•Kapitel 4 - Ratlose Römer
Mitten in der Nacht kam ich wieder zu mir. Dieses Mal musste ich richtig lange weg gewesen sein.
Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit. Um meinen Knöchel war ein Verband gewickelt worden, der etwas nach Kräutern roch. Um meine Schulter war ein neuer Verband gewickelt. Ich drehte mich vorsichtig und schaute zu Silvanus herüber.
Seine Augen waren geschlossen, aber ich konnte sehen, dass er atmete. Ich ließ mich wieder in mein Lager zurücksinken.
Was sollte ich jetzt machen? Silvanus und ich konnten nie zur Legion zurück. Wir würden als Verräter getötet werden! Niemand würde uns glauben, dass wir von Germanen gerettet worden sind. Sie würden denken, wir wären feige geflohen. Das wäre unser Ende.
Aber sollten wir hierbleiben? Was würde dann passieren? Wir waren Römer. Und Römer waren die Feinde der Germanen. Warum sonst hatte es dann diese Schlacht gegeben?
Ich dachte noch eine ganze Weile nach, dann sank ich in einen unruhigen Halbschlaf. Das nächte mal wachte ich auf als jemand leise meinen Namen rief.
,,Macius!"
Verschlafen hob ich den Kopf. Wer hatte mich da gerufen?
,,Macius!"
Ich drehte den Kopf. Zenturio Silvanus hatte den Kopf leicht angehoben und blickte zu mir hinüber. Kurz war ich erleichtert, doch dann siegte mein Unbehagen. Was sollte ich meinem Zenturio erzählen?
,,Macius", sagte Silvanus. Er schien Schmerzen zu haben, doch er schien sie nicht zeigen zu wollen.
,,Wo sind wir? Wie kommen wir hier hin?"
,,Wir sind in einem Dorf der Germanen. Zwei von ihnen haben uns gerettet."
Silvanus schluckte. Er schien nicht so ganz zu wissen wie er mit der Situation umgehen sollte. Genau wie ich.
,,Sagtest du da gerade gerettet?", fragte er ungläubig.
,,Ja, gerettet."
,,Das glaube ich nicht."
,,Warum nicht?"
,,Erst angreifen und dann retten. Das ergibt doch keinen Sinn... Oder doch vielleicht eine ausgeklügelte Strategie..."
Das musste man Zenturio Silvanus lassen. Kaum aus einer Ohnmacht erwacht und schon wieder am Pläne schmieden. Ein Zeichen, dass es ihm besser ging.
Ich beschloss sein Geplapper zu ignorieren und nickte ein.
Am darauf folgenden Morgen wachte ich auf, als mir jemand den Verband an der Schulter erneuerte. Ich öffnete die Augen und sah Arvids Gesicht vor mir. ,,Ah, du bist doch wach."
,,Jetzt schon", sagt ich und blinzelte. Mir ging es deutlich besser und mit einem Seitenblick auf Silvanus sah ich, dass es ihm wohl ebenso ging. Auch wenn er gerade schlief.
Arvid lächelte. ,,Deine Wunden sehen schon viel besser aus."
Geistesabwesend nickte ich. Die Gedanken in meinem Kopf überschlugen sich. Warum, bei Minerva, hatten Arvid und Tyr uns gerettet?
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