Der Apfelbaum
Dies ist inspiriert von dem Single Shot Writing Contest - ich schreibe stets zu lang und in diesem Falle auch zu spät; aber die Themen sind manchmal gut. Daher auch die Widmung - wenn du bzw ihr dies nicht gut findet, dann entschuldigt bitte.
Am Wegesrand, in unserem Dorf, steht an diesem einen ganz besonderen Ort ein Apfelbaum. Diese Stelle - ist besonders - ja, weil er da steht. Manchmal, im Herbst, pflückt man sich eine Frucht. Das Jahr geht zu Ende, es erkaltet; doch da steht er, unser Hoffnungsbaum. Im Frühling sind seine Blätter die Boten des kommenden Sommers, dem die Blüten dann Symbol.
Dies Glück begleitet uns nun schon länger. Doch war dies einmal anders. Denn damals, das Dorf war ohne Sinnbild, machten sich manche daran, das Dörflein zu manifestieren. -sie machten jenen Ort aus, den jeder sah und jeder Einheimische kannte. Sie teilten sich die Arbeit auf, weil keiner ihrer viel Zeit hatte. Der Erste ging am frühen Morgen hin, und grub. Mit brennenden Armen brachte er dies fertig, es war wahrlich mühsam. Denn sie taten es in kalter Zeit, wo dei Erde hart war wie ein einziger Stein und Fels. Zu jener Zeit besaß das Dorf nicht einen Apfelbaum. Man hatte sich nie darum gekümmert, und überstand auch so die Winter. Nach einer durchaus langen Reise hatte ein Zweiter dann dennoch Saatgut für einen Apfelbaum gefunden, und reiste euphorisch dann zurück, und glücklicherweise war das Loch noch nicht weiter geschlossen. Er warf die seligen Samen dort hinein. Der Dritte schloss das Loch. Durch die harte Erde und die gnadenlos herrschende Kälte litt er auch, zumal er nicht mehr der Jüngste war.
Jetzt steht der Baum schon lange. Jedem wurde schon, jeder hat schon erzählt von den drei Helden des Ortes. Irgendwann aber wollte ein schwacher Geist wissen, was es nicht zu wissen gab: wer denn eigentlich der größte Held sei. "Der Anfang", sagte man. Aber da Dummheit ansteckend wirken kann, mischten sich seinesgleichen; und er beharrte auf seiner Frage: "Und wer hat angefangen?" Und schon plapperten sie, man hörte einen: "Natürlich der Erste! Der Anfang vom Anfang ist immer das Wichtigste!" "Nein, nein!", rief ein Anderer, keinesfalls besser. "Denn der Keim war das Entscheidende. Er machte den Baum zu dem, was er ist. Er ist der Baum." Und auch der dritte fand seine Anhänger - ein gesundes Maß an Ende habe er dem Anfang gegeben; und Schutz, indem er die Grube verschloss. Dies alles, was da klingt so weise, ist doch in Wahrheit doch nur ein Narrenstück. Die irrigen Ohren der Meisten erkannten dies nicht; wohl aber der Dorfälteste. Er hatte damals als junger Bursche die Idee gehabt, einen Baum zu pflanzen, war also eher noch der Anfang vom Anfang gewesen. Doch er sprach so nicht zu ihnen, vielmehr bedacht, lag in Wahrheit der hauptsächliche Irrtum doch woanders. Stellt ihr euch diese Frage, was er sagte? Dann seid ihr wohl wie die Narren, die da alle fehl lehrten.
Er sprach nämlich: "Das war genau wahr. Der Anfang." Eigentlich hätten diese Worte ausreichen müssen, doch das taten sie nicht. So erklärte er weiter: "Was meint ihr denn, ihr könnet sagen, was der Anfang war! - der Kern war ja schon da, die Erde war schon da; und die Menschen auch, die sie pflanzten. Und habt ihr etwa die Keime aus dem Korn getrieben? Aus der Erde? Habt ihr den Regen gegossen, als Sonne geschienen? Habt ihr jemals eine Blüte geformt, eine Knospe gebildet? Nein? Genau", er legte eine lange Pause ein, "das waren wir und der Anfang gemeinsam."
Ich habe ihn damals dann verstanden und mich schnell geschämt. Denn ich hatte selber den Narren geglaubt, war mir ihrer Sache so sicher. Und nun - bin ich weiser. Zumindest ein ganz kleines Stück.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top