Helden

Single Shot Writing Games... kam 2 Minuten zu spät dort an, wird deshalb nicht teilnehmen.

Ich habe mich immer geekelt vor Helden. Verehrt wie Heilige, wurden Mörder und Kriegsverbrecher gepriesen für ihre Taten, und grausame Reiche für ihre Toten. Wenn mir mein kleiner Sohn einst davon erzählte, er wolle ein Held werden, in die Schlacht ziehen für die Bundeswehr, so hätte ich ihn am liebsten stummschalten wollen, sperrte ihn ein, auf dass er nur mehr sein eigner Held sei. Später würde ich ihm einmal die Welt erklären.
Aber eines Tages ging ich über die Straße, als mich ein sich eigener Held mit seinem Auto umfuhr. Zum Glück kam mir ein Rettungteam zur Hilfe, ohne das ich wohl nicht solche Zeilen schriebe. Sie erlösten mich und bewahrten mich vor dem Tode, brachten mich in ein weiches Krankenhausbett.
Im Laufe meines Aufenthaltes dort lernte ich kennen, was Heldentum wirklich ausmacht. Die Krankenschwestern, oft eigentlich kranke Schwestern, umsorgten die danklos Liegenden. Sie gaben, was diese brauchten, und nahmen sich die Energie, Zeit und Freude, die sie eigentlich selbst gebraucht hätten – für die anderen Kranken. Diese Helden waren nicht Mörder noch gepriesen, und ihr ganzer güldner Schmuck besteht aus ihren Herzen. Ihr Heldentum bestand nicht in Exzessen neben der ihrigen Arbeit, auch nicht im Töten meiner Schmerzen, und dass man ihnen dankbar war. So gab ich ihnen wunderwarme Worte zurück.
Ich habe es gerade meinem Sohn erklärt. „Du willst doch gerne ein Held sein, oder?", fragt er mich gerade. „Ja, meine Art von Held", sage ich. „Natürlich, Papa", versichert mein Spross. „Aber – warum bist du's dann nicht?" Ich ziehe ein verwirrtes Gesicht, damit habe ich nicht gerechnet. Was nur geht im Kopfe meines eigen Fleisches und Blutes vor? Ich bin ihm zur Hälfte böse, aber zur anderen nicht. Ich will es einfach wissen und verstehen. „Was hast du denn getan?", legt er nach. „Du hast gedankt, und gepriesen. Aber nichts gemacht. Held wären wir, wenn wir nicht danken würden, sondern wenn man uns danken würde."
Ich kann ihm nicht einmal widersprechen, selbst wenn meine Einsicht nicht zu einem Danke reicht. Mein Sohn hatte es besser verstanden der früher töten wollte. Aber man wird ihm auch kaum danken für die vergangene Zeit - haben ihn doch Schule, Freunde und Vater gedanklich wie in der Materie eingesperrt. Zu meinem Leidwesen ist er noch gar nicht fertig: "Du weißt, wen wir noch als Alltagshelden kennen, oder?" Ich höre nur noch beschämt zu. "Mama macht so viel." Und es folgte eine Aufzählung, was sie alles macht und tut; schlimmer noch - was er in meinem Schatten tat und machte, und was ich nicht tat und nicht machte. Klar, ich arbeitete hart, aber ich hatte mich immer als meinen Helden gesehen, ohne es zu merken. Und davor, liebe Leser, ekelt euch bitte wirklich - so etwas zu tun und zu denken.

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