24. Die Vollstrecker (I)
Tobias erstarrte, als er die Stimme vernahm. Er versuchte, jemanden auszumachen, doch durch den Lichtstrahl auf sein Gesicht war das schwierig.
Mit klopfendem Herzen hörte er Schritte rechts von ihm. Dadurch, dass die Frau Englisch gesprochen hatte, wusste er nur Eines: das konnte nur die Person sein, die der Professor so fürchtete. Die Person von dem Orden. Aus Silent Hill.
"Now it is time, that you get punished", sagte die Frau in diesem Moment. Tobias versuchte, trotz Lichtstrahl ihre Position auszumachen und blinzelte mit abgeschirmter Hand in den Raum. Die Stimme kam von halb rechts.
Er schmiss die Fackel in der anderen Hand vor sich in den Raum und leuchtete mit der Halogenleuchte in die vermutete Richtung. "Who is it?!", rief er und versuchte, die Person mit einem Lichtstrahl einzufangen.
Die Frau hielt sich eine Hand vor die Augen. Tobias konnte zusammengekniffene, vollmundige Lippen erkennen, mit deutlichen Mundwinkeln an der Seite.
"That is not your problem now, I think", schnurrte die Frau halb amüsiert und leuchtete mit ihrer Lampe in der anderen Hand von Tobias auf die linke Seite des Hörsaals.
Tobias folgte dem Lichtstrahl und erschrak. Auf der anderen Seite des Hörsaals stand ein großes bizarres Wesen. Es schien bis eben erstarrt gewesen zu sein, setzte sich aber plötzlich in Bewegung, sobald der Lichstrahl der seltsamen Frau es anstrahlte.
Tobias rutschte das Herz in die Hose. Das Ding hatte eine riesigen, merkwürdigen spitzen Hut, der seinen Kopf und ein Teil seines fleischigen Torsos abdeckte. Er war pyramidenartig geformt und hatte die rostbraune Farbe der bizarren Otherworld. Man blieb sofort mit dem Blick darauf haften. Tobias schluckte. Vielleicht war das auch gar kein Hut, sondern sogar sein Kopf.
Das Wesen setzte einen Fuß vor und machte seinen ersten Schritt. Die Beine waren verhüllt, der Oberkörper war bis an den metallischen Riesenhut heran entblößt. Er schien fast normal menschlich, war aber sehr muskulös.
Tobias Herz klopfte laut. Im nächsten Moment hörte er ein metallisches Kreischen und Schaben. Er leuchtete nun selbst das Ding an, das begonnen hatte, in seine Richtung zu gehen. Dann sah er, woher das scharrende Geräusch kam: das Wesen hielt in seiner rechten Hand eine Art riesiges Schwert, das es hinter sich herzog. Tobias gefrierte der Atem.
Die Frau bemerkte seine Erstarrung und lachte böse auf. "Let me introduce this wonderful creature", rief sie mit sakralem und zugleich boshaftem Tonfall in das kreischende Geräusch hinein, "this is one of the executioners of god. A servant of Samael!"
Tobias hörte nur halb hin. Ohne das Ding aus den Augen zu lassen, stemmte er sich zügig aus dem Loch.
Die Frau bemerkte das und leuchtete von dem Wesen wieder zu Tobias. "Prepare to die - ahahahahahaaa", lachte die Alte hämisch.
Tobias hörte daraufhin Schritte und leuchtete kurz von dem Ding nach rechts, wo er die Frau vermutete. Tatsächlich sah er sie auf dem rechten Treppengang nach vorne kommen, scheinbar unbeeindruckt von der ganzen Szenerie.
Das metallische Kreischen der Schneide kam immer dichter. Tobias leuchtete unentschlossen zwischen dem Wesen und der Frau hin und her. Das Ding war gleich vor der ersten Sitzreihe.
Tobias traf eine Entscheidung und rannte mit plötzlicher Wut im Bauch auf die Frau zu, die scheinbar durch die rechte Hörsaaltür verschwinden wollte. Er nahm Anlauf, um die Frau umschmeißen. Doch die hatte plötzlich irgendetwas in der Hand und hielt es vor sich.
Er hörte ein seltsames Surren und sah im selben Moment von dem Gegenstand der Frau eine Art Luftwelle ausgehen, die ihn traf. Mit einem Ruck wurde er rückwärts durch den Raum gestoßen - so stark, dass er fast wieder in der Mitte des Hörsaals landete.
Erschrocken leuchtete er die Frau an. "Not this way, stupid boy", tadelte sie mit schnarrender Stimme und steckte den gläsernen Gegenstand wieder in die Tasche ihres Gewandes.
Tobias konnte in diesem Moment ihr ganzes Gesicht erfassen. Große dunkle Augen starrten ihn stechend an, in einem schmalen Gesicht, das von ergrauten glatten Haaren umgeben war. Tobias fröstelte es. Diese unheimliche Person sah genau so aus, wie man sich eine echte Hexe vorstellte.
Im nächsten Moment merkte er, dass das metallische Kreischen plötzlich ziemlich laut war.
Er ruckte auf dem Boden herum und sah das Ding erschreckend nah im vorderen Teil des Raumes stehen. Eilig rappelte er sich auf. Er stand direkt vor dem Hörsaalpult, das hier ebenfalls metallisch war und aus rostbraunen Eisenplatten bestand.
Während er hochschnellte, holte das Wesen mit einem Mal mit seiner riesigen Schneide aus. Tobias sah es mit Schrecken und sprang zur Seite. Er hörte ein langgezogenes tiefes Luftsurren, dann kreischte und polterte es ziemlich laut. "Aahh!", schrie Tobias und rollte sich zur Seite. Das ohrenbetäubende Kreischen hielt einen nervenzerreißenden, längeren Moment an.
Tobias sprang ein Stück entfernt hoch und leuchtete zu dem Wesen. Ihm klappte der Unterkiefer runter, als er sah, was los war: das Ding hatte das metallene Hörsaalpult mit seiner Schneide eben gerade einmal komplett durchteilt, als wär es aus Holz. Ein riesiger Spalt klaffte in dem bizarren Pult und das monströse Schwert des Dings mittendrin.
Tobias ächzte. Wie sollte man ohne Waffe gegen so einen Gegner ankommen? Beklommen sah er, wie das Wesen plötzlich an Ort und Stelle um 180 Grad herumruckte. Dies ging unnatürlich schnell und ohne den rechten Arm vom niedergefahrenen Schwert zu verändern. Tobias hörte ein ekliges Knacken, dann war das Wesen herumgeruckt, den rechten Arm samt Schwert wieder hinter sich.
Fassungslos sah Tobias, wie das Ding im nächsten Moment wiederum begann, auf ihn zu zuschreiten, als wäre nichts weiter passiert. Anstatt die Schneide herauszuheben, zog es sie nun einfach hinter sich aus dem Spalt heraus.
'Was ist das nur für ein krankes Ding??', fragte sich Tobias. Er erinnerte sich, dass die Frau den Begriff "executioner" benutzt hatte, was soviel wie 'Vollstrecker' bedeutete. Eine Art Scharfrichter der Otherworld anscheinend. Ein Henker des als Gott verehrten Wesens.
Diese Gedanken brachte Tobias wieder auf die seltsame Frau und er wandte sich plötzlich um. Wo war die eigentlich? Doch an der Hörsaaltür stand niemand mehr. Vermutlich hatte sie den Raum verlassen.
Im nächsten Moment hörte Tobias ein unmenschlich tiefes Brummen. Er riss den Blick nach vorn und erkannte, wie der Vollstrecker erneut mit der Schneide ausholte, diesmal seitlich. Er war eigentlich noch ein gutes Stück von ihm entfernt, aber dieses Riesenschwert war so unglaublich lang und könnte ihn mit der Spitze erwischen.
"Aahh!", schrie Tobias und warf sich auf den Boden. Gleich darauf spürte er einen deutlichen Luftzug und hörte das riesige Schwert mit dunklem Surren über sich hinwegstreifen.
Tobias rollte sich zur Seite bis zur ersten Sitzreihe auf der rechten Seite des Hörsaals. Dort leuchtete er am Boden liegend zu dem Vollstrecker. Ein lautes metallisches Kreischen war zu vernehmen, als die Schneide nach dem Ausholen den Boden berührte und ihn ein Stück entlangfuhr. Mit erschauerter Miene sah Tobias, wie das Ding sein übergroßes Schwert stoppte und einen Moment so stehen blieb..
Zitternd stand Tobias auf und beobachtete seinen Widersacher. Der Vollstrecker bewegte langsam seinen Kopf mit dem pyramidenförmigen Eisenhut herum und schien Tobias direkt anzusehen. Dessen Puls raste. Der Henker der Otherworld schien ihn zu fixieren und hob im nächsten Augenblick seine linke Faust in einer Art Kampfpose. Im Licht der Fackel, die Tobias vorhin mitten in dem Raum geschmissen hatte, wirkte diese Geste und das ganze Ding geradezu gespenstisch.
Tobias schluckte. Er musste irgendwie zu der Hörsaaltür kommen. Dann könnte er wie diese verrückte Frau aus dem Raum verschwinden.
Der Vollstrecker ruckte plötzlich mit dem Rest seines Körpers herum, wobei sein pyramidenartiger Kopf unverändert auf Tobias gerichtet blieb. Dann setzte er sich wieder in Bewegung und näherte sich abermals seinem auserkorenen Opfer.
Tobias erstarrte. Dadurch, dass das Ding in diese Richtung kam, schnitt es ihm den Weg zur Hörsaaltür ab. Er könnte es zwar an der Wand entlang schnell noch dorthin schaffen, aber das Risiko, von dem Ding aufgrund der übergroßen Schwertreichweite auf dem Weg dorthin zerteilt zu werden, war ihm zu groß. 'Verdammt!', dachte er. Er musste es irgendwie hinhalten, um zu dieser Tür zu kommen.
Er wollte sich gerade wieder in Bewegung setzen, als ihm der Schmerz im linken Bein bewusst wurde. 'Oh nein - nicht das noch', dachte Tobias erschrocken. Die Wunde vom Biss des Höllenhundes war wieder zu spüren und puckerte. Scheinbar zeigte die Anstrengung der letzten Minuten ihre Wirkung.
Der Vollstrecker näherte sich der ersten Sitzreihe. Tobias tat vorsichtig einen ersten Schritt zur Seite und knickte halb weg. Ihm rutschte das Herz in die Hose. Er konnte nur noch humpeln.
___
Anne ging zitternd immer weiter rückwärts von der vergitterten Metallrampe weg, auf der das seltsame Ding vom oberen Stockwerk den Raum betrat. Jetzt wo es vollständig zu sehen war, bekam es Anne erst richtig mit der Angst zu tun. Denn oberhalb des muskulösen Oberkörpers trug das Ding einen riesigen pyramidenförmigen, spitzen Hut aus verrostetem Eisen, was dieser Kreatur ein geradezu dämonisches Aussehen verlieh. Dazu diese riesige Schneide, die so lang war wie das Monster selbst und so breit wie ein Regalboden. Und das Ding war ja immerhin auch über zwei Meter groß.
Sie hatte sich nicht getäuscht: dieses Monster war keine gewöhnliche Kreatur der Otherworld, die das mysteriöse Gottwesen aus ihren Gedanken geschaffen hatte. Nein - dieses Ding schien etwas ganz Besonderes zu sein. Anne würde sich nicht wundern, wenn dahinter ebenfalls diese seltsame Frau steckte. Irgendetwas hatte sie doch zum Schluss noch gerufen.
Das Monster verließ mit einem letzten Schritt die Metallrampe und kam auf Anne zu. Unter lautem metallischen Schaben und Kreischen zog es dabei sein riesiges Schwert hinter sich her. Anne wimmerte halb und ging rückwärts an eine der Säulen heran, von denen es zwölf Stück im Raum gab - an jeder Wand vier.
Unbeeindruckt kam das dämonische Ding auf sie zu. Anne sah sich schnell um. Warum gab es hier keinen Ausgang? Sie schaute auf ihr Katana-Schwert. Die Waffe wirkte geradezu lächerlich im Vergleich zu der Hammerschneide, die das Wesen bei sich hatte.
Mehr Zeit zum Überlegen hatte sie nicht. Das Ding blieb plötzlich ein Stück entfernt vor ihr stehen und holte mit dem Schwertarm aus. "Scheiße!", schrie Anne und sprang nach rechts zur nächsten Säule.
Gleich darauf krachte es ungemein laut. Anne merkte ein Ruckeln und drehte sich bei der anderen Säule um. Die riesige Schneide des Monsters hatte die Säule, die anscheinend aus Stein bestand, in Stücke gehauen. Es polterte ungemein, als riesige Steinbrocken mit lauten 'Klänk'-Geräuschen auf den vergitterten Eisenboden fielen. Mit rasendem Puls sah Anne, wie das Monster einfach seine Schneide aus dem zerschlagenen Steinhaufen zog, als sei nichts Schlimmes passiert. Selbst die deutliche Staubwolke, die es umgab, schien es nicht zu beeindrucken.
Mit klopfendem Herzen ging Anne langsam weiter nach rechts bis zur nächsten Wand. Das Ding starrte derweil wieder mit seinem pyramidenartigen Hut in ihre Richtung und kam erneut auf sie zu. Anne stand in der äußersten Ecke des Raumes und sah sich um. Was sollte sie nur tun? Dann fiel ihr Blick auf die Metallrampe, dessen Ende genau an der gegenüberliegenden Ecke des Raumes lag. 'Moment mal', durchzog es Anne siedend heiß, 'es gibt ja einen Ausgang!'
Ohne lange zu überlegen, rannte sie plötzlich an der Wand neben ihr entlang auf die andere Ecke des Raumes, zum heruntergesenkten Teil der Metallrampe. Das Monster war zwar gefährlich, aber wegen seiner übergroßen Waffe auch ziemlich langsam. Dachte sie.
Was Anne aber nicht sah, war das sofortige Herumrucken des Wesens in die entgegengesetzte Richtung. Während Anne das untere Ende der Metallrampe erreichte, hatte das Ding bereits begonnen, an der gegenüberliegenden Wand zum oberen Ende der Rampe zu gehen.
Anne bog nach links auf die Rampe und wollte sie hochrennen. Wegen des glatten Eisengitters rutschte sie aber gleich wieder herunter. "Bitte, bitte!", flehte sie panisch und versuchte es erneut. Diesmal hatte sie sich vorgebeugt und hielt sich mit den Händen im engmaschigen Gitter fest. Es klappte. Sie hievte sich mit ihren Turnschuhen in einen einigermaßen festen Stand. Erschrocken bemerkte sie dabei, dass das Monstrum sich dem oberen Teil der Rampe näherte.
Langsam aber sicher arbeitete Anne sich Schritt für Schritt vorwärts. Sie versuchte, die Kreatur, die halblinks unter ihr näher kam, auszublenden. Sie schaute nur nach vorne und nach oben. Schon konnte sie den rettenden Eisenboden der oberen Etage sehen.
Doch was war das! Plötzlich sah sie vor sich die riesige Breitseite des Schwertes auftauchen und ins Metall schneiden. Es kreischte ungeheuer laut, als die gewaltige Klinge in das obere Ende der Metallrampe hineinschnitt. Anne schrie aus voller Kehle auf vor Schreck, hielt sich nach vorn gebeugt am wackelnden Gitter fest, während hunderte Funken inmitten dieser nervenzerreißenden Symphonie des Kreischens aufstoben und das Schwert ungehindert das obere Ende bis zur Wand durchtrennte.
Gleich darauf spürte Anne einen heftigen Ruck. Der obere Teil der Rampe brach unter einem lautem metallischen Knatschen ab. Sie schrie immer noch, als sie mitsamt dem schrägen Teil der Rampe nach unten sauste. Im nächsten Augenblick prallte sie auf Knien gebeugt mit einem überlauten 'Klänk' auf.
Das metallische Poltern hallte immer noch nach. Anne hustete und fühlte sich, wie nach einem kräftigen Hieb in den Magen. Doch sogleich schnellte ihr Blick wieder zu dem Monster. Gerade rechtzeitig. Es polterte einmal kurz laut, als das Unding seine gewaltige Klinge auf den Boden sausen ließ, nur um gleich darauf erneut damit auszuholen: auf das wehrlose Opfer am Boden vor ihm.
Anne machte die Augen weit, stellte sich in der Hocke auf die Füße und sprang so weit wie möglich nach links weg. Sie sah noch das riesige Schwert in der Luft von oben niederfahren, doch dann war sie weg.
Ein ungemein lautes metallisches Krachen folgte sogleich. Anne glaubte, neue Funken hinter sich zu spüren. Etwas entfernt drehte sie sich am Boden liegend um. Das Monster hatte mit seinem Hieb einen riesigen Riss in die Metallrampe und den Boden darunter geschlagen. Außerdem sah Anne die Reste des zersplitterten Katanas in den Abgrund sausen. Sie hatte die Waffe fallen gelassen, als sie samt Rampe abgestürzt war. Nun war sie endgültig verloren.
Das Ding zerrte an seiner Schneide, um sie wieder aus dem Riss zu bekommen. Anne nutzte den Moment, um wieder auf die Beine zu kommen. Es ging nur langsam. Sie merkte, wie kaputt sie allmählich war. Tränen liefen ihr die Wangen hinab. Sie konnte nur auf das monströse Wesen starren, das sie nicht in Ruhe lassen würde. Sie schüttelte den Kopf und kämpfte gegen die Tränen an. Was sollte sie nur machen? Was nur?
___
Tobias Herz raste. Ausgerechnet jetzt machte sich die Beinwunde wieder bemerkbar. Beklommen sah er, wie der Vollstrecker sich der rechten Seite der ersten Sitzreihe näherte - da, wo er stand.
So schnell er konnte, humpelte er die Sitzreihe entlang. Der dämonische Scharfrichter fackelte nicht lange und holte über seine Schulter aus. Es krachte höllisch laut, als die riesige Klinge hinter Tobias in die metallische Sitzreihe hineinfuhr. Sein Herz klopfte hektisch in der Brust. Das Ding hatte ihn geradeso verfehlt. Unzählige Funken stoben auf, während die Schneide des Vollstreckers zwei Sitzplätze von der ersten Reihe und der dahinter mit lautem Kreischen bis auf den Grund zerteilte.
Tobias humpelte die Sitzreihe bis ans Ende und sah sich dann erst um. Der Vollstrecker zog an seiner Klinge, die in den zerschmetterten Sitzen steckte. Das war seine Chance! Er sah nach rechts zur anderen Hörsaaltür, die sich auf seiner Seite des Raumes befand. Aber dort war nur ein weiteres Eisengitter. Außerdem würde ihm das nichts nützen, da er dann wieder dort war, wo er nach der riesigen Todeshalle rausgekommen war. Wo schon die Skarabäen auf ihn warteten.
Nein - er musste rasch zur anderen Tür! Fiebrig schnellte sein Blick zum Monster und zu der gegenüberliegenden Hörsaaltür, die jetzt ein Stück von dem Monster entfernt war.
Tobias wartete nicht länger. So gut es ging, humpelte er in einem großen Bogen schräg rechts durch den vorderen freien Teil des Raumes Richtung Hörsaaltür. Doch in dem Moment hatte der Vollstrecker seine Schneide mit einem lauten metallischen Kratzen herausgezogen. Gleich darauf schritt er ebenfalls Richtung Tür und kam dadurch seitlich auf Tobias zu.
'Verdammt, er schneidet mir den Weg ab!', erkannte Tobias mit Schrecken. Er war schon in der Mitte des Raumes, direkt bei dem Loch, von dem aus er hier reingekommen war. Es waren nur noch fünf Meter bis zur Tür. Doch Tobias musste einsehen, dass er es nicht schaffen würde. Nicht, wenn er nur humpeln konnte.
Widerwillig blieb er bei dem Loch im Boden stehen und seufzte verärgert. Der Vollstrecker bemerkte dies und änderte sofort seine Richtung. Spätestens jetzt musste er den Rückweg antreten. 'Dann eben nicht direkt', dachte Tobias, wendete sich um und rannte zur entgegengesetzten Seite des Raumes - zur anderen, vergitterten Hörsaaltür.
Dort drehte er sich um und nahm erleichtert den wieder größeren Abstand zu dem Ding wahr. Der Vollstrecker drehte sich vor dem Loch nach rechts und schritt unbeeindruckt auf Tobias' neue Position zu.
Der schnaufte erst einmal durch, gönnte sich mit Absicht eine kleine Pause. Im Prinzip hatte er nur eine Möglichkeit: er musste das Ding durch den Raum locken, bis es noch weiter von der rechten Hörsaaltür entfernt war. Dann könnte er dadurch verschwinden.
Als der dämonische Henker schon wieder beträchtlich nahe war, humpelte Tobias von der vergitterten Tür aus die Wand entlang, bis zur ersten Sitzreihe. Er wandte sich um und schaute zu seinem Peiniger. Zufrieden registrierte er, wie er ihm wieder folgte. Daraufhin machte Tobias ein paar Schritte und ging auf den diesseitigen Treppengang nach oben, hoch zu den hinteren Sitzreihen. 'Komm schön her und versuch mich zu kriegen', dachte er hinterlistig.
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