Streichhölzchen

Was wäre unsere Welt ohne Streichhölzer? Sie sind so klein, und doch erwachsen einige größere Flammen aus ihnen - und wärmen Haut und Herzen.
Diese kleinen Wunderwesen haben manchmal Seelen, wusstet ihr das nicht? Sie sprechen miteinander, ich habe neulich gelauscht.

Ich horchte in ihre Schachtel, sie waren ganz aufgewühlt. Streichhölzer sind Pessimisten. Zu einem kleinen Holz sagte ein stolzes: "Ich möchte ungern nur ein Teelicht entzünden. Das ist so bedeutungslos!" Ein anderes meinte: "Mich soll bitte kein Kind entfachen. Denn ich werde mich nicht mehr kontrollieren können; es könnte sich die Hand verbrennen." Das kleine Holz war merklich verunsichert.
Doch seine Peiniger fuhren fort: "Und überhaupt: In jedem Menschen steckt noch das Kind."  "Wer weiß, vielleicht wird aus der brennenden Hand ja brennend Haus und Kind?" Das arme Hölzchen war nun völlig verängstigt. Und sie machten ihm weiter Angst: "Ohnehin wirst du vom Verbrennen schwarz. Du bist dann ausgebrannt, hast vielleicht gar nicht viel bewirkt, und wirst achtlos weggeworfen. Das Feuer versengt dein kleines Köpfchen und blendet deine Augen." Obschon es eigentlich keine Augen hatte, sagte das bemitleidenswerte Ding kleinlaut: "Ich glaube, ich möchte gar nicht brennen." 

Da nahm ich es bereits heraus, weil ich nicht rechtzeitig begriffen hatte. Ich nahm es zwischen die Finger und rieb es an der Schachtel. Das Kleine wehrte sich nach Kräften, und zerbrach bald. Meine schöne, helle Kerze wurde von dem stolzen Holz angesteckt.
Eines hatte noch aus der Schachtel dem Kleinen zugerufen, leider zu spät: "Dies war meine größte Angst, nicht angesteckt zu werden und nicht anzustecken." Und es war ihrer aller größte Angst, die es aussprach, doch in der Furcht hatten alle anderen diese verdrängt gehabt.

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