Overload
Dieses Kapitel hat ein wenig gedauert...
hija-Tochter
„Okay, jetzt nochmal von Anfang an. Was hast du gemacht?" stellte ich meine Schüssel zur Seite. „Was ganz dummes, Shervan. Ich dachte, die Frau ist eine Schülerin von Chen wie Garmadon und Elias. Du weißt schon, die Sorte, die er ins Bett nimmt" setzte er an. „Jetzt sag bitte nicht, du hast" machte sich ein mulmiges Gefühl in mir breit. „Wie erfahren ist sie mit Giften?" piepste Paco. Nervös blickte er zwischen dem Glas und mir hin und her. „Sie ist spätestens in zwei Minuten ohnmächtig" gab er zu. Scheiße. Das Glas war nur halb ausgetrunken und sie hatte ihre Tasche auf Toilette mitgenommen.
„Das, was da in ihrem Glas war, was genau war das?" hakte ich nach. „Das war eigentlich nur Zucker...fuck! Zucker verstärkt die Wirkung" realisierte er. Ohne zu zögern sprang ich auf und rannte zur „besonderen" Toilette. Leer und zu hell. „Vielleicht ist sie auf der normalen Toilette. Wie lange braucht sie normalerweise?" tauchte Paco neben mir auf.
„Von selbst wäre sie mindestens zehn Minuten nicht wiedergekommen. Das Licht und den Lärm hier ist sie nicht gewohnt und sie ist schon unterzuckert gewesen, als wir kamen. Eine der schlechtesten Kombination überhaupt. Dieses Mädchen ist eine tickende Zeitbombe, Paco. Sie braucht ihre Pausen, deswegen hat sie sich zurückgezogen" bahnte ich mir einem Weg zu den normalen Toiletten. Wie erwartet war die Damentoilette voll und es hatte sich bereits eine Schlange gebildet.
„Was haben Sie denn hier auf der Damentoilette verloren?" wurde ich angemacht. Hier war sie garantiert nicht. „Meine hija" gab ich nur schroff zurück, drehte um und sah die geschlossene Klotür gegenüber. „Du weißt schon, dass das das Herrenklo ist, oder?" kommentierte Paco, als ich vorsichtig den Griff in die Hand nahm.
„Psst, sie ist völlig überreizt. Sie hätte sich niemals angestellt" flüsterte ich ihm zu. „Mach die Tür hinter mir zu, bleib ruhig stehen und lass niemanden rein". Er befolgte den Befehl. Zwei der drei Lichter knipste ich aus, nur falls sie noch bei Bewusstsein war. Leise ging ich auf die Knie und suchte den Boden ab. Nichts. Also kletterte ich auf eine der Trennwände und entdeckte sie schließlich.
Mit Stöpseln in den Ohren und ohne Brille, dafür zitternd, Augen geschlossen. Beruhigt kletterte ich wieder herunter, zog Paco hinaus und schloss die Tür, nachdem ich das Licht komplett ausgemacht hatte. „Sie ist noch bei Bewusstsein". „Und jetzt?" fragte er. „Wir können sie doch nicht einfach da drin lassen". „Wir müssen. Es darf nur niemand da rein" entschied ich. Wenn da jetzt jemand reingehen würde...
„Ach ja, Shervan? Was ist nur in dich gefahren? Noch vor fünf Minuten hast du hektisch nach ihr gesucht und jetzt willst du sie einfach ohnmächtig zurücklassen?" war er verwirrt, während ich ein „Außer Betrieb" Schild an die Tür hängte. „Sie ist nicht ohnmächtig, sondern überreizt. Sie sieht die Welt anders als wir. Das Licht blendet sie und die Musik ist für sie viel zu laut. Wir werden warten müssen" ging ich zum Platz zurück.
„Kann sie das nicht einfach aushalten? Du hast zwar gesagt, sie wäre eine Zeitbombe, aber so schlimm kann es doch nicht sein, oder?" verstand er nicht. „Was ist dir lieber? Mal kurz das Klo nicht betreten können oder eine völlig benebelte Magierin? Sie hat sich jetzt nicht unter Kontrolle" versuchte ich, ihn zu überzeugen. „Du bist ihr peder und wirst doch wohl wissen was ihr hilft" wank er weiter ab. Knapp schüttelte ich nur den Kopf. „Leider nicht, dafür kenne ich sie noch nicht gut genug". „Hey, Paco, warum ist denn das Klo zu? Noch vor einer Stunde war noch alles gut. Ich muss mal!" trat ein anderer Gast an den Tisch. Abwartend sah ich Paco an. Er konnte die Toilette unmöglich wieder freigeben.
Okay, sie festhalten zu wollen ohne wirksames Betäubungsmittel in Griffweite, war definitiv eine meiner schlechteren Ideen. Die mir einen schmerzenden Fuß, Schläge ins Gesicht und einen Ellenbogen auf den Brustkorb eingebracht hatte. Paco hatte es ebenfalls erwischt, genau wie den Gast und einen Tisch. Selbst der DJ hatte die Musik angehalten.
Prüfend sah ich mir die Toilettenkabine an. Sie hatte nichts zurückgelassen, abgesehen von zwei kaputten Lampen und Sperrholz, ehemals Klotür. Magisch überlastet. „Sei ehrlich, Paco. Hast du versucht, die Kabinentür zu öffnen?" seufzte ich, als er neben mich trat. „Nächstes Mal höre ich auf dich. Was machst du jetzt?" knickte er ein. „Sie suchen. Du hast sie ja gesehen, sie greift alles an, was sich bewegt und ihr zu nahekommt" bahnte ich mir den Weg aus dem Herrenklo.
„Und wenn du sie nicht findest?" hakte er nach. „Dann sage ich dir Bescheid, aber ich lasse ihr Latika im Stall. Sie wird hoffentlich zurechtkommen" hoffte ich. „Hey, du. Diese kleine Furie gehörte zu dir, oder?" hielt der Gast mich auf. „Die hat mich heftig gekratzt, das tut richtig weh. Was wollte die eigentlich im Herrenklo?" „Sie hat es nicht absichtlich gemacht. Paco erklärt dir sicher mehr" schob ich ihn zur Seite.
„Sie sehen heute aber ziemlich zerstreut aus, der Herr" sprach mich die Marktfrau an. „Sie sind alleine in der letzten Stunde schon dreimal an meinem Stand vorbeigelaufen. Sonst sehe ich Sie doch nicht so in Eile. Ist alles in Ordnung bei ihnen?" „Hier kam nicht zufällig eine junge Frau vorbei, kurze braune Haare und ein Rucksack?" erkundigte ich mich. „Und der Teufel war hinter ihr her, ja ja. Der Wachtmeister übrigens auch. Da is sie lang, das arme Kind" wies sie in Richtung Stadtrand. Kurz bedankte ich mich, eine knappe Verbeugung und rannte weiter, bis ich mit dem Wachtmeister zusammenstieß. Ein junger Kerl, vermutlich nicht älter als Kuraiko selbst.
Laut ihm hatte sie ihn grundlos angegriffen, als er sich nur nach ihrem merkwürdigen Verhalten erkundigen wollte. „Und sie kommen mir irgendwie bekannt vor" murmelte er und griff mich grob an der Schulter. Kurz musterte er mich, bevor er mich erkannte: „Du bist doch Clouse, der Schüler von Chen. Auf dich gibt es eine ordentliche Belohnung, du räudige Hexe".
Na toll. Der Jungspund duzte mich auch noch. Drei einfache Schläge und ich drückte ihn auf den Schotter. „Erstens bin ich keine Hexe, sondern Schwarzmagier. Zweitens kämpfst du wie ein Schwächling und drittens sagst du mir jetzt lieber, wo sie ist, sonst zeige ich dir, wozu ich in der Lage bin" drohte ich ihm. Es wirkte.
Flink betäubte ich ihn, legte ihm seine eigenen Handschellen an und nahm ihm die Waffen sowie Dienstmarke ab. Ebenso nahm ich die Abzeichen, Sterne und den Polizeistern auf der Mütze mit. Und zum krönenden Abschluss die Kleidung zerschnitten und Ausweise eingepackt. Viel Spaß beim Täterprofil. Betäubung und die letzte Stunde aus dem Gedächtnis löschen. In punkto Giften waren Lilith und Krux die verlässlichsten Lieferanten.
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