Türchen 13 - Charles Leclerc

A Holly Jolly Christmas - Burl Ives

Ho ho the mistletoe
Is hung where you can see
Somebody waits for you
Kiss her once for me

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Wieder ist eine Saison vorbei und wieder steht Weihnachten schon vor der Tür. Seit mittlerweile zwei Jahren arbeite ich nun als Media Assistent bei der FIA und bin mehr als zufrieden mit meinem Job. Anfangs hatte ich ein paar Bedenken bezüglich meiner Autorität, die wegen meines Alters vielleicht in Frage gestellt wird. Aber glücklicherweise erfuhr ich, dass hier jeder jedem mit Respekt gegenüber tritt und generell ein relativ angenehmes Arbeitsklima herrscht. Zumindest in meinem Bereich. Wie dem auch sei, durch meine Schwerpunkte auf Media and Public Appearance habe ich ziemlich viel mit den Fahrern zu tun und kann mittlerweile auch behaupten, dass ich mit einigen von ihnen eine gute Freundschaft geschlossen habe. Deshalb ist es für mich auch nicht unangenehm auf der heutigen Weihnachtsfeier mit anwesend zu sein und nebenbei ein paar Bilder für Social Media zu machen. Dafür hatte ich ein sehr schönes, elegantes Kleid besorgt, auf das ich mich schon seit dem Kauf an drauf freue. Dass ich beim Fertigmachen mehr darauf achte, gut auszusehen, als sonst, sollte mir zu Bedenken geben. Doch meine Gedanken kreisen zur Ablenkung nur um meine Aufgaben heute Abend, weshalb ich alle anderen ablenkenden Gedanken sofort in die hinterste Ecke meines Verstandes verbanne, als wir an der Location ankommen und ich aus dem Auto aussteige.
Drinnen befinden sich bereits ein paar Fahrer, die ich mit einem kurzen Lächeln begrüße und dann auf meinen Vorgesetzten zugehe, um den Abend nochmal mit ihm durchzugehen.
Nachdem das erledigt ist nehme ich mir ein Sektglas von einem Tablett, was ein Kellner durch die Menge trägt, bevor ich auf eine Gruppe zugehe. Dass dabei ein Blick ganz besonders intensiv auf mir liegt nehme ich unbewusst natürlich auch wahr, aber irgendwie kommt die Information nicht bis zu meinem Gehirn. "Hey, Jungs." - "Hi, busy women.", begrüßt mich Daniel mit einem breiten Grinsen, was ich ohne zu zögern erwidere, als mein Blick auf Charles zwei Personen weiter neben dem Australier fällt. Dieser hat seinen Blick auf mir liegen und scheint in seiner ganz eigenen Welt zu sein, weshalb ich mir etwas unsicher eine Haarsträhne hinter mein Ohr streiche. Nun scheint auch Pierre, der neben ihm steht, den starrenden Blick seines Freundes bemerkt zu haben, da er ihm kurz darauf etwas unsanft mit der Schulter schubst, sodass der Monegasse aus seinen Tagträumen erwacht. "Starr sie doch nicht so an. Du kannst auch Worte benutzen um ihr zu sagen, dass sie heute hübsch aussieht.", rechtfertigt sich der Franzose und verkneift sich ein schelmisches Lächeln, als Charles ihn fast panisch anblickt. Bei Pierres Worten setzt mein Herzschlag sofort einen Gang höher und ich schlucke einmal. Es ist wohl ein offenes Geheimnis, dass Charles und ich schon seit beinahe einem Jahr um einander herum schleichen und keiner sich traut, auf den anderen zuzugehen. Dabei ist jedem in diesem Raum klar, dass wir ein Auge auf den jeweils anderen geworfen haben.
Bevor jedoch noch irgendwer etwas hätte sagen können werden wir unterbrochen und zu unseren Plätzen gebeten. Ich werfe Charles noch einen beinah sehnsüchtigen Blick zu, doch er hat den seinen von mir abgewandt, weshalb ich seufzend die Schultern hängen lasse, bevor ich sie jedoch wieder aufrichte und mich zu meinem Platz begebe.

Die Feier ist nun seit einigen Minuten im Gange und mittlerweile sind überall Gespräche entstanden. So befinde auch ich mich mit einem Mitarbeiter der FIA in einem Gespräch über die kommende Saison. Bisher habe ich es vermieden Charles anzusehen, wobei mein Blick ungewollt doch immer wieder zu ihm gewandert ist. Doch vielleicht sollte ich endlich aufhören, mir zu viele Hoffnungen zu machen und die Andeutungen seiner Freunde als bloße Neckereien betrachten. Denn langsam bin ich es doch etwas leid, zu warten. Jedoch auch zu feige, um selber etwas zu tun. In meiner Vorstellung macht aber immer der Mann den ersten Schritt, auch, wenn diese Anschauung veraltet rüberkommen mag. Ich versuche, mich wieder auf meinen Gesprächspartner zu konzentrieren. Doch nachdem dieser sich kurz entschuldigt stehe ich erst einmal alleine herum und nippe immer wieder an meinem Glas. Gut, vielleicht fühle ich mich doch etwas unbehaglich unter all den Leuten, mit denen ich eigentlich nie wirklich ein Wort gewechselt habe, wenn es nicht um die Arbeit ging.
Dann jedoch sehe ich eine hastige Bewegung im Augenwinkel und will gerade meinen Blick dorthin wandern lassen, als mein Gesicht jedoch schon in zwei Hände genommen wird und kurz darauf ein Lippenpaar auf den meinen liegt. Geschockt und überrumpelt von der Situation stehe ich stocksteif, mit geweiteten Augen da und verstehe die Welt nicht mehr. Zwar haben meine Augen Charles mittlerweile erfasst, aber dass er gerade der sein soll, der mich küsst, kommt nicht so ganz bei mir an. Seine Lippen liegen auch nur für einen, meiner Meinung nach, zu kurzen Moment regungslos auf meinen, bevor er sich wieder in soweit von mir entfernt, um mir in die Augen zu sehen. Meine, noch immer geweitet vor Schock, und seine mit Unsicherheit und doch etwas selbstsicher geprägt. Ich bin nicht in der Lage, irgendwie zu reagieren, weshalb die Unsicherheit in seinen Augen doch die Überhand erlangt und er mich mit einem Mal loslässt. Doch bevor er sich verziehen kann kommt wieder Leben in meinen Körper und nun bin ich es, die ihre Hände auf seine Wangen legt und seinen Kopf zu sich zieht, um ihn zu küssen. Nun ist er derjenige, der perplex dasteht und nicht reagiert. Doch er kommt definitiv schneller wieder zu sich und zieht mich an meiner Hüfte enger an sich heran, bevor sich unsere Lippen nun zum ersten Mal in Bewegung setzen. Und das löst endlich dieses langersehnte Gefühl in mir aus, von dem ich seit zwei Jahren geträumt habe.





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