Kapitel 25. Hinterlassenschaften

Wir saßen eine Weile einfach nur da und schauten zu dem Schiff, als wenn es Jesus höchstpersönlich wäre.

Bis Ardy ein Kommentar von sich gab. 'Wir sollten uns vielleicht bemerkbar machen.' Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Es war keine super-große Insel, weshalb sie auch total unwichtig erschien. Ich nickte, bis ich bemerkte, dass wir keine Möglichkeit hatten, uns überhaupt bemerkt zu machen. Oder... doch?

'Wir machen ein Feuer.', dachte ich laut und geistesabwesend. Die Anderen schauten mich an. Dann sprang ich auf, wie von einer Wespe gestochen. 'Wir müssen ein Feuer machen!', sagte ich laut, als ob die Jungs schwer von Verstand wären. Doch nach und nach begannen sie zu nicken. 'Gut. Aber wie?', fragte Simon. Doch ich hatte schon einen Plan. 'Taddl, Ardy, Simon, ihr geht Stöcke sammeln. Große Äste.', erklärte ich. 'Felix, izzi, ihr holt die wichtigsten Sachen aus der Hütte! Beeilt euch!' 'Und du?' Ich blickte zu Felix, von dem die Frage kam. 'Ich muss noch etwas erledigen.' Dann eilten wir alle los, zurück in den Wald.

Meine Lungen brannten, als ich quer über die Insel rannte. Aber ich verdrängte das Verlangen nach einer Pause. Ruckartig blieb ich stehen. Ich war an der Lichtung mit dem Wasserfall angekommen. Ich schmunzelte leicht. Es schien mir ewig her, das Taddl mir dieses Naturspektakel gezeigt hatte. Dabei waren es nur ein paar Tage. Ich gönnte mir einige frische Atemzüge und den wunderschönen Anblick, welcher mir sich hier bot und rannte danach weiter.

Nach ungefähr 3 Minuten war ich an meinem Ziel angekommen. Unser altes Quartier. Lächelnd trat ich in die provisorische Hütte aus Blättern und Stöcken. Alles war so, wie wir es verlasen hatten.

Ich drehte mich um und ging zu den Beiden Gräbern einige Meter entfernt. Ich nahm mir den Stift, den ich vor meinem Abflug eingepackte und der den Absturz seltsamerweise überstanden hatte, und ein Blatt vom Baum und begann zu schreiben:

Ich wünsche niemanden, das zu erleben, was ich durchgemacht habe.  
Und doch wird es Menschen geben, denen genau das passiert.
Alle, die das hier lesen, sind scheinbar verloren. 
Verloren in den Weiten des Atlantiks.
Aber nur scheinbar.
Ich dachte, ich würde hier sterben, aber es geschah ein Wunder.
Ein Schiff kam und hat mich gerettet.
Gebt die Hoffnung nicht auf und klammert euch an sie wie an einen Brett in den Fluten.
Wunder kommen unverhofft.
Und wenn ihr tatsächlich leben werdet, dann sucht mich auf.
Mein Name ist Nina Perl.
Ihr müsst nicht mehr wissen, denn die Medien werden euch den Rest sagen.

Stay strong, little fighter!

Die Flüssigkeit in dem Blatt färbte sich langsam braun und man konnte meine Schrift lesen. Zufrieden legte ich das gelbe Blatt in den trockenen Sand auf Manus Grab. 'Jemand hat eine Nachricht hinterlassen. Ich bin nicht allein! ' Das Gefühl hatte ich als ich den Brief gefunden hatte und ich wollte, das einer, wenn es einen gab, nach mir auch dieses Gefühl haben könnte. Auch wenn er es schon an den Gräbern sehen würde.

Ich richtete mich auf und ging einige Meter zurück. Ich blinzelte und vor mir stand Manu. Mit seinem blau-schwarz gestreiften Pullover. Er lächelte und seine Lippen formten ein 'Danke.'
Ich blinzelte erneut und er stand nicht mehr da.

Ich ging bis zum Ende des Trampelpfades, bis ich stehen blieb und mich noch einmal umschaute. Der Eingang der Unterschlupfes war von einem Blatt verdeckt, welches herunter hing. Daneben waren die zwei Gräber, welche fast nur aussahen wie zwei Hügel. Aber sie waren mehr. Es war eine Erinnerung daran, das jedes mal, wenn jemand hier war, auf dieser Insel, ein Opfer gebracht wurde. Ich sah Rauch in einiger Entfernung aufsteigen und wusste, das es Zeit war zu gehen. Ich begann wieder zu rennen. 

Und diesmal schaute ich mich nicht noch einmal um.

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Eure
Lulu

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