekostet hat.

»Ich dich auch«, erwidert Minji so schnell, dass sich ihre Worte überschlagen. »Ich werde dich auch vermissen.« Und wie sie das wird ... Dabei ist sie diejenige, die gerade den Abstand braucht. Diese beschissenen Gefühle – Minji wünschte, sie würde sich nicht so komisch wegen des Kusses fühlen, denn dann hätte sie Minho auch nicht darum bitten müssen, ihr Zeit zum Nachdenken zu geben.

Kaum ist Minho im Treppenhaus aus ihrem Blickfeld verschwunden, schließt Minji die Tür, sagt ihren Eltern, dass sie aufs Klo muss, und verzieht sich in dem kleinen Bad. Doch nicht, um aufs Klo zu gehen. Sie muss sich ihr Gesicht abwaschen. Ihr Gesicht waschen und alles, was heute passiert ist, vergessen. Die Sticheleien der beliebtesten Jungs der Schule, wie wütend Minho wegen denen geschaut hat, wie häufig er sich seitdem entschuldigt hat. Den Kuss. All das muss Minji sich vom Gesicht waschen, sonst dreht sie noch mehr durch, als sowieso schon.

Sie steckt ihre Haare mit einer Klammer hoch, greift nach der Tube ihres Cleansers, drückt sich eigentlich viel zu viel von der dicken Creme auf ihre Hand, verteilt sie auf beiden Händen und wäscht sie gleich wieder ab. Das kann sie nicht. Minji kann sich doch nicht einfach Minho vom Gesicht schrubben, nur weil sie sich selbst verrückt macht. Er hat doch nichts Falsches getan ... Und ihr Gesicht wäscht sie sowieso, wenn sie sich nachher bettfertig macht, jetzt ist es komplett unnötig. Was ist nur in sie gefahren? Minji weiß es selbst nicht.

Und Minji weiß es selbst nach zwei Wochen nicht. Es plagt sie einfach eine unerklärliche Angst, seitdem Minho sie geküsst hat, und sie kann nur nach und nach lernen, mit ihr umzugehen. Wovor sie Angst hat, kann sie nicht wirklich verstehen, und genauso wenig, warum. Sie steigert sich einfach viel zu sehr rein und sie hat von Anfang an gewusst, dass sie sich unnötig reinsteigern würde, sollte Küssen mal Thema sein. Was, wenn sie sich aus Versehen verliebt? Klar, ein Kuss ist nicht das, was Liebe am Ende ausmacht. Aber Minho ist sowieso so lieb – wenn er lieb sein will – und sie haben viel mehr gemeinsam, als Minji je erwartet hätte. Was, wenn sie dann wirklich einknickt, wenn sich Küssen genauso gut anfühlt wie alles andere?

Natürlich, Minji will sich nicht verlieben und im Moment ist sie auch nicht in Minho verliebt. Aber was, wenn doch irgendwann? Sie ist bisher einmal schlimm verliebt gewesen und sie möchte so etwas nicht allzu bald nochmal fühlen. Jemanden viel mehr zu mögen, als es einem lieb ist, und den Kopf so voll von der Person zu haben, dass man sich verhält wie der größte Vollidiot. Minji bereitet da nicht mal die Schule so große Sorgen, sondern mehr noch, Minho unangenehm zu werden. Er wollte sie doch nur als Scheinfreundin haben, damit ihm niemand mit seinen Gefühlen auf die Nerven geht, und es wäre sicherlich Horror für ihn, wenn ausgerechnet sie anfangen würde, ihn mit ihren Gefühlen, die sie möglicherweise mal entwickelt, zu nerven.

Nein! Das will sie nicht. So, als würde das was bringen, schüttelt Minji den Kopf, doch die Sorgen sind dermaßen dicht mit all ihren Gedanken verflochten, dass sie sie nicht abschütteln kann. »Ich bin erbärmlich«, stößt Minji verzweifelt aus und lässt ihren Kopf nach vorne auf ihre Lernmaterialien fallen. Momentan ist noch gar nichts passiert, Minho ist einfach ein unglaublich toller Freund, mit dem sie eine Teenie-Romanze vorspielt, und sie macht sich jetzt schon Sorgen darüber, was wäre, wenn sie sich verlieben würde.

Aber noch erbärmlicher als für ihren Hang zum Katastrophisieren, fühlt sie sich dafür, Minho in den zwei Wochen nicht ein einziges Mal geschrieben zu haben. Dabei wollte sie doch ... Sie will schon seit den ersten paar Ferientagen schreiben, doch – wie soll sie das machen? Sie kann ja nicht einfach nur: »Hey! Alles fit? :D«, oder so schreiben, ohne sich zu entschuldigen. Aber ein einfaches: »Tut mir leid«, das ist auch viel zu wenig. Wenn dann muss Minji schon erklären, was los ist. Allerdings tut sich da das nächste Problem auf – sie kann es nicht in Worte fassen. Sie hat einfach so ein paar Gefühle, die mit ihr durchgehen, gepaart mit ihren sorgenvollen Gedanken, die nur eine endlose Abwärtsspirale kennen. Wie soll sie da was erklären?

Besonders, da sowieso viel los ist im Moment. Heute ist der erste Tag außerhalb der Wochenenden in den vergangenen zwei Wochen, an dem sie keinen Kurs für besondere Zertifikate besucht. Wenn sie die letzte Zeit abends heimgekommen ist, ist sie meistens so platt gewesen, dass sie nicht mal mehr auf belanglose Nachrichten antworten konnte. Wie hätte sie da eine ehrliche Entschuldigung verfassen sollen, die zwar ihre Gefühle erklärt, aber in der sie nicht unbewusst versucht, die Schuld von sich zu weisen? Das ist alles so kompliziert, sie selbst ist noch komplizierter, und die Zeit vergeht viel zu schnell ...

»Minho geht jetzt vom besten Café in Gimpo nach Hause, falls du mit ihm sprechen willst«, liest Minji sich die Nachricht leise vor, die sie gerade eben von Jisung bekommen hat. »Er vermisst dich ganz schön«, steht in der nächsten Sprechblase und dann: »So wie du immer schreibst, du doch auch, oder?« Woher weiß Jisung ...? Hat er sich mit Minho getroffen? Hat er ihm alles erzählt? »Komm schon, schnapp dir deinen Prince Charming, bevor er an einem gebrochenen Herzen stirbt ;)«, ist die letzte Nachricht die ankommt – oder zumindest die letzte, die Minji sieht. Denn sie packt hektisch das Nötigste in eine winzige Handtasche, zieht sich in Straßenkleidung um und setzt sich in ihrer Eile ihre Brille auf, bevor sie auch schon losstürmt. Wenn sie sich beeilt, kommt sie vielleicht eher bei Minhos Zuhause an als er selbst!

Naja, oder auch nicht: Minho steht längst vor seiner Wohnungstür und ist im Begriff, den Schlüssel umzudrehen. »Minho, verdammt, bist du schnell ...«, bringt Minji gerade so heraus, so schwer wie sie atmet, weil sie die Treppen viel zu schnell nach oben gefetzt ist. Doch er scheint sie gut zu verstehen, denn er wirbelt sofort herum und erstarrt, sobald er in ihre Augen sieht. »Minho ... Es tut mir leid, dass ich dich ignoriert habe. Es ist nicht deine Schuld ... Du hast ja nicht mal was Falsches getan!«, sagt Minji fast ein bisschen laut dafür, dass sie sich im Treppenhaus eines größeren Wohnkomplexes befinden, und schlägt sich selbst die Hand auf den Mund. Wie peinlich! Erst meldet sie sich gar nicht, dann macht sie gleich so einen Aufstand ...

Minho ist immer noch sprachlos, während er ihr gegenübersteht und sie von Kopf bis Fuß mustert, als wolle er überprüfen, ob sie nicht doch nur eine Einbildung ist. Minji merkt, wie unangenehm heiß ihre Wangen dabei werden, und in ihrem Kopf fängt es an zu rattern, was sie sonst noch sagen könnte. »Ich ... ich bin vielleicht doch zu naiv und prüde«, flüstert sie schließlich und lässt beschämt den Blick sinken.

»Aber das ist mir doch egal«, erwidert Minho, zieht den Schlüssel von der weiterhin verschlossenen Tür ab und stürzt auf Minji zu. Alles passiert so schnell, dass sie gar nicht reagieren kann, sie merkt nur, wie ihr Herz bei Minhos Worten einen Schlag aussetzt. Erst, als Minho sie umarmt, kann Minji sich wieder rühren, und sie schmiegt sich gleich noch etwas enger an ihn. Erleichtert ... Minji ist einfach so erleichtert. Erleichtert und glücklich, dass ihre Welt wieder in Ordnung ist, auch wenn sie irgendwann später noch so einiges erklären muss.

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Vielen Dank fürs Lesen! Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen, und freue mich sehr über Feedback, denn das hilft mir sehr weiter. 🫧

Es tut mir leid, dass ich das Kapitel nicht mehr am Wochenende veröffentlicht habe. Ich hab es nicht geschafft. Aber vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal wieder. :)

[Alles Folgende hab ich erst am 27.02.24 ergänzt. Als ich das Kapitel gestern um halb Zwölf hochgeladen habe, war ich schon total durch, deswegen hab ich das vergessen. Es tut mir leid.]

Vielen Dank für die 5200+ Aufrufe! 💗 Es ist echt unglaublich, wie weit »GET COOL« schon gekommen ist ... Ich bin selbst jedes Mal wieder total baff. :)

Und auch noch mal vielen Dank für die vielen lieben Rückmeldungen, zu einigen Zeitpunkten waren die wirklich hauptsächlich die treibende Kraft, dass ich »GET COOL« ziemlich schnell beenden konnte. War tatsächlich erst die dritte zusammenhängende Geschichte, die ich beendet habe und davon die schnellste. :)

Es ist immer schön als Autor*in auf einer sozialen Plattform wie Wattpad, Feedback zu bekommen, denn – zumindest für mich – sind Geschichten auch immer ein Versuch, schön verpackt etwas auszudrücken, das einen bewegt, und auch eine Möglichkeit, gehört zu werden. Und dann freut es einen natürlich umso mehr, wenn man auch was zurück-hört.

Früher war ich eher die stille Leserin und hab wenn dann lieber »nur« gevotet, um zu zeigen: »Hey, das ist toll, auch wenn mir keine großartigen Worte einfallen/ich mich nichts schreiben traue/ ...«, da ich echt Angst hatte, nur dummes Zeug zu schreiben, den*die Autor*in zu nerven und sogar davor, überhaupt gesehen zu werden. Manchmal debattiere ich jetzt immer noch mit mir selbst, ob ich den Kommentar jetzt posten soll oder nicht, aber früher war ich immer ultranervös und wäre gefühlt jedes Mal halb gestorben, wenn ich den Kommentar dann doch abgesendet habe. Manchmal ist mir gar nichts eingefallen, weil ich so nervös war.

Aber (fast) immer, wenn ich mich dann doch getraut habe, kam eine liebe Rückmeldung der Autor*innen zurück und mit jedem Kapitel, das man erstmal von dieser Person, später von jener Person gelesen hat, ist die Hemmschwelle geringer geworden. Und aus der Sicht einer Autorin kann ich sagen – ich habe noch nie einen Kommentar gelesen, der mich genervt hätte (mal die ausgeschlossen, die mehr mit Nörgeln zu tun haben als mit einer Kritik oder einer ehrlichen Frage, aber von der Sorte habe ich den letzten 2019/20 gelesen).

Leider bin ich selbst jetzt nicht gerade toll darin, irgendwelche Diskussionen über das Kapitel anzufangen, das ich geschrieben habe, und ich gebe zu, dass sich bei mir sehr oft die Nackenhaare aufstellen, wenn ich meine krampfhaft improvisierten Fragen auch unter einigen Kapiteln von »GET COOL« lese. Das passiert, wenn man gerade komplett geistig auf dem Schlauch steht und sich denkt: »Aber so eine Frage muss sein! Wäre doch super zu wissen, was andere über den Verlauf denken. Vielleicht übersehe ich ja was in der Handlung, weil ich schon so abgestumpft bin. Vielleicht haben die Leser*innen ja Wünsche, die ich (zumindest am Rande) erfüllen kann.« Ja, also deswegen ... Tut mir leid, dass ihr dann immer mal wieder die kläglichen Versuche für Fragen präsentiert bekommen habt haha.

Das hier sind erstmal nur die Rückmeldungen unter den Kapiteln selbst – aber ich habe mich mindestens genauso gefreut, wenn ich euch ans Message Board geschrieben habe, weil »GET COOL« in eurer Leseliste gelandet ist, ihr abgestimmt oder kommentiert habt, und ihr dann so lieb geantwortet habt. Also auch dafür ein riesiges Dankeschön!

Und dieser Text hier soll jetzt nicht heißen: »Bitte schmiert mir Honig um den Mund!!«, sondern ich will einfach sagen, dass Votes, Kommentare bzw. Antworten und das Hinzufügen zu euren Leselisten wahrscheinlich einigen mehr Autor*innen als nur mir viel bedeuten. Ich freue mich auch über Kritik oder über Hinweise, wenn ich was übersehen habe. Und wenn ihr ein*e stille*r Leser*in seid, dann bin ich euch auch unendlich dankbar, denn es freut mich riesig, dass »GET COOL« überhaupt so häufig aufgerufen und gelesen wird. Manchmal macht es mich nur ein kleines bisschen nervös, wenn die Aufrufe total ansteigen und die Votes ziemlich gleich bleiben, weil es dann in meinem Kopf zu rattern beginnt und ich mich sowas frage wie: »Was kann ich besser machen? Hab ich was geschrieben, das eine Beleidigung sein kann, ohne es beabsichtigt zu haben?«, und Kommunikation hilft da (wie so oft, in allen Lebensbereichen) echt enorm, aber am Ende ist das mein persönliches Problem, mit dem ich im Normalfall eigentlich gut umgehen kann. Trotzdem hab ich manchmal so Einbrüche meines Selbstbewusstseins, aber naja, geht auch immer vorüber.

Um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht mehr so genau, was das Ziel dieses Texts sein sollte, allerdings hab denke ich da schon ewig drüber nach und ich wollte es einfach mal schreiben, auch wenn ich mich immer noch schlecht deswegen fühle, weil sich das alles so undankbar anfühlt. Ihr seid ja alle nicht verpflichtet, mir Rückmeldung zu geben, und ich sehe es wirklich als eine unglaublich liebe Geste an, wenn ihr es doch tut. Nur als Freizeitautorin muss ich zugeben, dass ich meinen Antrieb zum Schreiben schneller verliere, wenn ich gar nichts höre, als es mir selbst lieb ist. Egal, wie wichtig es mir ist, Geschichten zu erzählen, manchmal fehlt mir einfach die Kraft dazu. Und Rückmeldungen, egal welcher Art, geben mir ein bisschen Kraft wieder zurück.

Also danke für alles, auch wenn ihr euch jetzt auch noch einen Rant anhören musstet – Entschuldigung dafür. 

[26.02.24]

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