Der Kuss - Teil 4
Er würde am liebsten aus der Haut fahren und das durchaus im wörtlichen Sinne. Sein Lykaner war in höchster Rage.
Seine Erasthai hatte Angst vor ihm, Todesangst sogar, wenn er ihr Verhalten richtig deutete und das Gespräch, dass er mit Caspian am Telefon geführt hatte, machte die Sache nicht leichter.
Sein König wollte, dass er zurück kam an den Palast und das Erbe seiner Familie antrat, die bei einem kürzlichen Anschlag auf den königlichen Hof ums Leben kamen. Was dachte sich Caspian nur dabei? Er existierte für die lykanische Gesellschaft überhaupt nicht mehr, nicht seit seine Eltern ihn verstoßen und ein Kopfgeld auf seinen Tod ausgesetzt hatten. Und Caspian, damals noch Kronprinz, hatte ihn gerettet, indem er Aris versteckt hatte. Kurz darauf wurde sein Tod durch ein königliches Dekret verkündet und er wurde zum Schatten des Kronprinzen. Wen auch immer Caspian ausspionieren wollte, oder heimlich eliminiert werden musste, Aris erledigte das. Jobs, die der König seinem Vertrauten Darius, dem Kommandanten der königlichen Armee nicht anvertrauen konnte, die bekam Aris. 200 Jahre lang diente er seinem Kronprinzen und neuerdings König, jetzt schon. Niemals zuvor hatte Aris einen Auftrag abbrechen sollen, oder in die Gesellschaft zurück kehren müssen. Er war zufrieden gewesen, hier draußen alleine in seinem Blockhaus. Das war schließlich auch Teil des Deal mit Caspian gewesen. Und jetzt verlangte sein König beides von ihm? Selbst die Erwähnung seiner neu gefundenen Gefährtin hatte das Blatt nicht wenden können. Ganz im Gegenteil, sein König hatte das schamlos gegen ihn ausgenutzt und jetzt sollte Celeste Caspian, den König über die Lykaner, kennen lernen. Die Celeste, die er gerade wimmernd und schluchzend in der Hütte zurück lassen musste, weil er seinen Lykaner nicht hatte kontrollieren können als in die Leidenschaft und das Verlangen nach seiner Erasthai überkommen hatte.
"Was für ein beschissener Tag!", fluchte er, schnappte sich im Gehen die Axt, welche neben der Tür gelehnt hatte und ging mit langen Schritten zu einem Holzblock und einem riesigen Haufen vorbereiteter Holzstämme, welche einige Meter entfernt lagen. Wie sollte er diese Misere nur wieder hinbekommen? Aufgebracht und wütend vor Hilflosigkeit begann er die Stämme fachmännisch in kleine Stücke zu zerhacken. Die monotone Tätigkeit hatte seinem Geist schon öfter geholfen, Klarheit in schwierigen Situationen zu erlangen. Vielleicht half es auch diesmal.
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