Die Felder

Es war einmal ein Bauer, der besaß unter anderem zwei Weizenfelder. Er wollte sie der Allgemeinheit überlassen, denn er war sehr reich und hatte genug. So säte er auf dem fetten Feld Weizen, um den Leuten Nahrung zu geben, und er säte Liebe auf dem kargen Feld, um diese Pflanzen zu wappnen gegen alle Widerstände.

Es kamen nacheinander vorbei ein Guter, ein Narr und ein Teufel, um sich zu bedienen. Der Gute sah den Weizen, erntete, füllte etwas ab für sein Brot. Dann sah er die Liebe. Er ging näher heran, sah die grünen Halme und berührte sie. Ob er wohl etwas nehmen dürfe? Aber ja, verhieß ein Schild, dennoch traute er sich nicht.

Der Narr sah beides. Er nahm Weizen mit zur Sicherheit, denn er war nicht dumm, und riss dann an Liebe heraus, was er nur kriegen konnte. Seine Taschen platzten aus allen Nähten, als er heim kam; und anstatt das Mehl zu mahlen, zerkleinerte er das Liebesgrün, roch daran, schnüffelte noch einmal, knabberte von den süßen Körnern und geriet bald in Ekstase, fragt mich nicht wie lange.

Der Teufel erntete Weizen. Aber er hatte gehört, irgendetwas war auf dem zweiten Acker und wartete darauf, gesammelt zu werden. Er sah dann grüne Stängel, auf einem Boden, der kaum etwas Lebendiges zuließ. Vielleicht liegt ein Schatz hier versteckt, dachte er und machte sich daran, das grüne Unkraut zu rupfen. Das Zeug wucherte und ihm war fast nicht beizukommen. Mit seiner ganzen Willenskraft hatte er dann alles entwurzelt. Es hatte gedauert, Tage und Nächte, bis er den Boden umgegraben hatte, und dann fand er Samen. Vom Unkraut. Das war es, dachte er sich und kam später doch noch zurück, um ein wenig Weizen zu holen.

Eines Tages, auch der Gute und der inzwischen hungrige Narr waren wieder da, erschien der Bauer, zu sehen, wer denn sich bediente. Er sah den Narren, fragte, hörte zu und sprach: „Du hast das Maß fehlen lassen. Mit so viel Liebe wirst du auch nicht einfach fertig." Dann sah er den Teufel, hörte zu, erschrak und weinte. „Du", schluchzte er, „wolltest nicht böse. Du hast die Arbeit auf dich genommen, warst fleißig und wurdest enttäuscht. Das war kein Unkraut, du hättest von der Liebe probieren sollen." Zuletzt sprach er zu dem Guten: „Du hast dich nicht an die Liebe getraut. Du hättest nehmen dürfen, es war im Überfluss da. Bis der Teufel es verkannte", und warf diesem einen mitleidigen Blick zu. „Was ihr alle vergessen habt: Ihr hättet die Samen in die Hand nehmen müssen und in der Welt verteilen. Andere Bauern könnten meine Liebe selbst aussäen, bis sie jedes kleine Erdenleben versüßt. Die Samen sind nicht alle entfernt, nächstes Jahr wird ihre Frucht aufgehen. Liebe vermehrt sich in der toten Erde selbst."

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