Mater Perfecta #2
"Ich bin unheilbar krank", sagte er. "Ich kann dir nur noch eines geben: dich zu meinem größten Geheimnis zu führen." Der Junge war erst unsicher, vertraute dann aber. Sie fuhren lange, über ihm suspekte Bergstraßen und dann wieder über weites Land. Dies ging über Stunden, und - der Tank war fast leer - dann sagte der Alte plötzlich: "Angekommen." Sie hielten bei einem Felsen, auf dem eingeritzt war: "Ende des Äons." Die beiden hatten eine Brücke der Welten passiert, unser irritierter Junge erinnerte sich an einen sprudelnden Wasserfall - aufwärts. Er hatte dies für einen Traum gehalten.
Derweil keuchte sein älterer (und besserer) Bruder über den Weg. Er brauchte keine Tabletten, diese hätten ohnehin nur bereits ausgeschöpfte Reserven auszunutzen versucht. Und so geschah, was geschehen musste - er kam am Ziel an, aber bevor er die sich im Fels befindliche Höhle suchen und finden konnte, brach er zusammen. Ein perfekter Marsch war es gewesen, jedoch auch einer von endgültiger Wirkung. Ein Held war gestorben, und jetzt folgten seine letzten Worte: "Perfekt... heißt... voll - endet", hörte sein Bruder ihm stöhnen und hätte würgen können ob der Arroganz, die der Gefallene ausstrahlte. Doch er war ein herzensguter Mensch, und ohne Umschweife reanimierte er diesen. Der Perfekte war schon mit beiden Beinen im Totendunkel gewesen, aber an den einstmals so starken Armen wieder herausgezogen worden. Er hauchte: "Danke. Wie ihr Menschen sagt." Als er wieder ausreichend bei Kräften war - er konnte nun eben auch perfekt regenerieren - erzählte er seinem Bruder von dessen Geschichte. "Ihr Menschen sollt doch so böse sein, so wie wir nicht sein wollen", schloss er. Der vermeintlich Böse aber antwortete: "Ich bin nicht des Bösen, nur des Chaos'. Und dessen Unlogik lässt mich euch verzeihen."
In der Zwischenzeit ging es dem alten Mann immer schlechter. Die Brüder waren besorgt, denn sein Zustand nahm inzwischen dramatische Ausmaße an. Die Brüder waren verzweifelt, als der Greis seine Kraft konzentrierte und die Lebensgeister noch einmal aus dem ewigen Schlaf riss. "Ihr beide", so sprach er, "seid so verschieden. Jetzt tut euch doch bitte zusammen und helft eurem Freund." Der ältere Bruder verstand nicht, wohl aber der jüngere: "Vielleicht muss er in die Höhle. Dort ist doch die Quelle der Ewigkeit, hast du gesagt." Also schickten sie sich an, den Alten dorthin zu tragen. In der Höhle, die leicht zu finden war, befand jene Quelle sich tatsächlich, und der Greis nahm einen heilenden Schluck. Schnell ging es ihm besser. "Danke", sagte er, "das war nicht selbstverständlich." "Wieso?", fragten beide Brüder; der Ältere hatte inzwischen die seltene Gabe des Jüngeren angenommen - man höre und staune, der Perfekte vom Unperfekten - Barmherzigkeit. "Erkennst du mich nicht?", fragte der Alte völlig fassungslos. "Ich habe dich zu diesem Marsch gezwungen."
Die Brüder haben vielen weiteren Menschen den Ort gezeigt. Von dem alten Mann hörte man nie wieder etwas auf Erden, aber aber ist er wirklich tot? Ich glaube, nicht. Vielleicht ist er ja auf ewig mit den vollendeten Eltern beschäftigt.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top