[ 4 ] Lukasz Piszczek ~ Long time ago
Side Information: Lukasz ist letzten Sommer nach seinem Kariere-Ende zurück nach Polen gegangen, ihr wart drei Jahre während seiner Zeit in Dortmund zusammen, ihr seht euch erstmals beim Klassiker wieder, hier gibt es kein Corona
Genre: drama/sad end
Words: 1813
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Das große in gelb leuchtende Stadion erstreckt sich vor mir, während um mich herum einiges los ist. Viele Menschen in roten oder gelben Klamotten tummeln sich vor dem Eingang des großen Stadions und ich wäre normalerweise auch eine davon, wenn ich nicht gerade vom Kapitän persönlich eingeladen worden wäre und somit über einen VIP- Ausweis verfüge. Ich stehe jedoch noch hier draußen und lasse die ganzen Gefühle über mich ergehen. Denn dieses Gebäude hatte ich eine Zeit lang gemieden. Zu viele Erinnerungen hängen an diesem Ort, weshalb ich mich auch wirklich dazu überwinden musste, hierher zu kommen. Bzw. der Einladung meines Bruders zu folgen. Und ich bin auch nur wegen ihm hier. Auch, wenn ich erst vorhin gesehen hatte, wer ebenfalls hier sein würde. Ich bin heute Abend hier, um meinen Bruder zu unterstützen und nichts weiter. Seufzend setze ich mich dann in Bewegung und begebe mich zu einem Seiteneingang, der von Wachmännern bewacht wird. Eigentlich hätte ich ihnen meinen Ausweis vorzeigen müssen. Doch da sie mich bereits kennen, lassen sie mich ohne weitre Widerworte hinein. Aber man kann ja nie wissen, ob ein neuer Wachmann den Dienst übernommen hat.
Im Stadion führt mich mein Weg auch relativ schnell nach unten, wo ich nochmal auf meinen Bruder treffen sollte. Während ich also an die Wand gelehnt warte, bis dieser aus der Kabine herauskommen würde, unterdrücke ich stetig das Gefühl, dass ich dieser einen Person heute wieder so nah war. Wir befanden uns seit langer Zeit wieder an demselben Ort. Jedoch möchte ich heute nicht daran denken, weshalb ich froh bin, dass kurz darauf jemand aus der Kabine hinaus kommt.
"Da bist du ja, Y/N." - "Ich bin pünktlich?", meine ich perplex, während ich die kurze Umarmung erwidere. Er ist bereits in voller Montur angezogen, während sein Blick mehrmals den Gang entlang fliegt. "Marco, was ist denn los?" - "Nichts. Ich warte nur auf Schmelle. Er wollte eigentlich auch nochmal her kommen." Ich mustere ihn einmal prüfend, doch er lässt sich nicht direkt anmerken, dass er etwas ausheckt. Kurz darauf kommt Marcel dann auch endlich zu uns. Nach einem kurzen Gesprächsaustausch zwischen ihm und Marco, begebe ich mich mit dem verletzten Borussen auf die Tribünen. Es befinden sich bereits die meisten Fans auf ihren Plätzen und sie stimmen auch einige Lieder an, weshalb ich leicht lächle. Ich könnte mitsingen. Schließlich habe ich die Lieder oft genug gehört.
"Schön, dass du wieder hier bist, Y/N.", meint Marcel dann, während wir uns langsam zu unseren Plätzen begeben. Ich ziehe bei seiner Aussage nur kurz einen Mundwinkel hoch, während mein Blick weiterhin auf dem Feld bleibt. Meine Gedanken sind schon lange woanders hin verschwunden. Letztendlich kommen wir an unseren Plätzen an und am liebsten wäre ich direkt wieder umgekehrt, als ich sehe, wer dort ebenfalls sitzt. War doch klar, dass Marco was ausheckt. Und ich hatte einmal Hoffnung, dass ich dieses Spiel heute in Ruhe verfolgen könnte. Als ich Anstalten mache, umzukehren, hält Marcel mich bestimmend davon ab, als er hinter mir stehen bleibt und auffordernd mit dem Kopf in die andere Richtung nickt. Ich versuche ihn mit meinem Blick dazu zu bringen, mich durchzulassen, doch vergebens. Seufzend gebe ich also nach und gehe wieder auf die Reihe zu, die für uns reserviert ist. Die Person, die dort ebenfalls sitzt, blickt auf, als wir neben sie treten und erhebt sich gleich darauf auch schon.
"Hey, Piszcu.", begrüßt Marcel seinen besten Freund, nachdem ich keine Anstalten mache, etwas zu sagen und die zwei schlagen einmal brüderlich ein. Marcel stuppst mich daraufhin dann auffordernd an, weshalb ich seufze und ein kleines Hey nuschle. "Schön, dass du wieder hier bist." - "Ja, ich freue mich auch, wieder hier zu sein. Ich habe es vermisst, hier zu sein." - "Dann hättest du nicht gehen sollen.", nuschle ich eher zu mir selber, doch er scheint es dennoch gehört zu haben, da er mir einen traurigen Blick zuwirft. Ich ignoriere diesen jedoch und setze mich einfach auf meinen Platz. Eigentlich wollte ich auf den zweiten Platz neben Lukasz, doch Marcel hat sich dort schon niedergelassen, weshalb ich wohl oder übel neben meinem Ex sitzen muss. Die stecken doch alle unter einer Decke. Als würde es nicht genügend andere Plätze geben. Nein, Marco muss mich direkt neben meinen Ex setzen. Ich trage vielleicht etwas dazu bei, dass das Gespräch zwischen Marcel und Lukasz etwas schleppend von dannen geht, doch das ist mir egal. Sie sind selber Schuld. Letztendlich beginnt das Spiel und ich kann einem Gespräch erst einmal ausweichen. Dachte ich zumindest.
"Hey, äh.. Können wir später vielleicht miteinander reden?" - "Ich wüsste nicht, worüber." - "Bitte, Y/N." Ich wende meinen Blick zu ihm und sehe direkt in seine flehenden Augen, in denen ich mich früher immer verloren hatte. Doch auch heute fällt es mir schwer, meinen Blick von ihnen zu wenden. "Na gut. Jetzt lass mich aber das Spiel anschauen.", meine ich und wende den Blick ab, während ich innerlich schon bereue, zugesagt zu haben.
In der Halbzeit suchen wir uns dann einen ruhigen Platz in einem, der Gänge, der gerade nicht so viel benutzt wird. "Also, rede.", meine ich auffordernd, während ich mit verschränkten Armen vor ihm stehe. Er fährt sich einmal durch die Haare und scheint nach den richtigen Worten zu suchen. Früher ist er immer durch seine Haare gefahren, wenn er nervös war. "Es tut mir leid, Y/N. Ich wollte dich mit meiner Rückkehr nach Polen nicht verletzen. Ich weiß, dass du mir überall hin gefolgt wärst, aber... Du hast- du bist mitten im Studium. Wie solltest du das in Polen weiter tun? Nebenbei kannst du die Sprache nicht und deine ganze Familie ist hier. Marco ist hier. Ich wollte nicht, dass du all das für mich aufgibst. Ich will es immer noch nicht. Denn deine Heimat ist hier. Nicht in einem Land, was du nicht kennst." - "Du warst meine Heimat, Lukasz. Wir waren drei Jahre zusammen. Da wurdest du zu meiner Familie. Natürlich wäre ich dir nach Polen gefolgt und hätte dort mein Studium beendet. Auch wenn ich die Sprache nicht kann, ich hätte sie gelernt. Solange hätte ich eben mein Studium pausiert oder abgebrochen, wenn es hätte sein müssen. Aber das einzige, was ich wollte, war bei dir zu sein. Ich wollte nicht fern von dir leben, Lukasz. Und das mit meiner Familie hätte ich hinbekommen. Sie hätten mich alle unterstützt, weil sie wussten, wie sehr ich dich geliebt habe, Lukasz. Und dass du unter allen Umständen verhindert hast, dass ich dir folge, hat mich verletzt. Du hast mich verletzt, Lukasz. Wir hätten darüber reden können. Aber so hast du mir eher das Gefühl gegeben, dass ich für deinen Aufenthalt hier in Deutschland gut genug war. Aber für deinen nächsten Lebensabschnitt gen Zukunft reiche ich nicht mehr. Weißt du eigentlich, was du mir angetan hast? Du hast mich zerstört, Lukasz. Du warst alles für mich und hast mich einfach fallen gelassen."
Meine Sicht verschwimmt unter den Tränen und ich muss mir mehrmals über die Augen wischen, damit sie mir nicht über die Wange fließen. Doch ich schaffe es nicht, weshalb mir kurz darauf schon die ersten vom Kinn tropfen. Ich zucke erschrocken zusammen, als ich plötzlich eine Hand an meiner Wange fühle, die diese sachte auffängt und mich in seine Augen blicken lässt. Auch seine glänzen verdächtig und ich bin viel zu überwältigt von der plötzlichen Nähe zu ihm, dass ich nicht zurück weichen kann. "Es tut mir so leid, Y/N. Alles, was ich dir angetan habe, wollte ich nie. Aber mein Weg nach Polen zurück stand schon immer fest. Dabei habe ich nicht mit eingerechnet, dass ich dich kennen und lieben lerne. Ich hätte nicht damit leben können, dass du dir wegen mir deine Zukunft verbaust, Y/N. Du bist noch jung. Du hast noch einiges vor dir. Und so einfach, wie du es dir vorstellst, wäre es nicht. Glaub mir. Aber ich hätte dich liebend gerne mitgenommen. Du bist nicht nur für Deutschland gut. Es hat mein Herz zerrissen, dass wir so auseinander sind und ich habe dich furchtbar vermisst." - "Warum hast du dann nicht zugelassen, dass wir noch eine Chance haben?"
Seufzend lässt er seine Hand von meiner Wange verschwinden und blickt betrübt zu Boden. "Weil wir keine Chance haben, Y/N. Ich werde in Polen bleiben, denn ich habe in den letzten Monaten meinen Traum dort verwirklichen können. Ich werde also nicht zurück nach Deutschland kommen. Du wirst nicht nach Polen können und eine Fernbeziehung wird uns beide kaputt machen." - "Woher willst du das wissen, wenn wir es nicht einmal probiert haben?" - "In den drei Jahren habe ich dich gut kennen gelernt. Es wird dich kaputt machen, Y/N. Und du weißt das." - "Und warum kann ich nicht nach Polen kommen, wenn ich mit meinem Studium fertig bin? Ich meine, ich habe doch nur noch zwei Jahre." - "Und dann? Hast du einen Abschluss aber kannst damit nichts anfangen. Y/N, hör auf andere Wege zu suchen. Es wird nicht funktionieren und das wissen wir beide." Einen Moment herrscht Stille, die Tränen laufen mir noch immer stumm über die Wangen.
"Warum habt ihr das heute dann alles organisiert? Dass wir bei dir sitzen, dass ich direkt neben dir sitze... Warum das ganze, wenn es doch eh nichts wird?" - "Ich wusste von dem Ganzen nicht. Und vermutlich haben die anderen was Falsches hier hinein interpretiert." Ich bleibe still und senke den Blick, während ich das Gefühl habe, innerlich zu zerbrechen. Auch, wenn ich jetzt weiß, warum er mich damals abserviert hat. Es ist nicht besser, als davor. "Kannst... Kannst du mich noch ein letztes Mal küssen? Bitte? Ich will damit endgültig abschließen können, aber ich möchte noch einmal dieses Gefühl spüren." Lukasz zögert, doch nickt kurz darauf , weshalb ich doch etwas nervös werde.
Allerdings verfliegen alle anderen Gefühle, als er mich an meiner Hüfte zu sich zieht und ich somit seinen Atem bereits auf meinen Lippen spüren kann. Meine Hände legen sich langsam um seinen Nacken und der Moment scheint wie eingefroren. Es zählen jetzt nur noch er und ich. Als er seine Lippen dann letztendlich auf meine senkt, entfachen sich die Gefühle, die ich bei all seinen anderen Küssen immer hatte, wieder. Nur dieses Mal vierfach verstärkt. Denn jetzt weiß ich, dass es unser letzter sein wird. Und das tut verdammt weh. Unsere Lippen harmonieren noch immer perfekt miteinander und ich merke, dass er sich doch etwas zu sehr von seinen Gefühlen leiten lässt, da ich ihm kurze Zeit später Eintritt gewähre. Unsere Zungen tanzen ihren letzten Tanz miteinander.
Wenig später sitzen wir wieder in der harten Realität und nur mit Mühe lasse ich den restlichen Tag über mich ergehen.
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