Verschlossen
Eingesperrt, umschlossen von kalten Mauern. Die Luft zum Atmen bleibt aus, angespannt sitzt sie dort. Kein Ausweg ist zu sehen! Wo soll sie nur hin, wenn sie sich fühlt, als wäre alle Freude aus ihr gewichen? Niemand kann ihr helfen, niemand kann sie verstehen. Wie soll man auch ein Mädchen verstehen, dass schweigt, nie ein Wort sagt? Ein Mädchen das lächelt, auch wenn sie gerne weinen würde. Ein Mädchen, dass nur Gefühle zuließ, wenn es auch wirklich allein war und niemand ihre Tränen sehen konnte. Jeder hielt sie für unglaublich stark, jeder glaubte sie führte ein perfektes Leben, doch sie konnten ja nicht wissen, wie sehr sie sich da irrten. Sie wussten ja nicht, was für Mauern das Mädchen um sich errichtet hatte, um all ihren Gefühlen zu entkommen.
Jeden Tag, wenn sie allein zuhause saß konnte sie nicht anders. Die Tränen fanden ihren Weg hinaus. Leise weinend saß sie dann immer da, die Beine fest an sich gepresst... so auch jetzt. Es fühlte sich immer an, als würde ihr jemand die Luft aus den Lungen pressen. Als würde ihr jemand den Sauerstoff nehmen, denn sie doch so dringend benötigte. Immer wieder glaubte sie, sie müsse doch im nächsten Moment ersticken, doch nie starb sie. Es fühlte sich immer nur so an, doch inzwischen hatte sie sich daran gewöhnt. Ja, sie redete sich sogar ein, es müsse so sein. ,,Das gehört zum Leben. Das Gefühl allein zu sein, dieses drücken in der Brust. Das ist völlig normal.", flüsterte sie leise. Sie redete mit niemand, sprach nur zu sich selbst. Würde sie jemand so sehen, so würde er sie für verrückt erklären. Mit sich selbst zu reden, das war doch nicht normal. Sowas kam nicht vor, wenn man nicht verrückt war – so der Glaube der meisten Menschen. Doch konnten sie niemals in den Kopf einer Person sehen. Sie konnten sehen, wie die Person sich verhielt und wie sie aussah. Sie konnten wissen, was ihnen die Person erzählte. Eines, das konnten sie jedoch nie wissen. Es war das wichtigste, um über einen Menschen urteilen zu können, denn es war seine ganze Geschichte. Wie war es überhaupt dazu gekommen? Was hatte sie erlebt, dass sie nun mit sich selbst redete? Wer wusste das schon, außer das Mädchen selbst? Niemals hatte sie jemand erzählt, was passiert war. Was ihr Leben so sehr verändert hatte und sie würde es sicher auch niemals jemand verrate. Man würde sie doch eh nicht verstehen. Man würde nicht verstehen wie es sich anfühlte alles zu verlieren, was einem lieb ist. Sie hatten doch alles, da konnten sie das niemals verstehen. Sie würden Mitleid vorspielen, doch das war es nicht, was sie wollte. Nein, das Mädchen wollte ehrliches Verständnis und das konnte ihr niemand geben.
Es konnte ihr niemand geben und daher hatte sie beschlossen sich komplett zu verschließen. Sie hatte beschlossen stattdessen jeden Abend in ihrem Haus zu sitzen und zu weinen. So war es besser, so musste sie niemand mit ihrem Leid belasten und so konnte sie sich weiter verstecken, hinter den Mauern, die sie sich selbst geschaffen hatte. Abgeschottet von der gesamten Menschheit würde sie sich weiter verstecken und niemals den Mut finden, um sich daraus zu befreien. Nicht allein. Nicht ohne Hilfe! Und so lange, bis diese kommen würde, versteckte sie sich weiter. Nur wann würde Hilfe kommen?
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