⏭ 25; despite me being as sensitive as the sharp spear
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SKZ » My Side
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»Was machst du denn da?«, lacht Minji. »Willst du wohl auch was von Minhos Essen abhaben?« Minhos Kopf schnellt nach oben, noch bevor er den Topfdeckel findet, nach dem er in der untersten Schublade sucht, damit er auch sieht, was Minji gerade so lustig findet.
»Mein Problemkind, ich bin so stolz!«, ruft Minho grinsend aus, als er Minji dabei beobachtet, wie sie Soonie von der Küchenarbeitsplatte weghebt. Sie grinst zurück und rollt mit den Augen, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf den schon ziemlich groß gewordenen Kater in ihren Armen richtet. Sie tut so, als würde sie Soonie zurechtweisen, während der sie nur unschuldig beobachtet und sich an sie schmiegt, dass sie schon bald kein Wort mehr vor Lachen herausbringt. Dieses Mal lacht sie nicht wegen dem Mist, den er anstellt, sondern weil er so niedlich ist.
»Heute ist er das erste Mal nach hier oben gekommen, oder?«, fragt Minji. »Zumindest, wenn wir daheim waren.« Erst jetzt wendet sie ihren Blick wieder von Soonie ab und schaut zu Minho nach oben, der ihr gegenüber steht und den Kater hinter den Ohren krault. Alle Töpfe sind mittlerweile sorgfältig abgedeckt, sodass Doongie den Unfug seines Bruders nicht wiederholen kann, falls er auch schon Sprünge auf die Küchenarbeitsfläche schafft.
»Ja, ich hab's heute auch zum ersten Mal mitbekommen«, erwidert Minho lächelnd. »Sie sind beide schon so groß geworden... Nur noch zwei Monate ungefähr und sie werden richtige Teenager.« Minho weiß gar nicht so genau, ob er dieser Zeit entgegenfiebern oder sich vor ihr fürchten soll, denn besonders Soonie, das »Problemkind«, wie er ihn von Anfang an liebevoll nennt, ist jetzt schon ziemlich frech. Andererseits kann man sowieso keinem der beiden böse sein und meistens stellen sie nur irgendeinen Unsinn an, den Minji und Minho auch lustig finden.
Erst vorgestern hat Minho zum Beispiel gefilmt, wie Doongie auf der Sofalehne lag und eigentlich bloß seine Ruhe haben wollte. Das fand sein Bruder offensichtlich viel zu langweilig und zögerte nicht lange, bis er in Aktion trat: Fünf Minuten lang hüpfte Soonie bestimmt um ihn herum und betastete ihn abwechselnd mit beiden Vorderpfoten. Anfangs ließ Doongie sich noch alles gefallen, bis er mindestens zwei Hiebe ins Gesicht abbekam und zurückschlug. Soonie war so geschockt, dass er glatt von seinem bisher sicheren Standplatz, einem härteren Kissen, abrutschte und beim Aufkommen auf den Sitzpolstern enttäuscht miaute. Das Video endet in einem schrecklichen Gewackel und mit Minhos lautem Lachen im Hintergrund und bei jedem Mal Anschauen muss er wieder losprusten, und Minji genauso.
»Du, Minho?«, fängt Minji auf einmal an, als sich später beim Essen ein angenehmes Schweigen über sie gelegt hat. Minho schaut sofort von seiner Schüssel auf, da ihr Tonfall sich so gar nicht unbeschwert anhört, und trifft auf ihre Augen, die ernst aussehen. »Wir fahren doch dieses Wochenende mit Jisung nach Hause«, redet sie vorsichtig weiter und macht immer wieder Pausen, falls Minho auch irgendwas sagen will, doch er nickt immer nur. Er weiß, worum es ihr geht, und es ist wohl so ziemlich das erste und einzige Thema, über das sie sich jemals gestritten haben. Und das gleich mehrmals; jedes Mal, wenn sie darüber geredet haben. Aber auch nicht so schlimm, dass sie sich nicht nach spätestens zwanzig Minuten wieder vertragen würden.
»Ich denke wirklich, dass du dich vor deinen Eltern outen solltest«, sagt Minji entschieden, wie jedes Mal. Und auch heute ist Minho kurz davor, sensibel darauf zu reagieren, da er es schon lange vor sich herschiebt, mit seinen Eltern ehrlich zu sein. Er hat so große Angst davor, wie sie reagieren, wenn sie herausfinden, dass ihr einziger Sohn schwul ist. Dass die junge Frau, die sie als die perfekte Schwiegertochter ansehen, eigentlich »nur« seine beste Freundin ist. Dass er nicht nur jahrelang nichts von seiner sexuellen Orientierung gesagt, sondern sie mit der Scheinbeziehung belogen hat.
»Minho. Je länger du nichts sagst, desto schlimmer wird es doch«, erklärt sie ihm. »Ich glaube, sie fänden es schöner, wenn du jetzt ehrlich mit ihnen bist, statt irgendwann einfach mit einem festen Freund aufzutauchen oder so.« Minho zieht die Augenbrauen zusammen und wendet seinen Blick ab. Eigentlich hat Minji schon nicht unrecht, natürlich macht das Aussitzen rein gar nichts besser, denn so lügt er ja noch länger. Doch er hat Angst, seine Eltern zu enttäuschen, da er nicht so ist, wie sie ihn sich immer vorgestellt haben. Er weiß nicht, ob sie was gegen Homosexualtät haben oder nicht, aber spätestens wenn andere herausfinden, dass ihr Sohn schwul ist... Dann werden seine Eltern auch Teil des üblen Geredes.
»Was, wenn ich das nicht will? Was, wenn es mir passt, wie es ist?«, fragt Minho gereizt zurück. »Ich will nichts von dem aufgeben, was wir haben. Ist mir doch egal, ob mich das zu einem Lügner macht oder nicht. Solange ich dich habe und die Katzen...« Zuerst ist seine Stimme immer lauter geworden, jetzt wird sie mit jedem Wort etwas leiser. So hat er das vorher noch nie zugegeben. Vorher hat Minho immer nur etwas von dem Ruf seiner Familie gesagt oder mit seiner Angst, eine Enttäuschung für seine Eltern zu sein, argumentiert. Noch nie damit, dass er an der Wohngemeinschaft mit Minji aus mehr als nur praktischen Gründen so sehr hängt, sondern auch, weil ihm die Sicherheit, die sie ihm gibt, so viel bedeutet. Obwohl er in der näheren Zukunft vielleicht sogar eine Chance bei Jisung haben könnte... Minho ist schon mehr als ein Jahr lang jemand gewesen, der sich nicht getraut hat, für seine richtigen romantischen Gefühle ein Risiko einzugehen und jetzt, wo sich sowieso alles so schön eingelebt hat, vielleicht noch weniger. »Ich glaube, ich war noch nie so glücklich wie jetzt«, nuschelt er schließlich und starrt stur auf das restliche Essen in seiner Schüssel. Er spricht so leise und undeutlich, dass er nicht weiß, ob Minji ihn noch versteht, und er weiß auch nicht, ob er will, dass sie alles versteht.
»Ich mag es auch, wie es ist«, erwidert Minji leise und Minho hört, wie sie ihre Essstäbchen auf dem Porzellan ablegt. Seine Augen liegen immer noch auf seinem Geschirr und seine Wangen werden ganz warm. Besonders aus Frust, erstens, da der Gedanke, sein Zuhause zerbröckeln zu sehen, ihn so fertigmacht, zweitens, da es ihn selbst nervt, wie schnell er gereizt ist, wenn es um das Outing vor seinen Eltern geht, und drittens, da er mit seiner patzigen Antwort schon wieder fast einen Streit angefangen hätte, während Minji ruhig geblieben ist. »Aber es muss sich ja nicht so viel ändern, selbst wenn du ehrlich zu deinen Eltern bist«, fügt sie hinzu. »Sogar wenn du mit Sungie zusammenkommen solltest oder einer von uns mit irgendwem anders.«
Bei diesen Worten schießt Minhos Kopf nach oben und er mustert Minji verwirrt. Meint sie das wirklich so? Sonst ist doch sie öfter diejenige, die sich mehr darum sorgt, wie die Leute reagieren, wenn sie von irgendwelchen Normen abweichen. Und wenn sie nach einer »Trennung« trotzdem noch zusammenwohnen, dann verstoßen sie ganz sicher gegen solche Normen. »In unser Schlafzimmer passt zwar kein zweites Bett, aber wir könnten zum Beispiel eine klappbare Liege kaufen und ins Wohnzimmer stellen, dann können wir sie auch immer aufräumen, wenn wir den Platz brauchen. Einige mit guten Bewertungen sind auch nicht so teuer«, erklärt Minji, »und wer sich dann noch beschwert, dass zwei beste Freunde zusammenwohnen... Ich weiß ja nicht, aber mit denen muss man sich nicht unbedingt abgeben.« Sie zuckt schief lächelnd mit den Schultern, sobald sie ihren letzten Satz beendet hat, und Minho klappt die Kinnlade nach unten.
»Du... du hast dir zu alledem schon Gedanken gemacht und sogar das Preis-Leistungs-Verhältnis für so Liegen verglichen?«, fragt Minho verdutzt nach. »Ich kann's nicht glauben... Ich verliere mal wieder den Verstand und du... du planst alles für uns.« Er lässt den Blick wieder zu seiner Schüssel sinken und presst nachdenklich die Lippen aufeinander, bis er ihre Worte noch einmal gedanklich durchgegangen ist und seufzt. »Minji, du bist die Beste. Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen würde«, flüstert Minho, sobald seine Augen wieder in Minjis schauen.
»Ach, Minho«, erwidert sie sanft. »Du machst dich gerade selbst unnötig schlecht. An deiner Stelle wäre ich wahrscheinlich mindestens genauso gestresst wie du, weißt du? Ich hätte auch Angst davor, mich vor meinen Eltern zu outen, weil keiner weiß, wie sie reagieren und welche... welche Folgen das für eure Beziehung zueinander hat.« Minji pausiert kurz und mustert Minho nachdenklich, bevor sie ruckartig aufsteht und den Tisch umrundet, um sich neben ihn auf den Boden zu setzen. Ihr Kissen hat sie liegen lassen, deswegen macht Minho ihr auf seinem Platz, damit sie nicht am harten Boden sitzen muss. Bevor sie abwinken oder argumentieren kann, dass er dann ja auf dem harten Boden sitzt, zieht er sie neben sich, sodass jeder von ihnen zumindest teilweise weich sitzt, und hält sie fest in seinen Armen. Eine Umarmung ist ja sowieso geplant gewesen, nur, dass sie halb aufeinanderhocken nicht – doch das ist auch nichts, an das sie nicht schon gewöhnt wären.
Minji lacht leise mit ihm, bis sie sich halbwegs gemütlich eingerichtet haben, und wird dann wieder ernst. »Aber ich denke, du fühlst dich selbst auch besser, wenn du es ihnen sagst. Damals, als du dich nicht getraut hast, vor Sungie zuzugeben, dass du schwul und nicht bi bist, hast du dich deshalb ewig selbst fertiggemacht. Ich glaube einfach... Es tut dir gut, wenn du dich nicht wie ein Feigling fühlst«, versucht Minji es erneut, Minho zu überzeugen. »Was du nicht bist!«, fügt sie im nächsten Moment hektisch hinzu. »Du bist kein Feigling, für mich nicht. Du hast dich damals bloß ständig selbst so bezeichnet. Ich fand es eigentlich schon sehr mutig, dass du Jisung sagen konntest, dass du Jungs magst. Und dass du dich vorher schon vor Chan und Seonghwa geoutet hattest. Und...«
Minho lächelt mit jedem Wort, das sie sagt, ein wenig breiter. Nicht, weil er weniger Angst davor hat, wie seine Eltern schlimmstenfalls reagieren könnten, sondern wegen Minji, die sich langsam immer mehr verhaspelt und es trotzdem schafft, ihn mehr zu loben, als er es verdient. »Du bist wirklich die Beste«, murmelt er, während Minji noch in ihrer süßen Erklärung feststeckt, warum sie Minho für mutig hält und ihn niemals als feige bezeichnen würde. Auf einmal verstummt sie und blinzelt überrumpelt, während ihre Wangen leicht rosa werden.
»Du aber auch«, flüstert sie zurück. »Ohne dich würde ich in so ziemlich jeder Prüfungsphase wahrscheinlich durchdrehen. Oder wenn es irgendwo zu laut und zu voll ist. Oder, bevor ich alleine zum Arzt muss–« Bei ihrer Aufzählung kann Minho nicht anders, als leise zu lachen und er unterbricht sie, indem er sie mit einem belustigten: »Komm her«, in eine richtige, herzige Umarmung zieht und sein Kinn auf ihrem Haar ablegt. Irgendetwas muss er in den letzten Jahren richtig gemacht haben, wenn sie ihn so sehr schätzt, obwohl sie auch sämtliche seiner Macken kennt.
Alles wäre in diesem Moment so schön friedlich, wenn nicht zwei kleine, haarige Raubtiere eine Chance gesehen hätten, die sie einfach ergreifen mussten... »Doongie, weg vom Topf!«, ruft Minji aus, als sie aufspringt, um Soonie einzufangen, bevor er sich über ihre verlassene Schüssel mit Essen hermachen kann. Weil sie mit dem Problemkind schon gut beschäftigt ist, streckt auch Minho sich aus, hält mit einer Hand notdürftig den zweiten Kater fest, legt den Deckel, der zum Glück noch am Tisch liegt, zurück auf den Topf und hebt das Fellknäuel schließlich mit beiden Händen hoch in seine Arme. Sobald beide Kätzchen gesichert sind, tauschen Minji und er vielsagende Blicke aus und beginnen dann beide zu lachen. Wie langweilig wäre Minhos Leben nur ohne das alles...
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Vielen Dank fürs Lesen! Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen, und freue mich sehr über Feedback, denn das hilft mir sehr weiter. 🫧
Mit dem neuen Kapitel wurde es nicht mehr ganz 2023 was, aber dafür (noch ganz knapp 🫣) am ersten Tag des neuen Jahres. Ich hoffe, 2024 hat gut für euch angefangen und wünsche euch alles erdenklich Gute für das neue Jahr! 🍀❤️
Was die Specials angeht: Es wird auf jeden Fall eines aus Jisungs Sicht geben, als Minji und er noch in der Schule sind und als Minho sich immer mehr in ihn verliebt. Das spielt wahrscheinlich so zwischen Kapitel 13 und 14 bzw. ungefähr zur Zeit um Kapitel 14 herum, also bevor Jisung mit Jisu zusammenkommt.
Aus Minjis Sicht kommt auch was (nicht ganz uneigennützig, ich will selbst auch mal aus ihrer Sichtweise schreiben xD), aber ich weiß noch nicht genau, zu welchem Zeitpunkt das spielen soll. Da bin ich also weiterhin sehr offen für Input!
Natürlich muss es nicht bei den beiden Kapiteln bleiben und wie schon unter letztem Kapitel gesagt, könnt ihr euch (so ziemlich) alles Mögliche wünschen und ich versuche dann, es umzusetzen.
Was mir in dem Zusammenhang auch noch einfällt: Sind Q&As mit Charakteren von Geschichten/Fanfictions eigentlich noch etwas, das einem häufiger unterkommt? Ich hab sowas v.a. 2019/20 öfter gesehen (":
Naja, ich denke, ich habe mal wieder genug geredet :'D Zum Abschied noch einmal: Habt ein schönes und hoffentlich gesundes neues Jahr! ❤️
[01.01.2024]
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