Rückkehr
„Warst du nicht noch in Begleitung?" begrüßte der Stallwärter mich. „Lange Geschichte. Hier ist die Gebühr und füll bitte diese Flasche mit kühlem Trinkwasser für sie. Wenn sie kommt, lass Latika mit der Flasche aus der Box und versteck dich. Ich gehe mit Tornado zum Kloster" fasste ich mich kurz.
Der Mond stand bereits hoch am Himmel, als ich Tornado in den Stall brachte. In der Küche richtete ich ein Glas Wasser und eine Schüssel Nudeln. Dazu drei Stück Baklava. Normalerweise gab es nur ein einziges Stück pro Woche.
„So spätes Nachtmahl, Clouse? Und du weißt ganz genau, dass es nur eine Baklava pro Woche gibt!" war Chen auf mich aufmerksam geworden. „Wo ist eigentlich deine Schülerin?"
„Keine Ahnung. Das Essen ist für sie. Ich habe dir gesagt, dass sie an manchen Tagen ganz komisch wird und man sie besser in Ruhe lässt? Heute Mittag wurde sie plötzlich ganz komisch und es ist eskaliert. Seitdem habe ich sie nur gesucht" stützte ich mich auf die Arbeitsplatte. „Und die Baklava?" hakte Chen nach.
„Damit bekommt sie sich wieder unter Kontrolle. Geht schlafen Meister, ich habe alles im Griff" gab ich nur kraftlos zurück. Er gab sich mit der Antwort zufrieden.
Es war eine pure Lüge. Ich hatte gar nichts im Griff. Meine Erinnerungen schwanden und jetzt war Kuraiko auch noch verschwunden.
Latika fand den Weg, aber schaffte Kuraiko es zu den Ställen? Hoffentlich hatte sie vorgesorgt wie immer. Ansonsten würde ich sie morgen suchen müssen. Und das laut ihren Erzählungen mit geringen Erfolgschancen. Ich kannte sie kaum und konnte auch niemanden fragen.
Nach einer unruhigen Nacht ohne nennenswerte Erholung, dafür mit Kuraikos Rückkehr quälte ich mich aus dem Bett. Chen und Garmadon schliefen noch, also ging ich in die Küche. Essen kochen und die Spuren der Nacht beseitigen. Notiz an mich: Überreizte Autistinnen überlässt man besser sich selbst, wenn man nichts Konstruktives beitragen kann. Und: Dafür, dass Kuraiko keine Liegestütze hinbekommt und ihre Koordination je nach Stimmung mit einem besoffenen Eichhörnchen vergleichbar ist, sind ihre Würfe und Schläge im überreizten Zustand erstaunlich kraftvoll und präzise.
Viel hatte sie ja nicht hinterlassen. Die Schüssel und ein wenig Blätterteig. Immerhin war die Schüssel noch heil. Die frischen Nudeln teilte ich auf: Je ein Sechstel Chen, Garmadon, Karl und Lara, ein wenig von mir gab ich Kuraiko ab. In einem zweiten Schälchen gab es Obst.
Mit einer Feldflasche kühlem Wasser brachte ich die beiden Schüsseln Kuraiko. Auf einer Decke lag sie in der Zelle, in die Chen sie immer sperrte. Dieses Mal nicht abgeschlossen. Als ich mich auf der Treppe ein letztes Mal umdrehte, war alles verschwunden. Wie lange war sie eigentlich schon wach gewesen?
Zurück in der Küche setzte ich mich mit meiner Schüssel an den Tisch. Keine fünf Herzschläge später kam auch Garmadon herein (natürlich ausgeschlafen) und setzte sich ebenfalls auf eines der Kissen. Während ich versuchte, die Nudeln auch zu erwischen (Stichpunkt besoffenes Eichhörnchen), mampfte Garmadon seine Portion gut gelaunt.
„Die Nudeln sind nicht genug gesalzen und du stellst dich normalerweise beim Essen nicht so doof an. Hast du nicht genug geschlafen oder war was in der Stadt vorgefallen?" quatschte er munter drauf los. „Kuraiko hatte gestern eine Reizüberflutung. Damit ist wirklich nicht zu spaßen, das kann ziemlich gefährlich werden" antwortete Karl für mich, der gerade hereinkam und sich mit einer der Schüsseln auf seinen Platz setzte. Immerhin ersparte es mir das Antworten. Garmadon reichte es anscheinend als Antwort. Zufrieden stellte er seine Schüssel neben die Spüle und verließ die Küche. „Hast du das schon mal erlebt?" wandte ich mich an den Jungen. Dieser schüttelte den Kopf. „Ich muss jetzt auch Lara wecken" verzog er sich mit einer frischen Schüssel Nudeln.
Endlich alleine, ließ ich den Kopf in die Arme sinken, die auf dem Tisch lagen. Hatte ich die Zeit als Ersatz-Papa einfach nur anders in Erinnerung oder war Misako einfacher gewesen? Oder vielleicht hatte sich der Stress einfach nur auf fünf verteilt.
„Hast du dich jetzt endlich umentschieden oder warum reckst du deinen Po so einladend raus?" platzte Chen herein. „Bin verheiratet" murrte ich und richtete mich wieder auf. „Oh, früher oder später wirst du deine Meinung sicher ändern. Irgendwann gelüstet es jedem" wank er ab, nahm sich seine Schüssel und setzte sich auf seinen Platz. „Und sie wird sicher Verständnis dafür haben, vielleicht hat sie ja auch jemanden gefunden. So lange voneinander getrennt, keine weibliche Gesellschaft...oder hat es dir etwa deine Schülerin angetan, hm?" „Ich bin meiner Frau verpflichtet und betrüge sie nicht, schon gar nicht mit meiner Schülerin! Und genauso wenig würde sie mich hintergehen, den ehelichen Bund zu verraten ist Sünde!" zischte ich zurück. „Hab ja verstanden. Warte, wo willst jetzt hin?" wollte er wissen, als ich die Schüssel zur Spüle brachte. „Nach meiner Schülerin sehen" meinte ich nur an der Tür.
Weiter als bis ins Zimmer kam ich nicht. Sie saß auf ihrer Matte, gegen die Wand gelehnt und malte. Eine Form, die sich immer wieder wiederholte-und so eigentlich gar nicht existierte. Es war doch immer wieder interessant, was in diesem Kopf möglich war. Und das in einer Sitzposition, die eigentlich ziemlich unangenehm aussah. Mit ihren komischen Stöpseln im Ohr. Immerhin war sie wieder oben.
Also kümmerte ich mich um Laras und Karls Training. Erst am Abend nahm ich Kuraikos Training wieder auf, reines Magietraining, geräuscharm und kontaktlos.
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Hi!
So, das wäre das letzte neue Kapitel bevor unser lieber Magier verbannt wird. Die Geschichte wird an dieser Stelle allerdings nicht enden, im Gegenteil. Allerdings kann ich nicht garantieren, dass die Kapitel alle nach Plan hochkommen. Zugrunde liegt momentan der Uploadplan für die Schulzeit, 1Kap/WE.
Besonders grüßen möchte ich:
FlorianCarmen (Hast du deinen Acc eigentlich schon zurück?)
Ansonsten sage ich tschüss, Abstand halten und bleibt gesund!
Eure Brom
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