Türchen 9 - Max Verstappen

Bring Me Love - John Legend

Baby I hope Santa brings you to me
'Cause it's all I wished for this Christmas Eve
No, I don't want much, your love is all I need
Baby, I hope Santa brings you to me

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Mit einem prüfenden Blick lasse ich meine Augen an dem halb geschmückten Baum mir gegenüber auf und ab wandern. Irgendetwas passt hier nicht ganz, aber es will sich mir nicht erschließen, was. Unweigerlich schweifen meine Gedanken zu einer Situation aus meiner Kindheit und katapultieren mich zurück in mein jüngeres Ich. Es war jahrelang eine Tradition, dass wir Enkelkinder den großen Baum gemeinsam mit unseren Großeltern schmücken und besonders ich hatte jedes Jahr eine riesige Freude daran. Auch, wenn die Farben meist nicht zusammenpassten und der Baum eher einer kunterbunten Diskokugel ähnelte, durfte ich mir immer die Kugeln aussuchen, mit denen dieser bestückt werden sollte. Zwar hat sich mein Geschmack glücklicherweise über die Jahre verändert und unser Baum war dann auch ansehnlicher mit maximal drei verschiedenen Kugelsorten. Weihnachten war für mich immer die schönste Zeit in der Familie, da sich meine Eltern in dieser Zeit nicht stritten. Oder zumindest nicht mehr so laut, dass wir es mitbekamen.
Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als es plötzlich an der Türe klingelt, weshalb ich kurz erschrocken zusammenzucke. Seufzend wende ich meinen Blick dann also vom Baum ab und gehe, etwas bedrückt von dem vorherigen Flashback, zur Türe. Doch als ich die Türe öffne, bildet sich sofort ein breites Grinsen auf meinem Gesicht aus, auch, wenn ich etwas verwirrt über den Besuch bin. "Goedemiddag!", begrüßt mich Max mit einem breiten Grinsen und zieht mich kurz darauf auch schon in eine Umarmung, die ich perplex erwidere. "Hi, was machst du denn hier?" - "Meine beste Freundin besuchen? Was denn sonst?", erwidert er, als wäre es völlig klar, warum er hier vor meiner Türe auftaucht. Ohne meine Reaktion abzuwarten drückt er sich dann auch schon an mir vorbei ins Haus. "Ja, schon. Aber-", beginne ich wieder, schließe die Türe und folge ihm ins Wohnzimmer, bevor ich mitten im Satz stoppe. Er steht nun nämlich vor meinem unfertigen Baum und beäugt diesen kritisch. Ihm ist es also auch aufgefallen. "Irgendetwas stimmt hier nicht.", äußert er dann auch schon unverhüllt und legt nun auch den Kopf leicht schief. "Max...", meine ich dann etwas zurückhaltend, da mir diese Situation irgendwie unangenehm ist. Besagter hat den Unterton auch natürlich in meiner Stimme gehört, da er sich kurz darauf zu mir umdreht. Er hat mich einmal weinend vorgefunden und weiß seitdem auch, was zwischen mir und meiner Familie geschehen ist, weshalb er nun auch diese Situation vermutlich richtig deutet. Denn wie bereits erwähnt: Das Baumschmücken verbinde ich mit einer wunderschönen Kindheit, wobei die Erinnerungen daran nur noch schmerzen nachdem, was passiert ist. Dass ich also keinen Kontakt mehr mit meiner Familie habe muss ich nicht mehr erwähnen.
Seufzend tritt Max dann vor mich und legt seine Hände an meine Unterarme, während ich seinen Blick mit einem traurigen Schimmer in meinen Augen erwidere. "Wie wär's, wir nehmen die Kugeln alle nochmal runter und machen es gemeinsam, hm?", schlägt er dann deutlich ruhiger vor und zieht aufmunternd einen Mundwinkel, weshalb mir nichts anderes übrig bleibt, als ebenfalls zu lächeln und zustimmend zu nicken. Also machen wir das, was er gerade gesagt hat und nehmen die ganze Deko wieder runter. Dann macht Max weihnachtliche Musik an und wir schmücken die Tanne nochmal gemeinsam. Diesmal bereitet es mir nicht so ein schweres Gefühl auf meinem Herzen, sondern eher ein glückliches und amüsiertes Lächeln, woran Max vermutlich auch größtenteils Schuld ist. Denn immer wieder bringt er mich durch komische Grimassen oder andere Dummheiten zum lachen, in dem er sich zum Beispiel hinter meinem Rücken komplett in eine Lichterkette einwickelt und diese dann anschaltet, sodass sie in schneller Geschwindigkeit aufflackern.
Letztendlich stehen wir dann vor dem fertigen, erleuchteten Baum und blicken beide mit einem Hauch von Stolz auf diesen. "Sieht doch schon viel besser aus.", äußert Max dann das Unausgesprochene, wobei ich ihm sofort zustimme und ihn dann dankend anblicke. "Danke, wirklich. Ohne dich hätte das nicht so viel Spaß gemacht." Er legt lächelnd einen Arm um meine Hüfte und zieht mich an sich ran. "Natürlich hätte es ohne mich keinen Spaß gemacht." Ich haue ihm lachend auf den Hinterkopf, bevor ich mich an seine Seite kuschle.





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