Destruction

Blut, alles voller Blut!

Überall um mich herum flog etwas in die Luft, ob es nun Autos, Häuser oder auch Menschen waren. Trümmer bedeckten den Boden. Trümmer und Blut!

Halb springend, halb rennend, versuchte ich mich irgendwie durch die schreienden Menschen zu quetschen. Sie alle rannten davon. Sie alle achteten nur auf sich selbst. Gerade hieß es einer gegen alle. Überall lagen Leichen, manchmal auch nur Teile von ihnen. Hier und da mal ein Arm, da mal ein Kopf oder sogar nur ein Ohr oder eine Nase. Nur wenige waren noch an einem Stück, doch auch sie hatten keinen Schmerz freien Tod. Zu Tode getrampelt von der Masse an Menschen, die versuchte noch lebend hier heraus zu kommen. Übersehen von ihnen, während sie alle nur an ihr eigenes überleben dachten. Auch ich tat es. Auch ich dachte daran, dass ich hier irgendwie lebend heraus musste und mich nicht einfach zertrampeln lassen konnte.

Jeder Schritt war ein weiterer Schritt in dem Blut eines anderen. Mit jedem Schritt spritzte dieses Blut an mir hoch und machte mir noch mehr klar, in was für einer bizarren und viel zu realen Situation ich mich gerade befand. Einige Tropfen trafen mein Gesicht, als ich mal wieder über die Trümmer eines Hauses springen musste, welches bis vor kurzem hier in der Nähe gestanden hatte. Noch im rennen strich ich mir eine Strähne aus dem Gesicht, welche inzwischen schon ganz rot geworden war.

Nicht anhalten! Bloß nicht anhalten!

Hinter mir explodierte etwas. Kurz wollte ich zurück schauen, wollte sehen, was nun getroffen wurde, doch ich tat es nicht. Es wäre zu riskant. Einfach weiter laufen, weg von hier, weg von allem! Auch wenn ich nicht zurück sah hörte ich die Schreie, die auf die Zerstörung folgten. Auch wenn sie überall waren, auch wenn überall jemand schrie, so hörte man diese heraus.

Nicht daran denken. Lauf einfach weiter, alles wird gut. Du wirst das hier überleben!

Ich beschleunigte meine Schritte. Kaum noch Luft erreichte meine Lungen, doch es war besser, als hier in einem Blutbad unterzugehen, vergraben unter den vielen anderen Opfern und nur als eine weitere Tote in Erinnerung.

Eine Mutter mit ihrem kleinen Kind im Arm rannte an mir vorbei, ebenfalls bei dem Versuch hier weg zu kommen und eine der Überlebenden zu sein. Kurz sah ich ihr nach, dann wendete ich meinen Blick wieder nach vorne. Ich kam nur wenige Schritte weiter, da ertönte die nächste Explosion, wieder ganz in meiner Nähe. Ohne hin zu sehen wusste ich, dass die Frau es nicht geschafft hatte. Es musste sie erwischt haben, eine andere Möglichkeit gab es nicht. In Gedanken hoffte ich für sie und ihr Kind auf einen schnelleren Tod, dass sie sofort gestorben waren und nicht noch schmerzen hatten. Mehr als ein paar Sekunden konnte ich mir das jedoch nicht leisten. Hier ging es noch immer um Leben und Tod und wenn ich nicht aufpassen würde, könnte es mir bald genau so gehen.

Ausblenden. Einfach alles ausblenden, dann ist es auch nicht da!

Meine verzweifelten Versuche mir irgendetwas einzureden funktionierten nicht wirklich. Da waren die Schreie, die Toten und das ganze Blut. Alles zeigte auf, was gerade passierte, wie es noch eine ganze Weile weiter gehen würde und vor allem erinnerten sie mich daran, wie es dazu gekommen war. Man hätte es verhindern können. Alles hätte anders kommen können, doch wie so oft wollte das Leben auch hier nicht die einfachste Möglichkeit wählen. Wie so oft konnten die Menschen ihre Dummheit unter Beweis stellen und wie so oft endete es in einem kompletten Chaos und einer Massenvernichtung.

Und irgendwie war das alles auch meine Schuld.

Irgendwie waren wir alle daran Schuld.

Vielleicht hätten nur ein oder zwei Personen gereicht, um alles zu ändern.

Wie immer hatte niemand etwas getan!

Noch während ich auf meine Rettung zu rannte merkte ich, dass etwas nicht stimmte. Die Boote, welche geschickt wurden um zumindest einige wenige zu retten kamen in Sicht. Ich wurde schneller, sprintete mit letzter Kraft auf das kleine Ruderboot zu. Es war fast voll, gleich würde es wieder weg fahren, um ein paar weitere Leute in Sicherheit zu bringen, weg von diesem Schlachtfeld.

Der Schweiß lief mir von der Stirn, als ich im letzten Moment noch hinein sprang, bevor es ablegte. Nach Luft schnappend ließ ich mich zwischen einen Mann mittleren Alters und ein kleines Mädchen fallen, welche es irgendwie auch hier her geschafft zu haben scheinen. Noch einmal fuhr ich mit der Hand über mein Gesicht, um den Schweiß los zu werden, welcher noch immer über mein Gesicht lief. Ein paar Haarsträhnen klebten mir im Gesicht, doch auch wenn ich sie nur zu gerne wieder nach hinten schieben würde ließ ich sie an Ort und Stelle. Es würde eh nichts bringen.

Mein Blick wanderte zurück auf das Schlachtfeld. Ich wusste, dass genau in diesem Moment wieder einige Menschen starben, doch ich war in Sicherheit. Mir ging es gut, ich hatte es geschafft!

Oder?

Ein seltsames Gefühl keimte in mir auf. Das konnte noch nicht alles gewesen sein. Da wartete noch etwas auf uns. Ich konnte nicht sagen woher dieses Gefühl kam, doch es war da und es war intensiver als alles andere. Da wusste ich, dass es erst der Anfang war!

Und mit einem letzten Blick auf die Zerstörung und den darüber rot Leuchtenden Himmel verabschiedete ich mich von meiner Heimat. Dem Ort, an dem ich aufwuchs und alles begann!

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