Amnesie

Beginn Teil 2

Stille. Nichts als weiße Stille, die mich umfing. Etwas fehlte, als wäre mein Herz still gestohlen worden. Weiße Stille. Keine Stimme, die meine Gedanken erfüllte, außer meiner eigenen. Mein Herz war fort, doch es schmerzte nicht. Es war ein sanfter Schmerz, ein Hauch in der weißen Stille.

Ich versuchte, die Augen zu öffnen. Ein Mädchen brannte sich in mein Gedächtnis. Sie war da, aber ich konnte sie nicht greifen. Ein Feuer. Ein Hauch in der weißen Stille. Eine Frau nahm das Mädchen an den Schultern, sie auf den Schoß.

Meine Hand griff fest zu, direkt auf etwas Hartes. Rinde. Ein Stock. Jetzt konnte ich die Augen öffnen. Grün. Blätter. Braun. Holz. Baum. Nicht Baum, Palme. Eine Palme. Zwei Palme. Drei Palme. Warum Palme? Warum? Palme!!!!! Invasion der Palmen!!

Himmel. Blau. Viel Himmel. Viel Blau. Luft. Warm. Viel Warm. Boden. Kühl. Boden viel kühl. Gut. Boden kühl gut. Gesicht. Fremd. Ich richtete mich erschrocken auf. Dong. Mann. Fremd. Schlecht. Stock in meiner Hand, gut.

„Clouse! Da bist du ja!" kam ein anderer Mann angerannt. Neben mir ging er in die Hocke. „Ich habe mir schon Sorgen um dich gemacht, Clouse. Bist du verletzt?" sprach der Mann mich direkt an. Ich starrte ihn nur an, hielt den Stock schützend vor mich. Wer zum Geier ist das?

„Wer sind Sie? Warum nennen Sie mich Clouse?". Der Mann riss erschrocken die Augen auf. „Ich bin Chen. Du bist mein Schüler Clouse und von deinem Training im Dschungel nicht zurückgekommen. Wenigstens bist du nicht ernsthaft verletzt. Kannst du dich wirklich nicht mehr erinnern?" erklärte er mir.

Chen. Irgendwas war da. Irgendwas. Ein Monster aus Feuer. Meine hija. „D-da war ein Feuer...und meine hija. Sie ist tot" realisierte ich.

Seufzend sah ich mich in dem Zimmer um. Alles wirkte vertraut und dennoch fremd. Vorsichtig strich ich über den Schreibtisch. Kein Staub, alles war auf das penibelste aufgeräumt. Wer hier wohnte, duldete anscheinend keinerlei Unordnung.

„Ich lasse dich jetzt mal alleine, Clousy-Clouse. Ruh dich aus, dir muss doch noch der Kopf wehtun. Ich lasse dir Wasser und eine Schüssel Nudeln bringen" verschwand Chen aus „meinem" Zimmer. Zwischendurch kam eine Dienerin mit einem Tablett.

Nach dem Essen öffnete ich die Schreibtischschubläden und die Schränke. Dafür, dass die Oberflächen und der Boden einen vor Sauberkeit und Ordnung nur so ansprangen, sah es in den Schräken umso unordentlicher aus. Mit Ausnahme der Kleidung, die teilweise millimetergenau ohne jegliche Falten im Schrank einsortiert waren.

Dafür sahen die übrigen Schränke, Schubladen und Fächer, in denen keine Kleidung lag, aus als wäre eine wilde Horde durchgeprescht. Selbst die Mittelchen waren alles andere als ordentlich gelagert, dafür die einzelnen Fläschchen genauestens beschriftet. In einem kleinen Kessel (kein Staub!) lag ein Buch, auf dessen lila Umschlag sich eine Schlange in den Schwanz biss und Zaubersprüche, Flüche und allerlei Tränke enthielt.

In der mittleren Schreibtischschublade lag ein kleines Büchlein, verborgen unter Schriftrollen und einem Ledergürtel. Der Einband war mit Ornamenten verziert, in der Mitte prangte ein Symbol. Ein Schwert, das nach unten zeigte in einem Kreis. Wo Kreis und Schwertspitze aufeinandertrafen, ruhte ein große Schlange. Vorsichtig öffnete ich das Büchlein. Ein Tagebuch.

01.03.1404

Er hat es geschafft. Er ist mit Mord davongekommen. Weil niemand außer uns davon weiß. Keiner hat uns geglaubt, dass Kodokuna ein Psychopath ist. Jetzt sitze ich hier in Ninjago fest, als Shervan Aziz Yang. Meinem kardeş haben sie auch die Vornamen verdreht. Es ist demütigend.

04.04.1404

Meine Nahrung wird knapp. Als Halbling kann ich immer wieder einen Tag auslassen, aber ich brauche eine Unterkunft. Mein Problem: Ninjago ist eine asoziale Welt. Alles kostet „Geld" und mit verschiedenen Tätigkeiten bekommt man unterschiedlich viel oder wenig davon.

Die Menschen denken ernsthaft, dass mache Berufe wichtiger sein sollen als andere. Je sozialer der Beruf, desto asozialer ist das Gehalt. Viele sind sogar der Meinung, dass eine Frau für die Arbeit weniger Anerkennung bekommt als Männer. Für ein Haus oder Zimmer muss man auch bezahlen.

Von dem Geld das ich mit Gelegenheitsarbeiten verdiene, kann ich mir kein Zimmer leisten. Ich vermisse meine Geschwister. Am meisten fehlen mir Abla und kardeş. Mit dem Kleinen zu tanzen ist entspannender als meditieren.

15.04.1404

Notiz an mich: Menschen sind tagaktiv und mögen es gar nicht, wenn man ohne festen Wohnsitz und triftigen Grund herumzieht. „Keine Bleibe" gilt übrigens nicht als Grund. Also hielt ich Ausschau nach Klöstern oder ähnlichem.

Die Leute erwähnten hauptsächlich zwei Klöster: das von den Sensei Garmadon und Wu Hideto-oğlu und das von Chen. Morgen früh erreiche ich Chens Kloster. Hoffentlich nimmt er mich auf, er soll guten Unterricht geben.

Ansonsten muss ich es bei Kampf- oder Tanzschulen versuchen. Obwohl ich vor allem bei letzterem als Mann im Kleid eher schiefe Blicke auf mich gezogen habe. Menschen sind doof.

17.05.1404

Steigerung von doof? Doof, doofer, Menschen, Chen. Der Idiot hat weniger Grips als die meisten Drachen. Wenigstens kann ich die Gebühren, die er mir für den Unterricht abknöpfen wollte, durch Hausarbeit abarbeiten. Wie der geglotzt hat, als ich die Kalte Flamme heraufbeschworen hatte. Einfacher Grundschul-Trick. Einen „Mitschüler" habe ich auch. Naja, als ich kam, war er nach zwei Tagen schon gegangen.

20.06.1404

Heute habe ich Chen mal wieder klar machen müssen, dass ich bereits verheiratet und somit tabu bin. Der Kerl ist läufiger als manche Drachenblüter, die prostituieren. Verkehr ohne Möglichkeit zur Fortpflanzung ist ja normal, aber diese Schlampe ist ein Fall für die geschlossene Psychiatrie. Dafür war der Neuling umso bereitwilliger gewesen. Immerhin ahnt Chen es noch nicht einmal, dass ich ein Dämon bin. Besser, er erfährt es auch nicht.

22.06.1404

Einen PK zu tragen, ist die ideale Ausreden gegen Sex mit dem „Meister". Wenigstens hat er mir zwischendurch etwas anvertraut: Ein Zauberbuch der Anacondrai. Das meiste daraus kann ich eh schon auswendig, ist längst überholt oder sogar verboten. (Wer kommt auf die bescheuerte Idee, Menschen in Anacondrai verwandeln zu wollen? Abgesehen davon, dass es streng verboten ist.) Aber hier in Ninjago scheint man noch nicht so fortschrittlich zu sein. Weder magisch noch moralisch.

--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Hi!

So, unser lieber Shervan hat leider einen "kleinen" Gedächtnisverlust erlitten. Und ja, das ist sein eigenes Tagebuch. Gab es eigentlich im letzten Kapitel eine Stelle, die dir besonders gut oder gar nicht gefallen hat, ConKus? Und wenn ich nicht komplett irre, ist Cookie_Lloyd neu hier, herzlich willkommen. Kleiner Tipp: Im deutschen Ninjago-Fanon-Wiki habe ich alle öffentlichen Bücher aufgelistet, nicht durcheinanderkommen!

https://lego-ninjago-fanfiction.fandom.com/de/wiki/Brom

Es geht so langsam voran im Fanon, das Regelwerk steht so halb. Eventuell gibt es auch welche, die das Paragraphengewimmel in einen Fließtext übersetzen.

Auch die Geschichten gehen so langsam weiter, insbesondere die Fortsetzung von "Nur ein Wettkampf?".

Eure Brom

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top