Neuorientierung

Stop! Maske auf? Auch über die Nase? Und 1,50 Meter Abstand halten!

A/N: "Clouse" und Skylor (ca.9), flohen von Himmelsfeuer auf das Festland, wo sie in Yangs Taverne Unterschlupf fanden. 

Zwei Monde nach der Flucht

„Verflixte Scheiße!" fluchte ich und drehte den Hahn in die andere Richtung. Vermutlich würde ich nie verstehen, wie man eine neumodische Dusche bedient. Ein See war wesentlich angenehmer zum Waschen. „Das ist ein ganz böses Schimpfwort, mamá! So was sagen nur Drachen!" riss Skylor mich aus meinen Gedanken. Anscheinend kam sie jetzt in das Alter, in dem Kinder die Lehren gegen die Lehrenden verwendete. „Hast du dich schon angezogen, Liebling?" gab ich nur seufzend zurück. „Natürlich, ma! Ich bin nicht so langsam wie du. Außerdem gibt es gleich Abendessen" kicherte sie. „Geh doch schon mal runter, Liebling. Ich komme dann auch gleich nach, ja?" bat ich sie. „Ja, mamá" gehorchte sie und die Badtür wurde von außen geschlossen.

Vier Stunden später öffnete die Bar und ich ließ die ersten Gäste herein, die schon vor der Tür warteten. Die üblichen Stammkunden. „Hübsches Kleid, Devran, steht dir gut!" kommentierte Oliver gut gelaunt, ich witzelte, während wir abklatschen: „Deine Jacke sieht auch gut aus, hast du die zur Abwechslung mal gewaschen?" „Hey, ist das neu?" grinste Michael mich an. „Bisher selten getragen" gab ich nur lächelnd zurück.

Nachdem auch der letzte Gast von draußen hereingekommen war, schloss ich die Tür und drehte das Schild auf „geöffnet". Die Gruppen verteilten sich wie üblich auf drei Tische und zwei Billiardtische. Immerhin trugen die Motorradgruppen ihre Rivalitäten beim Billiard aus, anstatt sich zu prügeln. Dazu hatte auch Skylor unwissentlich beigetragen. Selbst die schlimmsten Raufbolde verwandelten sich schlagartig in brave Engel, sobald das kleine Mädchen den Raum betrat.

Allerdings hatten anfangs drei Dinge für Aufregung gesorgt: 1.: Ich trug stets ein Kleid oder einen Rock; 2.: Dass ich mir meine pechschwarzen, langen Haare von Skylor auch flechten ließ oder ähnliches und das dann bei Arbeitsantritt gerne mal vergaß, kam nicht selten vor; 3.: Skylor nannte mich „Mamá". Besonders Punkt 1 und 2 hatten anfangs für Aufregung gesorgt...

David und Michael stritten lautstark, der Barbesitzer gab mir das Zeichen zum Eingreifen. Also hieß es, den Streit zu schlichten oder die Streithähne rauszuschmeißen. „David, Michael. Bitte diskutiert eure Standpunkte beim Billiard oder bei einer Tasse Tee aus, ansonsten muss ich euch für den Rest der Nacht vor die Tür setzen" ermahnte ich die Beiden. „Ach, sieh mal einer an, die Pussy mischt sich in Männerangelegenheiten ein. Und dass auch noch mit geflochtenen Haaren!" lachte Michael mich aus. „Im Gegensatz zu dir zeige ich wenigstens, dass ich meine Tochter respektiere und laufe außerdem nicht in kaputten Klamotten herum" erwiderte ich neutral und wies auf seine abgerissenen Ärmel. „D-Das ist ein Markenzeichen meiner Gang. Ich würde niemals etwas anderes tragen!" stotterte er und versuchte, sich so noch zu retten. Allerdings erwiderte ich sofort: „So hast du also deine Gründe, dir die Ärmel abzureißen oder in geschlossen Räumen eine Mütze zu tragen. Genauso habe ich mich auch entschieden, es nicht zu kommentieren, weil auch ich meine Gründe habe, ein Kleid zu tragen und lange Haare zu haben, die meine Tochter auch mal flechten will. Ende der Diskussion. Ihr beide klärt euren Streit, und zwar jetzt und auf friedliche Weise oder ich setzte euch für die nächsten 7 Tage vor die Tür". Nach meiner Ansage hatte sich niemand mehr getraut, mein Äußeres zu kritisieren.

Mit der Zeit hatte ich mir einen gewissen sozialen Rang erarbeitet und auch Skylor wurde älter. Noch immer hatten selbst die härtesten Biker Respekt vor ihr, auch weil sie durchaus in der Lage war, den einen oder anderen Störenfried eigenständig herauszuschmeißen. Etwas schade war es schon, dass sie gerade in einem Internat in der Stadt untergebracht war. Früher hatte sie die Bar nur betreten müssen und die Jungs hatten noch nicht einmal ein Schimpfwort wie „scheiße" gesagt. Eine Bewegung in der Nähe der Tür riss mich aus meinen Gedanken und ein Fremdling betrat die Bar.

Sie war alleine. Die schwarzen Haare hatte sie zum Pferdeschwanz auf den Kopf gebunden, die Kleidung schwarz und lila. Unter der Motorradjacke entdeckte ich ein Sai am Gürtel. An der Bar schubste sie Michael zur Seite und legte sich mit dem Barkeeper an. Sicherheitshalber trat ich auf die Bar zu und der Keeper nickte mir zu.

„Entschuldigen Sie bitte, aber würden Sie bitte mitkommen?" bat ich sie. „Ne schlechtere Anmache hast du wohl nicht drauf?" drehte sie sich kichernd um, gegen die Theke gelehnt. „Sie verstoßen leider gegen die Hausregeln. Ich muss Sie hinausbegleiten und Ihnen vorläufiges Hausverbot erteilen" erklärte ich ihr. Sie ließ von der Bar ab und trat auf mich zu.

„Ach wie süß. Ein Mann im Kleid, der mir Befehle geben will. Hast du etwa gerade deine Tage? Lass mich raten: Du bist Ende 20, deine Frau hat dich versetzt und jetzt spielst du hier den Trottel, der für Ordnung sorgt, aber nach Ladenschluss mit dem Putzlappen herumläuft. Und nebenbei flirtest du bei der Arbeit, damit du überhaupt die Chance auf ne schnelle Nummer hast, hm?" machte sie sich lachend über mich lustig.

Trotz ihres Protestes packte ich sie und zerrte sie vor die Tür. Draußen schubste ich sie ein paar Meter weiter. Die Tür knallte und sie hörte augenblicklich auf, herum zu schimpfen. „Na endlich. Tut mir leid ağabey, aber es geht nicht anders" seufzte sie mit einer Spur von Bedauern. Sie stürzte sich auf mich und ein piks war das letzte, was ich mitbekam.

„Hat es geklappt?" hörte ich kardeş, aber keine Antwort. Mein Kopf tat ziemlich weh, dennoch öffnete ich die Augen. Lilith nahm mich als erstes in den Arm. Irgendwann löste sie die Umarmung und ich blickte an ihr vorbei.

Kuraiko. Sie blickte mich mit verweinten Augen an, dennoch roch sie nach Unsicherheit und schien auf etwas zu hoffen. „Kuraiko? Aber-ich habe dich sterben gespürt! Kardeş? Was geht hier vor sich?" brach ich perplex heraus und richtete mich auf. Sie nahm mich nur in den Arm und vergrub ihren Kopf weinend in meiner rechten Schulter. „Es ist alles gut, abba, alles ist gut" murmelte sie. Ich erwiderte die Umarmung und spürte die Kälte, die von ihr ausging.

Krux nahm mich aus Kuraikos Armen und gab mir einen Kuss auf die Wange, ich küsste ihn auf die Stirn. Sofort drückte er mich an sich und erneut erwiderte ich die Umarmung. „Ağabey" flüsterte er. „Kardeş" hauchte ich zurück. Zu lange war es her, dass die Lichtelementarmeister uns getrennt hatten.

„Peder?" mischte sich ein weiterer Mann ein. Krux und ich lösten die Umarmung und er drehte mich sanft in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Der Mann war nicht älter als 25 und sah mich erwartungsvoll an.

„Ağabey, dies ist dein zweitgeborener, Jiro, der nächste Teufel und aktueller Herrscher der Unterwelt" stellte Krux ihn mir vor. Jiro lächelte, brannte kurz und hatte sich in einen Phönix verwandelt. Kopfschüttelnd verwandelte ich mich in einen Löwen und auch Krux war ein Wolf. Krallen bohrten sich auf meinem Rücken in das Fell, Kuraiko.

Auch Nasya schlängelte sich um Krux und stupste mir gegen die Nase. „Wir haben dich vermisst! Und Kaia vermisst dich auch schon!" zischelte sie belustigt. Sie war gewachsen und ungefähr so groß wie der Tisch. Eine Wölfin trat zu uns, Kuraiko sprang von mir ab. Lilith. In dieser Nacht schlief ich zum ersten Mal seit Jahrzehnten ruhig, an der Seite meiner Geschwister. Sogar Bacı und kardeş waren gekommen.

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Hi!

Okay, ich war lange nicht so richtig online. Das Kapitel bildet jetzt den vorläufigen Abschluss von "Geschwisterbund-In der Fremde". Weitere Kapitel, die ich schon geschrieben habe, werde ich im Laufe der Zeit hochladen. Es ist auch nicht sicher, wann "Geisterhafter Wind" startet.

Es hat sich durch Corona bei mir viel verändert und das auch nicht unbedingt zum Guten. Ich kann nur sagen: Nehmt dieses scheiß Virus ernst, haltet Abstand, tragt eure Maske über Mund UND Nase, auch wenn ihr nach Stunden Schule davon genervt seid und im Bus kein Bock mehr habt. Ihr wisst nicht, ob ihr nicht vielleicht doch infiziert seid und bei den Leuten um euch herum jemand daran sterben könnte.

Wir lesen uns in den Kommentaren,

Eure Brom

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