Türchen 16 - Pierre Gasly

Merry Christmas - Ed Sheeran, Elton John

So kiss me under the mistletoe
Pour out the wine, let's toast
and pray for December snow
I know there's been pain this year,
but it's time to let it go

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Unschlüssig folge ich Pierre in Richtung Ausgang, während ich nervös auf meiner Unterlippe herum kaue. Wir wollen reden. Seit Wochen streiten wir uns nur noch und langsam mache ich mir wirklich Sorgen um unsere Beziehung, da es nicht selten in diesem Jahr vorkam, dass wir aneinander gerieten. Manchmal sogar so stark, dass wir in unserer eigenen Wohnung getrennt voneinander schliefen. Es gab auch einmal eine Situation, da haben wir uns die schlimmsten Dinge an den Kopf geworfen. Dies endete dann darin, dass ich in ein Hotel umzog und dort auch für meinen restlichen Aufenthalt in Monaco blieb. Wir fanden zwar immer wieder zueinander, aber man merkt dennoch, dass da noch immer diese Verletztheit in uns ist, wenn wir zusammen sind und das geht mittlerweile einfach zu weit. Wir können so keine gesunde Beziehung führen. Erst gestern haben wir uns wieder über Kleinigkeiten aufgeregt und haben uns bis jetzt auch nicht mehr zusammengerauft. Doch da heute eine Abschlussfeier von der FIA aus stattfindet und dort alle Fahrer inklusive WAGs eingeladen sind, mussten wir uns doch zusammenreißen. Doch da sind noch einige ungesagte Dinge zwischen uns, die wir unbedingt klären müssen und da mich diese den ganzen Abend über so sehr belastet haben, habe ich kurzerhand Pierre gebeten, geschwind mit mir vor die Türe zu gehen, um zu reden. Ohne zu widersprechen ging er auch darauf ein und nun stehen wir hier draußen, vor der Türe der Eventhalle, in der eisigen Kälte des Dezembers. Wenn man atmet bilden sich kleine Wölkchen und ich bin unendlich froh über meinen Mantel, der mich fürs erste genug warm halten sollte, da ich darunter nur ein Kleid trage. "Ich habe es nicht mehr ausgehalten, dort drinnen so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Denn  das ist es nicht.", beginne ich dann also, nachdem wir eine Weile stumm da standen und in den Nachthimmel geblickt hatten. Pierre seufzt und fährt sich einmal durch die Haare. "Nein, das ist es wohl nicht.", stimmt er mir nun auch verbal zu und wendet seinen Blick nun ebenfalls zu mir, sodass unsere Augen aufeinander treffen. Auch, wenn wir uns nun schon so oft gestritten und gegenseitig unnötig verletzt haben, liebe ich es noch immer in seine strahlend blauen Augen zu blicken, die gerade jedoch eher weniger am Strahlen sind, weshalb sich mein Herz schmerzhaft zusammen zieht. Das war das erste, was mir damals aufgefallen ist, als wir aufeinander getroffen sind. "Wir haben einige Sachen gesagt, die so nicht in Ordnung waren und die auch zum Großteil nicht wahr sind.", fahre ich fort, woraufhin er nickt und nun den Blick wieder abwendet. Ich sehe den Schmerz in seinen Augen über die vergangenen Geschehnisse, was wohl auch in meinen Augen zu sehen ist. "Wir sollten lernen, miteinander zu reden, bevor wir dem anderen etwas vorwerfen, was so gar nicht wahr. Und das haben wir beide getan." Ich nicke, weiß genau, dass er recht hat. Auch, wenn mein innerer Egoist das nicht wahrhaben will. Ich weiß dann jedoch doch nicht mehr, was ich noch sagen will, was mich in Panik versetzt. Haben wir uns jetzt schon nichts mehr zu sagen? Ist es jetzt vorbei? 
Plötzlich greift er nach meinen Händen und wendet meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. Ernst sieht er mich an und ist mir auch einen Schritt näher gekommen. "Ich liebe dich. Auch, nach allem, was passiert ist. Ich liebe dich wirklich und ich will das hinbekommen. Ich kann dich nicht verlieren. Wir müssen einfach gemeinsam an diesen Eckpunkten arbeiten und dann bekommen wir das hin.", spricht er aus und macht mir unweigerlich wieder etwas Mut damit. "Ich liebe dich auch, Pierre. Aber es muss sich endlich was ändern. Es geht uns beiden nicht gut mit dieser Situation. Und natürlich will ich uns auch nicht aufgeben. Ich will ebenso daran arbeiten, um das wieder hinzubekommen. Um uns wieder hinzubekommen.", erwidere ich genau so ernst und übe etwas Druck auf seine Hände aus, während er leicht lächelt und sich mein Herz nun um einiges erleichtert. Auch, wenn noch lange nichts geschafft ist. Es liegt noch viel vor uns. 
Sein Blick schweift plötzlich nach oben und seine Mundwinkel ziehen sich noch etwas höher, weshalb ich seinem Blick verwirrt folge. 
"Das hat wohl was zu bedeuten.", meint er, als wir beide den ausgehangenen Mistelzweig betrachten, den ich gar nicht wahrgenommen hatte, als wir angekommen sind. Nun ziehen sich auch meine Mundwinkel hoch und unsere Gesichter wenden sich wieder dem anderen zu. "Das ist der Weihnachtszauber, Pierre.", meine ich todernst, woraufhin er nur amüsiert den Kopf schüttelt und mich an meinen Händen, die er immer noch hält, näher an sich zieht, sodass ich seinen warmen Atem auf meiner abgekühlten Haut spüre. "Da hast du wohl recht.", haucht er mir leise entgegen, bevor er sich zu mir beugt und unsere Lippen miteinander verbindet. Sofort erwidere ich den langsamen, liebevollen Kuss und schlinge meine Arme um seinen Nacken. 
Vielleicht gibt es doch irgendetwas Ähnliches wie ein Weihnachtswunder.

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