Von der Eisenbahnfahrt
Kein Plan, wie ich die Geschichte anders hätte strukturieren können.
Ein seltsamer Mensch ist mir einst begegnet. Ich muss auf ihn interessant gewirkt haben, vielleicht auch auffällig typisch, sodass er mich für eine seiner Ansprachen auserwählte.
„Das Leben ist ein Zug." Diese steile These unterbreitete er mir mit erhobenem Zeigefinger. Ich dachte entsprechend. „Zur Seite kannst du immer schauen, nach vorne muss es dir misslingen." „Und nach hinten?"„Du erinnerst dich doch wohl, was du zuvor aus dem Fenster gesehen hast. "Was ist die Strecke? Welches Tempo?", fragte ich, um ihn aus der Fassung zu bringen. Es gelang. „Ach... das Tempo ist... eine Sekunde – pro Sekunde halt, und die Strecke die Zeit."„Welche Weichen werden gestellt?" – meine Neugier nahm langsam Überhand. „Diesen speziellen Zug kannst du selbst steuern. Oder auf Automatik stellen. Freilich stellen sich so oder so viele Weichen selber, dein Funkgerät macht da nix. "Was ist das Ziel?" wollte ich wissen, es war zum Mäusemelken mit mir. „Die Strecke endet abrupt. Irgendwann wird der Zug mit allen Passagieren – du fährst und lebst ja nicht alleine –ruckeln und aus irgendeinem von vielen verschiedenen Gründen entgleisen." „Was passiert dann?" „Du überlebst. Oder eben nicht. Du nimmst Schaden. Oder eben nicht. Du kannst es nicht voraussehen oder erahnen. Es wird ganz anders, ohne Tempo, ohne Zeit, es wird passieren." „Kommt denn ein weiterer Zug irgendwann vorbei?", fragte ich; ich war richtiggehend beeindruckt. „Die Strecke hinter dir, schon während du fährst, wird sofort stillgelegt. Sie ist zwar, sofern zugänglich, für andere sichtbar, mehr aber auch nicht."
Ein weiser Mensch ist mir einst begegnet. Ich schien ihm belehrungswürdig, deshalb wählte er mich für eine seiner seltenen Ansprachen aus. Ich frage mich nur, ob er anderen auch die gleiche Geschichte erzählt.
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