Begegnung - Diesmal anderer Art

Der Mann im Park trug einen weiten, hellblauen Regenmantel, quietschgelbe Gummischuhe und in der Hand einen Schirm, der Schatten auf sein Gesicht warf, während die Sonne hell vom wolkenlosen Himmel strahlte. Er blickte abwesend, gedankenverloren auf die spiegelglatte Oberfläche des Weihers, der nahe der Straße am Rand des herbstlichen Parks gelegen war.
Nur ein altes Entenpaar dümpelte heute auf dem Wasser, sonst war niemand zu sehen.

Marlene war das einzige menschliche Wesen, das der Herr im Regenmantel hätte bemerken können, wäre er nicht so in Gedanken versunken.
Dafür bemerkte sie ihn. Irritiert und noch unsicher schlich sie näher. Sie kam gerade erst aus der Schule, hatte den Umweg über den Park nur gemacht, um selbst einige Minuten mit ihren Gedanken allein zu sein. Nun hatte die einsame, so deplatziert scheinende Gestalt des Mannes ein Gefühl in ihr hervorgerufen, das sie davon abhielt, einfach weiterzugehen.

Schließlich regnete es nicht mehr. Seit Tagen nicht.

Sie setzte an, vielleicht zu einer Begrüßung oder einem Räuspern, verstummte wieder. Die Erscheinung des Mannes erschien ihr unwirklich, irgendwie befremdlich, und dennoch...

"Hallo?", fragte sie schließlich zaghaft, trat noch einen Schritt vor und spähte um den Rand des Schirmes herum, um einen Blick auf das Gesicht des Herrn zu erhaschen.

Der zuckte zusammen, schien einen langen Moment zu brauchen, um sich zu sammeln, zu orientieren. Der Regenschirm verschob sich, dunkle Augen betrachteten die schmale Gestalt vor ihm.

"Es ... Es hat aufgehört zu regnen", merkte das Mädchen schüchtern an, gebannt von seinem Blick.

Der Mann musterte sie einen Moment, dann runzelte er die Stirn, sah auf die Wasserfläche, die weißgoldenen Reflexionen der Sonne und lächelte verlegen über sich selbst.

"Ach ja", sagte er leise. "Ich vergaß." Ein leichtes Nicken in Richtung des Mädchens, "wie freundlich", ein herzliches, irgendwie verloren wirkendes Lächeln, dann wandte er sich ab und ging.

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