[17] Lucas Hernández ~ Oh, l'amour (1/x)
Side information: Lucas und du wart in eurer Jugend gemeinsam in der Schule, er ging nach der 11. Klasse auf ein Sportinternat und so habt ihr euch aus den Augen verloren, ihr trefft euch wieder als du mit deinem jüngeren Bruder auf ein Bayern Spiel geht, Lucas spielt hier von Anfang an bei Bayern
Genre: cute
Words: 1737
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"Mathieu, wenn du dich jetzt nicht beeilst, dann kommen wir noch zu spät. Du hast mich vorhin gehetzt, jetzt warte ich nicht auch noch auf dich!", rufe ich am Treppenende nach oben zu meinem Bruder, während ich ungeduldig die Arme in die Seiten gestemmt habe. Eigentlich will ich gar nicht gehen und am liebsten einfach in meinem Zimmer bleiben. Ich wüsste mich morgen Abend auch anders zu beschäftigen, wie zum Beispiel meine Masterarbeit, die ich noch zu Ende schreiben muss. Aber meine Eltern haben meinem Bruder an seinem Geburtstag vor zwei Wochen versprochen, dass er ins Stadion zu einem Spiel seines Lieblingsvereins gehen darf. Jedoch wusste ich damals noch nicht, dass ich dafür genötigt werde. Ich habe schon mehrere Abende mit ihnen diskutiert, dass ich nicht in die Allianz Arena gehen möchte. So leid es mir auch tut, selbst nicht für meinen Bruder. Warum? Ganz einfach: Ich habe keine Lust auf meinen Ex-besten Freund zu treffen, aka einer der bekanntesten Spieler Frankreichs, sowie Stammspieler des FC-Bayerns, Lucas Hernández.
Wir haben uns zu unserer Schulzeit blind verstanden und waren auch kaum zu trennen, bis er nach der elften Klasse einfach verschwunden ist. In den Sommerferien hatte er komischerweise auch keine Zeit für mich, was mich anfangs gewundert hatte, doch er würde schon seine Gründe dafür haben. Tja, als die Schule dann wieder begonnen hat und er nicht aufgetaucht ist, habe ich ihm natürlich gleich geschrieben, doch meine Nachricht kam nie an: Er hatte mich blockiert. Also machte ich mich nach der Schule direkt auf den Weg zu seinem Zuhause, doch auch dort war niemand mehr. Und es kam auch niemand mehr, denn an dem Balkon hing ein großes Schild, welches mir mit großer roter Schrift schmerzlich klar gemacht hat, dass dieses Haus zu verkaufen wäre. Ich wollte es lange nicht glauben, habe immer wieder versucht, ihn zu erreichen. Irgendwann habe ich seinen Bruder gefragt, welcher anfangs völlig verwirrt war, dass Lucas mir nichts erzählt hatte. Durch ihn erfuhr ich dann auch, dass sie wegen einem internationalen Jobangebot umziehen würden und Lucas auf ein Sportinternat in Deutschland gehen würde. Das stand schon seit einem halben Jahr fest und Lucas hat mir nie was davon erzählt. Théo hat auch auf meine Bitte hin versucht, Lucas dazu zu überreden, mit mir zu sprechen, doch er weigerte sich. So kam es dazu, dass ich eine Weile ziemlich niedergeschlagen war und kaum noch zu etwas motiviert war. Er war damals einfach alles für mich.
Das alles wissen auch meine Eltern. Schließlich haben sie die schwierige Phase in meinem Leben quasi mit gelebt, da ich wirklich oft sehr unerträglich und launisch war. Und dennoch zwingen sie mich quasi dazu mit meinem Bruder nach Deutschland zu reisen und auf dieses blöde Spiel zu gehen. Wegen der Entfernung mussten wir uns auch ein Hotel buchen, damit wir dort zwei Nächte verbringen konnten. Meine Eltern konnten diesen Part leider nicht übernehmen, da meine Mutter seit zwei Jahren an Krebs leidet und sie durch die ganzen Chemos und Therapien so geschwächt ist, dass mein Vater sie mittlerweile etwas pflegen muss. Mein Bruder hatte es die letzten Jahre auch nicht so leicht, weshalb sie ihm mit diesem Ticket eine Freude bereiten wollten. Nur tun sie mir damit nichts gutes. Doch da muss ich jetzt wohl durch.
Nur wenig später nach meiner Ansage kommt mein Bruder endlich die Treppen hinunter und steht mit seinem roten Bayerntrikot vor mir. Er war 9, als Lucas gegangen ist, deshalb kann er sich noch an ihn erinnern, da er oft bei uns war. Dass er Bayern-Fan ist liegt auch überwiegend daran. Er hat Lucas schon immer gemocht. Deshalb hatte Mum ihm auch ein Hernández-Trikot gekauft. "Hast du alles? Wir kommen erst übermorgen wieder." - "Jaha. Lass uns jetzt endlich gehen, bevor wir wirklich noch zu spät kommen." Er geht an mir vorbei in den Flur, um sich Schuhe und Jacke anzuziehen. Ich hatte mir diese bereits angezogen, weshalb ich nur noch auf ihn warte. Von Mum und Dad haben wir uns vorhin schon verabschiedet, da sie mal wieder einen Termin im Krankenhaus hatten. Sobald Mathieu endlich fertig ist machen wir uns zu Fuß auf den Weg zum Bahnhof.
Letztendlich kommen wir nach einer langen 17 Stunden-Fahrt in München an. Ich hatte zumindest einen Teil meiner Masterarbeit noch im Zug schreiben können, während mein Bruder mir gegenüber am Schlafen war. Dadurch hatte ich auch nur wenige Stunden Schlaf und war auch demnach sehr froh, als wir endlich in München ankommen. Mit einem Taxi kommen wir relativ schnell ins Hotel und da es bereits Abend war, aßen wir nur noch etwas zu Abend, bevor wir ins Bett gingen. Doch am nächsten Tag kam dann erst der große Brocken auf mich zu. Die Zeit bis zum Spiel verbachten wir damit uns die Stadt anzusehen und ich muss wirklich sagen, dass mir München gut gefällt. Auch, wenn es bei uns in Marseille natürlich besser ist. Am Abend begeben wir uns auf Mathieus' Wunsch hin relativ früh zum Stadion und sind auch eine der ersten, die hinein gelassen werden. Als wir unsere Plätze finden textet mich mein Bruder auch schon gleich voll mit allerlei Fakten zum heutigen Spiel. Ich weiß nicht einmal, was für ein Spiel das heute ist. Durch seinen feigen Abgang habe ich es mir verboten seine Karriere zu verfolgen. Auch, wenn ich natürlich in Nachrichten und Medien mehrmals etwas von ihm mitbekommen hatte. Ich war oft bei seinen Spielen dabei, die er in der Jugendmannschaft bei uns in der Stadt hatte, weshalb ich doch etwas mehr Erfahrung in Fußball habe.
Letztendlich betreten die ersten Spieler das Feld und trotz großer Anstrengungen kann ich mich nicht davon abhalten, nach ihm Ausschau zu halten. Es ist auch nicht sonderlich schwer, ihn zu finden, da Mathieu mir zuvor kommt und auf einen Spieler zeigt, der gar nicht so weit von uns entfernt ist. Unsere Plätze sind recht weit vorne, was mir eigentlich nicht ganz passt, aber ich will Mathieu diesen Tag jetzt nicht versauen. Bisher hat uns Lucas zum Glück auch nicht gesehen, da die Fans um uns herum ziemlich laut sind. Auch Mathieu trägt reichlich dazu bei. Doch einmal schreit mein Bruder Lucas' Namen ziemlich laut, als dieser in unserer Nähe herum rennt, um einem Ball nachzujagen. Und genau dann hört er es. Mit einem Mal dreht er sich in unsere Richtung und so wild, wie Mathieu dann winkt, konnte er uns gar nicht übersehen. Ich sehe ihm an, dass er komplett überrumpelt ist, als er nicht nur meinen Bruder, sondern auch mich unter den Fans erblickt. Und dann kommt er auch noch in unsere Richtung. Während Mathieu sich riesig freut, hätte es für mich nicht schlimmer verlaufen können heute Abend.
"Lucas!", ruft Mathieu erfreut, als besagter letztendlich nur wenige Meter vor uns steht. Die Fans neben uns flippen natürlich auch richtig aus und rufen seinen Namen. Eigentlich tun das alle, außer ich. Und doch liegt seine ganze Aufmerksamkeit auf mir. Ich versuche auch wirklich seinem Blick auszuweichen, doch es gelingt mir erst nach mehreren Versuchen. Ich habe ihn so vermisst. "Hey, Matti. Ich habe gar nicht mit euch hier gerechnet.", wendet er sich dann endlich meinem Bruder, während ich stur weg blicke und so tue, als würde ich irgendetwas anderes interessanter finden. Ich dachte eigentlich ich wäre darüber hinweg, doch anscheinend mache ich mir immer noch Gedanken darüber. "Ja, maman und papa haben mir ein Ticket zum Geburtstag geschenkt." - "Tolle Geschenkidee. Wie geht es ihnen denn?" - "Naja, nicht so gut. Maman ist krank geworden und papa muss sich jetzt um sie kümmern." - "Lucas, wir sollen weiter machen. Du kannst dich später unterhalten.", ertönt dann eine andere Stimme, allerdings auf deutsch, weshalb ich nicht verstehe, was sie sagt. Doch ich drehe mich solange nicht mehr zu ihm, bis er endlich wieder geht. Er soll ruhig sehen, dass er sich scheiße verhallten hat. Letztendlich geht er auch, weshalb ich mich wieder zurück drehe und einen eindeutigen Seitenblick von Mathieu erhalte. "Du verhältst dich kindisch." - "Halt die Klappe. Du hast keine Ahnung, was damals war.", murre ich und verschränke verstärkend die Arme vor der Brust. "Du denkst zwar, ich hätte das nicht mitgekriegt. Aber das habe ich und er wird doch sicher seine Gründe dafür gehabt haben. Rede zumindest mal mit ihm und frag doch, warum er dir nichts gesagt hat. Wer weiß, ob du ihn je nochmal siehst." -"Na hoffentlich nicht." Damit beende ich die Konversation. Irgendwann beginnt dann auch endlich das Spiel. Und ob ich will oder nicht, Mathieus Worte bringen mich zum Nachdenken.
Als das Spiel vorbei ist, will ich gerade aufstehen und so schnell wie möglich hier weg, doch Mathieu macht überhaupt keine Anstalten, sich von seinem Platz zu bewegen, weshalb ich genervt ausatme und mich wieder neben ihn fallen lasse. Während die Fans um uns herum am Jubeln sind, da Bayern mit einem soliden 3-1 gewonnen hatte, blicke ich nur starr auf meine Füße und bekomme so auch nicht mit, wie Lucas wieder auf uns zu kommt. "Gib ihm zumindest eine Chance, mit dir zu reden.", höre ich Mathieu neben mir, weshalb ich aufblicke und sehe, dass Lucas wieder vor unserer Tribüne steht. Auf dem Weg zu uns hat er sich sein Trikot über den Kopf gezogen und hält dieses nun in seiner Hand. Dabei schaut er direkt zu mir, weshalb ich mich überwinde und seinen Blick erwidere. Daraufhin erkenne ich ein leichtes Zucken seiner Mundwinkel, bevor er mir das Trikot reicht. Zögernd nehme ich es an und ringe mich sogar zu einem kleinen Lächeln durch. Er geht ein paar Schritte rückwärts, wobei er den Blickkontakt nicht abbricht. Letztendlich stößt er wieder zu seinen Teamkollegen, weshalb mein Blick auf das Trikot in meiner Hand fällt. Ich erkenne am Kragen eine weiße Ecke, woraufhin ich kurz darauf einen kleinen weißen Zettel hervor ziehe. Allerdings beschließe ich diesen zu lesen, wenn wir aus dem Tumult raus sind. Diesmal steht auch Mathieu auf und wirft mir ein Grinsen zu, weshalb ich nur den Kopf schüttle und wir das Stadion verlassen. Draußen falte ich dann schließlich den Zettel auf:
Wartet beim Ausgang der Tiefgarage auf mich
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